ADB:Friedrich I. Barbarossa

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Artikel „Friedrich I., römischer Kaiser“ von Wilhelm von Giesebrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 401–436, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_I._Barbarossa&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 08:26 Uhr UTC)
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Friedrich I., römischer Kaiser, geb. um 1123, † am 10. Juni 1190 unweit Seleucia in Cilicien in den Wellen des Seleph. – F. war der einzige Sohn Herzog Friedrichs II. von Schwaben aus dessen erster Ehe mit der welfischen Judith, einer Schwester Herzog Heinrichs des Stolzen und des Grafen Welf VI.; aus dieser Ehe entsprang auch eine Tochter, nach der Mutter genannt, die sich später dem Herzog Matthäus von Oberlothringen vermählte. Aus der zweiten Ehe des Vaters mit Agnes von Saarbrücken stammten ebenfalls zwei Kinder: Konrad und Claritia; ersterer erhielt in der Folge die Pfalzgrafschaft am Rhein, letztere wurde die Gemahlin des Landgrafen Ludwig des Eisernen von Thüringen.

Wir kennen weder den Ort, noch Jahr und Tag der Geburt Friedrichs. Als er das Licht der Welt erblickte, saß noch auf dem Kaiserthrone Heinrich V., der Letzte des salischen Geschlechts, dessen einzige Schwester Agnes mit Friedrichs Großvater in erster Ehe vermählt gewesen war, damals aber in einer zweiten, mit Kindern reich gesegneten Ehe mit dem Markgrafen Leopold III. von Oesterreich aus dem babenbergischen Hause lebte. Als Heinrich V. starb (1125), kam die salische Erbschaft an die Neffen des Kaisers, die staufenschen Brüder Friedrich und Konrad, und der Erstere glaubte auch die Krone der Salier nach Erbrecht beanspruchen zu können. Aber die deutschen Fürsten wollten ein solches Erbrecht nicht gelten lassen und wählten, besonders unter dem Einfluß des Erzbischofs Adelbert von Mainz und päpstlicher Legaten, Lothar zum Könige. Bald erhoben sich gegen ihn die Staufen und die ihnen anhängende Partei. Ein zehnjähriger innerer Krieg wüthete in Deutschland, in welchem Lothar bei Heinrich dem Stolzen und Welf VI. Unterstützung fand. Konrad von Staufen wurde zum Gegenkönig erhoben, konnte sich aber im Kampf nicht behaupten und unterwarf sich endlich Lothar, der inzwischen die Kaiserkrone in Rom gewonnen hatte. Die Autorität Kaiser Lothars war seitdem in Deutschland unbestritten, und durch einen zweiten glücklichen Kriegszug nach Italien sicherte er nicht allein Papst Innocenz II. gegen den Gegenpapst Anaklet II. und den ihm enge verbundenen König Roger II. von Sicilien[WS 1], sondern schien auch die Herrschaft des deutschen Kaiserthums wieder bis an die Meerenge von Messina auszudehnen. Eine ungewöhnliche Macht in Deutschland und Italien war seinem Schwiegersohne Heinrich dem Stolzen in Aussicht gestellt, dem er nicht nur das sächsische Herzogthum, sondern auch die deutsche Königs- und die Kaiserkrone zugedacht hatte. Aber gerade diese Macht erfüllte die deutschen Fürsten und die römische Curie mit großen Besorgnissen, und unter dem Einflusse eines päpstlichen Legaten wurde Konrad von Staufen, der alte Gegner Heinrichs des Stolzen, zu Lothars Nachfolger erwählt (1138). Aufs neue entbrannte der Kampf zwischen Staufern und [402] Welfen. König Konrad III. wollte Heinrich nicht das Herzogthum Sachsen verleihen und entzog ihm auch das baierische Herzogthum, welches er in engere Verbindung mit Oesterreich brachte, indem er es seinem Halbbruder Leopold II. verlieh. Schon im Anfange des Kampfes starb Heinrich (1139); er hinterließ seine Wittwe mit einem zehnjährigen Knaben, den man später Heinrich den Löwen genannt hat; dieser Knabe besaß Ansprüche an die Herzogthümer Sachsen und Baiern, die aber nur mit den Waffen, welche der Knabe selbst nicht führen konnte, zur Geltung zu bringen waren. In Sachsen traten mehrere Fürsten für ihn ein; in Baiern verfocht die Ansprüche seines Hauses Welf VI., aber mehr im eigenen Interesse, als dem seines Neffen. Endlich gelang es König Konrad, die Mutter des jungen Heinrich zu gewinnen und ein Abkommen zu treffen, nach welchem ihr Sohn als Herzog von Sachsen anerkannt wurde, sie selbst sich aber mit einem Halbbruder des Königs, Heinrich Jasomirgott, vermählte, der vor kurzem Leopold IV. in der Mark Oesterreich gefolgt war und dem bald auch das Herzogthum Baiern zufiel, welchem der Sohn Heinrichs des Stolzen ausdrücklich entsagen mußte (1142). Ein vollständiger Friede war freilich auch dadurch nicht hergestellt, da Welf seine Feindseligkeiten gegen den König fortsetzte.

Inmitten dieser selten unterbrochenen und das Reich tief erschütternden Kämpfe wuchs unser F. zum Jüngling heran. Als der Sohn eines staufenschen Vaters und einer welfischen Mutter, war er in eigenthümlicher Weise zwischen die sich blutig befehdenden Parteien gestellt. Etwa 20 Jahre alt, erscheint er zuerst auf dem Schauplatz der Geschichte; er stand im J. 1143 zur Seite seines Oheims Welf, als dieser, um Baiern zu gewinnen, die Babenberger und den König bekämpfte. F. verwüstete damals die königlichen Güter in Schwaben, gewann aber doch nach kurzer Zeit, als Welf seinen Widerstand aufgeben mußte, die Gnade seines königlichen Oheims wieder. Bald darauf lag er in Fehde gegen die Grafen Heinrich von Wolfrathshausen und Konrad von Dachau, die Widersacher Heinrich Jasomirgotts; Konrad von Dachau fiel in seine Hand, und als ein Beweis der Hochherzigkeit des jungen Ritters wurde gerühmt, daß er den reichen Feind ohne Lösegeld freiließ. Abermals nach kurzer Frist geriethen sein Vater und er mit dem mächtigen Herzog Konrad von Zähringen in Streitigkeiten; F. überfiel und nahm Zürich, drang dann mit einem Heere, in welchem sich auch Baiern befanden, in den Breisgau ein und rückte bis vor Zähringen. So sehr trieb er den Herzog in die Enge, daß dieser den Kampf aufgeben und ein Abkommen mit seinen Gegnern treffen mußte. In diesen inneren Fehden hatte sich F. den Ruhm eines tapferen und glücklichen Kriegsmannes in der Heimath gewonnen. Aber schon bot sich ihm Gelegenheit, seine Waffen auch in weitere Fernen zu tragen, und er ergriff sie begierig.

Inmitten der letzten jener Fehden war nach dem Fall Edessas der Aufruf zu einem neuen großen Kreuzzug ergangen. Da König Ludwig VII. von Frankreich selbst das Kreuz nahm und der heilige Bernhard eine allgemeine Begeisterung für das Unternehmen unter den Franzosen zu erregen wußte, gewannen die Rüstungen in Frankreich einen außerordentlichen Umfang. Aber Bernhard ging auch nach Deutschland, um für das Kreuzheer zu werben und namentlich König Konrad zu gewinnen. Am 27. Decbr. 1146 nahm der König im Dom zu Speier das Kreuz, mit ihm viele andere deutsche Fürsten und als einer der ersten der Neffe des Königs, Friedrich von Staufen. Mit dem Entschlusse des Sohnes war der alte Schwabenherzog wenig einverstanden; denn in der Besorgniß seines nahen Endes hatte er ihm bereits die Verwaltung des schwäbischen Landes und den Schutz seiner zweiten Gemahlin und ihrer Kinder übertragen. Am 6. April 1147 starb der Herzog, und Schwaben kam an seinen Sohn, unseren Friedrich, den [403] dritten Schwabenherzog dieses Namens. Aber gleich in den nächsten Tagen schloß sich der neue Herzog mit einer größeren Zahl schwäbischer Herren dem großen Kreuzheeere an, welches König Konrad durch Ungarn und Bulgarien gegen Constantinopel führte. Mit dem Könige zog auch Friedrichs Oheim Welf nach dem Morgenlande. Obwol König Konrad dem griechischen Kaiser Manuel verschwägert und ihm bereitwillige Unterstützung vom griechischen Reiche zugesichert war, kam es doch auf dem Marsche mehrfach zu blutigen Händeln zwischen den Deutschen und Griechen. Als griechische Krieger das Hospiz eines Klosters bei Adrianopel, in welchem ein vornehmer Deutscher krank lag, in Brand steckten, um sich der Schätze desselben zu bemächtigen, und der Kranke den Tod in den Flammen fand, kehrte F., der mit seinen Schwaben bereits auf dem Vormarsch begriffen war, wieder um, bemächtigte sich der Urheber des Verbrechens und verurtheilte sie zum Tode. Die Griechen griffen darauf zu den Waffen, und es kam zu einem Handgemenge, in welchem sich die Deutschen so tapfer hielten, daß der Führer der Griechen selbst zum Schwabenherzog kam, um seinen Zorn zu begütigen. Als das deutsche Heer dann auf der Ebene von Chörobacchi, wenige Meilen von Constantinopel, durch das plötzliche Austreten des Flusses Melas gewaltige Verluste erlitt, sah man es als eine besondere Fügung des Himmels an, daß F. und Welf mit ihren Schwaben, die an einem Bergabhang lagerten, von dem Unheil verschont blieben. In dem weiteren Fortgange der unglücklichen Kreuzfahrt war F. fortwährend zur Seite König Konrads, seines Oheims. Mit ihm zog er in Constantinopel ein, begleitete ihn über den Bosporus, folgte ihm auf dem verhängnißvollen Zuge in das Innere Kleinasiens, bei welchem der größte Theil des deutschen Heeres unterging, blieb dann auch bei Konrad, als er sich den französischen Kreuzfahrern anschloß und ihnen bis Ephesus folgte. Dem kranken Könige, der alsbald den Rückweg nach Constantinopel nahm, war er hier und auf der Seefahrt, die ihn um Ostern 1148 von Constantinopel nach der syrischen Küste brachte, der treueste Gefährte. Das Mißgeschick verfolgte König Konrad bei allen seinen Unternehmungen im gelobten Lande, und auch F. fand daselbst kaum Gelegenheit zu nennenswerthen Thaten. Am 8. Septbr. 1148 verließ Konrad mißmuthig den Hafen von Accon; mit ihm F. von Schwaben und Heinrich Jasomirgott von Baiern. Sie nahmen ihren Weg noch einmal nach Constantinopel, wo sie bei Kaiser Manuel die beste Aufnahme fanden, da dieser sich immer fester mit den deutschen Fürsten zu verbinden suchte und bereits auch Heinrich Jasomirgott durch die Vermählung mit einer seiner Nichten ganz in sein Interesse gezogen hatte. König Konrad mit seinen Begleitern überwinterte in Constantinopel und schloß mit dem griechischen Kaiser einen festen Bund gegen König Roger von Sicilien, der während des Kreuzzugs Griechenland mit Krieg überzogen hatte und dessen wachsende Macht mit kaum minderen Gefahren die deutsche Herrschaft in Italien, als das Ostreich, bedrohte. Konrad verpflichtete sich sofort nach seiner Rückkehr den Krieg gegen Roger zu beginnen; er ging deshalb unmittelbar nach Italien und sandte seinen Neffen F. nach Deutschland voraus, um dort Hülfstruppen für den bevorstehenden Krieg zu gewinnen.

Aber F. fand die Verhältnisse in Deutschland anders, als er erwartete. Sein Oheim Welf, der vor dem König das gelobte Land verlassen hatte, war auf dem Rückwege mit König Roger zusammengetroffen und hatte mit diesem einen hochverrätherischen Bund gegen Konrad geschlossen. Sobald er heimgekehrt war, organisirte er in Deutschland den Aufstand, bei dem er besonders auf die Betheiligung seiner Neffen F. von Schwaben und Heinrich von Sachsen rechnete. Aber beide entzogen sich dem Unternehmen und veranlaßten den König, der um den 1. Mai 1149 bei Aquileja landete, den Krieg in Italien aufzugeben und [404] schleunigst über die Alpen zu kommen. So wurde Welf bald in die Enge getrieben und die Niederlage bei Flochberg vereitelte auch seine letzten Hoffnungen; er mußte sich dem König unterwerfen und hatte es besonders seines Neffen Friedrichs Verwendung zu danken, wenn er trotz seiner Vergehen die Gnade des Königs wieder erhielt. Kaum aber war Welf beruhigt, so gerieth König Konrad mit dem jungen Heinrich dem Löwen, der jetzt um jeden Preis sein väterliches Herzogthum Baiern wiedergewinnen wollte, in die härtesten Conflicte, die ihn hinderten nach Italien zu ziehen, um dort den Krieg gegen Roger zu beginnen, die Kaiserkrone in Rom zu erlangen und dem Papste gegen seine aufständige, ganz unter dem Einflusse Arnolds von Brescia stehende Hauptstadt Beistand zu leisten, wozu er sich in bindender Weise verpflichtet hatte. Mitten in diesen Wirren starb König Konrad III. am 15. Febr. 1152 zu Bamberg; er hinterließ nur einen achtjährigen Knaben, Friedrich mit Namen, der unfähig war die königliche Gewalt zu üben. Das Reich, dessen innere Ruhe nicht gesichert, dessen äußere Macht erheblich vermindert war, bedurfte einer energischen Regierung: Konrad empfahl deshalb den Fürsten seinen Neffen Herzog Friedrich zum Nachfolger; ihm übergab er die Reichsinsignien und empfahl ihm an dem Bunde mit dem griechischen Reiche festzuhalten. Auch den Schutz seines Sohnes empfahl er diesem seinen Neffen, der mit Konrads Tode das Haupt des staufenschen Hauses wurde.

Keinem Zweifel unterliegt, daß F., nachdem er von seinem Oheim den Fürsten empfohlen war, selbst auf alle Weise seine Wahl betrieb. Besonders hülfreich waren ihm dabei der Erzbischof Arnold von Köln, der kürzlich erwählte Erzbischof Hillin von Trier, Bischof Eberhard von Bamberg und der Abt Wibald von Stablo. Nur der Erzbischof Heinrich von Mainz war gegen Friedrichs Wahl, aber seine Autorität war zu gering, um dieselbe hindern zu können; die anderen geistlichen Fürsten waren bald für Friedrich gewonnen, der in ihnen schon in den Anfängen seines Regiments, wie während der ganzen Dauer desselben, seine tüchtigsten Werkzeuge fand. Bei den weltlichen Fürsten mag die Stimmung für Friedrich ungünstiger gewesen sein, und namentlich wird der Babenberger Heinrich Jasomirgott nach der Erhebung seines Neffen kaum verlangt haben. Aber entscheidend war, daß F. die beiden mächtigen Vertreter des welfischen Hauses ganz für sich zu gewinnen wußte. Unzweifelhaft eröffnete er schon vor der Wahl seinem Vetter Heinrich dem Löwen Aussichten auf das Herzogthum Baiern und seinem Oheim Welf auf die großen Lehen und Besitzungen, welche einst dessen Bruder Heinrich der Stolze in Italien gehabt hatte. Auch die ihm früher verfeindeten Zähringer scheint er durch Versprechungen, die er ihnen in Bezug auf die burgundischen Länder machte, auf seine Seite gezogen zu haben. So einigten sich die Fürsten schnell, und schon auf den Anfang März wurde die Wahlversammlung nach Frankfurt berufen. Einmüthig wurde hier am 4. oder 5. März 1152 F. gewählt; während die beiden letzten Könige unter dem Einflusse römischer Legaten erhoben waren, erfolgte jetzt die Wahl ohne alle Einmischung Roms. Der ausgesprochenen Absicht der Fürsten, namentlich der geistlichen, bei Friedrichs Erhebung war, dem langen Hader der staufenschen und welfischen Partei, unter welchem das Reich die innere Ruhe und den äußeren Einfluß eingebüßt hatte, für immer ein Ziel zu setzen, um die kaiserliche Macht in ihrer früheren Bedeutung herzustellen. In der That schien ganz der Mann diese Absicht zu verwirklichen, und kein anderes Ziel hat er sich während seines ganzen Regiments gesetzt, als dem Kaiserthum die Bedeutung, welche ihm einst Karl der Große und Otto I. gegeben hatten, wieder zu gewinnen. Den freudigsten Hoffnungen gab man sich hin, als F. am 9. März zu Aachen vom Erzbischof von Köln feierlich die deutsche Krone empfing.

[405] F. war von der Natur mit besonderen Gaben zum Herrscher ausgestattet. Schon seine äußere Erscheinung war ebenso anziehend als imponirend. Die Figur war schlank, nicht ungewöhnlich groß, die Glieder im vollsten Ebenmaß, die Brust kräftig, der ganze Körperbau straff und männlich, die Hände von auffallender Schönheit. Das Antlitz war von großer Regelmäßigkeit und hatte einen so ruhigen Ausdruck, daß er selbst bei heftigen Gemüthsbewegungen zu lächeln schien; die weiße Gesichtsfarbe mit durchscheinender Röthe, die rothblonde Farbe des welligen Haupthaars und Bartes, die lichten Augen von hellem Glanze und die blendend weißen Zähne gaben seiner Erscheinung etwas eigenthümlich Leuchtendes. Nicht minder zeichneten ihn geistige Eigenschaften aus. Von durchdringendem Verstande, durchschaute er leicht die schwierigsten Verhältnisse, und sie fanden ihn selten rathlos; in der Ausführung einmal gefaßter Entschlüsse war er schnell und durchgreifend. Eine große natürliche Beredsamkeit stand ihm zu Gebote, besonders in seiner Muttersprache; denn des Lateinischen und anderer Sprachen war er nicht völlig mächtig. Umgänglich und gnädig, freigebig ohne Verschwendung, dem Jähzorn nicht unterworfen, wußte er leicht Freunde und Diener an sich zu fesseln. Ein nachhaltiges Gedächtniß ermöglichte ihm mit Menschen, die er viele Jahre nicht gesehen, so vertraut zu verkehren, als ob sie niemals von ihm getrennt gewesen seien. Ernst und streng zeigte er sich als Richter; jeder Uebertreter des Gesetzes hatte seinen unerbittlichen Spruch zu fürchten, selbst seine eigenen Verwandten schonte er nicht; als Freund des Rechts wurde er allgemein gepriesen und gegen die Sitte der Vorfahren begünstigte er das geschriebene Recht. Sein Gemüth war gottesfürchtig; täglich wohnte er Morgens der Kirche bei; der Kirche und ihren Dienern bewies er gern die gebührende Ehrfurcht, so entschieden er geistlicher Ueberhebung entgegentrat und so durchdrungen er von der Ueberzeugung war, daß die Kirche mehr dem Reiche zu dienen, als es zu beherrschen, berufen sei. Vor allem aber leuchtete sein ritterlicher Sinn hervor. Eine Heldennatur liebte er den Krieg, seine Gefahren und seinen Ruhm. Kühn warf er sich in den Kampf, und mit seiner Kühnheit war bisher das Glück im Bunde gewesen. Bedenklich war es durch ein Unrecht oder eine Beleidigung, ihn zu reizen; denn so lange er sein Schwert führen konnte, war man der Rache sicher. So war er ein Herrscher, der von allen geachtet, von vielen gefürchtet werden mußte.

Schon waren die Päpste mit dem Anspruch hervorgetreten, daß alle weltlichen Gewalten von der Kirche abhängig seien, und der Einfluß, welchen die letzten Herrscher ihnen auf die Reichsangelegenheiten eingeräumt hatten, begünstigte diesen Anspruch. Aber F. sprach gleich in seinem ersten Schreiben an Papst Eugen III. nachdrücklich aus, daß ihm das Reich allein von Gott übertragen sei, und so bestimmt er die Kirche in ihren Rechten zu schirmen versprach, erkannte er eine Abhängigkeit von derselben weder damals an, noch hat er es jemals in der Folge gethan. Wie ernst es ihm mit der Herstellung der äußeren Macht des Reichs war, zeigte er sogleich auf seinem ersten Reichstage zu Merseburg (Mai 1152), wo er den zwischen Sven und Knud ausgebrochenen dänischen Thronstreit zu Gunsten des ersteren entschied, dem er auch selbst die Krone verlieh, doch mußte sich Sven in aller Form als sein Vasall bekennen. Aber es war eine überaus schwierige Aufgabe, die sich F. in der Herstellung des Reiches in seiner alten Kraft und Herrlichkeit gestellt hatte. Nicht allein, daß neue Mächte von großer Energie außerhalb Deutschlands erwachsen waren, es waren zugleich in Deutschland selbst fürstliche Geschlechter emporgekommen, die eine Hausmacht erworben hatten, welche der königlichen gleich kam, wenn ihr nicht überlegen war, und diese Geschlechter mußte der König sich durch große Zugeständnisse gewinnen. Mit Berthold von Zähringen schloß er einen Vertrag, der ihm, [406] wenn er zur Ausführung gekommen wäre, fast das ganze Königreich Burgund in die Hand gegeben hätte. Den unruhigen Welf machte er zum reichsten Herr Italiens, da er ihm das mathildische Hausgut übertrug und ihn mit dem Herzogthum Spoleto und Tuscien belehnte, überdies ihm Sardinien verhieß, indem er ihm den Titel eines Fürsten dieser Insel verlieh. Noch andere Aussichten hatte er dem jungen Heinrich von Sachsen eröffnen müssen; es war die gefährlichste Sache für das Reich, einem so habgierigen und ehrgeizigen Fürsten zu Sachsen noch Baiern zu versprechen, zumal er dadurch mit Nothwendigkeit das Mißwollen seines Oheims Heinrich Jasomirgott erweckte, eines der angesehensten Fürsten des Reichs, der in und außerhalb Deutschlands einen bedeutenden Anhang besaß. Und nicht einmal über die Kräfte des staufenschen Hauses hatte F. ganz freie Verfügung. Seinem Neffen Friedrich, welcher die großen fränkischen Besitzungen vom Vater ererbt hatte, mußte er gleichsam als Entgelt für die Krone das schwäbische Herzogthum abtreten, und nur als Vormund des Knaben gebot er über den größeren Theil des staufenschen Besitzes. Vornehmlich mußte er deshalb die Dienste der geistlichen Fürsten in Anspruch nehmen; auch die Reichsritter und die Reichsministerialen zog er mehr für die Geschäfte des Reichs heran, als es bisher Brauch gewesen war. Bezeichnend ist, daß er gegen die Sitte seiner Vorgänger die Kirchenlehen, welche er besaß, auch als König nicht aufgab.

Von Anfang an hoffte F. in dem reichen Italien die Mittel zu gewinnen, um sich unter so schwierigen Verhältnissen eine feste und nach allen Seiten gebietende Stellung zu sichern. Schon bei seiner Krönung in Aachen war von der Romfahrt die Rede. Die geistlichen Herren und vor allem F. selbst wünschten das Unternehmen, in dessen Ausführung Konrad vom Tode überrascht war, sofort aufzunehmen. Von größter Bedeutung mußte es für F. sein, möglichst bald die Kaiserkrone zu erlangen, und nicht weniger lag ihm am Herzen, in Italien, welches sich der deutschen Herrschaft mehr und mehr entfremdete, ungesäumt festen Fuß zu fassen. Aber die weltlichen Fürsten schoben die Romfahrt hinaus. Sie waren es auch, die seine Absicht vereitelten, eine blutige Niederlage, welche die Ungarn vor 6 Jahren den Deutschen beigebracht hatten, zu rächen und Ungarn dem Reiche wieder zu unterwerfen. Eben so wenig liehen sie ihren Beistand zu einem Zuge nach Burgund, durch welchen F. die gegen den Zähringer eingegangenen Verpflichtungen erfüllen wollte. Bei weitem bereitwilliger unterstützten den König die geistlichen Herren; sie standen selbst da auf seiner Seite, als er den jungen Bischof Wichmann von Naumburg zum Erzbischof von Magdeburg einsetzte und diese Einsetzung gegen den ausgesprochenen Willen des Papstes mit einer Festigkeit durchzusetzen wußte, welche die römische Curie nicht mehr bei den deutschen Herrschern zu finden gewohnt war. Sie boten ihm auch ihren Beistand, um sich des übelwollenden Erzbischofes Heinrich von Mainz zu entledigen. Sie ermöglichten ihm die Trennung seiner unfruchtbaren und unglücklichen Ehe mit Adela von Vohburg. Sie waren es endlich, welche den Vertrag vermittelten, in welchem der Papst F. die Kaiserkrone, dieser dem Papst die Unterwerfung des aufständigen Roms zusicherte und gelobte ohne Einverständniß desselben mit Sicilien kein Abkommen zu treffen. Ueberall war hierbei besonders Erzbischof Arnold von Köln thätig; er und seine Freunde waren es, welche dem neuen Könige die Wege zu seinen die Welt bewegenden Thaten ebneten.

Im October 1154 trat der König die Romfahrt an. Kein großes Heer folgte ihm; im ganzen nur etwa 1800 Ritter. Nur wenige weltliche Fürsten hatten sich ihm angeschlossen, unter ihnen Heinrich der Löwe und Berthold von Zähringen, welche reichen Entgelt für diesen Dienst erhofften. Schon als F. die [407] Lombardei betrat, war sein Herz mit Ingrimm gegen die Mailänder erfüllt, welche Como und Lodi zerstört hatten und eine Gewaltherrschaft im nördlichen Italien übten, gegen die kaum noch ein Widerstand möglich schien. Als F. seinen ersten Reichstag auf dem roncalischen Felde hielt, schenkte er deshalb den Klagen aller Feinde der mächtigen Stadt, namentlich der Bürger Pavias, bereitwilliges Gehör, und bald erklärte er sie für eine Feindin des Reichs. Griff er auch Mailand selbst nicht an, so nahm er doch mehrere ihm zugehörige Castelle und belagerte endlich Tortona, Mailands treueste Bundesgenossin. Obwol F. von Pavia und mehreren Baronen Italiens unterstützt wurde, leistete Tortona ihm den hartnäckigsten Widerstand. Erst nach zwei Monaten (18. April 1155) fiel die Burg der Stadt, die nun in einen Schutthaufen verwandelt wurde. F. beeilte sich dann gegen Rom vorzurücken. Auf Papst Eugen III. war inzwischen Hadrian IV. gefolgt, von Geburt ein Engländer, ein Mann festen Sinnes, von der Erhabenheit seiner Stellung die höchsten Vorstellungen hegend. Es war ihm gelungen, Arnold von Brescia aus Rom zu verjagen, aber noch bestand der Senat, und Hadrian verlangte nach Friedrichs Ankunft, um sich die Stadt ganz zu unterwerfen. Er erneuerte deshalb den Vertrag, den sein Vorgänger geschlossen, und traf am 8. Juni zu Sutri persönlich mit dem Könige zusammen. Aber schon erfüllte ihn Mißtrauen gegen den Mann, dem er die Kaiserkrone aufsetzen sollte und der nur zögernd und widerwillig ihm den Steigbügel hielt. Wie jedoch Papst und König im Augenblick gleiche Interessen hatten, zogen sie vereint gegen Rom und dienten einer dem anderen. F. brachte den flüchtigen Arnold in seine Gewalt und lieferte ihn dem Papstes zur Todesstrafe aus; der Papst öffnete ohne Wissen des Senats dem Könige die Thore der Leostadt und krönte ihn am 18. Juni in St. Peter zum Kaiser. Aber noch am Krönungstag selbst brach die Wuth der Römer gegen den Papst und den neuen Kaiser los; um die Peterskirche entstand ein furchtbares Gemetzel. Am anderen Tage mußten die Deutschen von Rom abziehen, und die Hoffnungen des Papstes auf Unterwerfung der Stadt gingen nicht in Erfüllung. F. war in der Absicht nach Italien gezogen, seine Waffen auch nach Apulien zu tragen. Schon seit längerer Zeit unterhandelte er mit dem griechischen Hofe über die Erneuerung des von Konrad III. geschlossenen Bundes gegen Sicilien, und er beabsichtigte den Bund durch seine Vermählung mit einer Nichte Kaiser Manuels zu befestigen. Aber die Verhandlungen zogen sich in die Länge und waren noch nicht zum Abschluß gekommen, als F. im Römischen stand; die Schwierigkeiten lagen ohne Zweifel darin, daß Manuel eben so bestimmt Besitzungen in Italien verlangte, als sie F. nicht einräumen wollte. Uebrigens waren die Verhältnisse zu einem Angriff auf Apulien damals sehr günstig. König Roger II. war im J. 1154 gestorben, und die Herrschaft Siciliens an seinen jungen Sohn Wilhelm gekommen, gegen den sich alsbald in Apulien ein weitverbreiteter Aufstand erhob; griechische Streitkräfte waren zur Landung bereit, und griechische Gesandte drängten F. zum Angriff, nicht minder der Papst, der mit Sicilien in offener Feindschaft stand. Auch in dem Kaiser selbst regte sich die Kampflust, aber sein Heer verlangte die Rückkehr nach der Heimath, und nothgedrungen mußte er dem Willen desselben sich fügen. Nachdem er über die feste Stadt Spoleto, die seinen Zorn gereizt hatte ein furchtbares Strafgericht verhängt, löste er im August 1155 zu Ancona sein Heer auf. Ein großer Theil desselben kehrte zu Schiff über das adriatische Meer in die Heimath zurück. Der Kaiser selbst nahm seinen Weg nach der Lombardei, die er nicht eher verließ, als bis er gegen Mailand abermals den Bann ausgesprochen, ihm die Regalien und das Münzrecht entzogen hatte. Das Münzrecht übertrug er auf Cremona, eine längst Mailand verfeindete Stadt, welche durch ihre enge Verbindung mit dem Kaiser sich an die Spitze der lombardischen Städte zu [408] schwingen hoffte. Beim Rückzuge über die Alpen gerieth der Kaiser mit seinem Gefolge in der Klause von Bolargna, wo ihm Veroneser einen Hinterhalt gelegt hatten, in große Gefahr; er verdankte seine Rettung besonders der Kühnheit und Umsicht des baierischen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, der bald unter den weltlichen Großen des Reichs im Vertrauen des Kaisers die erste Stelle einnahm.

F. hatte in Italien die Kaiserkrone gewonnen, er rühmte sich glücklicher Kriegsthaten und hatte darüber keinen Zweifel gelassen, daß er im Lande eine durchgreifende Herrschaft zu üben gedachte. Aber die Unterwerfung Italiens hatte er nicht erreicht, vielmehr sehr bedenkliche Zustände dort zurückgelassen. Die Mailänder hatte er sich zu den erbittertsten Feinden gemacht. An dem Papst, der sich in seinen Hoffnungen getäuscht sah, hatte er fortan nur einen unzuverlässigen Bundesgenossen. Mit den Griechen hatte er den früheren Bund nicht erneuert, und sie machten gleich nach seinem Abzug auf eigene Hand einen Angriff auf Apulien, der zuerst von solchen Erfolgen begleitet war, daß das Land ihre sichere Beute schien. F. verhehlte sich nicht, wie wenig er in Italien wirklich erreicht hatte, und er verließ das Land mit der Absicht, alsbald mit größerer Kriegsmacht zurückzukehren.

Sobald der Kaiser wieder den deutschen Boden trat, ließ er die Herstellung des Landfriedens, der während seiner Abwesenheit mehrfach gestört war, seine angelegentlichste Sorge sein. Mit rücksichtsloser Strenge strafte er jeden Friedensbruch, selbst wenn er von so hochgestellten und ihm so nahe stehenden Fürsten ausgegangen war, wie Erzbischof Arnold von Mainz und Hermann von Stahleck, dem rheinischen Pfalzgrafen. Den Letzteren traf die schimpfliche Strafe des Hundetragens, und nur sein Amt schützte den Erzbischof vor gleicher Schmach. Aber alle Friedensbestrebungen konnten doch nur halb zum Ziele führen, so lange die Verhältnisse Baierns in Frage standen und Heinrich Jasomirgott sich weigerte dieses Herzogthum nach dem Willen des Kaisers Heinrich dem Löwen zu überlassen. Mit Recht sah es deshalb F. als einen großen Erfolg an, daß er endlich seinen Oheim zur Nachgiebigkeit bewog. Am 17. Sept. 1156 gab der Babenberger zu Regensburg dem Kaiser Baiern zurück, der nun Heinrich den Löwen damit belehnte; dagegen erhielt Heinrich Jasomirgott Oesterreich jetzt als ein völlig von Baiern getrenntes Herzogthum mit so umfassenden Regierungsbefugnissen und einem so ausgedehnten Recht der Vererblichung, wie bisher keinem Reichsfürsten zugestanden waren. Dem Ausgleiche dieses verderblichen, ihn selbst in allen seinen Unternehmungen hemmenden Streites brachte F. nicht nur die Zukunft Baierns zum Opfer, sondern auch wichtige Rechte des Reichs. Aber es schien ein unberechenbarer Gewinn, daß nun alle Forderungen der Welfen befriedigt waren, und ein nicht minder großer, daß die Herstellung des vollständigen Landfriedens im Reiche ermöglicht wurde. Noch zu Regensburg ließ F. von den baierischen Großen einen Landfrieden beschwören. Man rechnete von diesem Tage an eine neue Friedensepoche in Deutschland. Seitdem, sagt ein Zeitgenosse, erfreut sich das ganze Reich diesseits der Alpen eines so herrlichen Friedens, daß F. nicht allein Cäsar und Augustus, sondern auch Vater des Vaterlandes mit Recht genannt wird. Leider hat diese Friedenszeit nicht lange gedauert; noch zu Friedrichs Zeit sah Deutschland, so wachsam er den Landfrieden behütete, der Fehden mehr als zuviel.

Empfand F. es als ein Glück, daß er den Frieden zwischen seinem Oheim und seinem Vetter hergestellt hatte, so war ihm inzwischen noch ein anderes größeres Glück beschieden worden. Am 9. Juni 1156 hatte er sich mit Beatrix, der Erbin des ohne Söhne verstorbenen Grafen Rainald von Hochburgund vermählt; mit großer Pracht war zu Würzburg die Hochzeit gefeiert worden. [409] Beatrix war schön, gut unterrichtet, von züchtigen Sitten; sie liebte ihren Gemahl von ganzer Seele. F. hat mit ihr fast dreißig Jahre in glücklicher Ehe gelebt, aus der eine zahlreiche, blühende Nachkommenschaft entsproß. Einen großen Theil der burgundischen Länder brachte Beatrix ihrem Gemahl als Mitgift zu; es waren dies meist dieselben Besitzungen, auf welche F. zuvor den Zähringern Aussicht eröffnet hatte, und es bedurfte deshalb jetzt einer neuen Abkunft mit Herzog Berthold. Gegen eine ziemlich dürftige Entschädigung gab Berthold seine Ansprüche auf; im Wesentlichen kam die große Erbschaft der Grafen von Hochburgund an den Kaiser, hinter den fortan naturgemäß der Zähringer auch in den allgemeinen Angelegenheiten des burgundischen Reichs zurücktreten mußte. Für den Kaiser war die Erwerbung, welche er durch seine Heirath machte, um so wichtiger, als sein Vetter Friedrich inzwischen zu den wehrhaften Jahren heranreifte und damit die vormundschaftliche Verwaltung Schwabens dem Ende entgegenging. Nicht minder werthvoll waren ihm die Besitzungen in Burgund für seine italienischen Pläne.

Unausgesetzt hatte F. die italienischen Angelegenheiten im Auge behalten. Im März 1157 kündigte er eine neue Heerfahrt über die Alpen an, welche in Jahresfrist angetreten werden sollte und zu der er die Fürsten eidlich verpflichtete. Nachdem er früher die Vertreibung der Griechen aus Apulien als Hauptzweck des Zuges angegeben hatte, nahm er jetzt, als jene ohne sein Zuthun erfolgt war, die Demüthigung des trotzigen Mailands vornehmlich in Aussicht. Zunächst aber beschäftigte ihn ein Kriegszug nach Polen, um den vertriebenen Polenherzog Wladislaw, den Schwager Heinrichs Jasomirgott, herzustellen (August 1157). Als der Kaiser gegen Boleslaw, der seinem Bruder die Gewalt entrissen hatte, mit einem Heere anrückte, legte sich Boleslaw zum Ziele; er versprach die Händel mit seinem Bruder gütlich auszutragen, bekannte sich als Vasall des Kaisers und versprach ihn gegen Mailand zu unterstützen, wußte sich aber seinen Verpflichtungen bald zu entziehen. Bereitwilligen Beistand hatte F. im polnischen Kriege an dem Böhmenherzog Wladislaw gefunden und noch größere Dienste stellte dieser dem Kaiser in Aussicht, wenn er ihm die Königskrone verleihe, welche schon einer seiner Vorfahren getragen hatte. Am 11. Jan. 1158 setzte F. dem Böhmenherzog die königliche Krone zu Regensburg auf und gewann damit eine sehr ausgiebige Hülfe für seine Unternehmungen in Italien.

Ehe noch der Kaiser abermals über die Alpen gehen konnte, war er bereits mit Papst Hadrian in schwere Zerwürfnisse gerathen. Von den Römern verjagt, ohne Aussicht auf nahe Hülfe aus Deutschland, hatte der Papst im Juni 1156 bei Benevent mit Wilhelm von Sicilien seinen Frieden geschlossen und durch ihn seine Rückkehr nach Rom ermöglicht. Seitdem lockerte sich der Bund mit dem Kaiser, und der Papst begann sich über Undankbarkeit Friedrichs zu beklagen, wie über Beleidigungen desselben gegen die Kirche. So geschah es in einem Schreiben, welches der päpstliche Kanzler Roland mit einem andern Cardinal im October 1157 auf einem Hoftage zu Besançon überbrachte. In demselben waren überdies vom Papste Wendungen gebraucht, welche die Deutung zuließen, daß er das Kaiserreich als ein päpstliches Lehen ansähe, und F. mußte sie um so mehr so auffassen, als ihm von einer Inschrift im Lateran berichtet war, in welcher König Lothar geradezu als päpstlicher Vasall bezeichnet wurde. Der Kaiser und die deutschen Fürsten geriethen deshalb in gewaltige Aufregung und diese steigerte sich noch, als einer der Cardinäle unzweideutig zu erkennen gab, daß nach der Ansicht Roms der Kaiser seine Krone nur dem Papste zu danken habe. Die Cardinäle waren kaum in der Versammlung ihres Lebens sicher, bis der Kaiser und sein Kanzler Rainald von Dassel die tobende Menge beschwichtigten. Aber gerade Rainald war es, in dem das Papstthum damals seinen [410] entschiedensten Widersacher hatte; seit dem Tode des Erzbischofs Arnold von Köln (14. Mai 1156) stand er unter dem deutschen Klerus dem Kaiser am nächsten und war recht eigentlich der Leiter der deutschen Politik; die Wiederherstellung des Kaiserthums in seiner alten Hoheit lag ihm nicht minder am Herzen, als dem Kaiser selbst, und in der Energie, mit der er die kaiserliche Sache vertrat, begegnete er sich mit dem kraftvollen Otto von Wittelsbach. Auf das Deutlichste gab man zu Besançon den Cardinälen zu erkennen, daß man den Kampf gegen das Papstthum nicht scheuen werde, wenn es eine Oberhoheit über das Reich beanspruche. Den päpstlichen Gesandten wurden Briefe bedenklichen Inhalts abgenommen, sie am andern Tage zur Rückreise veranlaßt, die Verbindungen des deutschen Klerus mit Rom erschwert, und der Kaiser erließ sogleich ein Manifest, worin er die Vorgänge zu Besançon bekannt gab und erklärte, daß er das Reich nur durch die Wahl der Fürsten von Gott erhalten habe, daß jene Lehre, nach welcher die kaiserliche Gewalt vom Papst verliehen werde, gegen die heilige Schrift sei und er niemals dulden werde, daß sie zu seiner Zeit Geltung gewinne. Es half dem Papste nichts, daß er die deutschen Bischöfe aufrief den kirchenfeindlichen Maßregeln des Kaisers entgegen zu treten, ihn auf den rechten Weg zurückzuführen und Rainald von Dassel und Otto von Wittelsbach zur Verantwortung zu ziehen; vielmehr erklärten die Bischöfe sich insgesammt für die vom Kaiser ausgesprochenen Grundsätze, mißbilligten das Verfahren des Papstes und riethen ihn den anstößigen Ausdrücken seines Schreibens eine abschwächende Deutung zu geben. Das Verhalten der deutschen Bischöfe und die Vermittlung Heinrichs des Löwen brachten den Papst in der That zur Nachgiebigkeit; er sandte Legaten mit einem Schreiben nach Deutschland, in welchem die verfänglichen Worte in unverfänglichem Sinn ausgelegt waren. Der Kaiser zeigte sich vorläufig befriedigt, übergab aber den Gesandten schriftlich eine Reihe von Beschwerden, welche eine Erledigung nöthig machten, wenn neue Streitigkeiten vermieden werden sollten.

Inzwischen waren der Kanzler Rainald und Otto von Wittelsbach dem Kaiser schon nach Italien vorangeeilt. Sie hatten in der Mehrzahl der lombardischen Städte dem Kaiser den Lehnseid schwören lassen und die Griechen, welche bei Ancona gelandet waren, von dort vertrieben. Im Juni 1158 ging der Kaiser selbst mit einem größeren Heere, als je einer seiner Vorfahren nach Italien geführt hatte, über die Alpen. Den Vortrab führte der Böhmenkönig, der mit zahlreichen und gutgerüsteten Ritterschaaren dem Kaiser zugezogen war. Den ersten Widerstand bereitete dem deutschen Heere Brescia, aber dieser Widerstand wurde leicht gebrochen. Längere Zeit verweilte der Kaiser im Lager von Brescia, wo sich auch italienische Hülfstruppen um ihn zu sammeln anfingen. Um Meutereien in dem buntzusammengewürfelten Heere – selbst der Ungarnkönig hatte 600 Reiter gesandt – vorzubeugen, erließ der Kaiser strenge Bestimmungen für Aufrechthaltung des Lagerfriedens.

Mailand kam der Angriff des Kaisers nicht unerwartet. Die Befestigungen von Tortona hatte es hergestellt, den Kampf gegen die dem Kaiser verbündeten Städte Pavia, Vercelli, Novara und Cremona im Bunde mit Brescia und Piacenza fortgesetzt, die Bewohner von Lodi verjagt und sich in aller Weise zu dem Kampfe mit dem Kaiser selbst gerüstet. Als die Mailänder von ihm zur Verantwortung vorgefordert wurden, schickten sie zwar in das kaiserliche Lager eine Gesandtschaft, aber mit Forderungen, deren Annahme sie nicht erwarten konnten. Aufs Neue wurde darauf der Reichsbann gegen sie ausgesprochen, und das kaiserliche Heer rückte gegen ihre Stadt vor. Als F. an die Stelle Lodis kam, baute er den vertriebenen Bürgern eine neue Stadt, welche er stark befestigen ließ. Wenige Tage darauf erschien er vor Mailand und umstellte es von allen [411] Seiten. Das Heer, welches die Stadt einschloß, wird auf 100,000 Mann angeschlagen, unter denen 15,000 Ritter gewesen sein sollen. Diese Macht war zu groß, als daß ihr Mailand länger als einige Wochen hätte Widerstand leisten können. Am 7. September ergaben sich die Mailänder auf die härtesten Bedingungen. Vor allem mußten sie den Wiederaufbau von Como und Lodi geschehen lassen und diesen Städten volle Freiheit zugestehen, sie mußten dem Kaiser Treue schwören, die Errichtung einer kaiserlichen Pfalz in der Stadt einräumen und auf sämmtliche Regalien verzichten; die Wahl der Consuln wurde ihnen belassen, doch sollte die Wahl der kaiserlichen Bestätigung bedürfen. Nach Mailands Unterwerfung entließ der Kaiser einen großen Theil seines deutschen Heeres; er selbst begab sich nach dem roncalischen Felde, wohin er auf die Mitte des November einen Reichstag berufen hatte, um die Verhältnisse Italiens, namentlich der Lombardei, als Sieger zu ordnen. Vor allem sollten die Regalien hier festgestellt werden, und der Kaiser lud auch die berühmtesten Rechtslehrer Bolognas zu dem Reichstage ein, um sich ihres Rathes zu bedienen. Unter ihrer Mitwirkung wurde durch Abgeordnete von 14 lombardischen Städten bestimmt, was unter den Regalien begriffen sei. Es waren nutzbringende Rechte verschiedener Art, welche allerdings einst den Königen Italiens zugestanden hatten, die aber zum größten Theil längst nicht mehr in ihren Händen lagen, sondern an die Communen übergegangen waren. Alle diese Rechte gestanden nun die Städte in aller Form dem Kaiser zu, der aber ausdrücklich auf die Ausübung derselben in jedem Fall, wo sie den Communen früher förmlich verbrieft waren, für immer verzichtete. Der jährliche Ertrag der Einkünfte, welche der Kaiser so gewonnen, wurde trotz jenes Verzichtes auf 30,000 Pfunde berechnet. Der Kaiser verlangte überdies, daß fortan alle städtischen Magistrate von ihm, wenn auch unter Mitwirkung der Bürgerschaften, eingesetzt werden sollten; durch Eide und Geiseln mußten die Lombarden verbürgen, daß sie nur solchen Oberen gehorchen und den Landfrieden aufrecht erhalten würden. Zugleich veröffentlichte der Kaiser ein Lehnsgesetz, welches die kaiserlichen Rechte gegenüber den Vasallen Italiens sicherte. Diese roncalischen Anordnungen schlossen eine Herstellung der königlichen Gewalt in sich, die mit allen bestehenden Verhältnissen im schroffsten Contrast stand; ließen sie sich durchführen, so gewann F. in dem reichen Lande eine Macht, wie sie selbst Otto der Große kaum besessen hatte. Den Juristen von Bologna dankte der Kaiser dadurch, daß er die Studierenden der Universitäten in seinen Schutz nahm; zum ersten Male erhielten diese Schulen ein kaiserliches Privilegium.

Mit der Ausführung der roncalischen Beschlüsse machte F. bald Ernst. Er sandte ihm vertraute Männer in die einzelnen Städte, um dort kaiserliche Gewaltboten (Podestas) einzusetzen; sie begleiteten Notare, welche die aus den Regalien fließenden Einkünfte zu berechnen und zu erheben hatten. Selbst aus dem mathildischen Hausgut nahm sie der Kaiser in Anspruch, überließ sie aber später an Herzog Welf. Während in den anderen Städten die kaiserlichen Gesandten keinem namhaften Widerstand begegneten, wollte man sich in Mailand die Einsetzung der Gewaltboten nicht gefallen lassen, da die Wahl der Consuln der Bürgerschaft bei ihrer Unterwerfung ausdrücklich zugebilligt war. Ein Volksaufstand brach aus, und die kaiserlichen Gesandten, unter ihnen Rainald von Dassel und Otto von Wittelsbach, mußten flüchtig die Stadt verlassen. Der Kaiser klagte die Mailänder sogleich des Hochverraths vor den Fürsten an und stellte auf das Verlangen derselben mehrere gerichtliche Fristen zu ihrer Verantwortung. Aber während derselben rüstete man sich bereits auf beiden Seiten zum Kriege. Der Kaiser beschied Heinrich den Löwen und andere Fürsten mit ihren Vasallen zu sich, sammelte neue Streitkräfte in Italien und befestigte alle Städte und Burgen um Mailand, die in seiner Hand waren. Die Mailänder verbanden [412] sich mit Brescia und Crema und bemächtigten sich der früher vom Kaiser besetzten Burg Trezzo. Am 16. April 1159 erklärte F. die Mailänder abermals für Reichsfeinde, ihr Eigenthum sollte der Plünderung, ihre Personen der Sklaverei verfallen sein. Um dem weiteren Aufstande vorzubeugen, erließ er ein neues Landfriedensgesetz mit den strengsten Bestimmungen. Inzwischen war er auch mit dem Papst in neue Streitigkeiten gerathen, bei denen es sich um nichts Geringeres handelte, als um die kaiserlichen Rechte in Rom und um zahlreiche Besitzungen Italiens, welche die Päpste beanspruchten, das mathildische Hausgut, das Herzogthum Spoleto, die Inseln Sardinien und Corsica; überdies verlangte der Papst, daß die Bischöfe Italiens nicht mehr den Lehnseid, sondern nur den Treueschwur dem Kaiser zu leisten hätten und die kaiserlichen Gesandten nicht mehr in den bischöflichen Palästen Wohnung nähmen. Der Kaiser war nicht von fern gewillt auf solche Forderungen einzugehen, entschloß sich vielmehr, wenn der Papst nicht nachgebe, mit dem römischen Senat eine Verständigung zu suchen, zu welcher ihm dieser schon längst die Hand bot. Vor allem beschäftigte ihn jetzt der Krieg gegen Mailand, der im Mai mit der Verwüstung des Stadtgebietes begann, dann sich aber in der Belagerung Cremas concentrirte, welche am 2. Juli 1159 eröffnet wurde. Obwol der Kaiser durch Heinrich den Löwen, dann auch durch Herzog Welf bedeutende Verstärkungen erhielt, obwol Cremona das deutsche Heer gegen seine alte Todfeindin mit Eifer unterstützte, leistete Crema doch die tapferste Gegenwehr. Erst am 26. Januar 1160 ergab sich die Stadt, welche der Kaiser völlig zerstören ließ, nachdem den Einwohnern freier Abzug zugestanden war.

Während F. vor Crema lag, war am 1. Sept. 1159 Papst Hadrian IV. zu Anagni gestorben. Sein Tod war in dem Augenblick erfolgt, wo er sich anschickte, nachdem er mit Mailand und Sicilien einen engen Bund gegen den Kaiser geschlossen, den Bannstrahl auf dessen Haupt zu schleudern. In dem Collegium der Cardinäle bestanden längst und traten sich jetzt noch schroffer zwei Parteien gegenüber, die eine unter dem Kanzler Roland, welche zu Sicilien hielt, und die andere unter dem Cardinal Octavian, welche eine Verständigung mit dem Kaiser beabsichtigte. Der Zwiespalt dieser Parteien führte zu einer zwiespältigen Wahl. Als die Erhebung Rolands sicher schien, wählte eine Minderzahl der Cardinäle im Einverständniß mit Otto von Wittelsbach, der damals in Rom anwesend war, den Cardinal Octavian, für den sich auch der römische Senat erklärte und der den Namen Victor IV. annahm. Aber die Gegenpartei ließ sich nicht beirren; sie erhob Roland zum Nachfolger Petri und erklärte ihn, welcher sich Alexander III. nannte, für den rechtmäßigen, weil von der Mehrheit der Cardinäle frei gewählten Papst. Als Vogt der römischen Kirche hielt sich F. berufen, den Gefahren eines neuen Schisma vorzubeugen; er berief ein allgemeines Concil nach Pavia und beschied beide Päpste vor dasselbe. Victor IV. erschien willig; Alexander III. stellte sich nicht, denn er hatte von einem vom Kaiser berufenen Concil Nichts für sich zu erwarten und wollte die Freiheit der Papstwahl nicht durch Anerkennung dieses Concils gefährden. Das Concil entschied für Victor IV., der auch sogleich von dem Kaiser und seinen Fürsten als rechtmäßiger Papst anerkannt wurde; über Roland wurde als Hochverräther und Schismatiker der Bann ausgesprochen und er dadurch zum Kampf gegen den Kaiser herausgefordert, den er unerschrocken aufnahm. Am 24. März 1160 sprach er den Bann über den Kaiser und Alle aus, welche ihn bei der Unterdrückung der Kirche unterstützten. Was F. auch that, um Victor die allgemeine Anerkennung zu sichern, es fehlte Alexander nicht an einem mächtigen Anhang. Für ihn erklärten sich sogleich Sicilien und Mailand mit seinen Verbündeten, bald fielen ihm auch die meisten Bischöfe Frankreichs und [413] Englands zu, und selbst unter der deutschen Geistlichkeit hatte er nicht wenig offene oder geheime Anhänger; zu den ersteren gehörte sogar der vom Kaiser hochgeachtete Erzbischof Eberhard von Salzburg. Dennoch nöthigten bald die großen Erfolge, welche der Kaiser gegen Mailand gewann, Alexander Rom und Italien den Rücken zu wenden.

F., der nach dem Fall von Crema Heinrich den Löwen und den größten Theil des deutschen Heeres hatte entlassen müssen, führte 1160 den Krieg fast nur mit seinen lombardischen Bundesgenossen gegen Mailand fort; man beschränkte sich auf verwüstende Streifzüge im mailändischen Gebiet. Erst im Anfange des nächsten Jahres, als Heinrich nach Italien zurückgekehrt war und bedeutende Verstärkungen aus Deutschland eintrafen, wurde die Stadt umschlossen. Aber die Belagerung zog sich während des ganzen Jahres hin, und die Mailänder dachten erst, als sie von aller Zufuhr abgesperrt waren und dem sicheren Hungertode entgegengingen, an Unterwerfung. Die härtesten Bedingungen wurden ihnen gestellt, aber ihnen blieb nur die Wahl zwischen Annahme oder Tod. Am 6. März 1162 erschienen die Mailänder, barfuß und mit Stricken um den Hals vor dem Kaiser zu Lodi, übergaben ihm ihre Feldzeichen und senkten das Carroccio vor ihm zur Erde. Der Kaiser schenkte ihnen das Leben, befahl ihnen aber wenige Tage darauf die Stadt zu räumen und in vier offenen Flecken in einer Entfernung von zwei Miglien sich anzusiedeln. Dann beschloß der Kaiser, besonders auf Antrieb seiner italienischen Bundesgenossen, die Zerstörung der Stadt. Am 26. März kehrte er nach Mailand zurück und leitete nun selbst das Zerstörungswerk. Eine der ersten und vielleicht die reichste Stadt des Abendlandes zu jener Zeit wurde so gut wie vernichtet. Nach kurzer Zeit unterwarfen sich auch Brescia und Piacenza. Alle Städte Italiens suchten ein Abkommen mit dem Kaiser zu treffen; Genua versprach ihm seine Schiffe zu stellen, sobald er Sicilien angreifen wolle. Im nördlichen und mittleren Italien gab es keine Macht neben dem Kaiser. Schon um Weihnachten 1161 hatte Alexander das römische Gebiet verlassen und sich zunächst nach Genua, dann schutzflehend nach Frankreich begeben.

Nachdem die Kraft Mailands gebrochen, mußte F. alles daran liegen, auch den Widerstand Alexanders zu beseitigen. Deshalb setzte er sich mit König Ludwig VII. in Verbindung und verabredete mit ihm eine Zusammenkunft auf der Saonebrücke zu S. Jean de Laone an der französischburgundischen Grenze; zugleich sollten die geistlichen und weltlichen Großen beider Reiche sich hier versammeln, um die römischen Wahlvorgänge noch einmal zu untersuchen; beide Päpste sollten vorgeladen werden, und wenn der Eine ausbleibe, der Andere ohne weiteres als der rechtmäßige Nachfolger Petri anerkannt werden. Da vorauszusehen war, daß sich Alexander nicht stellen würde, war das ganze Abkommen nur darauf berechnet, ihm den Schutz Frankreichs zu entziehen. Die verabredete Zusammenkunft Friedrichs und Ludwigs fand im August 1162 statt, aber die Verhandlungen unterblieben. Die Energie König Heinrichs II. von England, der sogar mit bewaffneter Hand sie zu hindern drohte, rettete das freie Papstthum in dem gefährlichsten Augenblicke. Es wollte wenig besagen, wenn F. seinen Schützling auf einer Synode zu Dole von neuem als den rechtmäßigen Papst anerkennen und über Alexander von neuem den Bann aussprechen ließ; Frankreich und England hielten doch zu dem letzteren, und die Waffen Friedrichs konnten ihn nicht erreichen.

Im Herbst 1162 kehrte F. von Burgund nach Deutschland zurück und trat mit gewohnter Strenge allen entgegen, die sich während seiner Abwesenheit Gewaltthaten erlaubt hatten. Die härteste Strafe traf die Stadt Mainz, welche den Zorn des Kaisers auf das Höchste gereizt hatte. Der unter dem Einfluß [414] desselben gewählte Erzbischof Arnold hatte die abgekommenen Einkünfte des Erzstifts wieder beizubringen und die Zucht im Klerus herzustellen gesucht und war dabei mit der Geistlichkeit, der Ministeralität und der Bürgerschaft Mainz in unausgesetzte Streitigkeiten gerathen, die zur offenen Empörung und schließlich zum Morde des Erzbischofs geführt hatten (24. Juni 1160). Die Mainzer wählten darauf Rudolf von Zähringen, den Bruder Herzog Bertholds, zu Arnolds Nachfolger. Aber die ersten Vasallen, unter ihnen auch der Stiefbruder des Kaisers, Konrad, der inzwischen zum rheinischen Pfalzgrafen erhoben war, wie die Suffraganbischöfe des Erzbisthums waren gegen den Zähringer und suchten die Mainzer Kirche dem Propst Christian von Buch, einem bei dem Kaiser angesehenen Kleriker, zu verschaffen. Der Kaiser verwarf beide Wahlen, die ohne sein Wissen erfolgt waren, und Papst Victor IV. sprach über die Mainzer und ihren Erwählten den Bann aus. Die Zähringer traten seitdem mit Frankreich und Papst Alexander in Verbindung, und der Kaiser hielt es unter diesen Verhältnissen für nothwendig, die Welfen noch fester, als bisher, in sein Interesse zu ziehen und von den Zähringern zu trennen; in der That löste Heinrich der Löwe 1162 die Ehe mit Clementia, der Schwester Herzog Bertholds, die ihm keinen Sohn geboren hatte. Die Zähringer, jeder Unterstützung im Reiche beraubt, waren schließlich genöthigt Ruhe zu halten. Das Erzbisthum Mainz kam nach dem Willen des Kaisers an Konrad von Wittelsbach, den Bruder des Pfalzgrafen Otto, einen Mann von unbeugsamem Charakter und unsträflicher Gesinnung. Christian von Buch blieb in der Nähe des Kaisers und wurde bald darauf zur wichtigen Stelle eines kaiserlichen Kanzlers befördert. Am 31. März 1163 hielt F. in Mainz einen Reichstag und übte hier ein strenges Strafgericht: die Stadt verlor ihre werthvollsten Privilegien und die Mauern derselben mußten niedergerissen werden.

Schon im Herbst 1163 ging der Kaiser wieder nach Italien; er kam diesmal ohne Heer, und er schien eines solchen kaum noch zu bedürfen. Mit Ausnahme einiger Städte, welchen die Wahl der Consuln als ein besonderes Privilegium belassen war, bestanden in der Lombardei, Tuscien und der Romagna überall kaiserliche Gewaltboten, entweder deutsche Herren aus dem geistlichen Stande und der Reichsritterschaft oder dem Kaiser ganz ergebene Italiener; die obere Leitung der italienischen Verwaltung lag in der Hand Rainalds von Dassel, welchen der Kaiser bereits im J. 1159 zum Erzbischof von Köln hatte wählen lassen. Rainald und die anderen Beamten des Kaisers behandelten das Land nicht ohne Härte; die neuen ohnehin lästigen Abgaben wurden in willkürlicher Weise hinaufgeschraubt. Viele Klagen über seine Beamten gelangten an den Kaiser, fanden aber selten oder nie Gehör, und die Nichtachtung derselben steigerte den Unmuth der Italiener über die neuen Verhältnisse, welche man bereits als eine drückende Fremdherrschaft empfand. Im Anfange des J. 1164 bildete sich deshalb unter Veronas Führung in den Gegenden an der Etsch und Brenta ein Städtebund gegen F., der bei dem griechischen Reiche und der Republik Venedig, welche Alexander anerkannt hatten, Unterstützung fand. F. besaß im Moment nicht die Streitkräfte, um dem Bunde entgegenzutreten, noch weniger um den Krieg gegen Sicilien zu beginnen, für welchen er Vorbereitungen in Italien traf; nicht einmal den aus Sardinien vertriebenen Häuptling Bareso, dem er eine Königskrone verliehen hatte, konnte er dorthin zurückführen, obwol derselbe ein Schützling Genuas war. In dieser Zeit (20. April 1164) starb Victor IV. zu Lucca und gleich nach seinem Tode wurde unter Leitung Rainalds ein neuer Gegenpapst gewählt; es war der Cardinal Guido von Crema, welcher den Namen Paschalis III. annahm. Die Erhebung desselben stand mit allen Vorstellungen, welche man von einer rechtmäßigen Papstwahl [415] hatte, im grellsten Widerspruch und mußte selbst von solchen als illegal angesehen werden, welche Victor IV. anerkannt hatten. Weitverbreitet war die Meinung, sogar unter den deutschen Kirchenfürsten, daß der Kaiser bei dem Tode Victors die Gelegenheit hätte benutzen müssen, um mit Alexander Frieden zu schließen, und die Aussichten zu einem befriedigenden Abkommen schienen um so günstiger, als Alexander wegen des durch Thomas Becket veranlaßten Kirchenstreites mit Heinrich II. von England zerfallen und in nicht geringer Bedrängniß war. Freilich hätte eine Verständigung sich nur durch Anerkenntniß der freien Papstwahl erreichen lassen, zu welcher sich weder Rainald noch F. entschließen konnten. So dauerte das Schisma fort, aber der Gegenpapst war nur durch Zwang aufrecht zu erhalten, und an diesem ließ es F. in Italien und Deutschland nicht fehlen.

Nach einjähriger Abwesenheit kehrte F. im Herbst 1164 nach Deutschland zurück. Seine Gegenwart war zunächst durch gefährliche Fehden gefordert, welche unter den angesehensten Fürsten ausgebrochen waren, und bei denen selbst seine nächsten Verwandten betheiligt waren. Mit Groll sahen diese auf den stolzen, allvermögenden Rainald von Köln und suchten seine Abwesenheit zu benutzen, um seinen Landen schwere Verluste beizubringen. Im Frühjahr 1164 fielen der Pfalzgraf Konrad, der junge Herzog Friedrich von Schwaben und der Landgraf Ludwig von Thüringen in das Kölnische ein, aber sie fanden dort an dem Domdecan Philipp von Heinsberg einen so kriegsgewandten Gegner, daß sie bald den Rückzug antraten. Noch bedenklichere Händel waren in Schwaben entstanden, welche den alten Streit zwischen Staufern und Welfen von neuem anzufachen schienen. Pfalzgraf Hugo von Tübingen, ein alter Gegner der Welfen, war mit diesen in Fehde gerathen und hatte dabei die Unterstützung Friedrichs von Schwaben gewonnen. Aber trotz der unleugbaren Vortheile, welche der Pfalzgraf über seine Gegner davon trug, ließ der Kaiser, der es mit den Welfen nicht verderben wollte, auf dem Reichstage zu Ulm (8. März 1166) den Pfalzgrafen den Friedensbruch mit dem Kerker büßen. In Schwaben wurde der innere Friede hergestellt, indem Staufer, Welfen und Zähringer sich wieder näherten; der junge Herzog Friedrich vermählte sich mit Gertrud, der Tochter Heinrichs des Löwen, einer Nichte Bertholds von Zähringen. Der Kaiser hatte die Welfen in Schwaben begünstigt, und nicht minder geschah es in Sachsen, wo Heinrich der Löwe mit dem Pfalzgrafen Adalbert und dem alten Albrecht den Bären in Streit gerathen war. Auch die Kölner Fehde wurde beigelegt, und Rainald ging ohne wesentlichen Nachtheil aus ihr hervor. Der Kaiser war ihm um so günstiger gestimmt, als er ihm kurz zuvor einen unvergleichlichen Dienst durch den Abschluß eines Bündnisses mit dem König von England geleistet hatte. Nach demselben wollten der Kaiser und Heinrich II. in voller Eintracht die kirchlichen und politischen Angelegenheiten behandeln; um den Bund zu befestigen, wurde die älteste Tochter Heinrichs II. Mathilde Heinrich dem Löwen, die jüngste Eleonore dem ersten, erst vor wenigen Monaten geborenen Sohn des Kaisers verlobt.

Im Vertrauen auf den englischen Bund hatte der Kaiser auf dem Reichstage zu Würzburg (Pfingsten 1165) die extremsten Schritte seiner Kirchenpolitik gewagt. Feierlich hatte er beschworen, daß er weder Roland, noch einen von dessen Partei erhobenen Papst jemals anerkennen, sondern nur Paschalis III. und seinen rechtmäßigen Nachfolger als die wahren Nachfolger Petri ansehen würde. Den gleichen Schwur verlangte er von allen anwesenden geistlichen und weltlichen Fürsten unter Androhung des Verlustes ihrer Lehen. Dennoch leisteten ihn nur wenige, wie Rainald von Köln, Heinrich der Löwe, Pfalzgraf Konrad, Albrecht der Bär und Landgraf Ludwig von Thüringen ohne Vorbehalt; andere [416] machten Klauseln oder suchten sich durch Entfernung dem Schwur zu entziehen. Der Kaiser ließ sich dadurch nicht beirren und veranlaßte ein Reichsgesetz, nach dem allen Erzbischöfen und Bischöfen befohlen wurde, in ihren Sprengeln ihre Geistlichen, Vasallen und Ministerialen insgesammt beschwören zu lassen, daß sie nur dem vom Kaiser anerkannten Papst gehorsamen würden, und Allen, die diesen Schwur verweigerten, der Verlust ihrer Aemter, Lehen und Eigengüter angedroht würde. So scheute der Kaiser auch vor dem äußersten Zwang nicht zurück, um dem von ihm eingesetzten Papst in Deutschland die Anerkennung zu sichern. Aber der Zwang konnte nicht hindern, daß Alexander viele geheime Anhänger im Reiche behielt, und auch an offenen fehlte es nicht. Konrad, des Kaisers Oheim, welcher Eberhard in Salzburg gefolgt war, ertrug lieber alles Mißgeschick, welches der Kaiser über sein Erzstift brachte, als daß er sich Paschalis beugte, und Konrad von Wittelsbach gab das Erzbisthum Mainz preis, um nicht gegen sein Gewissen zu handeln; letzterer begab sich alsbald zu Alexander, der sich der Dienste des ausgezeichneten Mannes zu seinem größten Vortheil zu bedienen wußte. Das Erzbisthum Mainz fiel jetzt Christian v. Buch zu, welchen der Kaiser als einen überaus geschickten Kriegsführer kennen gelernt hatte und der damals als kaiserlicher Statthalter in Italien verweilte. Trotz mancher bitterer Erfahrungen verzweifelte der Kaiser nicht daran, daß er mit Energie die Herrschaft in der Kirche wieder gewinnen würde, wie sie einst Karl der Große geübt hatte, und es ist bezeichnend, daß er am 29. December 1165 die Gebeine Karls des Großen zu Aachen feierlich erheben und den alten Kaiser durch den Mund Rainalds von Köln heilig sprechen ließ; es geschah dies, wie er selbst sagte, mit Erlaubniß Papst Paschalis III. zur Verherrlichung des römischen Reichs.

Aber gerade in dieser Zeit nahm Alexanders Sache, zumal König Heinrichs II. Versprechungen an den Kaiser sich als sehr unzuverlässig erwiesen, einen neuen Aufschwung; schon hielt er den Augenblick für günstig, um nach Rom zurückzukehren, wohin ihn ein Theil der Bürgerschaft rief. Auf sicilischen Schiffen gelangte er an die Tibermündung; am 23. November 1165 hielt er seinen Einzug in Rom. Bald war Alexander der Mittelpunkt einer großen Coalition, welche sich gegen Friedrichs Herrschaft in Italien bildete und zu welcher außer dem König von Sicilien der griechische Kaiser, Venedig und der Veroneser Bund gehörten; auch der Aufstand der F. noch unterworfenen lombardischen Städte war bereits in Aussicht genommen. Die Lage der Dinge war für Alexander um so günstiger, als Christian v. Buch, der mit vielem Glück die kaiserliche Sache in Italien geführt hatte und bis vor die Thore Roms vorgedrungen war, damals die Halbinsel verlassen hatte, um sein Erzbisthum anzutreten. Der Kaiser mußte selbst wieder über die Alpen gehen, um Alexander entgegenzutreten. Aber es standen ihm zu dem neuen Heereszuge, den er bis Rom und über Rom hinaus nach Apulien auszudehnen gedachte, nicht gleiche Streitkräfte aus Deutschland zu Gebote, wie bei dem Zuge gegen Mailand. Heinrich der Löwe blieb zurück, weil er eine Erhebung der sächsischen Fürsten besorgte. Aus Sachsen schlossen sich wenige dem Heereszuge an; ebenso aus Baiern, aber unter den Wenigen war abermals Otto von Wittelsbach. Der alte Welf fehlte, da er gerade damals eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande antrat, und auch sein Sohn zog erst später dem Kaiser nach. Herzog Friedrich folgte sogleich dem Heere, mit ihm viele schwäbische Ritter. Größere Contingente stellten die rheinischen Gegenden. Rainald war bereits vorangezogen; mit dem Kaiser kamen Christian von Mainz und Philipp von Heinsberg, der inzwischen an Christians Stelle als Kanzler getreten war. Einen nicht unwichtigen und sehr gefürchteten Bestandtheil des Heeres bildeten die böhmischen Hülfsschaaren und 1500 Brabanzonen, [417] eine um Sold gedungene Truppe. Der Kaiser nahm seinen Weg über den Brenner (October 1166), vermied aber das Gebiet von Verona und zog von Trient unmittelbar auf Brescia. Diese Stadt, welche auf’s Neue seinen Zorn gereizt hatte, erlitt eine schwere Züchtigung. Zahllose Klagen über die Bedrückungen der Beamten wurden auf einem Reichstage zu Lodi (November 1166) vor dem Kaiser laut; er hörte sie ruhig an, aber die Abhülfe der Beschwerden ließ auf sich warten. Noch hatte er keine Ahnung von dem Aufstande, der sich schon in den meisten Städten der Lombardei vorbereitete; nur darauf war er bedacht, Paschalis III. zur Anerkennung zu bringen und sein Heer zu verstärken. Der Kaiser überwinterte in der Lombardei und wandte sich dann gegen Imola. Hier theilte sich das Heer (März 1167); ein Theil desselben zog unter Rainald, Christian und Philipp von Heinsberg durch Tuscien gegen Rom, während der Kaiser selbst den anderen durch die Marken nach dem Süden führen wollte. In demselben Augenblick aber brach der Aufstand in der Lombardei aus. Die vom Kaiser so begünstigten Städte Cremona und Mantua gaben mit Brescia und Bergamo das erste Signal zur Empörung; bald schlossen sich ihnen die vertriebenen Mailänder und Ferrara an. Am 7. April wurde von Abgeordneten dieser Städte im Kloster Pontida, im Gebiet von Bergamo, in aller Form ein Bund auf 50 Jahre geschlossen, bei welchem zwar die Treue gegen den Kaiser vorbehalten war, in dem man sich aber vereinten Widerstand gegen die Bedrückungen seiner Beamten gelobte und die Wiederherstellung Mailands beschloß. Schon am 27. April führten kampfgerüstete Schaaren von Cremona, Brescia und Bergamo die Mailänder in die Ruinen der Stadt zurück, und begannen die Stadt, vorzüglich ihre Befestigungen herzustellen. Von kaum minderer Bedeutung war, daß Lodi, welches dem Kaiser seine Herstellung verdankte, mit Waffengewalt dem Bunde beizutreten gezwungen wurde. Willig schloß sich dann Piacenza, widerstrebender Parma dem Bunde an, dessen Mitglieder sogleich Paschalis absagten und sich für Alexander erklärten. Dieser Erfolg war für letzteren um so wichtiger, als er von Sicilien keine ausreichende Unterstützung zu erwarten hatte. Am 14. Mai 1166 war König Wilhelm I. gestorben und ihm sein unmündiger Sohn Wilhelm II. gefolgt, für den seine Mutter die Regierung führte. Ihr Regiment war unsicher, und ihre Umgebung schwebte in großer Besorgniß vor einem Angriff des Kaisers, in dessen Heer sich viele vertriebene Große des sicilischen Reichs befanden.

F. war, unbeirrt durch den Aufstand in der Lombardei, gegen Ancona gezogen, wo er auf Widerstand stieß, da die Stadt von den Griechen unterstützt wurde. Die Stadt mußte belagert werden, und da alsbald ein sicilisches Heer zum Entsatz anrückte, ging der Kaiser diesem entgegen, drängte es bis auf die Grenzgebiete Apuliens und ließ hier Robert von Bassavilla, den angesehensten der vertriebenen Herren Apuliens, zum Schutz der Grenzen; er selbst kehrte dann zur Belagerung Anconas zurück. Noch lag der Kaiser vor Ancona, als er die Nachricht erhielt, daß der andere Theil seines Heeres in die römische Campagna eingedrungen sei und daß vor Tusculum Rainald, Christian und Philipp von Heinsberg den Römern eine vollständige, äußerst blutige Niederlage beigebracht hätten (29. Mai). Sie verlangten dringend, daß der Kaiser jetzt selbst mit seinem Heere gegen Rom anrücke. Nachdem F. Ancona günstigere Bedingungen gewährt hatte, als er sonst zu bewilligen gewohnt war, zog er ab und führte sein Heer gegen Rom. Am 24. Juli 1167 wehten seine Banner wieder, wie 12 Jahre zuvor, am Monte Mario. Ein heftiger Kampf entbrannte sogleich um die Leostadt und besonders die Peterskirche, welche rings von Befestigungen eingeschlossen war. Am 29. Juli wurden diese durch Feuer und Schwert genommen und sofort [418] drangen die Deutschen in den Dom, dessen Pforten der junge Friedrich von Schwaben mit Aexten einschlagen ließ. Noch in der Kirche selbst wurde gekämpft, bis die Römer endlich die Waffen streckten. Am folgenden Tage nahm Paschalis von der Kirche Besitz, in welcher er am 1. August dem Kaiser und seiner Gemahlin die Kronen aufsetzte. Der Muth der Römer war gebrochen; sie waren geneigt sich Paschalis zu unterwerfen. Alexander, der sich Bedingungen nicht fügen wollte, welche seine Abdankung in sich schlossen, verließ heimlich in Pilgertracht die Stadt und begab sich nach Benevent. Der Senat schloß darauf seinen Frieden mit dem Kaiser, in welchem der Fortbestand des Senat gesichert wurde, doch sollten die Senatoren vom Kaiser investirt werden und mit allen Römern ihm den Eid der Treue leisten. Der Vertrag machte Rom wieder zu einer kaiserlichen Stadt, wie denn auch der Präfect wieder vom Kaiser bestellt wurde; 400 Geiseln mußten die Römer stellen, welche für ihre Treue gegen den Kaiser und den von ihm eingesetzten Papst zu bürgen hatten.

Der größte Erfolg schien gewonnen, dessen sich F. noch zu berühmen hatte. Aber unmittelbar nach demselben erfolgte der jähste Glückswechsel. Noch während der Verhandlungen mit den Römern brach im deutschen Heere eine Seuche aus, welche in wenigen Tagen die furchtbarste Ausdehnung gewann. Längerer Aufenthalt in der römischen Pestluft war unmöglich, ebenso unmöglich in der Sommerhitze, wie weiteres Vordringen nach dem Süden; der Kaiser mußte mitten in seinem Siegeslaufe den Rückzug antreten, und dieser Rückzug sah einer Flucht nur zu ähnlich. Am 6. August verließ er die Nähe Roms, ohne die alte Stadt auch nur betreten zu haben; er führte die Geiseln Roms mit sich, die er mit Paschalis in Viterbo zurückließ. Das abziehende Heer schleppte die Seuche weiter mit sich fort; gegen 20000 Todte zählte man, bis die Lombardei erreicht wurde, und unter den Todten waren Rainald von Köln, Friedrich von Schwaben und der junge Welf. Das Mißgeschick des Kaisers war das Glück des lombardischen Bundes, und dieses Glück blieb nicht unbenützt. Nicht nur, daß die aufständischen Städte die Alpenpässe besetzten, um jede Hülfsleistung aus Deutschland dem Kaiser abzusperren, sie verlegten ihm selbst auch die gangbarsten Pässe über den Apennin. Nur unter den größten Mühen konnte er die ganz erschöpften Reste seines Heeres nach Pavia führen, wo er am 12. Sept. eintraf. Noch glaubte er den Kampf gegen die aufständigen Lombarden nicht aufgeben zu müssen. Am 21. Sept. sprach er auf einem Reichstage zu Pavia feierlich den Reichsbann gegen die Städte des Lombardenbundes mit Ausnahme von Cremona und Lodi aus und warf den Empörern den Fehdehandschuh hin. Schon nach wenigen Tagen brach er mit Unterstützung von Pavia, Novara und Vercelli, der Markgrafen Wilhelm von Montferrat und Obizo Malaspina, wie des Grafen Guido von Biandrate in das Mailändische ein, aber den Mailändern kam so stattliche Hülfe, daß er bald zurückweichen mußte. Nicht besseren Erfolg hatte ein Zug gegen Piacenza, und bald lief sein Kampf gegen die Lombarden in kleine Raubzüge aus, die ihm wenig Nutzen, jenen wenig Schaden brachten.

Etwa zu derselben Zeit, wo der Kaiser nach Pavia gelangt war, kam Erzbischof Galdinus, einer der eifrigsten Alexandriner, als apostolischer Legat nach der Lombardei; er war es, welcher hier der Sache des Gegenpapstes den Todesstoß gab und den engsten Bund zwischen Alexander und den lombardischen Aufständigen vermittelte. Es besagte wenig, daß Paschalis bald wieder nach Rom zurückkehrte; er selbst war hier kaum sicher, und mit jedem Tage schwand sein Anhang in Italien dahin. Inzwischen schlossen sich die Anhänger Alexanders fester und fester zusammen. Der lombardische Bund trat mit dem veronesischen und mit Venedig in unmittelbare Einigung, dadurch kam er auch mit Sicilien und Kaiser Manuel in Verbindung; immer gefährlicher wurde die Coalition gegen [419] F., deren Mittelpunkt Alexander war und blieb. Am 1. December beschworen Abgeordnete von 16 Städten den erweiterten lombardischen Bund auf 20 Jahre; als der Zweck des Bundes war die gemeinschaftliche Vertheidigung aller Rechte hingestellt, die man seit den Zeiten Heinrichs IV. gewonnen hatte; man einigte sich über bestimmte Kriegsmaßregeln und die Einsetzung von Bundesbehörden (Rectoren). Bald trat auch Obizo Malaspina dem Bunde bei; Novaras Stellung wurde schwankend; man ging bereits mit dem Gedanken um, den Kaiser in Pavia anzugreifen und Tortona, welches die Pavesen im J. 1163 abermals zerstört hatten, von neuem herzustellen. Im Anfange des J. 1168 fühlte sich der Kaiser selbst in Pavia nicht mehr sicher und begab sich in das Gebiet des Markgrafen von Montferrat; als er auch hier bedrängt wurde, beschloß er den Kampf in Italien aufzugeben und mit seiner Gemahlin den Weg über den Mont-Cenis nach Burgund zu nehmen; die Geiseln der Lombarden, die in seinen Händen waren, wollte er mit sich fortführen. Als er im März nach Susa kam, schlossen die Bürger hinter ihm die Thore und brachten so jene Geiseln in ihre Gewalt; F. selbst rettete sein treuer Kämmerer Hartmann v. Siebeneichen, welcher sich für den Kaiser ausgab, während dieser in der Verkleidung eines Kriegsknechtes sich in Sicherheit brachte. Glücklich gelangte der Kaiser nach Genf und kehrte nach kurzem Aufenthalt in den burgundischen Ländern nach Deutschland zurück. Sobald F. die Lombardei verlassen hatte, wurde Tortona hergestellt, mußten auch Vercelli und Como dem Bunde beitreten. Am 1. Mai 1168 begann man den Bau einer großen Bundesfestung am Tanaro, welche als Stützpunkt zu den Unternehmungen gegen Pavia, den Markgrafen von Montferrat und den Grafen von Biandrate dienen sollte; man nannte die Feste Alessandria und unterstellte sie dem Papste, den man als den großen Patron des Bundes verehrte. Auch Genua, welches bisher wegen seiner Streitigkeiten mit Pisa unablässig Farbe gewechselt hatte, erklärte sich jetzt offen gegen den Kaiser und half zum Bau von Alessandria. Hielten auch mehrere größere Städte Italiens noch zum Kaiser, lagen auch in vielen Burgen kaiserliche Besatzungen und zählte die kaiserliche Sache auch unter den Baronen des Landes nicht wenige geheime oder offene Anhänger, so konnte doch von den roncalischen Beschlüssen kaum mehr die Rede sein. Das Unternehmen, durch welches F. die Unterwerfung Italiens zu vollenden gedachte, war völlig durch den lombardischen Aufstand gescheitert; eine schwere Niederlage hatte seine italienische und damit zugleich seine kirchliche Politik erlitten, aber er gab die Hoffnung nicht auf, den lombardischen Trotz, wie schon früher, noch einmal gründlich zu brechen.

Ganz auf Italien gerichtet, hatte F. bisher auf die deutschen Länder kaum eine tiefere Einwirkung geübt, als daß er den Landfrieden mit Strenge wahrte und die geistlichen Fürstenthümer mit Klerikern besetzte, welche ganz auf seine politischen und kirchlichen Pläne einzugehen schienen. Der immer weiter um sich greifenden Macht Heinrichs des Löwen hatte er so wenig eine Schranke gesetzt, daß es vielmehr schien, als ob er, nur mit seinen italienischen Plänen beschäftigt, willig seinem ehrgeizigen Vetter freies Feld in Deutschland belasse. Aber der Uebermacht Heinrichs konnten Gegner nie fehlen, und längst hatte sich ein Bund der sächsischen Fürsten gegen ihn vorbereitet, an dessen Spitze der alte Albrecht der Bär stand und an dem auch Rainald von Köln nicht unbetheiligt war. Kaum hatte der Kaiser 1166 Deutschland den Rücken gewendet, so brach der innere Krieg in Sachsen aus. Der sächsische Bund, durch den Beitritt niederrheinischer Fürsten verstärkt, trat überall Heinrich entgegen und erfüllte weithin den Norden Deutschlands mit Waffengetümmel. Vergebens mahnte der von Italien aus zur Ruhe; nur durch kurze Waffenstillstände wurde der furchtbare Bürgerkrieg unterbrochen und wüthete noch fort, als der Kaiser im Frühjahr [420] 1168 nach Deutschland zurückkehrte. Friedrichs erstes Bestreben mußte sein, den Frieden herzustellen. Auf den ersten Reichstagen, welche er berief, erschienen die Gegner Heinrichs nicht; erst im Juni 1168 stellten sie sich auf einem Reichstag zu Würzburg, auf dem ein vorläufiger Friede zu Stande kam. Dennoch wurde noch einmal die Ruhe Sachsens gefährdet, und erst auf dem langen Reichstage zu Bamberg, der vom April bis Juni 1169 versammelt war, erfolgte eine völlige Beilegung der Streitigkeiten. Heinrich behielt im Wesentlichen seine bisherige Macht, und er benützte sie, um seine Herrschaft in Sachsen und in den wendischen Gegenden immer mehr zu befestigen. Das Glück schien ihm noch Größeres zu verheißen, und keinen geringen Glanz gab es seiner Person, daß er sich 1168 mit der englischen Königstochter Mathilde vermählte und wenig später seine Tochter Gertrud, die Wittwe Friedrichs von Schwaben, Knud, dem Sohne des Dänenkönigs Waldemar, zur Ehe gab. Der Tod Albrechts des Bären (18. November 1170) befreite ihn endlich auch von einem alten, stets gefährlichen Widersacher, und da die reiche Erbschaft desselben unter seine Söhne getheilt wurde, schien auch die ascanische Macht ihm nicht mehr furchtbar. F. hatte das Anwachsen der Hausmacht seines welfischen Vetters bisher stets gefördert, aber ihr gegenüber faßte er fortan auch die Bildung einer eigenen großen Hausmacht in den deutschen Ländern in das Auge. Wunderbarer Weise unterstützte gerade sein Mißgeschick in Italien besonders die Absichten, welche er jetzt in Deutschland verfolgte. Ein unberechenbarer Gewinn war für ihn der Anfall der reichen Erbschaft Friedrichs von Schwaben. Das Herzogthum Schwaben und die großen fränkischen Reichslehen, welche man als Herzogthum Rothenburg bezeichnete, behielt er vorläufig selbst in der Hand, um sie später seinen ältesten Söhnen zuzuwenden; die großen Allodien aus Herzog Friedrichs Hinterlassenschaft erhielt er zu völlig freier Verfügung. Kaum minder wichtige Erwerbungen machte er von dem alten Welf, der nach dem Tode seines Sohnes sich vom politischen Treiben zurückzog und einem wüsten Genußleben hingab, zu dem ihm der Kaiser die Mittel bot. Nicht nur, daß Welf die großen Lehen, welche er in Italien erhalten hatte: Spoleto, Tuscien, das mathildische Hausgut, dem Kaiser zurückgab, die nun durch deutsche Ritter verwaltet wurden, er verpfändete F. auch die meisten der alten welfischen Güter in Schwaben und Baiern, und setzte ihn schließlich zu seinem Erben ein. Noch eine lange Reihe anderer Besitzungen in Franken und Schwaben wußte sich F. bei dem Aussterben der alten Geschlechter zu gewinnen, wie auch wichtige Kirchenlehen an sich zu bringen. Dieses große Hausgut, welches er mit planmäßiger Sorgfalt verwaltete, sollte den Staufern auch für die Folge eine gebietende Stellung in Deutschland sichern, und schon ging sein Wunsch in Erfüllung, seinem ältesten Sohne auch die Nachfolge im Reiche zu verbürgen. Im Juni 1169 wurde der vierjährige Heinrich zum König gewählt und am 15. August zu Aachen gekrönt.

An seiner kirchlichen Politik hielt F. noch immer mit aller Strenge fest. Als am 20. September 1168 zu Rom Paschalis III. starb und die kaiserlich gesinnte Partei den Cardinalbischof Johann von Albano zu dessen Nachfolger wählte, erkannte F. sogleich den Gewählten, der sich Calixt III. nannte, als den rechtmäßigen Papst an und suchte ihm auch in Deutschland überall die Obedienz zu erzwingen. Entschieden auf die Seite Alexanders wagte man sich nur noch im Salzburgischen zu stellen, wo nach dem Tode Konrads Adelbert, ein Sohn des Königs Wladislaw von Böhmen, zum Erzbischof gewählt wurde. Adelbert, ein junger und unerfahrener Mann, erlaubte sich, ohne die Regalien vom Kaiser empfangen zu haben, über die Güter des Erzstifts zu verfügen, aber es genügte das persönliche Einschreiten des Kaisers, um ihn zur Aufgabe seiner weltlichen Rechte zu bewegen, wenn er auch aus seiner kirchlichen Stellung nicht weichen [421] wollte. Erst im Juni 1174 wurde Adelbert auf einem Reichstage zu Regensburg abgesetzt und zu seinem Nachfolger der Propst Heinrich von Berchtesgaden gewählt, der sich vom Kaiser sogleich die Regalien ertheilen ließ. Damit war die letzte offene Opposition gegen die kirchliche Politik des Kaisers in Deutschland bewältigt; Alexander war hier aller Boden entzogen, und seine Bannstrahlen blieben ohne Wirkung. Die Autorität des Kaisers war in den deutschen Ländern unbestritten und machte sich zugleich auch in den Nachbarländern geltend. Boleslaw von Polen, der sich den 1157 übernommenen Verpflichtungen zu entziehen gewußt hatte, war im J. 1163 ein Abkommen eingegangen, nach welchem er den Söhnen des im Exil gestorbenen Wladislaw Schlesien abtreten mußte; aber auch dieses Abkommen hielt Boleslaw schlecht, und im Sommer 1172 zog der Kaiser mit Heeresmacht aus, um seine Schützlinge zu sichern. Noch einmal unterstützte F. damals sein alter Waffenbruder König Wladislaw von Böhmen, obwol ihr freundschaftliches Verhältniß durch die Salzburger Wirren bereits getrübt war. Aber nach kurzer Zeit legte Wladislaw, des weltlichen Treibens müde, seine Herrschaft in die Hände seines Sohnes Friedrich nieder; es geschah ohne den Willen des Kaisers, der Herzog Friedrich deshalb bald zum Rücktritt drängte und die böhmische Herzogsfahne einem Vetter desselben, Sobeslaw mit Namen, übergab. Ueberall empfand man das wachsende Ansehen des deutschen Kaisers, so daß selbst seine alten Widersacher sich ihm zu nähern und Familienverbindungen mit ihm zu schließen suchten. Der griechische Kaiser Manuel erbot sich eine seiner Töchter dem jungen König Heinrich zu vermählen und mit ähnlichen Anträgen trat Ludwig VII. von Frankreich zum Schrecken der Alexandriner hervor.

Alexander hatte sich von Benevent nach Tusculum begeben[WS 2], und suchte Rom wiederzugewinnen. Aber alle seine Anstrengungen waren vergeblich; Rom und die meisten tuscischen Städte hielten zum Kaiser. So weit Alexanders kirchliche Autorität reichte, seine politische Macht war gering. Thatkräftige und zuverlässige Bundesgenossen hatte er nur in den Lombarden, deren Bund sein einziges Bollwerk gegen den schismatischen Kaiser war. Noch stand der Bund in frischer Kraft und zog immer weitere Kreise. Am 24. October 1169 fand zu Cremona ein Bundestag statt, wo auch die Städte der Romagna und der Marken ihren Beitritt erklärten. Selbst Pavia mußte sich nothgedrungen dem Bunde entschließen; nachdem der Graf von Biandrate den Widerstand aufgegeben hatte, machte endlich nach seiner Niederlage bei Montebello auch Wilhelm von Montferrat seinen Frieden mit den Städten. Auf einem Tage zu Modena am 10. October 1173 beschworen die Rectoren des Bundes in Gegenwart päpstlicher Legaten abermals die Bundesverträge und gelobten, daß keine Stadt jemals mit dem Kaiser und seinem Sohne Friedensverträge für sich abschließen werde. Wenn die Versuche, auch Genua und die tuscischen Städte in den Bund zu ziehen, keinen Erfolg hatten, dankte der Kaiser dies vornehmlich dem Erzbischof Christian von Mainz, welchem es gelungen war, gegen Ende des J. 1171 mit einem kleinen Heere, besonders aus Brabanzonen bestehend, über die Alpen zu kommen und Tuscien zu erreichen. Er gewann Genua und Lucca völlig dem Kaiser, freilich nur durch die Lockerung der dienstwilligen Stellung, welche Pisa in den letzten Jahren bewährt hatte. Durch gewandte Politik und energisches Auftreten verpflichtete Christian die meisten Städte und Herren Mittelitaliens zur Treue gegen den Kaiser und bedrohte Alexander so in Tusculum, daß er 1173 seine Residenz nach Segni verlegte. Mit Hülfe Venedigs, dessen Verbindung mit den Lombarden sich schon zu lockern begann, belagerte er dann Ancona, wo die Griechen noch immer den festesten Stützpunkt für ihre Absichten auf Italien fanden. Gelang es ihm auch nicht Ancona einzunehmen, so hatte er doch der kaiserlichen [422] Sache unberechenbare Vortheile gewonnen, als er im Herbst 1173 über die Alpen zurückkehrte.

Und schon rüstete F. selbst zum Angriffe auf die Lombarden. Die steigende Macht des Bundes und die Hülfegesuche seiner Freunde in Italien machten ihm längeres Zögern unmöglich. Im Herbst 1174 trat er den Zug an, nachdem ihm schon im Frühjahr Christian wieder vorangeeilt war, um den kaiserlichen Anhang in Mittelitalien zusammenzuhalten. Friedrichs Heer war nur mäßig – auf 8000 Ritter wird es angegeben –, von den angesehensten weltlichen Großen des Reichs folgten ihm nur sein Bruder Pfalzgraf Konrad und der getreue Otto von Wittelsbach; zahlreicher war die Betheiligung der geistlichen Fürsten, unter denen Philipp von Köln und Wichmann von Magdeburg die hervorragendste Stelle einnahmen. Brabanzonen hatte F. abermals in Sold genommen; auch böhmische Schaaren schlossen sich wieder dem Heere an, die sich aber diesmal wenig bewährten. Der Kaiser nahm den Weg durch die burgundischen Länder, führte sein Heer über den Mont-Cenis und stand am 29. September vor Susa, welches zur Strafe für den früher verübten Verrath den Flammen übergeben wurde. Nach kurzer Belagerung mußte Asti, die erste Bundesstadt, auf welche man stieß, sich unterwerfen, und sofort traten nun Pavia, Alba und Acqui zu dem Kaiser über, desgleichen der Markgraf von Montferrat und der Graf von Biandrate; auch Como sagte sich von dem lombardischen Bunde los. Die Italiener an seiner Seite verlangten vom Kaiser besonders die Zerstörung von Alessandria und ihm selbst war diese Stadt der größte Gräuel; am 27. October begann er deshalb die Befestigungen derselben zu umschließen. Aber die Stadt, in einem ohnehin für die Belagerung ungünstigen, sehr sumpfigen Terrain belegen, wurde tapfer vertheidigt, und das kaiserliche Heer mußte während des ganzen Winters vor derselben liegen. Inzwischen hatte auch Christian von Mainz in der Romagna nicht unerhebliche Fortschritte gemacht und bedrängte Bologna. Die lombardischen Bundesgenossen ließen es im Anfange des J. 1175 nicht an Anstrengungen fehlen, um Alessandria zu entsetzen und gleichzeitig Bologna zur Hülfe zu kommen, doch waren sie schon voll Mißtrauen gegen einander; der schnelle Abfall mehrerer Bundesglieder, die ungeahnten Erfolge Friedrichs und Christians erfüllten sie mit Besorgniß. Der Kaiser, der am 13. April die Belagerung Alessandrias aufzuheben und sein Heer in das Gebiet von Pavia zurückzuführen genöthigt war, traf hier am 15. April mit einem Bundesheere zusammen und erwartete einen Angriff. Aber unerwartet kam ihm der Feind mit Friedensanerbietungen entgegen, in welchen sich die verbündeten Städte zu vollständiger Unterwerfung erboten, wofern nur ihre billigen Ansprüche Befriedigung fänden. Solche Anerbietungen konnten dem Kaiser nur erwünscht sein, und am folgenden Tage schlossen Bevollmächtigte von beiden Seiten zu Montebello einen Vertrag, welcher auf der angebotenen Unterwerfung der aufständigen Städte beruhte. Man bestimmte zugleich, daß über die Ansprüche derselben eine Commission von sechs Männern befinden sollte, deren Mitglieder zu gleichen Theilen vom Kaiser und dem Bunde zu bestellen seien; wo von dieser Commission keine Einigung erzielt werden sollte, wurde die Entscheidung von einem Schiedsrichterspruch Cremonas abhängig gemacht; bis Mitte Juni erwartete man diese Arbeiten beendigt zu sehen und bis dahin wurde auch Alessandria Waffenstillstand gewährt. Nachdem dieser Vertrag geschlossen war, erschien das Bundesheer sogleich vor dem Kaiser, streckte die Waffen und senkte die Feldzeichen; der Kaiser nahm die aufständigen Städte wieder zu Gnaden an, und der Krieg schien beendigt. Das Bundesheer löste sich auf, und auch der Kaiser entließ zu Pavia fast sein ganzes Heer. Bei dem Vertrage war zugleich ein Abkommen mit Alexander in Aussicht genommen, und in der That forderte F. [423] alsbald den Papst auf eine Gesandtschaft nach Pavia zu schicken, um Friedensverhandlungen zu eröffnen. Aber diese Verhandlungen, die wol von beiden Seiten schon ohne Aussicht auf Erfolg begonnen wurden, zerschlugen sich alsbald und stellten dann auch sogleich den Vertrag von Montebello in Frage. Alexander wird nichts unterlassen haben, um den ihm so gefährlichen Frieden zwischen dem Kaiser und dem lombardischen Bund rückgängig zu machen; er wird es auch gewesen sein, welcher die Lombarden vermochte, wegen Alessandria Forderungen zu stellen, welche dem Kaiser unannehmbar erscheinen mußten. Unter solchen Umständen scheuten die Bundesgenossen nicht vor einem offenen Vertragsbruch zurück und griffen aufs Neue gegen den Kaiser zu den Waffen.

F. stand dem Bunde jetzt mit ganz ungenügenden Streitkräften gegenüber; an eine glückliche Beendigung des Krieges konnte er ohne ausgiebige Unterstützung aus Deutschland nicht denken. Die Erzbischöfe Philipp von Köln und Wichmann von Magdeburg gingen selbst über die Alpen, um Verstärkungen des Heeres herbeizuschaffen; der Kaiser forderte die Fürsten des Reichs auf, ihm Beistand zu gewähren; vor allem verlangte er die Unterstützung Heinrichs des Löwen. Heinrich, welcher dem Kaiser in der Zeit, wo er selbst dessen bedurfte, in Italien gedient hatte, ihm aber seit 1162 nicht mehr über die Alpen gefolgt war, sondern sich ganz mit der Befestigung und Ausbreitung seiner eigenen Macht beschäftigt hatte, wurde jetzt ein Opfer zugemuthet, zu dem er sich nicht entschließen konnte. Denn seit seiner Rückkehr vom gelobten Lande war er in Sachsen in neue Streitigkeiten gerathen, und seine zahlreichen Widersacher wünschten sicherlich nur seinen Abzug nach Italien, um ihn daheim empfindlich zu schädigen. Um so weniger war er sich solchen Gefahren auszusetzen geneigt, als seine persönlichen Beziehungen zum Kaiser sich allmählich gelockert hatten. Da ihm früher Aussichten auf die Nachfolge im Reiche eröffnet waren, schwanden diese dahin, seit F. Nachkommenschaft hatte und sein ältester Sohn sogar schon den königlichen Namen führte. Daß F. auch die Erbschaft des alten Welf sich zu sichern gewußt hatte, mußte er als eine Schädigung seiner eigenen Hausinteressen empfinden, und diese fingen an, ihn noch mehr als früher zu beherrschen, seit ihm 1173 seine englische Gemahlin einen Sohn geboren hatte. Es wird glaubhaft berichtet, daß F. auf einer persönlichen Zusammenkunft mit Heinrich an der italienischen Grenze noch einmal mit der Bitte in seinen Vetter gedrungen sei, ihm in seiner Noth beizustehen, daß er aber, als Heinrich Goslar, die Hauptpfalz des Reichs in Sachsen, als Entschädigung für seine Dienste forderte, diesen Preis verweigert habe; was weiter von tiefer Demüthigung des Kaisers bis zum Fußfall später erzählt ist, gehört lediglich der Sage an. Sicher ist, daß Heinrich die Beihülfe versagte, und der Kaiser dies als eine persönliche Kränkung empfand, die er um so weniger vergessen konnte als er in ihr den größten Undank sah. Heinrichs Weigerung gab den Anstoß zu dem jähen Wechsel, den Friedrichs deutsche Politik alsbald erfuhr.

Sobald der Kaiser die Streitkräfte, welche ihm Philipp von Köln und Wichmann von Magdeburg zuführten, – es waren etwa 2000 Ritter, – an sich gezogen hatte, zögerte er nicht länger mit einem Angriff auf die wortbrüchigen Lombarden. Ohne die Unterstützung des Markgrafen von Montferrat abzuwarten, ohne eine Verbindung mit dem Heere Christians von Mainz, welches bis zu den Grenzen Apuliens vorgedrungen war, zu erstreben, drang er mit seinen deutschen Rittern und einigen italienischen Hülfstruppen in das Mailändische ein. Ein glücklicher Schlag hätte ihm die größten Vortheile geboten; denn der Lombardenbund begann sich sichtlich zu lockern und Cremona war bereits aus demselben getreten. Aber der Schlag mißglückte völlig. Bei Legnano auf der Straße von Como nach Mailand erlitt das kaiserliche Heer eine vollständige [424] Niederlage (29. Mai 1176). Der Kaiser hatte sich selbst mitten in das Schlachtgetümmel gestürzt; von Feinden umringt, sank er vom Pferde. Man hielt ihn für todt, und diese Meinung verbreitete einen panischen Schrecken unter den Seinen. In völliger Auflösung verließen sie das Schlachtfeld und suchten Pavia zu erreichen. Zwei Tage betrauerte man hier des Kaisers Tod, aber am dritten Tage ritt auch er mit einigen Rittern, die bei ihm ausgeharrt hatten, in Pavia ein. In Mailand feierte man Freudenfeste und hatte allen Grund dazu; denn obwol eine Niederlage, wie sie F. jetzt erlitten, seine Macht nicht brechen konnte, war er doch an jedem weiteren Vorgehen gegen den Bund im Augenblick verhindert. Wenn auch Cremona alsbald wieder auf seine Seite trat und Christian seine Waffen in den Marken mit Glück führte, der Kampf gegen die Lombarden, Alexander und den König von Sicilien konnte nicht ohne deutsche Unterstützungen in der bisherigen Weise fortgeführt werden, und auf solche Unterstützungen war nicht zu rechnen. Schweres Bedenken mußte ihm überdies erregen, daß die Männer, deren Dienste er am wenigsten entbehren konnte, wie die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Magdeburg, die Mißerfolge der letzten Zeit auf die kirchliche Politik des Kaisers, die ihm jeden Ausgleich mit seinen Gegnern unmöglich machte, zurückzuführen anfingen. So entschloß sich der Kaiser zu dem schwersten Schritt seines Lebens, trotz seines zu Würzburg geleisteten Schwurs Alexander als den rechtmäßigen Nachfolger Petri anzuerkennen. Im October 1176 ging eine Gesandtschaft, in welcher sich Christian von Mainz und Wichmann von Magdeburg befanden, nach Anagni, um mit Alexander Frieden zu schließen. Alexander mußte Anerbietungen, welche die Beseitigung des Gegenpapstes in sich schlossen, ihm die allgemeine Anerkennung und die Zurückgabe der Besitzungen des heiligen Petrus sicherten, freudig aufnehmen, wenn er auch einen definitiven Frieden ohne seine Bundesgenossen weder eingehen konnte noch wollte; ein solcher sollte nach der Forderung des Papstes erst unter Betheiligung des Lombardenbunds und Siciliens auf einer Versammlung zu Ravenna oder Venedig abgeschlossen werden, zu welcher der Papst selbst erscheinen wollte. Der Kaiser ging auf diese Forderung des Papstes ein und berief sogleich die geistlichen Fürsten seines Reiches auf den 25. Januar 1177 nach Ravenna. Die Lombarden waren über die Nachgiebigkeit des Papstes höchlich erbittert; sie drohten ihren Bund mit demselben zu lösen und mißbilligten die Orte, welche man für die Friedensverhandlungen bestimmt hatte. Alexander, der sich auf sicilischen Schiffen unter Begleitung sicilischer Gesandten nach Venedig begeben hatte, ging selbst nach Ferrara und bewirkte durch seinen persönlichen Einfluß, daß die Lombarden sich endlich an Friedensverhandlungen zu Venedig Antheil zu nehmen entschlossen, doch verlangten sie, daß der Kaiser selbst bei diesen nicht anwesend sei. So begannen die Verhandlungen in Venedig, während der Kaiser erst zu Ravenna, dann zu Chioggia im Venetianischen sich aufhielt; sie wurden durch eine Commission von Abgeordneten des Papstes, des Kaisers, des Lombardenbunds und Siciliens geführt, über welche man sich schon zu Ferrara geeinigt hatte. Die größten Schwierigkeiten ergaben sich bei den Versuchen, einen dauernden Frieden mit den Lombarden und Sicilien zu schließen, so daß Alexander, welcher das Friedenswerk nicht mehr scheitern lassen konnte, endlich mit dem Vorschlag hervortrat, statt des Friedens einen längeren Waffenstillstand eintreten zu lassen, und zwar mit den Lombarden auf sechs, mit Sicilien auf fünfzehn Jahre. Die Bundesgenossen des Papstes mußten hierin willigen, und auch die Bedenken des Kaisers wurden zuletzt überwunden. Am 21. Juli 1177 erklärte er die von der Commission vereinbarten Verträge annehmen zu wollen und ließ sie am folgenden Tage beschwören. Am 23. Juli begab er sich nach dem Nicolauskloster auf dem Lido; hier wurde er am anderen Tage von mehreren Cardinälen im Auftrage [425] des Papstes von dem Banne gelöst, nachdem er sich förmlich von dem Gegenpapste losgesagt und Alexander als den rechtmäßigen Papst anerkannt hatte. Sobald dies geschehen war, wurde er in festlicher Weise von allen Großen Venedigs in die Stadt eingeholt; in der Vorhalle der Marcuskirche empfing ihn der Papst. Als er vor denselben gelangte, legte er den kaiserlichen Purpur ab, warf sich vor seinem alten Gegner zur Erde und küßte ihm die Füße; der Papst erhob ihn, gab ihm den Friedenskuß und seinen Segen. Vereint gingen sie darauf in die Kirche, und alles Volk pries das Ende des heillosen Schisma. Am folgenden Tage wiederholten sich ähnliche Festlichkeiten, und der Kaiser hielt dem Papste den Steigbügel. Am 1. August wurden dann feierlich die geschlossenen Verträge verkündigt und im Namen des Kaisers noch einmal beschworen; gleiches geschah von den Bevollmächtigten der andren Betheiligten. In den nächsten Tagen ordnete man auf Grund der Verträge die kirchlichen Verhältnisse; im wesentlichen blieben in Italien die Alexandriner in ihren Stellen, in Deutschland die Anhänger des Kaisers. Der Gegenpapst, welcher sich bisher nicht unterworfen hatte, sollte eine Entschädigung erhalten. Auch die Salzburger Wirren wurden beseitigt, indem Adelbert von Böhmen und Heinrich von Berchtesgaden auf das Erzstift verzichten mußten und dieses Konrad von Wittelsbach als Entschädigung für Mainz erhielt. Am 14. August wurden die Friedensarbeiten feierlich zum Abschluß gebracht, und der Papst sprach den Bann über alle aus, welche die geschlossenen Verträge verletzen würden.

Noch mehrere Wochen blieben der Papst und der Kaiser in Venedig zusammen, und vor ihrer Trennung bestätigte der Kaiser noch einmal jenem urkundlich, daß er den Vertrag mit der Kirche getreulich halten werde. In dem Vertrage war bestimmt, daß der römischen Kirche alle ihr zuständigen Rechte und Besitzungen zurückgegeben werden sollten; wegen des von derselben und dem Kaiser zugleich beanspruchten mathildischen Hausguts war die Entscheidung einem Schiedsgericht von sechs Männern vorbehalten, über welche sich Kaiser und Papst verständigten. Alle anderen Besitzungen der Kirche sollte Christian von Mainz wieder zu den Händen des Papstes bringen. Der Papst blieb noch bis zur Mitte des October in Venedig; erst am 14. December kehrte er nach Anagni zurück. Indessen suchte Christian ihm seine Besitzungen und Gerechtsame wiederzugewinnen; er führte seine Waffen gegen Rom, wo der kaiserliche Präfect nicht weichen und den Gegenpapst aufrecht erhalten wollte. Christian brachte es endlich zu einem Vertrag mit dem Senat, nach welchem sich dieser dem Papst unterwerfen und ihm huldigen mußte. Am 12. März 1178 zog Alexander wieder in Rom ein; bald mußte auch der Präfect den Widerstand aufgeben, und Calixt warf sich Alexander reuig zu Füßen, der ihm Verzeihung und ferneren Unterhalt gewährte (August 1178). Zur Feier des großen Siegs der Kirche hielt Alexander darauf im März 1179 ein allgemeines Concil im Lateran; unter dem Schutze des Mainzer Erzbischofs tagten die Väter der Kirche. Das Wichtigste war, daß hier neue Bestimmungen über die Papstwahl getroffen waren, welche sie ganz in die Hände der Cardinäle gab und nach denen nur der als rechtmäßig gewählter Papst galt, auf den zwei Drittheile der Cardinäle ihre Stimmen vereinigt hatten. Nach dem Concil verließ Christian Rom, um die letzten noch widerstehenden Plätze in den Marken zu gewinnen. Er stieß hier auf Konrad von Montferrat, der im Gegensatze gegen den Vater eine dem Kaiser feindliche Politik verfolgte und sich mit dem griechischen Kaiser verbündet hatte. Das Mißgeschick des Papstes wollte, daß Christian im September 1179 zu Camerino in einen Hinterhalt Konrads fiel, in dessen Gefangenschaft gerieth und ein Jahr lang in Haft blieb. Seitdem war auch Alexander in Rom nicht mehr sicher; ein Theil des römischen Adels wagte sogar noch einmal einen Gegenpapst in Lando von Sezze [426] (29. September 1179) aufzuwerfen. Obwol Lando nach wenigen Monaten beseitigt wurde, getraute sich Alexander doch nicht nach Rom zurückzukehren; er starb am 30. Aug. 1181 zu Civita Castellana, und nur mit Mühe bereiteten ihm die Seinen ein Grab im Lateran; der Pöbel warf Steine und Schmutz auf seinen Sarg. Wie wenig die Cardinäle noch an eine Erneuerung der Feindseligkeiten gegen den Kaiser dachten, zeigte sich deutlich darin, daß sie Hubald von Ostia, der bei dem Venetianer Frieden besonders thätig gewesen war, zu Alexanders Nachfolger wählten, welcher den Namen Lucius III. annahm.

Unzweifelhaft hatte die römische Kirche einen denkwürdigen Triumph über F. davongetragen, aber nicht minder gewiß ist, daß sie dabei an politischer Macht mehr verloren als gewonnen hatte. Die Freiheit des Papstthums war durchgesetzt, aber dies freie Papstthum schien doch nur unter dem Schutze der deutschen Waffen gesichert. Dagegen hatte F. trotz seiner augenscheinlichen Niederlage die Beseitigung des Schisma die größten Vortheile gebracht. Schon in Venedig trat er mehr als Sieger als Besiegter auf; auf alle Weise ehrte ihn die Lagunenstadt, welcher er ihre alten Privilegien bestätigte und mit der er einen dauernden Frieden schloß. Dann machte er seine kaiserlichen Rechte in der Romagna und in den Marken mit Nachdruck geltend; als die römische Kirche damals die Grafschaft Bertinoro für sich gewinnen wollte, setzte er dieser Erwerbung einen entschiedenen und von Erfolg gekrönten Widerspruch entgegen. Mit großem Glanz trat er darauf in Tuscien auf; Genua und Pisa vergaßen ihren alten Hader und wetteiferten in prachtvollen Festen für den Kaiser. Alle die großen Seestädte traten ihm näher, als je zuvor. Im März 1178 besuchte er Pavia wieder und nahm sodann einen längeren Aufenthalt in Turin; fast scheint es, als ob er schon damals die Absicht hatte, einen dauernden Frieden mit dem Lombardenbund zu schließen. Erst um die Mitte des Juli verließ er Italien und ging nach den burgundischen Gegenden, wo man ihn mit allen Zeichen der Ergebenheit empfing. Am 30. Juli 1178 ließ er sich zu Arles inmitten einer großen Versammlung, namentlich von geistlichen Fürsten, zum König von Burgund krönen. Im October 1178 betrat er dann wieder den deutschen Boden; auch hier wurde er mehr wie ein Sieger, als ein Besiegter, empfangen.

Heinrich der Löwe erschien alsbald vor dem Kaiser zu Speier und erhob schwere Klagen über seine Widersacher, aber er fand nicht mehr wie sonst mit ihnen Gehör und sollte bald verspüren, daß die Gesinnung Friedrichs gegen ihn sich völlig verändert hatte. Auch gegen ihn wurden Anschuldigungen laut, und diese verhallten jetzt nicht in die Luft. Der Kaiser beschied ihn zu seiner Verantwortung auf einen Reichstag, den er am 13. Januar 1179 zu Worms halten wollte. Der venetianische Friede hatte die Gegner des Herzogs in Sachsen ermuthigt; denn er erhielt einige ihm sehr nachtheilige Bestimmungen. Der ihm feindlich gesinnte und früher beseitigte Bischof Ulrich von Halberstadt sollte hergestellt und dessen Nachfolger Gero, der ganz Heinrichs Willen ergeben war und ihm zahlreiche Besitzungen der Halberstädter Kirche überlassen hatte, beseitigt, alle von diesem herrührenden Veräußerungen und Belehnungen aber cassirt werden; überdies sollte in Bremen, wo Heinrich sich der Wahl des Ascaniers Siegfried widersetzt und die Einsetzung Balduins bewirkt hatte, die Wahl Siegfrieds untersucht und, wenn sie canonisch erfolgt, anerkannt werden. Ulrich war sogleich nach Halberstadt zurückgekehrt, hatte von Heinrich die Auslieferung der Halberstädter Lehen verlangt und, als sie verweigert wurde, den Bann über den Herzog verhängt. Bald hatte er auch im Bunde mit mehreren sächsischen Fürsten und Erzbischof Philipp von Heinsberg die Waffen gegen Heinrich ergriffen, und der innere Krieg wüthete in Sachsen wieder, wie vordem. Wenn Heinrich auch [427] diesmal der Angegriffene war, er fühlte doch, daß er dem Kaiser seine Unschuld nicht darthun werde, und blieb deshalb auf dem Wormser Reichstage aus. Aber seine erbittertsten Gegner waren anwesend, ergossen sich in den leidenschaftlichsten Klagen über seine Gewaltthaten, und der Kaiser wehrte ihnen nicht; er beschied Heinrich abermals vor seinen Richterstuhl, und zwar auf den 24. Juni nach Magdeburg. Indessen versuchte der Herzog auf dem Lateranconcil vergebens Aenderungen der Bestimmungen des venetianischen Friedens herbeizuführen. Ulrich verblieb das Bisthum Halberstadt, und Siegfried wurde als Erzbischof von Bremen anerkannt. Nicht mehr von der Gunst des Kaisers getragen, gerieth Heinrich von Bedrängniß in Bedrängniß.

Inzwischen glückte es dem Kaiser, in dem rheinischen Franken, wo der Landfriede mehrfach gestört war, ihn dauernd herzustellen; wie auch verderbliche Streitigkeiten beizulegen, welche zwischen Böhmen und Oesterreich entstanden waren. Der vom Kaiser eingesetzte Herzog Sobeslaw von Böhmen hatte sich nicht allein bald mit dem czechischen Adel verfeindet, sondern auch Streitigkeiten mit Heinrich Jasomirgott über die Grenzen ihrer Herrschaften begonnen; im J. 1176 hatte ein böhmisches Heer[WS 3], von Ungarn und Polen unterstützt, Oesterreich bis zur Donau verwüstet. Mitten in dem so herbeigeführten Kriege war Heinrich Jasomirgott gestorben und das Herzogthum Oesterreich auf seinen Sohn Leopold übergegangen (Januar 1177); der Kaiser aber hatte Sobeslaw seines Herzogthums verlustig erklärt und Böhmen dem früher abgesetzten Friedrich zurückgegeben. Aber nur durch die Waffen Leopolds konnte Friedrich wieder Herr von Böhmen werden; erst nach langen und schweren Kämpfen kam er wieder in den Besitz Prags und des Landes. Auf einem Hoftage zu Eger (Juni 1179) trug der Kaiser dann Sorge, daß die Grenzen zwischen Böhmen und Mähren festgestellt wurden. Unmittelbar darauf ging der Kaiser nach Sachsen, um den Magdeburger Reichstag abzuhalten. Auch hier erschien Heinrich nicht; nur desto schroffer traten seine Gegner auf, und der Kaiser verhehlte kaum mehr, daß er auf ihrer Seite stand. Eine neue Vorladung erging an den Herzog nach der Pfalz zu Kaina auf den 17. August. Schon schwebte die Acht über seinem Haupte; eine persönliche Zusammenkunft, welche er vom Kaiser erbat, wurde ihm gewährt, aber den Zorn desselben konnte er nicht mehr beschwichtigen, obschon zu Kaina, als Heinrich auch hier nicht erschien, mit der Achtserklärung noch gezögert wurde. Nur in den Waffen sah Heinrich noch eine Rettung. Kaum hatte der Kaiser Sachsen verlassen, so warf er sich in Kampf der Verzweifelung gegen seine Feinde. Im September 1179 überfiel sein Heer Halberstadt; die Stadt wurde durch Feuer zerstört und Bischof Ulrich gerieth in Gefangenschaft. Jetzt griffen auch Philipp von Köln, Wichmann von Magdeburg, Landgraf Ludwig von Thüringen und andere Fürsten gegen Heinrich zu den Waffen und rückten vor seine Feste Haldensleben; aber die rauhe Witterung und Uneinigkeit unter den Fürsten nöthigten sie im November die Belagerung aufzuheben. Inzwischen wurde auch das Magdeburgische von wendischen Schaaren, die im Dienste Heinrichs stehen sollten, schonungslos verwüstet. Heinrich stand in den Jahren voller Manneskraft, noch gebot er über zahlreiche Streitkräfte, und er wußte sie so zu gebrauchen, daß seine Feinde bis zum 27. April 1180 Waffenstillstand schlossen. Er benutzte die Waffenruhe, um seine Burgen in wehrhaften Zustand zu setzen. Den gefangenen Bischof Ulrich nöthigte er ihn vom Banne zu lösen und ihm die Halberstädter Lehen wieder zu übertragen. So erkaufte sich Ulrich die Freiheit, starb aber schon wenige Monate nachher. Die Zugeständnisse, welche er gemacht hatte, erklärten Kaiser und Papst für ungültig.

Jetzt konnte der Kaiser nicht mehr zögern gegen seinen rebellischen Vetter [428] die ganze Strenge des Rechts zu gebrauchen. Am 18. Januar 1180 verhängte er zu Würzburg über ihn nach dem Spruche der Fürsten die Reichsacht, sprach ihm alle Lehen und Allodien ab. Am 13. April 1180 verfügte er dann zu Gelnhausen über das sächsische Herzogthum: die herzoglichen Rechte in den westfälischen Theilen des Kölner Erzbisthums und in der Diöcese Paderborn kamen an den Erzbischof von Köln, der auch den Titel eines Herzogs von Westfalen erhielt; in den anderen Theilen des sächsischen Landes sollte die herzogliche Gewalt mit dem Titel eines Herzogs von Sachsen auf Bernhard, den Sohn Albrechts des Bären, übergehen, aber in dem östlichen Sachsen war von einer herzoglichen Gewalt wenig mehr die Rede. Um die Acht zu vollstrecken war gegen Heinrich der Reichskrieg beschlossen; am 25. Juli sollte das Reichsheer gegen ihn ausrücken. Er selbst nahm den Krieg auf, sobald der mit den sächsischen Fürsten geschlossene Waffenstillstand abgelaufen war. Zuerst rückte er gegen Goslar; als er dies nicht nehmen konnte, brach er in Thüringen ein und brachte Herzog Bernhard und dem Landgrafen Ludwig am 14. Mai 1180 eine vollständige Niederlage bei; einen anderen Sieg erfochten später seine Getreuen über die westfälischen Herren bei Halrefeld unweit Osnabrück. Der Kaiser hatte sich inzwischen im Juni nach Regensburg begeben, um die Verhältnisse Baierns, zu dessen neuem Herzog Otto von Wittelsbach bestimmt war, hier zu ordnen. Das baierische Herzogthum blieb im wesentlichen in seinem bisherigen Bestande; nur daß die Markgrafen von Steiermark, die jetzt den herzoglichen Titel erhielten, in eine gleich freie Stellung kamen, wie sie früher schon die Babenberger gewonnen hatten. Da auch die baierische Pfalzgrafschaft den Wittelsbachern blieb und Ottos Bruder Konrad damals das Erzbisthum Salzburg inne hatte, kam dieses altbaierische Geschlecht im Lande zu einer solchen Macht, daß von einer Herstellung der Welfen hier nie mehr die Rede sein konnte. Die feierliche Belehnung Ottos erfolgte erst später auf einem Reichstage zu Altenburg (16. September 1180).

Um die bestimmte Zeit stellte sich der Kaiser an die Spitze des Reichsheeres und rückte in das östliche Sachsen ein. Bald fielen mehrere von Heinrichs Burgen, viele seiner Vasallen unterwarfen sich dem Kaiser. Schon vorher hatten sich die meisten westfälischen Herren von Heinrich losgesagt, und selbst in den überelbischen und wendischen Gegenden traten seine angesehensten Vasallen, wie Graf Adolf von Holstein und Graf Bernhard von Ratzeburg, auf des Kaisers Seite, obwol sie ihre Länder vorläufig in der Gewalt des Herzogs lassen mußten. Als der Kaiser im Winter Sachsen verließ, stand es um Heinrichs Macht bereits mißlich genug, aber sie war doch noch keinesweges gebrochen. Erzbischof Wichmann führte auch während des Winters den Krieg fort; Haldensleben wurde eingeschlossen und mußte sich nach tapfrer Vertheidigung endlich im Mai 1181 ergeben. Im Juni erschien dann der Kaiser selbst wieder mit dem Reichsheere auf dem Kriegsschauplatz. Blankenburg wurde belagert und ergab sich alsbald; Braunschweig wurde von den Erzbischöfen von Köln und Trier und den westfälischen Bischöfen eingeschlossen. Nur jenseits der Elbe war Heinrichs Macht noch ungebrochen, und auch hier wurde sie nach kurzer Zeit erschüttert.

Alle Hoffnungen, mit denen Heinrich den Kampf unternommen, hatten sich nicht erfüllt: die Treue seiner Vasallen hatte sich nicht erprobt, der Beistand, den er von fremden Fürsten erwartet, war ihm versagt worden. England und Frankreich ließen ihn im Stich, während Waldemar von Dänemark und die polnischen Herzoge, eifersüchtig auf seine wendische Herrschaft, sogar nicht ohne Befriedigung sein Mißgeschick sahen. Ungehindert ging der Kaiser über die Elbe und rückte auf Lübeck los, welches Heinrich stark befestigt hatte, aber nicht selbst vertheidigte; bei der Nachricht vom Uebergange des Kaisers über die Elbe hatte [429] er sich nach Stade begeben. F. begann die Belagerung von Lübeck und wurde dabei nicht nur von Holsteinern, sondern auch von den Pommern und dem Dänenkönig unterstützt. Bald erklärte der Herzog selbst den Lübeckern, daß er sie nicht entsetzen könne und rieth zur Unterwerfung. Der Kaiser nahm die Stadt zu Gnaden an und bestätigte ihr alle ihre Privilegien. Er hielt einen feierlichen Einzug in Lübeck, empfing hier von neuem die Lehnshuldigung des Dänenkönigs und belehnte die Pommernfürsten mit ihren Ländern. Als er daraus über die Elbe zurückkehrte und bei Lüneburg lagerte, erschien vor ihm der Herzog, um mindestens für seine Person und die Seinen das Mitleiden seines Vetters zu erwecken; es erreichte nur soviel, daß die Entscheidung seines Schicksals auf einen Reichstag, der zu Quedlinburg demnächst gehalten werden sollte, verschoben wurde. Nach kurzer Zeit fiel auch Stade; Erzbischof Siegfried, dem es der Kaiser schon früher mit der Grafschaft verliehen hatte, nahm mit Hülfe des Erzbischofs von Köln die Feste ein. Nicht zu Quedlinburg, sondern erst auf einem Reichstage zu Erfurt im November 1181 entschied sich Heinrichs Schicksal. Er warf sich hier, aller Hülfe entblößt, um Gnade flehend, dem Kaiser zu Füßen; der Kaiser brach über die Erniedrigung seines Vetters, den er einst so hoch erhoben hatte, in Thränen aus, richtete ihn auf und gab ihm den Friedenskuß. Von Heinrichs Erbgütern war Lüneburg schon vorher seiner Gemahlin Mathilde zugesichert worden; jetzt erhielt er auch Braunschweig zurück. Als Strafe wurde ihm die Verbannung aus den deutschen Ländern zuerkannt; er mußte geloben, nicht eher zurüzukehren, als bis ihm der Kaiser dies gestatte. In den letzten Tagen des Juli 1182 verließ er den deutschen Boden; seine Gemahlin und seine Söhne Heinrich und Otto folgten ihm in das Exil. Er begab sich nach der Normandie, wo damals sein Schwiegervater residirte; im J. 1184 folgte er diesem nach England. Die Vasallen Heinrichs in Nordalbingen und in den wendischen Gegenden, welche vom Kaiser in ihre Herrschaften wieder eingesetzt waren, mußten den Ascanier als ihren Lehnsherrn anerkennen; auch sonst bemühte sich der Kaiser die neuen Verhältnisse Sachsens durch strenge Friedensgebote zu befestigen. Es gelang ihm nicht ohne Mühe; noch im J. 1182 mußte er persönlich wieder Sachsen erscheinen.

Der Kaiser hatte über Heinrich den vollständigsten Sieg davongetragen, und dieser Sieg hatte mehr als eine persönliche Bedeutung. Er gab den Staufern nicht nur das Uebergewicht über die welfische Macht, mit welcher sie so lange rivalisirt hatten, sondern diese schien völlig vernichtet. Indem F. aber den mächtigsten Herzog, welchen das Reich je gesehen, auf das tiefste demüthigte, brachte er zugleich dem Stammesherzogthum, welches so oft die Entwickelung des Königthums in Deutschland gehemmt hatte, den tödtlichen Streich bei. Wenn sich auch in Baiern Erinnerungen an das Herzogthum in seiner alten Bedeutung erhielten, factisch ging dasselbe doch unter. Das Reich zerfiel fortan, soweit es nicht unmittelbar in der Hand des Kaisers war, in eine Anzahl geistlicher und weltlicher Fürstenthümer von größerem oder kleinerem Umfang, deren Unterschied weniger auf den verschiedenen Titeln und den damit verbundenen Gerechtsamen beruhte, als auf dem Umfang der Territorien. Die Verhältnisse der einzelnen Fürstenthümer waren meist erst zu Friedrichs Zeit geordnet worden, fast alle Fürsten hatte er selbst eingesetzt: seine Macht schien die festeste Bürgschaft für die ganze bestehende Ordnung in Deutschland. Gelang es ihm, seinem Hause die colossale, bereits gewonnene Hausmacht zu sichern, mit der sich jetzt die keines anderen Geschlechts nur von fern vergleichen ließ, und gelang es ihm, seinen Nachkommen die Erblichkeit der Krone, nachdem die Erblichkeit der weltlichen Reichslehen bereits anerkannt war, dauernd zu gewinnen, so konnte das Kaiserthum [430] in Deutschland, gleichsam auf neue Fundamente gestützt, eine Kraft gewinnen, wie es seit Otto dem Großen nicht gehabt hatte.

Wie aber F. das Kaiserthum immer als eine universale Herrschaft ansah und für diese Italien ein unerläßlicher Besitz war, hatte er die dortigen Angelegenheiten nie aus dem Gesichtskreis verloren, und auch sie nahmen bald für ihn die günstigste Wendung. Im Ganzen war die Waffenruhe von den Städten des Lombardenbundes gehalten worden. Versuchen Bolognas, den Frieden zu stören, war gerade die römische Curie, deren Verhältniß zu den Lombarden längst getrübt war, mit Entschiedenheit entgegengetreten. Dagegen entwickelten sich allmählich freundlichere Beziehungen zwischen dem Kaiser und den lombardischen Bundesgenossen und vornehmlich den Städten, welche früher besonders den Zorn des Kaisers gefühlt hatten: Tortona, Alessandria und Mailand. Am 4. Februar 1183 gestand F. Tortona urkundlich die Wahl der Consuln und die Regalien zu; ähnliche Zugeständnisse erhielt bald darauf Alessandria, welches jetzt nach dem Kaiser den Namen Cäsarea empfing. Schon damals stand F. mit dem Lombardenbund selbst über einen definitiven Frieden in Verhandlungen, bei denen natürlich von den roncalischen Beschlüssen nicht mehr die Rede sein konnte. Die Bedingungen des Friedens wurden im April 1183 auf einem Städtetag zu Piacenza vereinbart, und dann auf dem Reichstage zu Konstanz am 25. Juni der Friede selbst im Namen des Kaisers und der Städte beschworen und öffentlich verkündigt. Nach den Bestimmungen desselben unterwarfen sich die Bundesstädte dem Kaiser, und er gewährte ihnen und ihren Bundesgenossen Verzeihung und seine Gnade. Er bestätigte ihnen im wesentlichen ihren früheren Besitz; dagegen gelobten sie ihm zur Erhaltung seiner Herrschaft in Italien auf alle Weise Beistand zu leisten. So weit die Städte bisher im Besitz der Regalien gewesen waren, wurden sie ihnen überlassen; wo der Besitz streitig war, sollte ein aus angesehenen Personen der betreffenden Stadt gebildetes Schiedsgericht darüber entscheiden. Auch die Wahl der Consuln blieb den Städten, doch durften nur solche Männer gewählt werden, welche dem Kaiser Treue geschworen hatten; die Gewählten sollten, wenn sie nicht nach altem Herkommen von dem vom Kaiser belehnten Bischof die Investitur erhielten, vom Kaiser selbst oder seinem Statthalter investirt werden. In Streitsachen, bei denen es sich um einen höheren Betrag als 25 Pfund handelte, wurde die Appellation an den kaiserlichen Hofrichter in Italien vorbehalten. Das Bündnißrecht wurde den Städten ausdrücklich im Frieden gewahrt. Die kaiserliche Hoheit war in allen Dingen streng festgehalten, sonst aber den lombardischen Städten Selbstverwaltung unter freigewählten Obrigkeiten in weitestem Umfang zugestanden. Im Ganzen erhielten die Bundesstädte keine anderen Rechte, als diejenigen, welche der Kaiser schon früher den Städten, welche zu ihm standen, eingeräumt hatte. Unfehlbar war es für die Lombarden ein großer Gewinn, daß sie Rechte, die sie thatsächlich lange geübt, die ihnen aber doch bestritten werden konnten und bestritten waren, in aller Form Rechtens verbrieft erhielten. Aber auch F. bot der Vertrag große Vortheile. Die kaiserliche Autorität, welche in der Lombardei seit einem Jahrhundert auf sehr schwankendem Boden gestanden hatte, gewann wieder ein festes Fundament; die nutzbaren Rechte, welche er aufgab, waren längst nicht mehr in den Händen seiner Vorgänger gewesen, während sich durch den Frieden ihm neue Geldquellen erschlossen; auch bei dem Frieden selbst hatten die Lombarden das Geld nicht gespart. Wenige Monate nach dem Konstanzer Frieden starb Christian von Mainz zu Tusculum (25. August 1183); seine letzten Kämpfe galten noch dem Schutze des Papstes gegen die Römer. Bald nachher verließ Lucius III. die Nähe Roms und begab sich nach Verona, wo er eine Zusammenkunft mit dem Kaiser halten wollte, um die letzten Streitpunkte [431] wegen der beanspruchten Besitzungen der Kirche, namentlich des mathildischen Hausgutes, auszutragen.

Wie hoch die Macht des Kaisers in den letzten Jahren gestiegen war, zeigte sich besonders in den prunkvollen Festen, welche er um Pfingsten 1184 bei Mainz veranstaltete, um die Schwertleite seiner beiden ältesten Söhne zu feiern. Deutschland, Burgund, Italien und Frankreich feierten diese Feste mit, bei denen sich 70000 Ritter zusammengefunden haben sollen. In den Kampfspielen, welche damals stattfanden, legte der alternde Kaiser selbst noch seine ritterlichen Künste an den Tag. Schon damals unterhandelte er mit dem sicilischen Hofe, um seinem Sohne König Heinrich die Erbin Siciliens zur Gemahlin zu gewinnen, während er für seinen zweiten Sohn Friedrich von Schwaben um eine jüngere Tochter Heinrichs II. von England warb. Wiederholentlich trat in jener Zeit die Versuchung an ihn heran, sich tiefer in die Angelegenheiten Frankreichs zu mischen, wo die Großen das energische Regiment des jungen Königs Philipp August widerwillig trugen, doch widerstand F. diesen verführerischen Lockungen. Im September 1184 ging er, indem er seinen Sohn als Regenten in Deutschland zurückließ, zum sechsten Male über die Alpen, aber ohne kriegerisches Gefolge. Die hauptsächlichste Veranlassung seiner Reise waren Verhandlungen mit dem Papste über die noch streitigen Länder und über Heinrichs Kaiserkrönung. In festlicher Weise wurde er in den lombardischen Städten empfangen und traf im October zu Verona mit Lucius III. zusammen. Aeußerlich herrschte zwischen Kaiser und Papst das beste Einvernehmen, aber die inzwischen bekannt gewordene Verlobung Heinrichs mit Constanze von Sicilien mußte den Papst auf ernste Gedanken über die überwuchernde Macht der Staufer führen. Er weigerte sich Heinrich schon bei Lebzeiten des Vaters die Kaiserkrone auszusetzen; auch die Unterhandlungen über das mathildische Hausgut blieben erfolglos; nicht einmal die ärgerlichen Wahlhändel, welche vor kurzem in Trier entstanden waren, wurden zum Austrag gebracht. In sehr unregelmäßiger Weise war nämlich dort ohne Wissen des Kaisers der Domdechant Folmar gewählt worden, während der Kaiser sich des Gegencandidaten, des Dompropstes Rudolf, angenommen, seine Wahl betrieben und ihn mit den Regalien belehnt hatte. Je mehr sich der Kaiser und Papst von einander entfernten, desto näher rückten sich der Kaiser und Mailand. Es verband sie besonders gemeinsamer Haß gegen Cremona, die alte Nebenbuhlerin Mailands, welche anfangs den Kaiser bereitwillig unterstützt, dann ihn verlassen, endlich in Folge großer, zum Theil geradezu erpreßter Schenkungen sich wieder auf seine Seite gestellt hatte. Am 11. Februar 1185 schlossen der Kaiser und Mailand ein Schutz- und Trutzbündniß, bei welchem es darauf abgesehen war, Cremona zu entziehen, was es beiden abgenommen hatte, und Crema, Cremonas alte Todfeindin, herzustellen. Für den Kaiser handelte es sich auch hier hauptsächlich um Besitzungen aus dem mathildischen Hausgut, wie denn der Bund Mailand ausdrücklich verpflichtete, ihm diese Besitzungen zu sichern. Am 7. Mai 1185 wurde unter des Kaisers persönlicher Leitung mit dem Neubau Cremas begonnen. Da Cremona Widerstand leistete, wurde über die Stadt der Reichsbann verhängt, den zu vollstrecken ihre Feinde nicht müßig waren. Im Sommer 1185 zog der Kaiser selbst über den Apennin, um die Huldigungen der tuscischen Städte entgegenzunehmen. Im Herbst kehrte er nach der Lombardei zurück, wo man bereits die Vorbereitungen zur Vermählung des Kaisersohnes mit der Erbin Siciliens traf. Am 27. Januar 1186 wurde die Hochzeit zu Mailand gefeiert. Mailand, einst von F. vom Erdboden vertilgt, bereitete jetzt ihm und den Seinen Feste von unvergleichliche Pracht und unendlichem Jubel, die sich den Mainzer Festen an die Seite stellten und der Welt zeigten, welche Autorität der Kaiser in Italien wiedergewonnen hatte. Constanze [432] wurde in Mailand zur Königin gekrönt, ihr Gemahl empfing vom Patriarchen von Aquileja die Krone Italiens. Wie früher zu den deutschen Geschäften, zog der Kaiser seinen Sohn jetzt auch zu der Regierung Italiens herbei, nachdem er ihm den Titel eines Cäsar ertheilt hatte.

Indessen war am 25. November Lucius III. zu Verona gestorben, und die Cardinäle hatten sogleich zu seinem Nachfolger den Cardinal Humbert, aus Mailand gebürtig und damals Erzbischof von Mailand, auf den Stuhl Petri erhoben. F. hoffte anfangs bei dem neuen Papste, welcher den Namen Urban III. annahm, eine geneigtere Gesinnung zu finden, als bei dessen Vorgänger. Er gab seinem Sohne Auftrag, nach dem Süden zu ziehen, um das römische Gebiet dem Papste wieder zu unterwerfen. Dagegen versprach der Papst den zu Trier erwählten Folmar nicht anzuerkennen und zu weihen; auch in der Frage des mathildischen Hausguts zeigte er sich nachgiebiger. Aber bald trat zu Tage, daß er ein viel entschlossenerer Gegner Friedrichs war, als der schwache Lucius. In dem Kampfe gegen Cremona nahm er unzweideutig gegen den Kaiser Partei und gegen das gegebene Versprechen weihte er Folmar zum Erzbischof von Trier; zugleich erhob er laute Klagen über Bedrückungen der Kirche durch den Kaiser, namentlich durch die Einziehung der Hinterlassenschaft der verstorbenen Bischöfe und der Nutzung der Regalien während der Sedisvacanzen und des ersten Jahres nach Wiederbesetzung des bischöflichen Stuhles, Rechte, welche der Kaiser zwar nicht eingeführt, aber doch zuerst in systematischer Weise geübt hatte; überdies forderte er die Zurückgabe aller Zehnten, die in Laienhände gerathen, an die Kirche und die Beseitigung der Vogteien. Am 8. Juni 1186 mußte sich Cremona dem Kaiser auf die ungünstigsten Bedingungen ergeben, die seinen stolzen Hoffnungen für immer ein Ende machten; der Kaiser und Mailand erhielten, was sie beanspruchten, und Cremas Bestand wurde gesichert.

Des Kaisers Autorität stand fester als je in Italien; in dem übelsten Zeitpunkt hatte Urban den Streit um die Rechte der Kirche von neuem begonnen. Der Kirchenstaat war in Heinrichs Händen; der Papst selbst lebte in Verona fast wie in Gefangenschaft, und seine Klagen fanden in Italien nirgends Wiederhall. Nur jenseits der Alpen bot sich ihm ein vielgewandter, mächtiger Bundesgenosse dar. Es war Erzbischof Philipp von Köln, der durch das herrische und gewaltige Wesen des jungen Königs auf das Empfindlichste verletzt war und der sich seitdem als Reichs- und Kirchenfürst durch die Uebermacht der Staufer, die er selbst mit hatte begründen helfen, beeinträchtigt und bedrückt fühlte. Im Sommer 1186 ernannte ihn Urban zu seinem Legaten in Deutschland, und ein thätigeres Werkzeug konnte der Papst nicht finden. Im Bunde mit Folmar, der über die Alpen kam und sogleich mit Excommunicationen gegen seinen Trier’schen Widersacher vorging, gelang es ihm, eine Anzahl Bischöfe gegen den Kaiser zu gewinnen, Verbindungen mit sächsischen und rheinischen Fürsten, wie mit Frankreich, England und Dänemark anzuknüpfen, und es war zu besorgen, daß er auch seinen alten Gegner Heinrich dem Löwen, der mit Erlaubniß des Kaisers um Michaelis 1185 nach Braunschweig zurückgekehrt war, jetzt die Hand zum Bunde reichen werde. Die Lage Deutschlands schien F. so bedenklich, daß er selbst im Sommer 1186 nach Deutschland zurückging, während der junge König in Italien blieb. Auf einem Tage zu Gelnhausen (28. November 1186) gelang es dem Kaiser die deutschen Bischöfe zu Erklärungen zu bewegen, die auf das Entschiedenste das Auftreten des Papstes mißbilligten; besonders trat jetzt Konrad von Wittelsbach, der nach Christians Tode das Erzbisthum Mainz wiedererhalten hatte, für die kaiserlichen Rechte ein. Noch einmal schaarte sich der deutsche Episcopat um den Kaiser gegen Rom, wie in den Anfängen seiner Regierung. Bald darauf schloß F. ein Bündniß mit dem König von Frankreich und vereitelte [433] dadurch die Coalition der auswärtigen Mächte, ehe sie noch zum Abschluß gekommen war. Zum Schutz der inneren Ruhe des Reichs erließ er gegen Ende des J. 1186 ein neues Landfriedensgesetz zu Nürnberg. Unter solchen Umständen boten die Drohungen des Papstes mit dem Banne und der Widerstand des Erzbischofs von Köln nicht mehr große Gefahren. Am 20. October 1187 starb Urban III. zu Ferrara, und erst der Tod machte seinem Schwanken, ob er auf F. den Bann schleudern oder ihm die Hand zum Frieden reichen solle, ein Ende. Die Wahl seines Nachfolgers zeigte, daß die Cardinäle den Frieden wollten: einen friedfertigeren Mann konnten sie nicht auf den Stuhl Petri erheben, als den Kanzler Albert, der sich als Papst Gregor VIII. nannte, und hätte ihn das Herz nicht zur friedlichen Ausgleichung getrieben, so würde ihn der Fall Jerusalems dazu vermocht haben. Gregor trat sogleich König Heinrich nahe und versprach alle seine Ansprüche, wie die des Kaisers, zu befriedigen. Nichts lag ihm mehr am Herzen, als einen neuen großen Kreuzzug in das Leben zu rufen, und er hoffte für denselben auch den Kaiser selbst zu gewinnen. Wenn auch Gregor schon nach wenigen Wochen starb, so ging doch sein Friedenswerk nicht mit ihm unter. Auch der Cardinal Paulinus, der nach ihm als Clemens III. den apostolischen Stuhl bestieg, beeiferte sich, die ärgerlichen Streitigkeiten mit dem Kaiser und seinem Sohne zu beseitigen. Im Einverständnisse mit König Heinrich kehrte er im Februar 1188 nach Rom zurück und machte seinen Frieden mit dem Senat; überdies erbot er sich dem König, der inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt war, die Kaiserkrone aufzusetzen, sobald er nach Rom gelangte. Endlich wurden auch die unglücklichen Trierer Händel beigelegt; Folmar und Rudolf wurden beseitigt und eine neue Wahl angeordnet. So konnte denn der Friede zwischen Kaiser und Papst im April 1189 zum Abschluß gelangen, und wenn auch F. in demselben nicht einen förmlichen Verzicht des Papstes auf das mathildische Hausgut erlangte, so blieb er doch factisch in dem Besitz desselben. Schon vorher hatte sich Philipp auf einem Reichstage zu Mainz (März 1188) mit den Kölnern, die bis zuletzt zu ihm gestanden hatten, der Gnade des Kaisers unterwerfen müssen. Die Umsicht und Mäßigung, mit welcher F. diese seine letzten Streitigkeiten mit der Kirche durchgefochten hatte, konnten sein Ansehen in der abendländischen Christenheit nur erhöhen.

Indessen war das ganze Abendland von der neuen Kreuzpredigt in gewaltige Aufregung versetzt worden, und die Bewegung hatte auch F. selbst ergriffen. Auf dem erwähnten Reichstage zu Mainz, den man den Reichstag Christi genannt hat, hatte der Kaiser nach dem Wunsche der anwesenden Fürsten das Kreuz genommen, mit ihm sein Sohn Friedrich von Schwaben, mehrere geistliche und weltliche Fürsten und eine große Zahl deutscher Ritter; der Auszug des kaiserlichen Kreuzheeres aus Regensburg war auf den 23. April 1189 bestimmt worden. Die Könige von Frankreich und England hatten schon vorher das Kreuz genommen, dennoch war Friedrichs Heer früher zum Aufbruch gerüstet. Mit dem lebendigsten Eifer hatte der Kaiser alle Vorbereitungen für das große Unternehmen getroffen. Dem Sultan Saladin hatte er durch den Grafen Heinrich von Dietz in ritterlicher Weise den Krieg angekündigt. Mit dem König von Ungarn, dem Kaiser von Constantinopel und dem ihm lange befreundeten Sultan Kilidsch Arslan von Iconium hatte er verhandelt, um den freien Durchzug und die Verpflegung seines Heeres zu sichern. Um die Ruhe in Sachsen besorgt, hatte er den größeren Theil des J. 1188 dort verlebt; die Entfernung Heinrichs des Löwen aus dem Lande schien ihm unbedingt nothwendig, und er verlangte, daß Heinrich, da er sich dem Kreuzheere nicht anschließen wollte, aufs neue drei Jahre in die Verbannung nach England ginge. Zur bestimmten Zeit stellte er sich dann in Regensburg ein; inmitten einer großen Zahl deutscher Fürsten traf [434] er hier die letzten Anordnungen für sein Haus und das Reich, dessen Regierung er seinem Sohne König Heinrich übergab. Am 11. Mai brach er mit dem Heere, welches sich um ihn gesammelt hatte, von Regensburg auf und überschritt am 22. Mai die deutsche Grenze. Das Pfingstfest feierte man im Lager Preßburg gegenüber. Das Heer, welches mit dem Kaiser Deutschland verließ, läßt sich auf 100000 Mann anschlagen, unter ihnen etwa 20000 Ritter. Mit diesem Heer zog F. in einen Kampf, in welchem die Augen der ganzen Welt auf ihn gerichtet waren. Nicht die Erinnerungen seiner Jugend, nicht eine unklare religiöse Begeisterung trieben ihn nach dem Orient, sondern er unternahm den Kreuzzug in dem Gefühle, daß er dem Kaiserthum die universelle Stellung im Abendlande, welche es einst gehabt und deren Herstellung er sich als Lebensaufgabe gestellt hatte, nur durch ein solches Unternehmen wieder gewinnen könne. Und in der That, wenn er Jerusalem den Christen erobert und als Sieger heimgekehrt wäre, wenn er der Kirche, als deren Feind man ihn so oft dargestellt hatte, zu dem größten Triumphe verholfen, wer hätte ihn dann nicht als den ebenbürtigen Nachfolger Karls und Ottos des Großen ansehen sollen?

Der Zug des Heeres durch die ungarischen Länder bot geringe Schwierigkeiten; größere erwuchsen, sobald man die Grenzen des griechischen Reichs überschritt. Bald zeigte sich, daß der Kaiser Isaac Angelos nicht nur die übernommenen Verpflichtungen nicht einhielt, sondern auch die feindseligsten Absichten gegen die Kreuzfahrer hegte, ging er doch sogar ein Bündniß mit Saladin gegen dieselben ein. Nach manchen Belästigungen wurde das Heer genöthigt, in der Umgegend von Philippopel und Adrianopel zu überwintern, wie in Feindes Land unablässig beunruhigt. Endlich erzwang F. einen Vertrag von dem griechischen Kaiser, der ihm den Uebergang über den Hellespont ermöglichte; er erfolgte in den Tagen vom 22.–27. März 1190. Nicht ohne Angriffe und Mühseligkeiten zog dann das Heer durch die griechischen Theile Kleinasiens, aber bedenklich wurde erst seine Lage, als es sich den Grenzen des Sultanats von Iconium näherte. Der alte Kilidsch Arslan hatte sich von der Regierung zurückgezogen und sie seinen Söhnen überlassen, von denen der älteste Kutbeddin sogleich in ein Bündniß mit Saladin trat. Auf Schritt und Tritt sahen sich nun die Kreuzfahrer angegriffen; sie geriethen in immer neue Bedrängnisse und erlitten die schwersten Verluste. Erst der Sieg bei Iconium (18. Mai), der besonders durch die persönliche Tapferkeit des alten Kaisers entschieden wurde, gab eine günstigere Wendung. Die Sultane mußten Frieden machen und dem Heere Verpflegung versprechen. Ende Mai betrat das Kreuzheer das christliche Armenien, wo es gute Aufnahme und Unterstützung fand; bald erreichte man das Gebiet des Seleph und zog auf schwierigen Bergpfaden Seleucia entgegen. Schon war man im Angesicht der Stadt, als der Kaiser ein plötzliches Ende fand. Von der Hitze des Tages und dem Marsche erschöpft, suchte er Stärkung in einem Bade; von den Wellen des Flusses wurde er fortgerissen und als Leiche aus demselben gezogen (10. Juni 1190). Entmuthigt kehrten sofort viele Kreuzfahrer in die Heimat zurück; den Rest führte Friedrich von Schwaben weiter. Auch die Leiche des Vaters nahm er mit sich. In Tarsus wurden die Eingeweide, in Antiochien das von den Gebeinen gelöste Fleisch beigesetzt; wo die Gebeine die letzte Ruhestätte gefunden haben, ist nicht überliefert. Auch der junge Friedrich sah die Heimat nicht wieder; am 20. Januar 1191 unterlag er einer Krankheit vor Accon. Das Unternehmen, mit deutschen Streitkräften die heiligen Stätten wiederzugewinnen, war vollständig gescheitert und bei demselben hatte der Kaiser selbst den Tod gefunden. Nicht allein das Kreuzheer betrauerte den Tod seines Führers, die ganze christliche Welt fühlte es, daß sie ihr Haupt verloren habe. Denn unter allen Fürsten der Christenheit war, wie ein Zeitgenosse sagt, keiner, [435] der sich durch Macht und Menschlichkeit, Energie und Hochherzigkeit mehr auszeichnete, als Friedrich.

Ein langes, überaus thatenreiches Leben war zu Ende gegangen. Die ganze Regierung Friedrichs ist stete Bewegung, ein unablässiges Ringen nach der Herstellung des alten Kaiserthums. Er hat dieses Ziel nicht erreicht, aber es ist ihm gelungen, die kaiserliche Gewalt wieder an die Spitze der abendländischen Welt zu bringen, und ihr in Deutschland, Italien und Burgund eine festere reale Grundlage zu geben, als sie vorher gehabt hatte. Er ist recht eigentlich der Begründer der staufenschen Macht gewesen, welche ein wichtiges Moment in der welthistorischen Entwickelung bildet. Man kann zweifeln, ob man ihn den Männern beizählen kann, die man die Großen genannt hat, aber ein Zug der Größe geht offenbar durch sein ganzes Regiment und kennzeichnet auch seine Person. Niemand wird leugnen, daß er viele und große Fehler begangen hat, rücksichtslose Härte und Ueberschätzung seiner Macht lassen sich namentlich in den Anfängen seiner italienischen Kämpfe nicht verkennen; er hat schwere Niederlagen im Kampfe gegen die freien Städte und das Papstthum erlitten, und nicht allein auf dem Schlachtfelde. Aber vielleicht nie hat ein Mensch auch in seinen Niederlagen eine so Achtung gebietende Stellung behauptet, aus den Niederlagen sich so schnell wieder erhoben; auch als Besiegter erschien er noch immer als Sieger. Widerwillig genug mußte er die freie und selbständige Stellung des Papstthums, die mit der ganzen Geistesrichtung der Zeit verwachsen war, endlich anerkennen, aber eine Abhängigkeit seiner kaiserlichen Gewalt von dem Papstthum hat er niemals zugestanden. Von dem ersten bis zum letzten Jahre seiner Regierung hat er stets daran festgehalten, daß er seine Krone allein von Gott durch die Wahl der deutschen Fürsten erhalten habe. Als einen Repräsentanten des freien deutschen Reichs hat ihn unser Volk auch in der Erinnerung bewahrt und durch die eigenthümliche Frische, Kraft und Hoheit seines ganzen Wesens sich immer zu ihm besonders hingezogen gefühlt. Unter den Heroen der deutschen Nation wird Kaiser F. der Rothbart stets seine Stelle behalten.

Die Hauptquelle für die ersten Jahre Friedrichs sind die von ihm selbst veranlaßten Gesta Friderici I., deren beide erste Bücher (bis 1156) von Bischof Otto von Freising, die beiden letzten (bis 1160) vom Freisinger Domherrn Ragewin abgefaßt sind (M. G. SS. T. XX). Das Ligurinus betitelte Gedicht ist nur eine breite versificirte Umarbeitung der Gesta. Leider ist Ottos und Ragewins Werk nicht fortgesetzt werden; die metrischen Gesta Friderici des Gottfried von Viterbo (M. G. SS. XXII), die bis 1181 reichen, bieten uns, obwol der Verfasser als Notar und Kaplan des Kaisers gut unterrichtet war, weder nach Inhalt noch Form einen Ersatz. Ein andres, erst kürzlich aufgefundenes Gedicht über Friedrichs Thaten ist bis jetzt nur fragmentarisch bekannt. Für den Kreuzzug Friedrichs ist wichtig die Historia de expeditione Friderici von einem österreichischen Cleriker, der Ansbert genannt wird (Fontes rerum Austriacarum SS. T. V). Ein sehr umfängliches Material für die Geschichte Friedrichs ist in den gleichzeitigen Chroniken und Annalen, wie in den Gesetzen, Concilienbeschlüssen, Briefen und Urkunden seiner Zeit enthalten. Von neueren Arbeiten sind hervorzuheben: H. v. Bünau, Leben und Thaten Friedrichs I. (Leipzig 1722); H. Prutz, Kaiser F. I., 3 Bände (Danzig 1871–73); Fr. X. Wegele, Kaiser F. I. Barbarossa, ein Vortrag (Nördlingen 1871). Einzelne Abschnitte aus Friedrichs Geschichte behandeln: Fl. Tourtual, Böhmens Antheil an den Kämpfen K. Friedrichs in Italien, 2 Theile (Göttingen 1865. Münster 1866); Rob. Dettloff, Der erste Römerzug Friedrichs I. (Göttingen 1877); W. Schmidt, Die Stellung der Erzbischöfe und des Erzstifts von Salzburg zu Kaiser und Reich unter Kaiser F. I. (Archiv für [436] österr. Geschichte Bd. XXXIV); P. Scheffer-Boichorst, Kaiser Friedrichs I. letzter Streit mit der Curie (Berlin 1866); S. Riezler, Der Kreuzzug Kaiser Friedrichs I. (Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. X); K. Fischer, Geschichte des Kreuzzugs Kaiser Friedrichs I. (Leipzig 1870). Besonders wichtig ist für die Kämpfe Friedrichs mit dem Papstthum: H. Reuter, Geschichte Alexanders III. und der Kirche seiner Zeit, 3 Bände (Leipzig 1860–64). Für die Kämpfe mit dem Lombardenbund ist neues Material von Bedeutung bekannt geworden durch C. Vignati, Storia diplomatica della lega Lombarda (Milano 1866). Vgl. J. Ficker, Zur Geschichte des Lombardenbundes (Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der Wiener Akademie Bd. LX).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sililien
  2. Vorlage: begaben
  3. Vorlage: Herr