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ADB:Hermann (Pfalzgraf bei Rhein)

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Artikel „Hermann von Stahleck, Pfalzgraf bei Rhein“ von Lionel Baumgärtner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 149–150, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermann_(Pfalzgraf_bei_Rhein)&oldid=- (Version vom 7. November 2024, 05:50 Uhr UTC)
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Hermann von Stahleck, Pfalzgraf bei Rhein (1142–1156), war der letzte Vertreter des mächtigen und einflußreichen fränkischen Geschlechtes der Grafen von Höchstadt an der Aisch. Mit dem kinderlosen Ableben Hermanns stirbt das Geschlecht aus. Weder der Ort, noch das Jahr seiner Geburt ist uns bekannt. Sein Vater, Graf Gozwin von Höchstadt, hinterließ ihm zahlreiche Besitzungen, [150] die in drei größere Gruppen zerfielen. Die erste umfaßte die alten Güter seines Geschlechtes, welche um Meiningen und südlich davon im Grabfelde lagen, die zweite, die Güter an der Aisch, waren ebenfalls alter Besitz seines Hauses, während die dritte Gruppe aus den Besitzungen am Rhein bestand, welche Hermanns Vater, Gozwin, durch die Hand Luitgard’s, der Wittwe Heinrichs I. von Katzenellenbogen, erworben hatte. Den Mittelpunkt dieser Besitzungen bildete die bei Bacharach gelegene Burg Stahleck. Tritt er uns somit als alleiniger Erbe der zahlreichen väterlichen Burgen und Güter schon als ein mächtiger und einflußreicher Herr entgegen, so sollte sein Ansehen und die Ausdehnung seines Besitzes durch seine Verbindung mit Gertrud von Staufen, der einzigen rechten Schwester König Konrads und Herzogs Friedrichs von Schwaben, noch bedeutend vermehrt werden. Durch diese Ehe trat er in jene enge Verbindung mit den Staufern, welche für sein ganzes späteres Leben entscheidend werden sollte. Nachdem Herzog Konrad König geworden war, erfuhr H. die Gunst seines Schwagers in reichem Maße, indem dieser ihn 1142 mit der rheinischen Pfalzgrafschaft belehnte. Jedoch ganz ohne Kampf konnte er sich in seiner neuen Stellung nicht behaupten. Graf Otto von Rineck, der ebenfalls Ansprüche auf die erledigte Würde erhoben hatte, trat dem neuen Pfalzgrafen feindlich entgegen, scheint sich jedoch auf Wunsch des Königs bald gefügt zu haben. Auch mit der Mainzer Kirche war H. in allerlei Verwickelungen gerathen, welche dahin führten, daß der Pfalzgraf den Bann Erzbischof Heinrichs auf sich zog. In den nächsten Jahren treffen wir ihn häufig am Hofe seines königlichen Schwagers. So befand er sich zu Weihnachten 1146 zu Speier, als Konrad, durch die gewaltige Beredtsamkeit Bernhards von Clairvaux hingerissen, das Kreuz nahm. Im Sommer des folgenden Jahres finden wir ihn unter den Fürsten, welche sich an der für die deutschen Waffen so wenig ruhmreichen Heeresfahrt gegen die Wenden betheiligten. Kurz nach seiner Rückkehr aus dem Wendenlande begannen alsdann jene Fehden mit Erzbischof Albero von Trier und den Rineckern, welche für dieses Geschlecht so verhängnißvoll geworden sind. Der Streit mit Erzbischof Albero drehte sich um die Burg Treis an der Mosel, welche der Pfalzgraf besetzt hielt, auf die jedoch die Rinecker ebenfalls Ansprüche erhoben. Otto von Rineck, zu schwach, um seinen Gegner aus der Burg zu vertreiben, trat sie an Erzbischof Albero ab, der nunmehr den Abzug Hermanns und seiner Besatzung erzwang. Wenig später fanden die Fehden mit den Rineckern durch die Gefangennahme des jüngern Otto von Rineck ihr Ende, der auf der Schönburg (zwischen Caub und Oberwesel) 1149 als Gefangener starb. Obgleich wir H. während der ersten Regierungszeit König Friedrichs nicht mehr so häufig am königlichen Hofe finden, wie früher, so scheint er doch mit ihm in gutem Einvernehmen gestanden und mit seinen Nachbarn in Frieden gelebt zu haben. Aber kaum hatte der König das deutsche Land verlassen, um den schon längst geplanten Zug nach Italien anzutreten, so stürzte sich der Pfalzgraf in jene verhängnißvolle Fehde gegen Erzbischof Arnold von Mainz, durch welche das Erzstift auf furchtbare Weise verwüstet wurde. Der Rückkehr des Kaisers folgte die Bestrafung Hermanns und seiner Genossen bald nach, indem der erzürnte Herrscher die Friedensstörer zu der schändenden Strafe des Hundetragens verurtheilte. Damals faßte der Pfalzgraf den Plan, der Welt gänzlich zu entsagen, seine Besitzungen an Kirchen und Klöster zu verschenken und den Rest seines Lebens in der Zurückgezogenheit, ohne Zweifel in dem von ihm selbst gegründeten Cistercienser Kloster Bildhausen in Nordfranken zu verbringen. An der Ausführung dieses Vorsatzes hinderte ihn sein rasch eintretendes Ende, indem er am 20. September 1156, wahrscheinlich zu Regensburg, verschied.

L. Baumgärtner, Hermann von Stahleck, Pfalzgraf bei Rhein. Leipzig 1877.