Zum Inhalt springen

ADB:Philipp von Heinsberg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln“ von Wilhelm Martens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 3–8, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Philipp_von_Heinsberg&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 10:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 26 (1888), S. 3–8 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Philipp I. von Heinsberg in der Wikipedia
Philipp I. von Heinsberg in Wikidata
GND-Nummer 118791877
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|26|3|8|Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln|Wilhelm Martens|ADB:Philipp von Heinsberg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118791877}}    

Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln, ist einer der gewaltigen Kirchenfürsten, deren rücksichtslose Energie und staatsmännischer Blick dem Kaiser Friedrich I. in seinem Kampf gegen das Papstthum Alexanders III. wesentlich mit zu seinen Erfolgen verhalfen; er reiht sich in dieser Beziehung würdig seinen Vorgängern im Reichskanzleramt, Reinald von Dassel und dem Erzbischof Christian von Mainz, an die Seite. Nachdem ihm die hierbei erworbenen Verdienste einen Erzbischofssitz verschafft hatten, nachdem dann der Sturz Heinrichs des Löwen für ihn die Quelle neuer Machterweiterung geworden war, aber der zwischen Kaiserthum und Papstthum eingetretene Waffenstillstand ihn entbehrlich gemacht hatte, so daß er von Friedrich I. nicht mehr viel hoffen durfte, vollzog er, in klarer Erkenntniß der Lage und zu ehrgeizig, um sich in den Hintergrund schieben zu lassen, eine vollständige Schwenkung und wurde das Haupt einer weit verzweigten Opposition im Reich, „der Erbe der welfischen Politik“ und Bundesgenosse Urbans III. im Kampfe gegen den Kaiser. Das Scheitern mancher Hoffnungen und wol auch zunehmendes Alter stimmten ihn zur Versöhnung mit dem Hause der Staufer; er starb auf König Heinrichs VI. erstem Römerzug.

P. stammte aus dem am Niederrhein reichbegüterten, mit den Herren von Cleve und von Geldern nahe verwandten Geschlecht der Grafen von Heinsberg. Ein Graf Gozwin von Heinsberg wird 1158 von Friedrich I. zum Lohn für treue Dienste zum Herrn der Grafschaften Seprio und Martefana eingesetzt und 1164 im Besitze der ersteren bestätigt, während[WS 1] er die Martefana abgeben mußte. Ob er identisch ist mit Philipps Vater, dem Grafen Gozwin II., läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Mutter war Adelheid, eine Tochter des Pfalzgrafen von Sommereschenburg. Die hervorragenden Geistesgaben des Knaben veranlaßten die Eltern, ihn zum geistlichen Stand zu bestimmen. In Köln und Reims schöpfte der junge P. seine gelehrte Bildung, wurde dann Propst in Lüttich und endlich Dekan zu St. Peter in Köln. Während der Abwesenheit Reinalds verwaltete er wiederholt mit Geschick die Angelegenheiten der Erzdiöcese. Als im Frühjahr 1164 Pfalzgraf Konrad bei Rhein, Landgraf Ludwig von Thüringen und Herzog Friedrich von Rothenburg in das Kölner Gebiet einfielen, übernahm der Domdechant Philipp im Auftrag des abwesenden Erzbischofs die Vertheidigung des Erzbisthums, verhütete an der Spitze eines gewaltigen Heeres die beabsichtigte Besetzung der Burg Rheineck und nöthigte am 18. Mai 1164 die [4] Verbündeten bei Andernach zum Rückzug, ohne daß sie auch nur einen Angriff gewagt hätten. Weitere Proben seines kriegerischen Geistes gab er auf dem dritten Römerzug des Kaisers, den er im Gefolge Reinalds mitmachte. Während desselben wurde er an Stelle Christians, der den erzbischöflichen Stuhl von Mainz bestieg, zum Reichskanzler ernannt (Ende 1166 oder Anfang 1167), eine Beförderung, die er offenbar in erster Linie der Empfehlung Reinalds zu danken hatte. Mit diesem und Christian von Mainz zog er März 1167 aus dem Lager von Imola nach der südlichen Lombardei und gegen Rom und zeichnete sich in der Schlacht bei Tusculum (29. Mai 1167) durch persönliche Tapferkeit aus; ja der Sieg in dieser Schlacht ward hauptsächlich durch seine und Reinalds Unerschrockenheit zu Gunsten der Deutschen entschieden. Als dann im Hochsommer die furchtbare Pest des Kaisers Siegeshoffnungen zertrümmerte und (14. August 1167) auch den treuen Reinald von Dassel hinwegraffte, wurde er dessen Erbe in der kaiserlichen Gunst und dadurch auch auf dem erzbischöflichen Stuhl. Noch während er in Italien weilte, erfuhr er, daß er auf Friedrichs Empfehlungen hin vom Kölner Domcapitel zum Erzbischof gewählt worden sei. Erst im Sommer 1168 verließ er Italien, um von Pisa aus über Burgund nach seiner Diöcese zurückzukehren. Kaum angekommen und am 29. September vom Bischof Gottfried von Utrecht geweiht, begab er sich im Anfang des folgenden Monats im Auftrag des Kaisers aufs neue außer Landes. Zusammen mit Christian von Mainz und Heinrich dem Löwen sollte er Heinrich II. von England, der damals in Rouen weilte, zu einem Bündniß mit Deutschland gewinnen, wozu man auch Frankreichs Beistand erwartete. Ueber die Ziele und Erfolge der Gesandtschaft im einzelnen fehlen nähere Nachrichten; aber der im November 1168 zwischen Frankreich und England abgeschlossene Waffenstillstand von Montmirail darf wohl als ein Ergebniß ihrer Bemühungen bezeichnet werden. Im folgenden Jahre vollzog er am 15. August an des Kaisers jugendlichem Sohn Heinrich in Aachen die Königskrönung. Hervorragenden Antheil nahm er dann an dem für Friedrich I. so verhängnißvollen vierten Römerzug. Er schloß sich gleich bei Beginn desselben dem kaiserlichen Heer an, vermittelte auf Bitten der Lombarden und mit Genehmigung seines Herrn den Präliminarfrieden von Montebello (16. April 1175) und vertrat in den sich daran schließenden Unterhandlungen über einen endgültigen Frieden in erster Linie die Sache des Kaisers. Nachdem das Friedenswerk gescheitert war, eilte er nach Deutschland zurück, um neue Truppen zu sammeln, und langte noch rechtzeitig Ende Mai 1176 mit einem bedeutenden Heer wieder auf dem Kriegsschauplatz an. Freilich genügte diese Verstärkung nicht, um den Schlag von Legnano vom Kaiser abzuwehren. Der Vorvertrag von Anagni (October 1176) brachte ihm die Anerkennung seiner bischöflichen Würde auch von seiten Alexanders III. Im April 1177 betheiligte er sich als einer der sieben kaiserlichen Bevollmächtigten an der Conferenz von Ferrara, ebenso darnach an den Friedensverhandlungen in Venedig. Nach dem Abschluß des Friedens kehrte er nach Deutschland zurück und benützte die Ungnade, in welche Heinrich der Löwe gefallen war, um diesen, der die herzogliche Gewalt gern auch über das Erzbisthum Köln ausgeübt hätte, an der Spitze seiner zahlreichen Feinde in Norddeutschland zu bekämpfen. Mit dem Bischof Ulrich von Halberstadt, der einst (1160) mit kaiserlicher Genehmigung vom Sachsenherzog vertrieben, gemäß den Bestimmungen des Venediger Friedens aber nun wiedereingesetzt worden war und die Führung der ostsächsischen Feinde Heinrichs übernommen hatte, schloß P. im Herbst 1178 zu Kassel ein enges Bündniß zu Schutz und Trutz und drang alsbald unter furchtbaren Verheerungen in Westfalen bis Hameln an der Weser vor. Vergebens waren die Beschwerden, welche der Herzog hierüber auf dem Tag zu Speier [5] (October 1178) gegen den Erzbischof beim Kaiser vorbrachte; auf den Tagen zu Worms (Januar 1179), zu Magdeburg (Juni) und Kaina (August) sah er sich selber in die Stellung eines Angeklagten versetzt, während P. am lautesten gegen ihn seine Stimme erhob. Da Heinrich bald darauf den greisen Halberstädter Bischof in seine Gewalt bekam und seine Stadt zerstörte (23. September 1179), rückte der Kölner an der Spitze eines Heeres von 4000 Mann zusammen mit Wichmann von Magdeburg und andern sächsischen Fürsten vor die welfische Feste Haldensleben, deren Belagerung jedoch schon im November infolge von Zwistigkeiten unter den Fürsten aufgegeben werden mußte; das anmaßende Wesen Philipps hatte den Groll seiner Genossen erregt. Die Beschlüsse von Gelnhausen (13. April 1180) verschafften ihm, der persönlich erschienen war, und seinen Nachfolgern auf dem erzbischöflichen Stuhl die herzogliche Gewalt in Westfalen und einem Theil von Engern (bis zur Weser). An den Kämpfen dieses Jahres nahm er – abgesehen von der Abwehr des Grafen Bernhard von Lippe, der verwüstend in sein Land eingefallen war – keinen Antheil. Vielleicht war schon damals sein Eifer für eine Sache erlahmt, bei der für ihn nichts mehr zu gewinnen war, und außerdem war er gerade mit seinen Kölnern in Streit gerathen. Diese hatten nämlich ohne Erlaubniß ihres Erzbischofs, in dessen Händen noch ein guter Theil des Stadtregiments ruhte, ihre Stadt neu mit Wall und Wassergraben befestigt, und beide Parteien hatten darüber die Entscheidung des Kaisers angerufen, dem es auch glücklich gelang, einen Vergleich (Bestätigungsurkunde vom 18. August 1180 Halberstadt) zwischen ihnen zu Stande zu bringen. Im Sommerfeldzug 1181 gegen Heinrich den Löwen übernahm der Erzbischof im Auftrag Friedrichs die Führung des zur Beobachtung von Braunschweig bestimmten Heeres und „zeichnete sich hierbei als Meister eines erbarmungslosen Mordbrennerkrieges aus“ (wofür allerdings nach den Erfurter Annalen die Schuld nicht ihn trifft, sondern allein seine zügellosen Banden, denen er nicht wehren konnte). Nachdem er hierauf im Bunde mit Erzbischof Siegfried von Bremen das feste Stade erobert hatte, begab er sich auf den Reichstag zu Erfurt (7. November 1181), der ihn in seinen Errungenschaften von Gelnhausen bestätigte. Ebenso wohnte er Pfingsten 1182 einem kaiserlichen Hoftag in Mainz bei. In das berühmte Mainzer Pfingstfest des Jahres 1184 brachte sein anmaßendes Wesen einen ernsten Mißklang. ja, er drohte der ganzen Festesfreude ein jähes Ende zu bereiten. Er, der an der Spitze von 1700 Rittern erschienen war, wollte nicht auf den Ehrensitz zur Linken des Kaisers verzichten, der nach altem Herkommen den Aebten von Fulda zustand und auch damals von Abt Konrad II. beansprucht wurde. Die Verwendung des Kaisers für den letzteren nahm er mit höchster Entrüstung auf; nur dringende Bitten Friedrichs und des Königs Heinrich und Zurückweisung der Ansprüche des Abtes vermochten ihn schließlich noch zum Bleiben zu bestimmen. Vom Mainzer Pfingstfest, wo sich zum ersten Mal seine Mißstimmung gegen seinen Herrn kundgab, reiste er gemeinschaftlich mit Graf Philipp von Flandern, mit welchem er Freundschaft geschlossen, nach England und langte um die Mitte Juni 1184 in London im. Welches der Zweck seiner Reise gewesen ist, läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben. Wahrscheinlich handelte er im Auftrag Friedrichs, um zwischen diesem und Heinrich II. die ehemaligen freundschaftlichen Beziehungen zu erneuern und eine Verbindung von Richard Löwenherz mit einer Tochter des Kaisers in Anregung zu bringen. Auch die Verlobung von dessen zweitem Sohn Friedrich mit einer Tochter Heinrichs II. ist wohl mit dieser Reise in Verbindung zu bringen. Außerdem mag damals unter Vermittlung des englischen Königs zwischen dem Kölner und Heinrich dem Löwen trotz anfänglichen Sträubens des erstern eine Aussöhnung angebahnt worden sein, ein [6] Schritt, zu dem P. hauptsächlich durch die Handelsbeziehungen zwischen Köln und England bewogen ward. Für den verbannten Herzog that er nichts weiter, als daß er Heinrich II. rieth, durch Vermittlung des Papstes für ihn Gnade zu erwirken. Als er sich wieder auf deutschem Boden befand, leistete er dem Grafen von Flandern die gegen Balduin von Hennegau[WS 2] zugesagte Unterstützung an der Spitze von 1300 Rittern in dem bald darauf (November 1184) zwischen beiden ausgebrochenen Krieg. Nachdem er aber erfolglos die Burg Belmoncel belagert hatte, betheiligte er sich nicht weiter am Kampfe. Inzwischen war das Mißverhältniß zwischen ihm und dem Kaiserhaus immer schroffer geworden. Als ein Mann von so vielen Verdiensten um den Kaiser empfand er sehr bitter, daß er vom jungen König Heinrich wegen Beraubung einiger Duisburger Kaufleute zur Verantwortung gezogen werden sollte. Zwei Mal lehnte er es ab, der an ihn ergangenen Ladung Folge zu leisten. Er ließ dabei das trotzige Wort fallen, niemand könne zwei Herren – dem Kaiser und dem König – dienen. Erst nach einer dritten Aufforderung stellte er sich in Mainz (Ausgang 1184) und bequemte sich, herben Groll im Herzen, zur Zahlung der auferlegten Buße. Dafür trat er im Trierer Bisthumsstreit entschieden für den vom Kaiser verworfenen Volmar ein und wurde der eifrigste Vorkämpfer des Papstthums in dem zwischen Urban III. und dem Kaiser ausbrechenden heftigen Zwist. Vergebens waren alle Bemühungen des letzteren, den mächtigen Kirchenfürsten zu begütigen und seinen werthvollen Beistand aufs Neue zu gewinnen. Man lud ihn ganz besonders dringend ein, die Feierlichkeiten von Heinrichs VI. Hochzeit durch sein Erscheinen zu erhöhen, und in der That scheint er damals einen Augenblick daran gedacht zu haben, die zur Versöhnung dargebotene Hand zu ergreifen. Aber auf Anrathen seines Mainzer Amtsbruders, wie man erzählt, kehrte er von der bereits angetretenen Reise nach Italien unter dem Vorwand einer Krankheit nach Köln zurück, was freilich den Verdacht des Kaisers gegen die Gefährlichkeiten seiner Pläne nur verstärken mußte. Noch ein Mal veranlaßte Friedrich (wann? und wo? ist nicht bekannt; wohl im Herbst 1186 nach seiner Rückkehr aus Italien) eine Zusammenkunft mit P., ohne dabei etwas für die Herstellung des früheren Verhältnisses zu erreichen. Auch als November 1186 auf dem Reichstag zu Gelnhausen fast alle geistlichen Fürsten der kaiserlichen Sache sich zuwandten, blieb Ph. unentwegt der einmal gewählten päpstlichen Sache treu. Daß religiöse Erwägungen die Ursache dieser Stellungnahme nicht gewesen sind, steht bei einem Mann von Philipp’s Vergangenheit außer allem Zweifel. Ihn trieb der Ehrgeiz, im Norden Deutschlands der Nachfolger Heinrichs des Löwen zu werden, und die Erkenntniß, daß der Kaiser eine solche unabhängige Fürstenmacht nicht dulden werde, so lange er im Stande sei, es zu verhindern. Darum suchte er in Anlehnung an den Papst den Einfluß des Kaisers auf kirchliche Dinge zu schwächen, und nahm Partei für Volmar; er scheute sich damals nicht, dem vom Kaiser vertriebenen Bischof Bertram von Metz ein Asyl zu gewähren. Urban III., der ohne seinen mächtigen Beistand den Kampf gegen Friedrich I. als aussichtslos hätte aufgeben müssen, vergaß nicht seinen Eifer anzuspornen; er verlieh ihm (Sommer 1186) die Würde eines päpstlichen Legaten und Stellvertreters für ganz Deutschland. Aus der andern Seite schuf P. in Norddeutschland einen mächtigen Bund weltlicher und geistlicher Fürsten, welche die gleichen selbstsüchtigen, particularistischen Ziele verfolgten, wie er. Auf einem Tag zu Köln (22. März 1187), zu welchem der Erzbischof die Angehörigen der Opposition einberief, erschienen der Graf von Flandern, der Landgraf von Thüringen, die Bischöfe von Metz und Münster, der ganze Kölner Stiftsadel, im ganzen an 4000 Edelleute. Dazu ergriff das mächtige Köln selbst, damals die reichste Stadt Deutschlands, eifrig die Partei seines Kirchenfürsten. [7] Ja, er warb sogar im Ausland Bundesgenossen für den bevorstehenden Zusammenstoß mit dem Kaiser. Er näherte sich durch Vermittelung des zurückgekehrten Herzogs Heinrich des Löwen dem deutschfeindlichen Dänenkönig Knud VI. Auch Heinrich II. von England schloß sich dem Bund gegen den Kaiser an. Freilich mußte dieser Zuwachs durch einen Verlust auf der andern Seite erkauft werden; denn daraus nahm der französische König, mit welchem Ph. bereits Verhandlungen angeknüpft, ja vielleicht schon ein Bündniß geschlossen hatte, das nur gegen den Kaiser gerichtet sein konnte, Veranlassung sich zurückzuziehen und (März 1187) auf Friedrichs Seite zu treten. Als der letztere, von seinem französischen Bundesgenossen gegen den englischen König um Beistand angerufen, im Sommer 1187 ein Heer durch das kölner Gebiet über die Mosel führen wollte, zerstörten die Kölner eine von ihm über die Mosel angelegte Brücke und ließen ihn nicht einmal auf ihrem Gebiet über den Rhein ziehen. Darüber auf 15. August 1187 nach Worms zur Verantwortung vorgeladen, folgte Ph. keineswegs, ja er hielt es sogar nicht für nöthig, seine Abwesenheit auch nur zu entschuldigen. Immer schärfer spitzten sich die Gegensätze zu, immer straffer wurde die Spannung. Nochmals, im Herbste 1187, sammelte er auf einer Synode in Köln seine Getreuen um sich und warb Bundesgenossen für den nahe bevorstehenden unvermeidlichen Zusammenstoß. Da starb Urban III. am 20. Octbr. 1187, der festeste Rückhalt, den er gehabt hatte (und auch dieser hatte zuletzt gewankt). Aber obwohl sich damit die Lage völlig zu Gunsten des Kaisers geändert hatte, obwol die Verbündeten, einer nach dem andern, sich beeilten, mit Friedrich ihren Frieden zu schließen – der trotzige Kölner wagte es trotzdem, einem neuen Befehl des Kaisers, sich im December 1187 in Straßburg zu stellen, den Gehorsam zu verweigern. Erst als der neue Papst Gregor VIII. Volmar fallen ließ, als Friedrich sich rüstete, ihn mit Gewalt zur Unterwerfung zu bringen, da beugte auch er sich dem Kaiser. Die Gefühle, mit welchen sich die beiden Männer am 2. Februar 1188 auf dem letzten angekündigten Tag zu Nürnberg entgegentraten, mögen eigenthümlicher Art gewesen sein. Die Erledigung von Philipps Sache wurde auf einen Tag in Mainz (27. März) verschoben. Friedrich verschmähte es, seinen ehemaligen Kampfgenossen den bittern Kelch der Demüthigung bis zur Neige leeren zu lassen; er begnügte sich mit einer formellen Entschuldigung wegen der Nichtbeachtung der beiden früher ergangenen Ladungen. Als dann der Kaiser zum Kreuzzug aufgebrochen war, war er noch unterwegs darauf bedacht, seinem zurückbleibenden Sohn das gute Einvernehmen mit dem Kölner zu sichern, dafür giebt eine in Preßburg am 27. Mai 1189 ausgestellte Urkunde Zeugniß. Und in der That scheint die Aussöhnung eine aufrichtige gewesen zu sein. Wenigstens übernahm Ph. im Interesse Heinrichs VI. die Vermittelung eines neuen Friedens zwischen Balduin von Hennegau und dem Herzog von Brabant (October 1189). Dafür zeugen auch die zahlreichen Beweise der Gunst, welche der junge König dem Erzbischof zu Theil werden ließ, so die Verleihung von Münzprivilegien und die Gewährung der Zollfreiheit zu Kaiserswerth für die kölnischen Städte (25. März 1190), die Rückgabe aller früher verpfändeten Höfe (13. Mai 1190 zu Nürnberg) u. a. Dagegen betheiligte sich Ph. bereitwillig an dem Winterfeldzug 1189/90 gegen den zurückgekehrten Welfenherzog, übernahm gemeinsam mit dem Mainzer Erzbischof die Vermittelung des Friedens von Fulda (Juli 1190) und führte, als Heinrich VI. durch die Nachricht von seines Vaters plötzlichem Tod noch in Deutschland für einige Zeit festgehalten wurde, das königliche Heer auf dem zur Erwerbung der normannischen Krone unternommenen Zug nach Italien voraus. Hier ereilte ihn, nachdem er etwa 24 Jahre die erzbischöfliche Würde bekleidet hatte, am 13. August 1191 der Tod. Er war eines der zahlreichen Opfer, [8] welche die Pest vor Neapel hinraffte. Seine Leiche wurde nach Köln gebracht und dort im Dom am 26. Septbr. 1191 beigesetzt.

Ph. war eine Natur durchaus verwandt der seines großen Vorgängers, mehr Krieger als Geistlicher, und von hervorragender staatsmännischer Begabung. Aber an sittlicher Größe kam er ihm nicht gleich; er war hochfahrend und herrisch und im Krieg hart bis zur Grausamkeit.

Die Quellen und Litteratur zur gleichzeitigen Reichsgeschichte, insbesondere die Annales Coloniensis maximi. – O. Abel, Ueber die politische Bedeutung Kölns am Ende des 12. Jahrhunderts (Allgemeine Wochenschrift für Litteratur, herausgg. von Droysen, 1852. S. 443 ff.). – H. Keussen, De Philippo Heinsbergensi archiepiscopo Coloniensi, Crefeld 1856. – H. G. Peter, Analecta ad historiam Philippi de Heinsberg. Dissertation. Berlin 1861. – Th. Toeche, Kaiser Heinrich VI. Beilage II.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 8. Z. 13 v. o. hinzuzufügen: Hecker, Territoriale Politik des Erzbischofs Philipp von Köln (Histor. Studien, Heft X) herausgegeb. 1883 und die von ihm verzeichnete Litteratur. [Bd. 33, S. 797]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wahrend
  2. Vater von Balduin IX.