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ADB:Konrad I. (Erzbischof von Salzburg)

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Artikel „Konrad I., Erzbischof von Salzburg“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 609–615, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_I._(Erzbischof_von_Salzburg)&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 17:43 Uhr UTC)
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Konrad I., Erzbischof von Salzburg (1106–1147), stammte aus dem Hause der Grafen von Abenberg, wobei es indeß zweifelhaft bleibt, ob darunter die Grafen von Abensberg in Baiern oder die Grafen von Abenberg in Franken zu verstehen sind. Auch sonst war seine Verwandtschaft ebenso angesehen als zahlreich. Sein Großvater Pabo hatte, wie K. selbst seinem späteren Biographen öfter erzählte, 30 Söhne und 8 Töchter. Einer dieser Söhne Wolfram war Konrads Vater. K. wurde als jüngerer Sohn dem geistlichen Stande bestimmt, trat in die Kapelle Kaiser Heinrichs IV. ein, wurde Domherr zu Hildesheim und endlich Erzbischof von Salzburg. Sein Vorgänger in Salzburg, Erzbischof Thiemo war zwar schon 1101 auf einer Kreuzfahrt umgekommen, da aber Kaiser Heinrich IV. dem Stifte den Grafen Berthold von Mosburg als Gegen-Erzbischof aufgedrungen hatte, so vermochte das Capitel erst nach der Absetzung des Kaisers zu einer neuen Wahl zu schreiten, die am Hofe Heinrichs V. stattfand und aus welcher am 7. Januar 1106 unser K. hervorging. Mit großer Begleitung zog nun K. nach Salzburg: seine Brüder Otto und Wolfram und 1000 Ritter bildeten sein Gefolge. Als er am 25. Jan. dort ankam, fand er das Schloß von den Anhängern Bertholds besetzt, die, während er im Dome mit der Geistlichkeit zum Gottesdienst verweilte, plötzlich hervorbrachen, in der bischöflichen Residenz die zum Festmahle aufgestellten Tische und Stühle umwarfen und sich dann eilig in die Festung zurückzogen. Unbeirrt dadurch sandte K. Boten in die Festung und berief die Ministerialen zu sich, auf daß sie ihre Lehen empfangen sollten: wer sich dessen weigere, dem werde er dieselben entziehen. Dies wirkte. Einige unterwarfen sich sofort. Die Widerspenstigen ließ er richten, ebenso jene, die unter den von ihm aufgestellten Bedingungen ihre Lehen nicht nehmen wollten. Berthold, der Gegenbischof wich, mit dem Banne beladen, in seine Heimath, wo er den Rest seines Lebens elendiglich verbrachte. – Am 21. Octbr. erhielt K. auf dem Concil von Guastalla die Weihe und das Pallium aus den Händen des Papstes Paschalis II. Von [610] diesem Augenblicke an begegnen wir ihm als einer der einflußreichsten Persönlichkeiten in dem bald darauf wieder aufgenommenen Kampfe zwischen Papst und Kaiser. K. nahm 1110 an der Romfahrt Heinrichs V. Theil und wohnte dessen Kaiserkrönung sowie der Gefangennehmung des Papstes bei, wobei er der einzige war, welcher den Muth hatte, laut gegen diese Gewaltthat zu protestiren. Ein Ritter aus der Umgebung des Kaisers zückte gegen ihn das Schwert; der Kaiser aber schützte ihn mit ausgebreiteten Armen. Seit dieser Zeit muß die gegenseitige Entfremdung des Kaisers und Konrads eingetreten sein, wenn auch der letztere noch am 24. Septbr. 1111 zu Straßburg in einer Urkunde Heinrichs V. als Zeuge erscheint. Zum offenen Bruche gaben die inneren Verhältnisse des Salzburger Erzstiftes den Anstoß. Salzburg zählte zu denjenigen Gebieten, die durch den Investiturstreit unter Heinrich IV. am meisten zu leiden gehabt hatten. Als K. sein bischöfliches Amt antrat, fand er den Besitz seiner eigenen Kirche und jenen des Gurker Bischofs in fremden Händen. Dort hatte sich, wie in Salzburg, ein Eindringling der bischöflichen Güter und Würden bemächtigt, Berthold aus dem mächtigen Grafengeschlechte von Zeltschach. Um sich zu behaupten, wandte derselbe Mittel an, wie sein Metropolitan: er gab die Güter der Kirche Preis, indem er den Adel Kärnthens damit belehnte. Die Klöster, welche jener strengen Richtung angehörten, wie sie in den Stiftern des Schwarzwaldes vertreten war, waren geplündert, wie Admont, oder ganz verödet, wie Reichersberg; andere, wie die Nonnenklöster Göß und St. Georgen am Längsee waren materiell und geistig verkommen und das zuchtlose Gegentheil dessen, was sie sein sollten. K. griff hier energisch durch. Er schleuderte auf den eingedrungenen Bischof von Gurk den Bannfluch. Einen kräftigen weltlichen Arm fand er an dem Grafen Bernhard von Sponheim, der die Verwandten Bertholds, die gewaltthätigen Brüder Poppo und Wilhelm von Zeltschach aus Kärnthen vertrieb. Sie mußten sich dem Erzbischofe unterwerfen und einen Theil ihrer Güter abtreten. Berthold von Zeltschach mußte auf seine Würde verzichten und ging als bußfertiger Sünder in das Kloster St. Paul, dem er zugleich sein bedeutendes Erbe abtrat. Zum Bischofe von Gurk ernannte er vermöge des ihm zustehenden Ernennungsrechtes seinen Kaplan Hiltepold. Die verfallene Klosterzucht suchte er allenthalben wieder zu beleben. Namentlich aber betrieb er an seinem Domstifte die Einführung der Ordensregel des h. Augustin, die er in Sachsen näher kennen gelernt haben mag. Von daher verpflanzte er auch mehrere durch Sittenstrenge und Gelehrsamkeit ausgezeichnete Regularen in seine Diöcese: einen von diesen, Berwin, ernannte er zum Propst von Reichersberg. Seine Strenge zog K. viele Feinde zu. Auch die Ministerialen des Stiftes waren mit ihrem neuen Herrn unzufrieden. Einer derselben, der Dompropst Albuin begab sich nach Rom mit Klagen über K. Als er nach seiner Rückkehr von dem Castellan der Veste Salzburg überfallen und geblendet wurde, legten seine Standesgenossen die That dem Erzbischof selbst zur Last und zwangen ihn sich darüber persönlich zu Mainz vor dem Kaiser zu verantworten. Wenn gleich sein Biograph uns glauben machen will, daß K., nachdem er mit stolzen Worten jede Vertheidigung abgelehnt, nach kurzer Haft unbehindert in sein Bisthum zurückgekehrt sei, so ist es doch wahrscheinlich, daß schon damals der Kaiser seine förmliche Absetzung aussprach und sicher, daß sich K. in seinem Sprengel nicht mehr behaupten konnte und bei der alten Markgräfin Mathilde von Tuscien Zuflucht suchte und fand (1112). Nach Mathildens Tode (1115) genöthigt, ein anderes Asyl aufzusuchen, verbarg er sich einige Zeit im Kloster Admont; als er sich auch hier nicht mehr sicher fühlte, floh er nur von einem Ritter und einem Diener begleitet, nach Sachsen zum Erzbischof Adelgot nach Magdeburg, während er zum Leiter seiner Diöcese für die Zeit seiner Abwesenheit den Abt von Admont [611] Wolfold bestellte. In Sachsen blieb K. unter Herzog Lothars Schutze bis ins J. 1121. Im Mai 1118 wohnte K. der Synode bei, welche der Cardinal Kuno von Praeneste zu Köln versammelte. Nach dem Beschlusse dieser Synode sollte am 6. Juli eine neue Synode zu Mainz abgehalten werden, zu deren Besuche K. seine Suffraganen vergeblich aufforderte. Die Synode selbst fand sodann nicht zu Mainz, sondern (28. Juli) zu Fritzlar statt, nachdem zuvor (7. Juli) K. zu Corvey dem Cardinal bei der Weihe des Bischofs Theogar von Metz Assistenz geleistet hatte. Auch wird K. unter den Bischöfen genannt, auf deren Rath Calixtus II. auf der Synode zu Rheims (30. Octbr. 1118) das Anathem über den Kaiser erneuerte. Aber noch vor dem Wormser Concordate schloß K. vermuthlich unter Vermittelung des Herzogs Heinrich des Schwarzen von Baiern mit dem Kaiser Frieden und kehrte 1121, geleitet von Liutpold, dem Sohne des steirischen Markgrafen Ottokar in seinen Sprengel zurück. Dort erwarteten ihn neue Kämpfe mit dem Bruder des Patriarchen Udalrich von Aquileja, dem eppensteinischen Herzog Heinrich II. von Kärnthen, der den Bischöfen von Gurk und Salzburg ihre kärnthner und friauler Besitzungen mit bewaffneter Macht zu entreißen suchte. Doch zog K. eilends mit 1000 Mann nach Kärnthen, vereinigte sich zu Krapfeld mit den Truppen des Gurker Bischofs und zwang den Herzog, welcher sein Lager bei Glaneck aufgeschlagen hatte, zum Friedensschlusse. Unter Heinrichs II. († 1122) Nachfolgern aus dem Hause Sponheim-Ortenburg, Heinrich III. und Engelbert entbrannte diese Fehde von neuem. Theils mit Waffengewalt, wobei ihn der Markgraf Leopold III. von Oesterreich als Bundesgenosse unterstützte, theils durch Unterhandlungen erwirkte der Erzbischof endlich einen dauernden Frieden. Auch mit König Stefan II. von Ungarn, dessen Leute in den letzten Jahren wiederholt verwüstende Raubzüge in die Ost- und Steiermark unternommen hatten, schloß K. (vor 1127) einen Frieden, der freilich 1131 noch einmal durch einen Einfall in die steirische Mark unterbrochen wurde. Erst seit diesem Jahre ward durch erneute Vorstellungen den Verheerungen der Steiermark für immer ein Ziel gesetzt, die sich nun erst mit Colonisten bevölkern konnte. Auch die kirchlichen Wirren dauerten noch einige Zeit im Salzburgischen fort, da K. gegen seine beiden Suffraganen Hugo von Brixen und Heinrich von Freising, die sich der Partei Heinrichs V. angeschlossen hatten, energisch einschritt. Hugo wurde mit päpstlicher Ermächtigung abgesetzt, Reinbert, bisher Abt von St. Peter in Salzburg zum Bischof von Brixen gewählt und nachdem die 1125 zur Königswahl zu Mainz versammelten Fürsten die Wahl gebilligt hatten, von K. geweiht. Minder glücklich war K. gegen den Bischof Heinrich von Freising, der, aus dem gräflichen Hause Beilstein stammend und mit dem Markgrafen Leopold III. von Oesterreich verschwägert, über einflußreiche Verbindungen gebot. K. lud den Bischof ein, mit ihm vor dem päpstlichen Richterstuhle in Rom zu erscheinen und kam eines Tages, als Heinrich in Oesterreich verweilte, selbst nach Freising, um den Clerus gegen seinen Bischof aufzuwiegeln. Aber umsonst. Vielmehr entspann sich im Dome zu Freising ein heftiger Wortzank, der damit endete, daß K. von Schmähungen überhäuft, den Rückzug antreten mußte. Bischof Heinrich war jedoch klug genug nach Rom zu eilen und sich dem Papste Calixt zu unterwerfen. Auch die Freisinger leisteten dem Erzbischofe in Laufen Abbitte. Gleichwol erlaubte sich K. noch später Eingriffe in Heinrichs Amtsführung und ließ in Tegernsee alle von ihm geweihten Altäre zerstören, bis endlich Papst Honorius II. dem Salzburger nachdrücklich jede weitere Ueberschreitung seiner Befugnisse untersagte. Mit diesem Freisinger Kirchenstreite steht auch eine Synode zu Laufen (31. Juli 1129), die erste Versammlung dieser Art nach langer Zeit, in Zusammenhang. – Auch nach dem Wormser Concordate hielt K. an den früheren Ansprüchen [612] der Kirche in der Investiturfrage fest. Mit directer Verletzung des Concordates weihte er den Bischof Reinbert von Brixen noch vor der Wahl Lothars III. Bei der letzteren tritt K. ebenfalls bedeutsam hervor. Als Lothar von seiner Partei in tumultuarischer Weise zum Könige ausgerufen wurde, war es K. und Bischof Hartwich von Regensburg, welche im Namen der baierischen Bischöfe erklärten, daß sie auf eine Königswahl ohne ihren Herzog nicht eingehen könnten. Erst als in Folge dessen die Versammlung beschloß, den Herzog von Baiern zur Theilnahme aufzufordern, vereinigte K. seine Bemühungen mit denen Erzbischofs Adalbert von Mainz zur Erhebung Lothars auf den Thron. Als sodann dieser am Tage nach der Wahl die Huldigung der geistlichen und weltlichen Fürsten entgegennahm, wobei er den Bischöfen das Hominium erließ, war es blos K., der sich weigerte, selbst auch nur den Eid der Treue zu leisten. Sowie Lothar selbst der kirchlichen Partei zugethan war, so stand auch K. durch die ganze Zeit seiner Regierung treu zu ihm. K. wird unter den drei Erzbischöfen genannt, welche 1127 zu Würzburg den Gegenkönig Konrad mit dem Banne belegten. Im October 1130 fand zu Würzburg eine Synode über das kirchliche Schisma statt. Auch K. war zugegen und sprach sich für die Anerkennung Innocenz II. aus, für den ihn bereits zuvor Erzbischof Walter von Ravenna durch ein (von E. Dümmler, Forsch. z. deutsch. Gesch. VIII. Bd. veröffentlichtes) Schreiben über die Vorgänge bei der Papstwahl gewonnen hatte. König Lothar sandte unseren Erzbischof und den Bischof Konrad von Münster mit der Nachricht der erfolgten Anerkennung von Seiten Deutschlands an Innocenz II., welcher damals zu Clermont in Frankreich einem Concil präsidirte. Ob K. auch auf der Lütticher Zusammenkunft Lothars mit Papst Innocenz II. zugegen war, ist, da die betreffende Urkunde angezweifelt wird, unsicher. Als am 19. Mai 1132 Bischof Kuno von Regensburg starb, setzte der frühere Vogt des Stiftes Friedrich aus dem Hause Bogen die Wahl Heinrichs aus dem Hause der Grafen von Wolfratshausen durch und auch diesmal weihte K. den Neugewählten ohne vorgängige Investitur des Königs. Im März des Jahres 1135 wohnte K. dem Bamberger Reichstage bei, auf welchem die Aussöhnung Lothars mit dem Staufer Friedrich stattfand, doch wird auch hier die betreffende Urkunde angezweifelt. Sicher treffen wir ihn dagegen im Mai 1135 zu Merseburg am Hofe des Kaisers, als dieser das Kloster Formbach am Inn in seinen Schutz nahm. Der zweiten Romfahrt Lothars dagegen schloß er sich so wenig als der ersten an. Vielmehr befand sich K. zu Anfang des Jahres 1136 in der Ostmark, wo er am 2. Februar als Zeuge die Stiftung der Abtei (Klein) Maria Zell bestätigte und die Kirche der von dem Markgrafen Leopold zu Kloster Neuburg gestifteten Propstei consecrirte. – Zunehmendes Alter und Hinneigung zu beschaulichem Leben veranlaßten K. sich 1137 an den Papst mit der Bitte zu wenden, dem Bischof Roman von Gurk die Administration des Erzstiftes zu übertragen, ihm selbst aber zu gestatten, sich in ein Kloster zurückziehen zu dürfen. Der Papst bewilligte das erstere, versagte jedoch das zweite Ansuchen. In der That scheint sich von da an Bischof Roman fast immer an Konrads Seite befunden und in allen wichtigen Angelegenheiten intervenirt zu haben. Der Wunsch Konrads, sich aus der Welt zurückzuziehen, mag wol auch durch die politischen Veränderungen nach Kaiser Lothars Tode veranlaßt worden sein. Wol war die Wahl König Konrads III. nicht minder als die seines Vorgängers ein Werk der Kirche; aber sie verletzte so sehr das Recht und Herkommen, daß Erzbischof Albero von Trier, der eigentliche Urheber der Wahl, es nöthig fand, ein begütigendes Schreiben an K. zu richten, der bei dem Wahlacte nicht zugegen gewesen war. Dennoch blieb der Salzburger Erzbischof mit seinen Suffraganen dem ersten Reichstage, den König Konrad zu Bamberg versammelte, ferne und gab vielmehr in einem Schreiben [613] an die Versammlung der Unzufriedenheit Ausdruck, die in ihm wie anderen geistlichen und weltlichen Fürsten durch ihre Zurücksetzung bei der Coblenzer Wahl wachgerufen worden sei. Erst als neuerdings der päpstliche Legat Dietwin und die Bischöfe von Trier und Bamberg im Namen aller zu Bamberg versammelten Fürsten ein dringendes Schreiben an ihn richteten, worin sie hervorhoben, daß die Wahl des Staufers einstimmig gewesen und nur weil Gefahr im Verzuge, so rasch vollzogen worden sei und daß man den Baiernherzog von der Wahl lediglich deshalb ausgeschlossen habe, weil er gegenüber der römischen Kirche eine feindliche Stellung eingenommen, und als endlich König Konrad selbst an den Salzburger in den gewinnendsten Ausdrücken schrieb, erschien dieser zu Regensburg, doch in der stolzen Haltung, welche ihm das Bewußtsein vielumworbener Autorität und nach harten Kämpfen siegreich durchgesetzter Principien verlieh. Als der Zähringer Konrad verlangte, daß er dem Könige den Lehenseid leiste, fiel er ihm ins Wort: „Herr Herzog, wäret ihr der Wagen, ihr liefet wohl den Ochsen voran! Zwischen mir und dem Herren Könige wird sich alles so ordnen, daß eure Sorge überflüssig ist.“ Der König hielt dem Zähringer die Hand vor den Mund und erklärte dem Erzbischofe begütigend, seine Ergebenheit genüge, von allem weiteren wolle er absehen. An seinen Ansichten in der Investiturfrage hielt K. auch unter König Konrad fest. Weder bei der Erhebung des Bischofs Otto von Freising (1137) noch bei der Hartmanns von Brixen (1140) scheint das Concordat eingehalten, bei jener Reginberts von Passau (1138) ist die Verletzung desselben sogar gewiß (H. Witte, Forsch. z. Gesch. des Wormser Concordates). Seit dieser Zeit tritt K. immer mehr von dem politischen Schauplatze zurück. Während der Wirren, welche in Baiern der Streit der Staufen und Welfen hervorrief, wird sein Name nur einmal genannt. Wegen der Verwüstung der Regensburger Kirchengüter verhängten K. und der Regensburger Bischof die Excommunication über die Herzoge von Baiern und Böhmen, den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach und den Domvogt Friedrich von Regensburg, welches Urtheil Papst Eugen III. am 2. Juli 1146 bestätigte. Doch scheint die Aussöhnung der gebannten Herren mit der Kirche bald wieder erfolgt zu sein, da zwei derselben – der Vogt Friedrich und der Pfalzgraf Otto einer Synode beiwohnten, welche im September 1146 Erzbischof K. zu Reichenhall abhielt. Leider wird uns nichts über Anlaß, Zweck und Verhandlungsgegenstände dieser zahlreich besuchten Synode und einer darauf zu Passau stattgefundenen Zusammenkunft Konrads mit den Bischöfen und Aebten Baierns überliefert. Es liegt aber nahe, diese Versammlungen mit der langjährigen das Herzogthum Baiern verwüstenden Fehde zwischen dem Babenberger und Herzog Welf in Zusammenhang zu bringen, durch welche auch das Erzstift Salzburg und die Bisthümer Regensburg, Freising und Passau betroffen wurden und die erst im J. 1146 zu einer Art Abschluß kam. Bald darnach schied K. am 9. April 1147 aus dem Leben. Nach der Angabe einer Quelle ereilte ihn nicht in Salzburg selbst, sondern im Lungau der Tod. Er wurde in der Domkirche zu Salzburg bei dem Altar der 11,000 Jungfrauen, nach andern, doch späteren Nachrichten „vor dem Altar der h. Erintrud“ beigesetzt. – In der Jugend war K. wol kein Verächter weltlicher Freuden gewesen; wenigstens hieß er bei den Mitschülern wegen seiner Kleiderpracht „Konrad mit dem Pallium“. Als Kirchenfürst aber zeigte er sich tief ergriffen von dem mönchischen Zuge, der das kirchliche Leben der Zeit beherrschte. Er bekannte sich selbst zu der augustinischen Ordensregel und führte dieselbe trotz vielfachen Widerstrebens 1122 in seinem Capitel und allmählich bei allen religiösen Genossenschaften seines Sprengels durch, die nicht bereits nach einer Mönchsregel lebten. Mit Hülfe von sächsischen Klerikern reformirte er Reichersberg, später setzte dort den berühmten Gerhoh [614] als Propst ein. Andere Geistliche berief er aus Klosterrath bei Aachen, wohin sich früher (1111) auf seinen Antrieb Richer aus Raitenbuch begeben hatte. Ebenso sandte er einen vornehmen Domherrn aus Köln, Namens Lambert, der in Raitenbuch die Kutte genommen hatte, später mit einer Colonie von Ordensbrüdern nach dem neugestifteten Kloster Neuwerk bei Halle. Au und Herrenchiemsee, zwei alte Salzburger Klöster, rief er als Augustinerpropsteien neuerdings ins Leben. Damals entstand das Cistercienserkloster Schutzing, welches K. im Einverständniß mit dem Stifter nach Raitenhaslach (1146) verlegte. Bei St. Zeno, der alten Pfarrkirche von Reichenhall gründete K. 1136 eine Augustinerpropstei; die alte Kirche wurde niedergerissen und an ihrer Stelle die noch heute stehende erbaut. Suben am Inn, wo schon früher eine kleine Genossenschaft von Säkularcanonikern lebte, erhielt K. vom Bischof Altmann von Trient 1142 unter der Bedingung abgetreten, daß dort ein Augustinerstift begründet werde. So ist das dortige Kloster St. Lambert entstanden. Auch die Gründung der Propstei Berchtesgaden fällt in diese Zeit. Die Stiftung des Cisterzienserklosters Rein in Steiermark, zu der Markgraf Leopold von Steier den Grund gelegt hatte, ward nach dessen Tode 1138 von seiner Wittwe Sophie in Gegenwart des Salzburger Erzbischofs vollzogen. Ueberhaupt war Konrads Walten besonders für die Steiermark segensreich. Admont verehrt ihn gleichsam als seinen zweiten Stifter. Dem Abte von Admont Wolfold, den er aus St. Georgen im Schwarzwalde berufen hatte, vertraute er die Reform und Beaufsichtigung des Frauenklosters zu St. Georgen am Längsee an. 1121 weihte K. das Kloster Admont von neuem ein, nachdem er sowohl Kirche als Klostergebäude mit Säulen aus Marmor auf eigene Kosten hatte erbauen lassen. In Salzburg räumte er den Mönchen von St. Peter in Berücksichtigung der Gefahren und Beschädigung, denen ihr Kloster durch die fortwährenden Erdabstürze von dem im Rücken desselben befindlichen Berge ausgesetzt war, einen neuen Wohnsitz ein. Am 5. Mai 1127 brannte das Salzburger Münster nieder, wurde aber mittelst der reichen Beisteuer des Königs Stefan II. von Ungarn so schnell wieder hergestellt, daß K. noch in demselben Jahre die Weihe vornehmen konnte. Herrliche Glocken zierten den Bau, hohe Thürme, deren die abgebrannte Kirche keinen besessen, herrliche Fenster und schön in Gold gemalte Wände. Auch gründete K. zu Salzburg das Hospital St. Johann Baptist, außer welchem unter ihm auch noch das Hospital St. Johann Evangelist durch das Domcapitel gestiftet wurde. Die von Erzbischof Gebhard begonnenen Burgen Hohensalzburg und Hohenwerfen ließ er vollenden. Er erbaute die Burg Zillern, nach der dort in den Inn mündenden Ziller-Ache genannt (das spätere Kropfsberg) und zum Schutze des Landes gegen die Ungarn die Vesten Leibnitz an der Mur, Pettau an der Drau und Reichenburg an der Save. Zu Friesach bestand bis auf seine Zeit außer der Burg nur ein Dorf, welches aber nicht am Fuße des Castelles sondern am linken Ufer des Metnitzbaches lag und durch diesen von jenem getrennt war. K. verlegte den Ort vom linken auf das rechte Ufer des Metnitzbaches und umgürtete ihn mit Mauern, Thürmen und sonstigen Befestigungen. Die Burg ließ er so stattlich ausschmücken, daß sie nach dem Ausspruche seines Biographen eher der Sitz eines Kaisers als eines Bischofs zu sein schien. Auch hier erbaute er ein Hospital und weihte die Maria-Magdalenenkirche ein. – Nach alledem dürfte der Biograph Konrads nicht Unrecht haben, wenn er erzählt, daß König Konrad, als er im J. 1149 das Pfingstfest zu Salzburg feierte, erklärt habe, ihm sei niemals ein so würdevoller, wohlanständiger Klerus zu Gesicht gekommen, als der Salzburger, und als er bereits wieder das Salzburger Gebiet hinter sich hatte, gegen seine Begleiter laut das gut gepflegte Land, die wohlgearteten und zufriedenen Einwohner gerühmt habe. Und wenn später, als der Kampf zwischen Reich und Kirche von [615] neuem entbrannte, Salzburg sich als das festeste Bollwerk Alexanders III. in Deutschlands erwies, so war dies nicht zum geringen Theile eine Folge der von K. im Salzburgischen durchgeführten Reformen.

Konrad I. von Salzburg fand einen seiner nicht unwürdigen Biographen. Es ist dies die Vita Chunradi archiep. Salisb. ed. Wattenbach, M. G. SS. XI. Der Verf. stand K. persönlich nahe und wurde 1131 von ihm als Bote nach Ungarn gesendet. Die Vermuthung v. Meiller’s aber, daß Abt Irimbert von Admont der Verfasser sei, wird von W. v. Giesebrecht, Gesch. d. Deutsch. K. Z. III, 1065 zurückgewiesen. Die Handschr. weisen vielmehr auf St. Peter in Salzburg. Vgl. außerdem die zu Admont entstandenen Vitae Gebhardi et successorum M. G. SS. XI. Auch der Verfasser der Narratio de electione Lothari stand wahrscheinlich mit K. in persönlichem Verkehr. – Vgl. sonst A. v. Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensium. – L. Schmued, Salzburg unter Thiemo und Konrad I. (Progr. d. Oberrealschule am Schottenfelde in Wien 1860). Christian Meyer, Erzb. Konrad I. von Salzburg, München 1865 (Jenaer Inaug.-Diss.). – Riezler, Gesch. Baierns I, 573 ff.