ADB:Leopold III. (Markgraf von Österreich)

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Artikel „Leopold III. (IV.), der Heilige, Markgraf von Oesterreich“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 382–384, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leopold_III._(Markgraf_von_%C3%96sterreich)&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 21:11 Uhr UTC)
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Leopold (Liutpold) III. (IV.), der Heilige, Markgraf von Oesterreich, aus dem Hause Babenberg (1096–1136), Sohn und Nachfolger Leopolds II. (III.), folgte seinem Vater, obgleich dieser der päpstlichen Partei angehörte, da sich der Kaiser damals in Italien befand, ungehindert im Besitze der Mark. Auch stellte sich der junge Markgraf freundlicher als sein Vater zu Heinrich IV., mit welchem er zu Regensburg (1099) zusammentraf. Ebenso näherte sich L. dem Böhmenfürsten Bretislaw, der seinem Bruder Borivoj Gerberga, die Schwester Leopolds vermählte (1100). Als Heinrich V. sich gegen seinen Vater, den alten Kaiser, auflehnte, leisteten dem letzteren der Markgraf L. und sein Schwager, der [383] Böhmenherzog Borivoj, Zuzug. Aber beide fielen, wie es scheint, noch zu Regensburg zu Heinrich V. ab, mit dessen Schwester Agnes, der Wittwe des Herzogs Friedrich I. von Schwaben († 1105), aus dem staufischen Hause, sich L. bald darnach (1106) vermählte. Als Heinrich V. (1108) gegen König Koloman von Ungarn zu Felde zog, traf er zu Tuln mit seinem neuen Schwager L. zusammen, der sich dem Feldzuge anschloß und auch in der Folge in guten Beziehungen zu dem Reichsoberhaupte stand. Wiederholt treffen wir ihn am kaiserlichen Hoflager, so 1112 (Juli) und 1114 (Januar) zu Mainz, 1121 (März) zu Regensburg. Mit Ausnahme mehrerer Einfälle der Ungarn in die Mark, die, mit einander verbündet, L. und Herzog Wladislav von Böhmen (1119) ihrerseits durch Einnahme und Zerstörung der Eisenburg vergalten, nahm die fernere Regierung des Markgrafen einen friedlichen Verlauf. Um so segensreicher war die Thätigkeit, die derselbe im Innern seines Landes entfalten konnte. Hier knüpfen sich vor allem zwei bedeutsame Klostergründungen an seinen Namen. L. verlegte die Residenz auf den Kalenberg, auf dem er sich eine Burg erbaute und zu dessen Füßen er das Chorherrenstift Kloster-Neuburg gründete. (Sage von der Markgräfin Schleier.) Der erste Propst hieß Otto. Nach dessen Tode bestimmte L. seinen eigenen Sohn Otto zum Nachfolger, sandte ihn aber zuvor zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung mit einem Gefolge edler Jünglinge nach Paris. Als aber dieser zu Morimond in den Cistercienserorden trat, übertrug L. auf den Rath des Erzbischofs von Salzburg und der Bischöfe von Passau und Gurk, die er deshalb zu sich beschied, dem Propst von Chiemsee, Hartmann, später Bischof von Brixen, die Leitung seiner Stiftung, die er reichlich mit Gütern bedachte, wie er denn u. a. von dem Stifte St. Nicolaus zu Passau gegen jährliche zollfreie Einfuhr eines Schiffes nebst einem Missale eine vollständige Bibel in drei Foliobänden erwarb, von denen sich einer (der zweite) noch gegenwärtig im Besitze des Stiftes befindet. 1136 wurde die Kirche des Stiftes Kloster-Neuburg eingeweiht. Auf Antrieb seines Sohnes, des gelehrten Abtes von Morimond und späteren Bischofs von Freising, Otto, gründete (1136) L. auch das erste Cistercienserkloster in Oesterreich am Sattelbach, Heiligenkreuz genannt, nach einer Kreuzespartikel, die einst Otto von einer Reise mit sich brachte. Die ersten Mönche kamen aus Morimond. Der Bau der Kirche wurde noch unter L. begonnen. Auch ist L. neben den Brüdern von Schwarzenburg-Nöstach als Gründer des Benedictinerklosters (Klein) Maria Zell (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Wallfahrtsorte Maria Zell in Steiermark) in Niederösterreich zu betrachten. Nach außen hin genoß der Markgraf ein solches Ansehen, daß er nach dem Tode Heinrichs V. bei der zu Mainz stattfindenden Wahl von der zu diesem Behufe eingesetzten Commission neben Herzog Friedrich II. von Schwaben und Herzog Lothar von Sachsen als Throncandidat aufgestellt wurde. Indeß erklärte L. alsbald, daß er eine etwa auf ihn fallende Wahl nicht annehmen werde, wobei er sich auf die große Zahl seiner Söhne, deren Ehrgeiz leicht zur Zwietracht im Reiche führen könnte und auf sein hohes Alter berief; vielmehr versicherte er auf die Anfrage des Erzbischofs von Mainz, seinen Gehorsam dem künftigen Herrscher und erbot sich zu einem Eide, daß er weder die Krone wünsche, noch ihrem künftigen Träger entgegen sein werde. Dieselbe Erklärung wiederholte L. in der Vollversammlung der Fürsten, in welcher sodann Lothar zum König ausgerufen wurde. Im Herbste des J. 1125 wohnte L. dem Reichstage bei, welchen Lothar zu Regensburg abhielt. Damals wurde der Beschluß gefaßt, den staufischen Brüdern einen Theil der salischen Erbschaft zu entziehen. Wol aus diesem Grunde scheint sich L., ihr Stiefvater, fortan von Lothar ferngehalten zu haben. Wenigstens erscheint er in der Folge nicht mehr in dessen Umgebung; ja 1133 leistete er sogar seinem Verwandten, dem [384] Grafen Otto von Wolfrathshausen, Neffen des Bischofs Heinrich von Regensburg, gegen des Kaisers Schwiegersohn, Heinrich den Stolzen, Herzog von Baiern, bewaffnete Hülfe. Durch den im J. 1131 erfolgten Tod König Stefans II. von Ungarn und den darauf eintretenden Thronstreit wurde auch Oesterreich in Mitleidenschaft gezogen. Denn Leopolds Sohn Adalbert war mit einer Schwester Belas des Blinden vermählt, welchem der Prinz Boris als Prätendent um die ungarische Krone gegenüber stand. Adalbert zog seinem Schwager gegen Boris und dessen Verbündeten, den Herzog Boleslav III. von Polen zu Hülfe, und sein Erscheinen gab zu Gunsten Bela’s den Ausschlag. Am 15. Nov. 1136 starb L. Er wurde zu Kloster-Neuburg, in seiner Stiftung, begraben. Seine Gemahlin Agnes, die Mutter der staufischen Brüder Friedrich und Konrad (des späteren Königs), hatte ihm 18 Kinder geboren, von welchen ihn 11 überlebten: nämlich den eben genannten Adalbert, Heinrich (später als II. Markgraf, dann Herzog von Oesterreich), Leopold (IV. resp. V.), Ernst, Otto (Bischof von Freising) und Konrad (später Bischof von Passau, dann Erzbischof von Salzburg) und die Töchter Bertha, Gemahlin des Burggrafen Heinrich von Regensburg, Agnes, Gemahlin Herzog Wladislavs II. von Polen, Stammmutter der schlesischen Piasten, Gertrud, Gemahlin Wladislaws II., Herzogs, dann Königs von Böhmen, Elisabeth, Gemahlin Hermanns von Winzenberg, Landgrafen von Thüringen, und Judith, Gemahlin des Markgrafen Wilhelm von Montferrat. Trotzdem scheint das Familienleben Leopolds nicht das Bild ungetrübten Glückes dargeboten zu haben. Auf tiefer gehende Zerwürfnisse unter seinen Söhnen deutet schon die oben citirte von L. ausgesprochene Befürchtung, durch welche er die eventuelle Ablehnung der deutschen Krone motivirte. Ebenso läßt sich vielleicht eine Stelle im Stiftungsbrief von Maria Zell deuten. Auch weist darauf die Bevorzugung des Sohnes L. auf Kosten Heinrichs, des ältern aber „minder beliebten“ und der Hader hin, welcher nach dem Tode des Vaters zwischen den Söhnen Adalbert und Leopold entbrannte. Dagegen hat ihm sein Sohn Otto ein treues Andenken bewahrt; er nennt ihn in seiner Chronik „durch und durch Christ, Vater des Clerus und der Armen“. In der That scheint dies der durchgreifende Zug seines Wesens zu sein. Daher wurde L. schon von den Zeitgenossen der „Fromme“ (pius) genannt und 1484 von Papst Innocenz III. unter die Heiligen versetzt.

Meiller, Regesten der Babenberger. – W. v. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, III. IV. – Riezler, Geschichte Baierns, I. – Fr. M. Mayer, Die östl. Alpenländer und der Investiturstreit. – W. Bernhardi, Lothar von Supplinburg. – Ambros Heller, Beiträge zur Kulturgeschichte Niederösterreichs in der Zeit Leopold des Heiligen (Blätter des V. f. Landesk. von Niederösterreich, IV.). – A. Huber, in den Mittheilungen des Inst. f. österr. Geschichtsforsch., II. 382. Ueber die Gründung von Kloster-Neuburg: M. Fischer, Geschichte von Kloster-Neuburg; über der Markgräfin Schleier: Pfeiffer, Germania, N. R. I. (13. Jahrg.: Hieb u. Wurf als Rechtssymbole in der Sage).