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ADB:Welf VI.

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Artikel „Welf VI.“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 671–676, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Welf_VI.&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 15:44 Uhr UTC)
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Welf VI. war der Sohn Herzog Heinrich’s des Schwarzen von Baiern und Wulfhilde’s, einer der beiden Erbtöchter des Herzogs Magnus Billing von Sachsen. Die Eltern starben im J. 1126 dicht hintereinander, der Vater am 13., die Mutter am 29. December. W., der auf einem der väterlichen Schlösser im Schwabenlande 1115 geboren ist, erbte die Hauptmasse der alten Hausgüter in Schwaben, einige in Baiern, während diese sonst, sowie das Herzogthum, zumeist Welf’s älterem Bruder, Herzog Heinrich dem Stolzen, zufielen. Der älteste Bruder Konrad war Cisterciensermönch geworden und schon vor den Eltern am 17. März 1126 gestorben. Zum ersten Male tritt W. um das Jahr 1129 in einer Urkunde des Klosters Wessobrunn hervor; seine erste Waffenthat fällt in das Jahr 1133, wo er seinem Bruder zu einer Fehde mit dem Bischofe von Regensburg Hülfstruppen aus Schwaben zuführte. Schon kurze Zeit vorher hatte er sich mit Uta, der Erbtochter Graf Gottfried’s von Calw, Pfalzgrafen bei Rhein, vermählt, der wol im J. 1133 verstarb. Ging auch die Pfalzgrafschaft auf Otto von Rineck über, so fielen W. doch jetzt reiche Allode und Lehen zu, auf die allerdings auch von anderer Seite Anspruch erhoben wurde: von einem Neffen Gottfried’s, dem Grafen Adalbert IV. von Löwenstein, und von dem Herzoge Konrad von Zähringen, dem Schwager Gottfried’s, der die Zähringer [672] Güter beanspruchte, die seine Schwester Liudgard ihrem Gatten zugebracht hatte. Da aber Kaiser Lothar die Ansprüche Welf’s als gerecht anerkannte und dieser auch mit den Waffen gegen Adalbert siegreich blieb, so behauptete er seinen Besitz, gab aber letzterem die Burg Calw zu Lehen. Als nach dem Tode Lothar’s Heinrich der Stolze geächtet und die Herzogthümer Baiern und Sachsen ihm abgesprochen waren, er selbst aber das letztere zu schützen suchte, fiel seinem Bruder W. die Aufgabe zu, Baiern gegen den Markgrafen Leopold von Oesterreich, dem es verliehen war, zu vertheidigen. Am 20. October 1139 starb plötzlich Heinrich; nun erwuchs jene Pflicht für W. als Haupt des welfischen Hauses und Vormund seines zehnjährigen Neffen Heinrich in noch weit höherem Maße. Als Herzog Leopold, der sich in den Besitz des Landes setzen wollte, die Burg der Grafen von Vallei im Mangfallthale belagerte, entsetzte sie W., indem er Leopold dort am 13. August 1140 eine empfindliche Niederlage beibrachte. Als er dann aber auch Weinsberg, das König Konrad III. umschlossen hielt, befreien wollte, wurde er am 21. December 1140 vollständig geschlagen. Die Stadt mußte sich ergeben, ein Ereigniß, das durch die viel umstrittene, jetzt aber als Sage wol endgültig nachgewiesene Erzählung von den treuen Weibern von Weinsberg eine große Berühmtheit erlangt hat. (Vgl. Bernheim, Forschungen z. deutschen Geschichte XV.) Doch war die welfische Macht keineswegs vernichtet. Konrad suchte daher auf friedlichem Wege zum Ziele zu gelangen. Er brachte 1142 auf dem Reichstage zu Frankfurt die Wittwe Heinrich’s des Stolzen, die sich mit dem Bruder und Nachfolger Leopold’s, Heinrich Jasomirgott, vermählte, auf seine Seite, ihr Sohn Heinrich, später der Löwe genannt, wurde im Besitze des Herzogthums Sachsen bestätigt und verzichtete im folgenden Jahre auf Baiern, das sein Stiefvater erhalten hatte. W. dagegen war weit davon entfernt, dieses Abkommen anzuerkennen; er erklärte, daß das Herzogthum Baiern, wenn es seinem Bruder abgesprochen, von seinem Neffen aufgegeben sei, keinem Anderen als ihm gebühre, und war entschlossen, den Kampf aufzunehmen. Unter den Großen in Deutschland, die sich auf seine Seite stellten, scheint auch sein und des Königs Neffe, der junge Friedrich von Staufen, spätere Kaiser Friedrich Rothbart, gewesen zu sein. Dann suchte W. aber auch im Ausland Unterstützung, bei Roger von Sicilien, bei König Geisa II. von Ungarn, die ein lebhaftes Interesse daran hatten, Konrad III. in Deutschland zu beschäftigen, von ihren Gebieten aber fern zu halten, und zu dem Zwecke W. gern mit Geldmitteln unterstützten. Kam es auch nur zu unbedeutenden Kämpfen, zu gegenseitiger Verwüstung weiter Landstrecken, so wurde das unglückliche Land doch in beständiger Unruhe gehalten. Der zweite Kreuzzug machte dem Treiben ein Ende. Denn nicht nur Konrad, auch W. nahm Weihnachten 1146 auf seiner Burg zu Peiting das Kreuz. Bei den Verhandlungen der königlich deutschen Gesandten mit dem Könige von Frankreich in Chalons ließ er sich durch eigene Abgesandte vertreten. Nicht lange vor seiner Abreise gründete er noch das Kloster Steingaden und im Mai 1147 schloß er sich vor Regensburg dem Heere des Königs an. Das Verhältniß der beiden Fürsten war während des Zuges ein durchaus freundliches; sie verlebten den Winter 1147 auf 48 zusammen in Constantinopel und brachen im März nach Palästina auf. In Jerusalem erkrankte W. heftig, und da er zudem an jedem Erfolge des Kreuzzuges nicht ohne Grund zweifelte, so begab er sich noch vor dem Zuge nach Damaskus auf die Heimreise. Auf dieser kehrte er bei König Roger in Sicilien vor, der ihn auf das ehrenvollste aufnahm und ganz in sein Interesse zu ziehen wußte. Sie schlossen ein Bündniß, in dem W. sich verpflichtete, einen Aufstand in Deutschland zu erregen, um so Konrad III. von einer Romfahrt abzuhalten. Ende 1148 schied W. von Roger. Dieser gab ihm Briefe an Friedrich [673] von Staufen, Heinrich den Löwen und Konrad von Zähringen mit, die die Aufforderung enthielten, sich der Partei Welf’s anzuschließen. Da dieser die Schreiben vorausschickte, so fielen sie den Römern in die Hände, die entgegen dem Papste und Roger das Erscheinen Konrad’s in Rom dringend wünschten und daher W. auf seiner Heimreise abzufangen suchten. Doch halfen ihm zwei römische Adelige, Vertraute des Papstes, glücklich durch die Gefahren hindurch. Im Beginn des Jahres 1149 war W. wieder in Deutschland, wo er sogleich zu Feindseligkeiten gegen die Reichsverwesung überging. Nach der Rückkehr Konrad’s hielt er sich ruhig, als jener dann aber in eine langwierige Krankheit verfiel, brach er wieder gegen seine Feinde los. Er belagerte die staufische Burg Flochberg bei Bopfingen, als König Heinrich, Konrad’s Sohn, heranrückte und ihm am 8. Mai 1150 eine völlige Niederlage beibrachte. Es war eine Partei am Hofe des Königs, die jetzt auf die vollständige Vernichtung Welf’s drang, doch sie bekam nicht die Oberhand. Durch Friedrich von Staufen ward im Sommer 1150 zwischen Konrad und W. ein diesem sehr günstiger Friede vereinbart, in dem W. nicht nur die Gefangenen von Flochberg zurückbekam, sondern obendrein noch den Ort Mertingen an der Schmutter als Lehen erhielt. Dagegen gab er nun das Versprechen sich ruhig zu verhalten; das hat er dann bis zu Konrad’s Tode treulich erfüllt; auch als sein Neffe Heinrich der Löwe Anspruch auf Baiern erhob, hat er sich von jeder Verbindung mit ihm ferngehalten, wie es denn überhaupt auch in der Folge zu einer gemeinsamen Politik der beiden Welfen niemals gekommen ist. Jeder von ihnen verfolgte seine eigenen Interessen, ohne sich dabei um die des andern zu kümmern. Auch in der ersten Zeit der Regierung König Friedrich’s I. war W. dessen treuer Anhänger und erschien sehr häufig in seiner Begleitung. Auf dem Reichstage zu Würzburg oder kurz vorher hatte Friedrich ihm die italienischen Besitzungen verliehen, die einst sein Bruder besessen hatte, insbesondere das Herzogthum Spoleto und die Markgrafschaft Tuscien, aber auch die Inseln Sardinien und Corsica, obwol er hier seine Herrschaft zur Geltung zu bringen auch nicht einmal den Versuch gemacht zu haben scheint. W., der sich vorher nur einfach als dux oder dominus bezeichnet hatte, nannte sich jetzt mit vollem Titel: dux Spoleti, marchio Thuscie, princeps Sardinie et Corsice, dominus totius domus comitisse Mathildis. Doch behielt der König in jenen Gebieten die Reichseinkünfte sich ausdrücklich vor, was später zu vielen Zwistigkeiten führte. Ob W. an dem Zuge Friedrich’s nach Italien im J. 1154 theilgenommen hat, müssen wir dahin gestellt sein lassen. Blieb er daheim, so ist er jedenfalls nur zur Sicherung der Verhältnisse in Deutschland von dem Kaiser zurückgelassen. Auch nach dessen Rückkehr weilte W. oft an seinem Hofe, er nahm am 10. Juni 1156 an seinem Hochzeitsfeste in Würzburg theil u. s. w. Im folgenden Jahre mußte W. auf dem Reichstage zu Bamberg den Ort Mertingen, den er 1150 erhalten, der Passauer Kirche zurückgeben. Das mag ihm bei seiner großen Liebe zu irdischem Besitz nicht leicht geworden sein, aber es hinderte ihn nicht, Michaelis 1159 mit seinem Sohne Welf VII. zu dem kaiserlichen Heere vor Crema zu stoßen und an der Eroberung dieser Stadt, die am 26. Januar 1160 geschah, erfolgreichen Antheil zu nehmen. Auch auf dem Concile zu Pavia war er zugegen, huldigte hier sogar dem kaiserlichen Papste Victor IV. Doch da trat allmählich eine Wendung in ihm ein, die zunächst wol durch seine kirchliche Stellung verursacht worden ist. Die fromme Gesinnung Welf’s, die zumeist durch reichliche Zuwendungen an geistliche Stiftungen im Sinne der Zeit ihren Ausdruck fand, wird wiederholt von Zeitgenossen an ihm gepriesen; bedeutenden Einfluß scheint in kirchenpolitischer Beziehung Propst Otto von Raitenbuch auf ihn ausgeübt [674] zu haben, durch den er schon um diese Zeit in geheime Verbindung mit dem Gegenpapste Alexander III. trat. Von Pavia suchte dann W. zunächst seine italienischen Besitzungen auf, er weilte einige Zeit in S. Ginesio, Pisa und Lucca, ordnete hier die Verhältnisse, überließ dann die Verwaltung des Landes seinem Sohne Welf VII. und kehrte im Herbste 1160 in die Heimath zurück. Der Erfolg des Anschlusses Welf’s an Alexander III. war ein Breve, in dem dieser alle Kirchen in Welf’s deutschen Besitzungen von der Jurisdiction des Bischofs Konrad von Augsburg eximirte. Mehr noch als diese kirchliche Stellung Welf’s, die auch in einem Schreiben an den König von Frankreich, der wegen seines Ausharrens bei Alexander gelobt wurde, zum Ausdrucke kam, entzweite ihn mit dem Kaiser das eigenmächtige, rechtswidrige Vorgehen, das dieser und seine Beamten, insbesondere Reinald von Dassel, sich in Welf’s italienischen Besitzungen erlaubten, wo sie als unumschränkte Herren schalteten, der Stadt Pisa umfassende Rechte unterm 9. April 1162 eingeräumt wurden u. s. w. Da Friedrich die Maßregeln Reinald’s guthieß, so forderte Welf VI. (nach Anderen sein Sohn) auf dem Hoftage in Parma im Bewußtsein seines guten Rechts mit Ungestüm Spoleto und Tuscien zurück. Doch er erfuhr nur eine schroffe Abweise und mußte unverrichteter Sache von dannen ziehen. Als er nach Italien abreiste, hatte er auch seine deutschen Besitzungen in Unruhe verlassen. Bei der Spannung, in der er mit dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen, dem Gemahl seiner Nichte, der Gräfin Elisabeth von Bregenz, wegen des Hochzeitsgutes lebte, hatte ein geringer Anlaß, die ungerechte Behandlung eines welfischen Vasallen von Seiten des Pfalzgrafen, damals zu einer Fehde geführt. Während seiner Abwesenheit hatte dann sein Sohn am 5. September 1164 vor Tübingen eine gänzliche Niederlage erlitten. In den folgenden Jahren wurde der Krieg fortgeführt; W. fiel 1165 in des Pfalzgrafen Gebiet, dieser aber rief unter anderen die Böhmen zur Hülfe herbei, deren Horden das ganze Land bis zum Bodensee im Anfange des Jahres 1166 auf das schrecklichste verwüsteten. Als die Sache noch im nämlichen Jahre auf dem Reichstage zu Ulm verhandelt wurde, erklärte sich der Kaiser für W.; der Pfalzgraf mußte um Verzeihung bitten und ist bis zu seinem Tode (August 1167) in Haft geblieben. Auch wegen der italienischen Besitzungen Welf’s scheint hier eine beiderseits befriedigende Vereinbarung mit dem Kaiser getroffen, W. aber bis auf Sardinien, das in der Gewalt der Pisaner blieb, in seine früheren Rechte wieder eingesetzt zu sein. Sie aufs neue zu bethätigen, hat er dann noch im Sommer 1166 eine Reise in jene Lande unternommen. Von dem Römerzuge dieses Jahres ließ er sich entbinden, da er eine Pilgerfahrt unternehmen wollte. Er trat diese im Januar 1167 an und war Ostern in Jerusalem. Sein Sohn war in Deutschland zurückgeblieben, doch konnte der thatenlustige Jüngling trotz dem Verbote des Vaters den lockenden Versprechungen des Kaisers nicht widerstehen. Kurz nach Ostern brach er nach Italien auf; in Tuscien, wo er die markgräfliche Stellung zur Geltung brachte, stieß er zum Heere des Kaisers und betheiligte sich an der Eroberung Roms. Vor dieser Stadt traf ihn Ende Juli sein Vater, der als Anhänger Alexander’s mit dem Schritte des Sohnes nichts weniger als einverstanden war und sogleich nach Deutschland zurückkehrte. Er sollte seinen Sohn nicht wiedersehen. Infolge einer schrecklichen Seuche, die vor Rom ausbrach, ist der hoffnungsvolle Jüngling am 12. September 1167 in Siena gestorben; seine Gebeine wurden in Steingaden beigesetzt. Auf den Vater machte der Tod des einzigen Sohnes, dem all sein Kämpfen und Ringen nach Land und Gut bis dahin gegolten hatte, einen überwältigenden Eindruck. Das Leben kam ihm jetzt zwecklos vor; er verlor die Lust zu den Waffen, die Freude am Besitz. Er war wie umgewandelt; seine Gemahlin Uta, mit der er 34 Jahre Freud [675] und Leid getheilt hatte, wies er von sich nach einem Sitze in Tirol; er selbst suchte den herben Schmerz in ausschweifenden Vergnügungen zu betäuben. An seinem Hofe war jetzt ein Leben voll Saus und Braus; ein Fest folgte dem anderen; jeder war willkommen. Sprüchwörtlich war unter den Zeitgenossen die Freigebigkeit des milten Welf; des lop was ganz, ez ist nâch tôde guot, singt Walther von der Vogelweide. Nicht minder als dem fahrenden Volke kam die Wohlthätigkeit Welf’s den Kirchen und Klöstern in reichlichem Maße zu Gute; das Schottenkloster zu Memmingen wurde 1168 neu von ihm gegründet; auch auf die Blinden und Aussätzigen erstreckte sich seine werkthätige Fürsorge. Es nimmt nicht Wunder, daß ihm bei solchem Treiben auf die Länge das Geld ausging. Schon um das Jahr 1174 scheint er daher seine italienischen Besitzungen gegen eine bedeutende Geldzahlung an Kaiser Friedrich abgetreten zu haben. Er wird so die Mittel erhalten haben, um zu Pfingsten 1175 das große Fest auf dem Gunzenlee zu feiern, das seiner Zeit Aufsehen erregte. Als dann – wir wissen nicht zu welcher Zeit – wiederum bedenkliche Ebbe in seiner Casse eintrat, wandte er sich an seinen Neffen Heinrich den Löwen und bot ihm an, für eine feste Summe ihm sofort die meisten seiner Allode zu überlassen. Dieser willigte ein, zögerte aber mit der Auszahlung der Gelder in der nüchternen Erwägung, daß ihm jene Güter auch ohne dieses Opfer zufallen würden, das der Verschwendung des Oheims nur Vorschub leistete. Das erboste den geldbedürftigen, lebenslustigen Mann derart, daß er sich nun an seinen anderen Neffen, den Kaiser Friedrich, wandte, mit dem er bald handelseinig wurde. Nach Welf’s Tode sollten ihm und seinen Erben die sämmtlichen Eigengüter zufallen, nur für die Zeit seines Lebens behielt W. sich ihre Nutznießung vor und bekam er vom Kaiser Friedrich weitere Lehen dazu. Vielleicht war das Fest in Bergatreute zu Weihnachten 1179 eine Folge dieses erneuten Geldempfangs. Auf diesen Festen fiel jeder politische Unterschied fort; Männer der verschiedensten Parteien kamen da zu geselligen Freuden zusammen. Politische Interessen, die bei W. auch früher in der Hauptsache nur in der Vermehrung seiner Hausmacht bestanden hatten, kamen jetzt ganz in Fortfall; höchstens die religiösen spielten bei ihm noch eine Rolle. Daß er dem Sturze seines Neffen Heinrich’s des Löwen ruhig zusah, in Würzburg seiner Aechtung zustimmte, kann nicht überraschen; stand er doch früher selbst den Verschwörungen der Fürsten gegen Heinrich keineswegs fern. Aber er war und blieb ein Anhänger Alexander’s III. Es kränkte ihn sehr und verursachte ihm viele Weiterungen, daß der Nachfolger Bischof Konrad’s von Augsburg, Hartwig, ein entschiedener Gegner dieses Papstes war. Gar zu gern hätte er für seine Geistlichen die Exemtion auch von seiner Jurisdiction, wie einst von der seines Vorgängers, besessen. Aber dem treuen Anhänger Alexander’s nützten bei diesem weder die schriftlichen Klagen über Hartwig noch die Entsendung Propst Otto’s von Raitenbuch, der wegen des Mißerfolgs eine Zeit lang sogar bei seinem Herrn in völlige Ungnade fiel. Er erlangte nur, daß das Kloster Steingaden von der Augsburger zu der Freisinger Diöcese gelegt wurde. Hartwig wurde von Alexander bestätigt, und es blieb W. schließlich nichts anderes übrig, als sich mit ihm auszusöhnen. Am Hofe des Kaisers erscheint W. nur noch bisweilen, so im Januar 1183 in Constanz, wo der Frieden mit den Lombarden geschlossen wurde, den er aber – wir wissen nicht weshalb – nicht mit beschwor. Um diese Zeit rief er auch seine Gemahlin zurück, die ihn dann bis zu seinem Tode verpflegte. Einmal reiste er noch nach Italien, wol um die Stätten wieder aufzusuchen, an denen er mit seinem Sohne voll stolzer Hoffnungen einst weilte. Sonst verlebte er die letzten Jahre in stiller Ruhe, bis er in Memmingen am 15. December 1191 verschied. Seiner Bestimmung gemäß ist er in Steingaden [676] neben seinem Sohne bestattet. Seine Wittwe Uta hat ihn einige Jahre auf dem Schlosse Schaumburg bei Oberkirch überlebt. Sie erscheint zuletzt im Jahre 1196 in einer Urkunde für das Kloster Allerheiligen im Schwarzwalde, das ihr und ihrem Gatten einst seinen Ursprung verdankte.

Behrens, Herzog Welf VI. Braunschw. 1829, veraltet. – S. Adler, Herzog Welf VI. und sein Sohn. Hannover 1881. – Giesebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiserzeit IV u. V. – Chr. Fr. Stälin, Wirtembergische Gesch., 2. Th. – P. Fr. Stälin, Gesch. Württembergs I. – Riezler, Gesch. Baierns I.