Zum Inhalt springen

ADB:Konrad von Staufen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Konrad, Pfalzgraf bei Rhein“ von Arnold Busson in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 603–604, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_von_Staufen&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 10:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 16 (1882), S. 603–604 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Konrad der Staufer in der Wikipedia
Konrad der Staufer in Wikidata
GND-Nummer 118713876
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|603|604|Konrad, Pfalzgraf bei Rhein|Arnold Busson|ADB:Konrad von Staufen}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118713876}}    

Konrad, Pfalzgraf bei Rhein (1156–1195), war ein jüngerer Halbbruder Kaiser Friedrich I. aus der zweiten Ehe ihres Vaters mit der Gräfin Agnes von Saarbrück. Als am 20. September 1156 der Rheinpfalzgraf Hermann von Staleck kinderlos gestorben war, benutzte Friedrich I. die Gelegenheit, um die Pfalzgrafenwürde, welche die Staufer schon längst an Männer zu bringen gewußt hatten, die ihrem Hause durch Familienbande nahe standen, seinem jungen Halbbruder – K. ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre geboren – zu verleihen. K., der schon den Römerzug seines Bruders mitgemacht hatte, war einer der eifrigsten Waffengenossen Friedrichs I. in den italienischen Kriegen der nächsten Jahre (1158–1162), in denen er sich mehrfach hervorthat, namentlich bei einem Sturm auf Crema am 21. Januar 1161, wo er nur mit genauer Noth verwundet von der Stadtmauer in den Belagerungsthurm zurückgelangte. In der Verwaltung seines Fürstenthums machte K. sich mehrfach seinen geistlichen Nachbarn unbequem. So griff er gegen den Erzbischof Hillin, mit dem er Besitzstreitigkeiten hatte, in die Trierer Angelegenheiten ein zu Gunsten der Bürger, die größeren Antheil an dem Stadtregiment erstrebten. Die Entscheidung, die der Kaiser in dieser Sache traf, fiel gegen den Pfalzgrafen aus, dem sie sogar Demüthigungen auferlegte. Im J. 1164 rüstete K. zu einer großen Fehde gegen Köln, mit dessen Erzbischof Rainald er sich in Italien verfeindet hatte. Es handelte sich dabei zunächst um die Burg Rheineck, aber die Quellen deuten auf weitergehende Pläne des Pfalzgrafen hin. Das Unternehmen Konrads scheiterte kläglich; ohne den bei Andernach angesagten Kampf gegen die [604] gewaltigen Heeresmassen, die das Erzstift aufgebracht hatte, zu wagen, ging K. zurück. Ob das Zerwürfniß, das einige Zeit nachher zwischen Friedrich I. und K., der noch zu den wenigen Laien gehörte, die 1165 die Würzburger Beschlüsse unterzeichneten, ausbrach, mit diesen Dingen in Zusammenhang steht, ist nicht zu entscheiden. Seit 1168 ist K. mit Friedrich wieder ausgesöhnt, hat ihn 1174 und 1175 wieder nach Italien begleitet und auch sonst in guten Beziehungen zu ihm gestanden. K. hatte nur eine Tochter, Agnes, die früher, da Staufer und Welfen noch im besten Einvernehmen, mit Heinrichs des Löwen ältestem gleichnamigen Sohn verlobt worden war. Bei der total geänderten Sachlage, da die Welfen Feinde der Staufer geworden, der Verlobte der Agnes, Heinrich von Braunschweig, 1191 durch treulose Heeresflucht in Sicilien den Zorn Kaiser Heinrich VI. auf sich geladen, wollte dieser von der früheren Verlobung nichts mehr wissen, sondern begünstigte die Werbung des Königs Philipp August von Frankreich um die Hand der Agnes. Da ließ im Winter 1193–94 die Gemahlin Konrads ohne Wissen ihres Mannes Heinrich von Braunschweig heimlich nach Staleck kommen und mit ihrer Tochter trauen. Grollend mußte Kaiser Heinrich VI. sich den Thatsachen fügen, die zunächst die Aussöhnung der Staufer mit den Welfen, um die sich Pfalzgraf K. persönlich bemühte, nach sich zogen, dann aber auch, als Pfalzgraf K. 1195 starb, seinem Eidam die Belehnung mit der Rheinpfalzgrafenwürde verschafften. Für die letztere ist Konrads lange Regierung von großer Bedeutung. Einmal wird durch ihn der Schwerpunkt der Pfalzgrafschaft an den Oberrhein verlegt, wo Konrads Hausbesitzungen den Kern abgeben für das später als „Pfalz“ bezeichnete Territorium, dann aber hat unleugbar das besondere Ansehen, das K. als Bruder des Kaisers genoß, sehr wesentlich dazu beigetragen, seinen Nachfolgern jene hervorragende Stellung unter den Laienfürsten zu sichern, in der wir sie schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts finden.

A. Busson, Konrad von Staufen, Pfalzgraf bei Rhein 1156–1195, Annalen des histor. Vereins für den Niederrhein, 19. Heft, 1868. L. Baumgärtner, Hermann von Staleck, Pfalzgraf bei Rhein 1142–1156, Leipz. 1877.