Zum Inhalt springen

ADB:Heinrich IX.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Heinrich IX.“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 461–462, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_IX.&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Heinrich X.
Band 11 (1880), S. 461–462 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich IX. (Bayern) in der Wikipedia
Heinrich IX. in Wikidata
GND-Nummer 133802388
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|11|461|462|Heinrich IX.|Sigmund Ritter von Riezler|ADB:Heinrich IX.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=133802388}}    

Heinrich IX., Herzog von Baiern, Sohn Herzogs Welfs I. und der flandrischen Judith, folgte 1120 seinem kinderlosen Bruder Welf II. im Herzogsamte, nachdem er schon vorher in Italien, wo der alte estensische Familienbesitz in seiner Hand lag, zuweilen den von der königlichen Kanzlei nicht anerkannten Herzogstitel geführt hatte. Für die Geschichte seines Hauses hat dieser Welfe vornehmlich Bedeutung durch seine Ehe mit Wulfhilde, Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen; denn mit dem hierdurch gewonnenen lüneburgischen Besitz faßte das in Oberschwaben, Baiern und Italien bereits so mächtige Geschlecht zuerst auch in Sachsen festen Fuß. Anderseits verstärkten die ehelichen Verbindungen seiner vielen Töchter mit mächtigen Großen Baierns und Schwabens auch Heinrichs Stellung in Oberdeutschland. Seit langem hatte kein Reichsfürst mehr über eine so gewaltige Macht geboten. Im Anfange seiner Regierung und unter seiner Mitwirkung erfolgte nach dem langwierigen und verderblichen Investiturstreite der heiß ersehnte Friedenschluß zwischen Staat und Kirche. H. und andere Große übernahmen im Auftrage der Fürstenversammlung, die zu Michaelis 1121 in Würzburg tagte, mit Erfolg die Aufgabe, die bairischen Herren für den Beitritt zum dort beschlossenen Reichsfrieden und zu den Grundlagen des Wormser Concordates zu gewinnen. Nach dem Tode des letzten Saliers war er unter den Fürsten, welche die Anordnungen zur neuen Königswahl leiteten. Anfangs trat er eifrig für den Gemahl seiner Tochter Judith ein, den Staufer Friedrich, Herzog von Schwaben, und als die Fürsten, durch dessen stolze Haltung gereizt, sich gegen Friedrichs Wahl erklärten, verließ er mit seinem Eidam die Versammlung. Dann aber ließ er sich durch den Erzbischof Adalbert von Mainz und den Metropoliten seines eigenen Landes, Konrad von Salzburg, für den Auserwählten der Kirche und der Mehrheit, den Sachsenherzog Lothar gewinnen. Als glänzender Kaufpreis ward ihm die Verbindung [462] seines zweiten Sohnes Heinrich mit Lothars einziger Tochter Gertrud, Sachsens reichster Erbin, zugesagt. Als aber dann sein Eidam ausgedehnte Besitzungen der Salier, welche die Fürsten als Reichsgut betrachteten, als Erbe Kaiser Heinrichs V. für sich beanspruchte, als derselbe in die Acht erklärt und zum Reichskriege gegen ihn gerüstet ward, fand sich der Baiernherzog im peinlichsten Widerstreit der Pflichten gegen das Reich und gegen seine Angehörigen. In diesem Conflict, vielleicht auch durch körperliche Hinfälligkeit bestimmt, entsagte er dem Herzogthume zu Gunsten seines zweiten Sohnes – der ältere, Konrad, war wegen schwächlicher Leibesbeschaffenheit von früh auf für den geistlichen Strand bestimmt – und trat als Laienmönch in das von ihm neu aufgebaute Kloster Weingarten, starb aber schon am 13. December 1126 in der benachbarten Ravensburg. Er kann die Anfänge der Fünfziger Jahre nicht überschritten haben. Seine Gemahlin folgte ihm binnen wenigen Tagen, am 29. December, zu Altdorf im Tode und liegt neben ihm in Weingarten begraben. Heinrichs Beiname der Schwarze läßt sich, wie es scheint, nicht vor dem Ende des 13. Jahrhunderts nachweisen und gründet sich wol eher auf ein Bild, das den Herzog in der schwarzen Tracht des Laienmönches darstellte, als auf Erinnerung an seine Haar- und Hautfarbe.

Chr. Fr. Stälin, Wirtemberg. Gesch. II, 257 f. Riezler, Gesch. Baierns, I, 584 f. Bernhardi, Lothar von Supplinburg.