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ADB:Heinrich III. (Graf von Nassau-Dillenburg)

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Artikel „Heinrich III. Graf von Nassau“ von Ernst Joachim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 551–552, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_III._(Graf_von_Nassau-Dillenburg)&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 01:47 Uhr UTC)
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Heinrich III. Graf von Nassau, aus der älteren dillenburger Linie, Sohn des Grafen Johann V. und der Elisabeth, Tochter des Landgrafen Heinrich von Hessen, geb. den 12. Jan. 1483 zu Siegen. Unter der Leitung seines durch Feldherrntüchtigkeit und staatsmännisches Talent gleich ausgezeichneten Oheims Engelbert II. von Nassau entwickelte er frühe dieselben Eigenschaften. Sein Leben ist eng mit der Geschichte des Hauses Habsburg verknüpft. Schon 1499 erscheint er am Hofe des Erzherzogs Philipp, des Sohnes Maximilians, den er dann von 1501 bis 1503 auf Reisen durch Frankreich, Savoyen und Deutschland begleitete. Dies mochte ihm Gelegenheit geboten haben zu seiner (am 28. Novbr. 1502 erfolgten) Verlobung mit Francisca, Tochter des Herzogs Jacob von Savoyen, welche Eheschließung ihm reiche Erwerbungen ohne spätere Realisation in Aussicht stellte, denn Francisca starb nach 9jähriger Ehe kinderlos, aber dadurch thatsächliche Erfolge brachte, daß sein Oheim Engelbert ihn in den Ehepacten als Erben seines reichen niederländischen Besitzes anerkannte. Dieser Vorliebe Engelberts für ihn entsprach auch seine durch diesen im J. 1503 erfolgte Ernennung zum Statthalter von Vianden. Und als dann bald darauf Engelbert aus dem Leben schied, sah H. sich in dem Besitz des ansehnlichen Ländercomplexes desselben in den Niederlanden. In weiser Mäßigung verzichtete er damals auf die ihm zustehenden Rechte an der von seinem Vater Johann zu erwartenden Erbschaft in den deutschen Landen zu Gunsten seines Bruders Wilhelm, indem er sich nur die Gemeinschaft an Nassau und Ansprüche an den katzenelnbogenschen Nachlaß vorbehielt. Den von Engelbert überkommenen Besitzstand wußte er bald durch mehrfache Erwerbungen zu vergrößern. Seine Verbindung mit dem Hause Oesterreich-Burgund wird dann eine immer engere. 1507 wird er Oberbefehlshaber der Kriegsvölker des Königs Maximilian und Karls, des Enkels desselben, in den Niederlanden, welche Würde für ihn 1512 und 1513 erneuert wurde, 1509 Drost von Brabant, nachdem ihm schon 1505 die Auszeichnung mit dem goldenen Vließe zu Theil geworden war. Ein hohes Zeichen des Vertrauens, welches ihm Maximilian schenkte, kann man wohl darin erblicken, daß dieser ihm nach seines Sohnes Philipp Tode theilweise die Erziehung seines Enkels Karl, des späteren Kaisers, übergab. Karl selbst übertrug später dieselbe Zuneigung auf ihn und bewies dieselbe zunächst dadurch daß er ihn mit der Führung der bekannten Gesandtschaft an Franz I. von Frankreich betraute, welcher unter andern politischen Aufgaben auch diejenige geworden war, eine Eheberedung zwischen dem jungen Habsburger und der fünfjährigen Schwägerin des Franzosenkönigs, Renata zu Wege zu bringen (1515). Jedenfalls zum Lohne dafür wurde H., welcher schon 1512 Statthalter und Generalcapitän von Brabant geworden war, die Würde eines Statthalters von Holland, Seeland und Friesland zuertheilt. Einen weiteren Dienst leistete er dem Hause Oesterreich durch die Bemühungen, mit welchen hauptsächlich er die von Karl aus politischen Gründen bezweckte, von dem niederländischen Clerus dagegen beanstandete Wahl des Philipp von Burgund, Bruder Karls des Kühnen, zum Bischof von Utrecht durchzusetzen vermochte. 1516 und 1517 erntete H. auch kriegerische Lorbeeren, da er an der Spitze eines österreichischen Heeres nach blutig-verheerendem Zuge den Herzog Karl von Geldern durch die Belagerung von Arnheim zum Verzicht auf Friesland nöthigte. Der deutschen Geschichte beginnt H. durch seine thätigen Bemühungen für die Kaiserwahl des Habsburgers Karl anzugehören, mit denen gleichzeitig auch solche für den Plan Karls bezüglich der Heirath seiner Schwester Katharina mit dem jungen Johann Friedrich von Sachsen, dem Neffen Friedrichs des Weisen, Hand in Hand gingen. Das Jahr 1521 sah ihn wiederum unter Waffen. Im Dienste Karls führte er [552] damals ein Heer von 20000 Mann gegen Robert von der Mark und Franz I. von Frankreich, eroberte kühn vordringend das feste Mouzon und andere Plätze und belagerte, wiewol ohne Erfolg, das durch eine List Bayard’s gerettete Mezières. 1522 legte er die Statthalterschaft über Holland nieder, um den Kaiser nach Spanien zu begleiten. Unterwegs erschien er mit diesem zugleich in England bei Heinrich VIII. An der Politik nahm H. auch während seines Aufenthaltes in Spanien regen Antheil, namentlich blieb sein Interesse auch den deutschen Angelegenheiten, die ja den Schwerpunkt jener historischen Epoche bilden, zugewandt. Dieser Aufenthalt in Spanien hatte auch ganz besondere Folgen für seine Person. Nachdem er 1515 zum zweiten Male sich mit Claudia von Chalons und Orange vermählt hatte, wodurch der spätere Anfall reicher Landschaften an das Haus Nassau vorbereitet wurde, Claudia aber 1521 mit Tode abgegangen war, schritt er 1524, wobei man eine Mitwirkung des Kaisers zu bemerken vermag, zur dritten Ehe mit Menzia von Mendoza, Markgräfin von Cenette, welche ihm neben dem Range eines Markgrafen dieses Namens auch stattliche Einkünfte in Spanien zubrachte, die allerdings Menzia selbst vortrefflich für sich zu verwenden verstanden zu haben scheint und welche, da diese Ehe ohne Kindersegen blieb, nicht weiter auf das Haus Nassau vererbt wurden. Briefe aus dieser Periode des Aufenthaltes in Spanien beweisen übrigens, daß ihm die dortigen Verhältnisse nicht besonders behagen wollten. Mit Freude mochte er den Augenblick begrüßen, in welchem er (1529) mit Kaiser Karl Spanien den Rücken wendete. In dem kaiserlichen Gefolge erscheint er dann in Italien, zumal bei der Kaiserkrönung Karls in Bologna, ferner in Deutschland auf dem Augsburger Reichstage (1530) zu wiederholten Malen von evangelischen Reichsständen, u. A. auch von Johann von Sachsen, um Vermittelung beim Kaiser angegangen, welchen Anmuthungen er auch trotz seiner geringen Sympathien für die neue Lehre sich nicht entzogen hat. Abwechselnd begegnen wir ihm darauf 1531 in den Niederlanden als Vollstrecker des letzten Willens der Erzherzogin Statthalterin, die ihm auch in ihrem Leben freundschaftlich zugethan war, 1532 auf dem Regensburger Reichstage in voller Thätigkeit für die katholische Sache und die Interessen des Kaisers, dann wiederum in den Niederlanden, immer mitten im politischen Getriebe, 1534 zum zweiten Male in Spanien im Gefolge des Kaisers und als Gesandten am Hofe zu Paris und 1536 nochmals als kaiserlichen Heerführer gegen die französischen Waffen. Als solcher dringt er in die Picardie vor, überrumpelt Guise und berennt wiederholt ohne besonderen Erfolg das bei dieser Gelegenheit arg mitgenommene, mit rühmenswerthem Heldenmuthe vertheidigte Peronne. Im Ganzen hatte er hier sich noch weniger günstiger Erfolge zu erfreuen, als an seinem zweiten französischen Feldzuge und mußte außerdem noch die Kosten dieser Campagne vorläufig aus eigenen Mitteln bestreiten. Die letzte politische That Heinrichs, von der uns Kunde wird, ist seine Vermittelung bei Waffenstillstandsverhandlungen Christians III. von Dänemark mit den Holländern. Am 14. Septbr. 1538 endigte dieser selbst unter den vielen hervorragenden Männern jener großen Periode wohl zu beachtenden Mann zu Breda sein bewegtes Leben mit Hinterlassung eines einzigen Sohnes aus zweiter Ehe, Renatus, des späteren Erben der reichen oranischen Besitzungen.

C. H. v. Rauschard, Nass. Geschlechtstafel d. Otton. Stammes, 1789, Mscr. J. Arnoldi, Gesch. der Oran.-Nass. Länder, Hadamar 1799 ff. Ders., Denkwürdigkeiten etc. E. Münch, Gesch. des Hauses Nassau-Oranien, 1831 ff. L. v. Ranke, Deutsche Geschichte i. Z. A. der Reformation.