Zum Inhalt springen

ADB:Konrad II. (Erzbischof von Salzburg)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Konrad II., Erzbischof von Salzburg“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 615–617, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_II._(Erzbischof_von_Salzburg)&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 01:52 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 16 (1882), S. 615–617 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Konrad II. von Babenberg in der Wikipedia
Konrad II. von Babenberg in Wikidata
GND-Nummer 118842897
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|615|617|Konrad II., Erzbischof von Salzburg|Heinrich Ritter von Zeißberg|ADB:Konrad II. (Erzbischof von Salzburg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118842897}}    

Konrad II., Bischof von Passau, Erzbischof von Salzburg, Sohn des Markgrafen Leopold III. von Oesterreich und der Tochter Kaiser Heinrichs IV. Agnes, um 1115 geboren, erscheint zum ersten Male in einer im September 1139 zu Selz ausgestellten Urkunde seines Stiefbruders König Konrads III. unter den Zeugen als Hofkaplan. Bald darauf wurde er Dompropst zu Utrecht, 1143 (zugleich?) Dompropst zu Hildesheim und folgte auf Reginbert als Bischof von Passau durch freie Wahl des Domcapitels (Ende 1148 oder Anfang 1149). 1150 wohnte er einer Synode zu Salzburg bei. 1152 treffen wir ihn auf dem Hoftage zu Regensburg, den König Friedrich zu Anfang Juli abhielt. K. befand sich auch unter den Bischöfen, welche sich zu Gunsten des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg bei dem Papste verwendeten. Im Februar 1154 weilte er am Hofe des Königs zu Bamberg, 1156 wohnte er der Erhebung Oesterreichs zum Herzogthum bei. Auch in dem Streite des Kaisers mit Papst Hadrian stand K. wol auf der Seite des ersteren, da Ragewin ausdrücklich sagt, daß das bekannte Antwortschreiben an den Papst von allen Bischöfen Deutschlands ausging. Auch wohnte er noch am 18. Januar 1158 dem Fürstentage zu Regensburg bei. 1158 gerieth K. in Streit mit seinem Bruder Heinrich, dem Herzoge von Oesterreich, wozu wol die ungewöhnlichen Privilegien des neuen Herzogthums den Anstoß gaben (vgl. den Artikel Heinrich II. [Jasomirgott]). 1160 berief der Kaiser das Concil zu Pavia, welches sich über die zwiespältige Papstwahl entscheiden sollte. Während der Erzbischof von Salzburg und zwei von dessen Suffraganen (jener von Freising und der von Brixen) nicht erschienen, fanden sich dagegen die Bischöfe von Passau und Regensburg ein, unterschrieben aber die Beschlüsse des Concils, das sich für Victor IV. gegen Alexander III. entschied, nur vorbehaltlich der Zustimmung der gesammten katholischen Kirche. So mag der Verfasser der Historia calamitatum ecclesiae Salisburgensis wol Recht haben, wenn er den Bischof von Passau zu den geheimen Anhängern Alexanders rechnete, wenn auch K. damals nicht offen für denselben hervortrat, sondern noch 1163 sich am Hofe des Kaisers einfand. Im ganzen spielte K. bis dahin keine hervorragende politische Rolle am Hofe Friedrichs und nahm an den Zügen desselben nach Italien nicht theil, sondern erschien hauptsächlich nur auf solchen Hoftagen, welche in Baiern oder dessen Nachbargebieten abgehalten wurden. Dies änderte sich jedoch, als nach dem Tode des Erzbischofs Eberhard von Salzburg (1164), Clerus und Ministerialen, in aller Eile, noch am Tage der Leichenfeier, um die Einwirkung des Kaisers auszuschließen, zur Wiederbesetzung [616] des bischöflichen Stuhles schritten und K. unter der Bedingung zum Erzbischof wählten, daß er so wie sein Vorgänger offen zu Alexander stehe. K. nahm die Bedingung an und für Alexander Prälaten und Kanoniker in Pflicht. Hatten indeß die Salzburger etwa gehofft, daß dem Neugewählten über die aus der Art seiner Erhebung entstehenden Schwierigkeiten seine Verwandtschaft zum Kaiser hinweghelfen werde, so sahen sie sich hierin bald getäuscht. Als K. im September in Begleitung Gerhohs von Reichersberg am kaiserlichen Hoflager zu Pavia um Belehnung mit den Regalien nachsuchte, ward diese von seiner Anerkennung des Gegenpapstes Paschalis III. abhängig gemacht, und da K. zu dieser sich in Folge des seinem Erzstifte gegebenen Versprechens nicht herbeiließ, reiste er unverrichteter Dinge wieder ab. Auch auf dem Tage zu Bamberg (Novbr. 1164), auf welcher K. der Vorladung des Kaisers Folge leistend, sich einfand, vermochte er die Regalien nicht zu erlangen. Dagegen übersandte ihm im März 1165 Papst Alexander III. von Frankreich aus das Pallium. Zum völligen Bruche mit dem Kaiser führten jedoch erst die Beschlüsse des Würzburger Reichstages (im Mai 1165). Um deren Ausführung persönlich zu fördern, bereiste Kaiser Friedrich die einzelnen Gebiete seines Reiches und zwar begab er sich zuerst nach dem Theile Deutschlands, wo Alexander die meisten Anhänger zählte, nach Baiern. Alle Suffraganen Konrads, mit Ausnahme des Bischofs von Gurk, leisteten entweder freiwillig oder wie Albert von Freising mit Widerstreben den Eid auf Paschalis. Den Salzburger, der nun vereinsamt stand, berief der Kaiser sammt seiner Geistlichkeit und Dienstmannschaft auf einen Tag nach Worms (Herbst 1165). K. aber versäumte die Vorladung und zwei weitere Fristen und setzte seine Burgen in Stand. Vergebens hatte der Kaiser seine Ministerialen ihm abspenstig zu machen gesucht, indem er an die „älteren und weiseren“ derselben ein besonderes Schreiben richtete. Endlich auf die letzte Ladung erschien K. am 14. Febr. 1166 zu Nürnberg. Hier warf der Kaiser ihm in offener Versammlung vor, daß er sein Bisthum als Raub besitze, da er weder von ihm, dem Kaiser, die Regalien, noch von seinem Papste Paschal die Bestätigung empfangen habe. Dagegen berief sich K. durch den Mund seines Anwaltes, des Herzogs von Baiern auf seine canonisch erfolgte Wahl und darauf, daß er dreimal um die Regalien vergebens nachgesucht, weil er Paschalis, den unrechtmäßigen Papst nicht anerkenne. Noch manches Wort wurde gewechselt, bis der Erzbischof, jetzt erst in des Kaisers Ungnade, schied. Ueber Salzburg entlud sich nunmehr die Wetterwolke, die schon seit Jahren gedroht. Der Kaiser kam selbst in das Gebiet des Erzstiftes, knüpfte durch einige Fürsten, darunter Konrads Bruder, den Herzog von Oesterreich, nochmals Unterhandlungen an und ließ, als diese fruchtlos endeten, am 29. März 1166 durch eine Fürstenversammlung zu Laufen an der Salzach über den Abwesenden das Urtheil sprechen. Dasselbe lautete auf Acht über den Erzbischof und seine Anhänger, besonders die Klöster der Diöcese und Einziehung sämmtlicher Besitzungen der Salzburger Kirche, die sogleich als Lehen unter Laien vertheilt wurden. Die Execution wurde den Neubelehnten überlassen, die sich gleich „einer hungrigen Meute“ von allen Seiten auf das Hochstift stürzten; voran die Grafen von Plaien, deren Stammburgen und Besitzungen rings um die Metropole lagen, die Pfalzgrafen von Baiern, der Herzog Hermann von Kärnthen und die Ministerialen der Markgrafschaft Steier. Einer der ärgsten Dränger jedoch war Heinrich von Stein oder Baumgarten, der hauptsächlich das wehrlose Kloster Reichersberg mit seinen Brandschatzungen heimsuchte. Inmitten dieser furchtbaren Heimsuchungen leisteten K. und seine Anhänger tapferen Widerstand. Bei der Vertheidigung kamen nun dem Hochstifte im Bunde mit seinen Bergen auch die starken Befestigungen zu statten, welche die Erzbischöfe Gebhard und Konrad I. angelegt und unser [617] K. bedeutend verstärkt hatte. Durch diese und durch die Tapferkeit der Ministerialen konnte sich der Erzbischof noch lange in Salzburg halten. Ja Salzburg schien jetzt noch mehr als bisher der eigentliche Hort des Alexandrinismus. Von allen Seiten strömten dorthin die Bekenner desselben, die sonst nirgends mehr im Reiche eine sichere Stätte fanden. Am 17. Septbr. 1166 weihte K. zu Salzburg an 500 Kleriker. Endlich aber sah er sich doch genöthigt, seine Residenz zu verlassen und sich nach Friesach zurückzuziehen, in dessen festem Palaste er seit dem 11. Mai 1167 erscheint. Als Trost in seiner Bedrängniß wird er wol empfunden haben, daß ihm auch dorthin Kleriker aus Klosterneuburg nachfolgten, um durch ihn die rechtmäßige Weihe zu erlangen. Länger als ein Jahr setzten die Plaiener ihre verheerenden Einfälle fort; ihrem Anstiften schrieb man den schrecklichen Brand zu, der am 4. April 1167 die ganze Stadt Salzburg, den Dom, fünf andere Kirchen und drei Klöster in Asche legte. Auch Heinrich von Stein fiel neuerdings über Reichersberg her. Zuletzt erwiesen sich aber, wie gewöhnlich, auch die geistlichen Waffen nicht ohnmächtig. In der Angst einer Krankheit gelobte Leopold von Plain für die Lösung vom Banne den Ersatz des von ihm angerichteten Schadens und sein Bruder Heinrich von Mittersill verzichtete auf die Tafelgüter. Den vereinten Bemühungen der Bischöfe von Bamberg und Passau gelang es endlich, auch Heinrich von Stein zur Einstellung seiner Angriffe auf Reichersberg zu bewegen. In der letzten Zeit Konrads scheint für sein arg mitgenommenes Land Ruhe eingetreten zu sein. Der Patriarch Udalrich von Aquileja, ein eifriger Parteigänger Alexanders, der es trotzdem verstand, auch mit dem Kaiser in Frieden zu leben, hatte K. ein gegenseitiges Schutzbündniß angetragen; doch der Dompropst Siboto, eine Verbindung Udalrichs mit den Lombarden befürchtend, rieth in einem verständigen Gutachten davon ab und K. scheint diesen Wink auch befolgt zu haben. K., schon seit einiger Zeit an Steinschmerzen leidend, starb bald darnach (28. Septbr. 1168) zu Admont, wo er auch seinem Wunsche gemäß begraben wurde.

Lüpke-Lüpkes, Konrad I., Bischof von Passau, Erzbischof von Salzburg, Inaug.-Diss., Halle s. a. (mit Regesten Konrads als Bischof von Passau); A. von Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensium, Wien 1866. Wilhelm Schmidt, Die Stellung der Erzbischöfe und des Erzstiftes von Salzburg zu Kirche und Reich unter Kaiser Friedrich I. (Arch. für öst. Gesch. XLIV. Bd. 1865); Riezler, Gesch. Baierns I, 681 ff.