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ADB:Heinrich von Herford

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Artikel „Heinrich v. Hervord“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 493, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_von_Herford&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:47 Uhr UTC)
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Heinrich *) v. Hervord, gelehrter Theologe und Geschichtschreiber. Zu Hervord in Westfalen, vermuthlich nicht lange nach dem Anfange des 14. Jahrhunderts, geboren, trat er zu Minden in den Predigerorden, wohnte 1340 einem Generalcapitel seines Ordens in Mailand bei und starb am 9. October 1370 zu Minden, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach den größeren Theil seines Lebens zugebracht hat. Das ist Alles, was wir sicheres über seine äußeren Schicksale wissen. Man darf aber annehmen, daß er innerhalb seines Ordens und in dem von ihm gewählten Berufe sich vielfach nützlich gemacht hat und seine Gaben die entsprechende Verwendung gefunden haben, wenn uns auch Specielles nicht ausdrücklich überliefert ist. H. war ohne Zweifel bald nach seinem Tode schon ein berühmter Mann: es geht das aus der Thatsache hervor, daß Kaiser Karl IV. sieben Jahre später ihm eine ehrenvollere Begräbnißstätte, als ihm ursprünglich geworden war, bewirkte und eine glänzende Leichenfeier veranstaltete, der eine Reihe der vornehmsten Personen geistlichen und weltlichen Standes, zumal Niedersachsens, beiwohnten. Diese Berühmtheit Heinrich’s beruhte auf seinen Schriften, von welchen seine Chronik heutzutage am geschätztesten ist, aber damals ohne Zweifel seine Tractate theologischer und philosophischer Art höher gestellt worden sind, da sie so ganz den litterarischen Ueberlieferungen seines Ordens und dem Geschmacke der Zeit entsprachen. Den ersten Rang unter den letzteren scheint die Abhandlung „De catena aurea“ eingenommen zu haben. Heinrich’s Chronik, die erst im J. 1859 von Potthast, mit großer Sorgfalt bearbeitet, herausgegeben worden ist, trägt einen überwiegend compilatorischen Charakter und bewegt sich in dem Rahmen der beliebten sechs Weltalter. Sie bricht, jedoch mit Ueberlegung, mit 1355[WS 1], dem Jahre der Kaiserkrönung Karl IV., ab. Selbständigen Werth erhält das Werk erst mit dem 13. und 14. Jahrhundert, aber auch diese Anerkennung kann nur mit Vorbehalt ausgesprochen werden, da der Verfasser gerade in diesem Theile ein paar verloren gegangene ältere Chroniken mit benutzt hat. Uebrigens gehörte H. sicher zu den gelehrteren Männern seiner Zeit und muß ihm eine nicht geringe Kenntniß der Litteratur der alten wie der mittleren Zeit, der geistlichen wie der Profanschriftsteller nachgerühmt werden. Es ist immerhin schon nichts gewöhnliches, daß er den weltlichen wie den geistlichen Dingen ein fast gleiches Interesse zugewendet hat. Seiner werkthätigen Theilnahme auch an den ersteren hat er es zu verdanken, daß sein Andenken in neuester Zeit mit Erfolg wieder aufgefrischt worden ist.

Vgl. die Ausgabe der Chronik Heinrich’s von August Potthast (Liber de rebus memorabilioribus[WS 2] sive chronicon Henrici de Hervordia[WS 3]), Göttingen 1859, und Ottokar Lorenz im zweiten Bande seiner Geschichtsquellen Deutschlands im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, S. 64–66.

*) Zu Bd. XI, S. 637.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1395
  2. Vorlage: memorabilibus
  3. Vorlage: Herfordia