ADB:Heinrich I. (Markgraf von Österreich)
Liutpolds I., des ersten babenbergischen Vorstandes dieser Mark. Unter ihm haben der Anbau, die Sicherung und Befestigung des erst vor kurzem von den Ungarn wiedergewonnenen Landes unzweifelhaft bedeutende Fortschritte gemacht. Am 16. Novbr. 1002 schenkte ihm König Heinrich II., als Baiernherzog sein nächster Vorgesetzter, wol zum Danke für seine Unterstützung bei der Königswahl, den heute so reich bevölkerten Bezirk zwischen Liesing, Piesting und Wienerwald, damals eine wüste, noch jenseit der alten Markgrenzen liegende Einöde. Dazu sollte sich der Markgraf zwanzig Hufen jenseit der Donau zwischen dem Kamp und der March selbst aussuchen, ein Beweis, wie sehr es auch in dieser Gegend noch an Anbau fehlte. Heinrichs Residenz war Melk, wohin er aus Stockerau die Reliquien des als vermeinten Spions gehängten britischen Jerusalempilgers Choloman zu feierlicher Bestattung durch den Bischof von Eichstätt bringen ließ. Als König Heinrich II. 1015 drei Heere zum Angriff gegen Boleslav und dessen Sohn Mesco von Polen ziehen ließ, befehligte H. das aus Baiern und den böhmischen Hilfstruppen des Herzogs Othelrich gebildete Südheer, das von der Ostmark aus vordringen sollte. Die Polen kamen seinem Angriffe zuvor, brachen von Mähren aus in die Ostmark ein, erlitten aber durch Heinrichs Streitmacht starke Verluste und mußten mit Zurücklassung ihrer Beute das Land räumen. Aehnlichen Verlauf nahm der Feldzug des J. 1017 gegen Boleslav; ein kühner Ueberfall von Mähren her hinderte, wie es scheint, den baierischen Heerbann in Schlesien, dem diesmaligen Hauptschauplatze des Krieges, zu erscheinen. Im August aber rächte H. mit seinen Baiern diese Schlappe, indem er die mährische Abtheilung von Boleslavs Heer überfiel, sie mit einem Verluste von über 1000 Todten in die Flucht schlug und ihren böhmischen Gefangenen die Freiheit gab. Nicht lange aber überlebte der wackere Markgraf, eine der Säulen des Reiches, diesen Sieg; ein plötzlicher Tod raffte ihn am 23. Juni 1018 dahin. Er scheint keine Kinder hinterlassen zu haben und die Ostmark kam an seinen Bruder Adalbert, der vorher den Donau- und Schweinachgau verwaltet hatte.
Heinrich I., Markgraf der bairischen Ostmark (994–1018), Sohn- v. Meiller, Babenbergische Regesten. Büdinger, Oesterreich. Gesch. I, 472 ff. Hirsch u. Breßlau, Heinrich II.