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ADB:Helst, Bartholomeus van der

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Artikel „Helst, Bartholomeus van der“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 709–710, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Helst,_Bartholomeus_van_der&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 01:44 Uhr UTC)
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Helst: Bartholomeus van der H., Maler, geb. um 1612 in Amsterdam, gest. ebenda 1670. Von seinen Lebensschicksalen ist fast nichts bekannt. Scheltema, der in den Archiven Amsterdams vergebens nach seinem Geburtsschein forschte, glaubt, daß er ein Sohn eines Severin v. d. H. aus Dordrecht sei, der sich am 22. April 1607 mit Altje Hendricx in Harlem verheirathete und daß er [710] zwischen 1611 und 1614 das Licht der Welt erblickte. Unser Künstler lebte fast ununterbrochen in seiner Vaterstadt; von seinem Lehrer in der Kunst erfahren wir nichts. Sandrart berichtet, daß er eine Constantia Reynst, ein schönes Mädchen, ehelichte, vielleicht aus der Familie Reynst, deren Cabinet durch mehrere verdienstvolle Stecher veröffentlicht wurde. Im Cabinet Six befand sich ein feines Bildchen, worauf sich der Künstler mit seiner Frau beim Dejeuner abgebildet hat. Scheltema erzählt uns ferner, daß H. mit dem Maler Helt Stokade die Lucasgilde in Amsterdam gründete, die am 21. October 1654 eröffnet wurde und daß er um die Mitte des Monats December 1670 gestorben ist. Wenn wir auch nur wenig aus seinem Leben wissen, desto mehr verkünden seine Kunstwerke die hohe Meisterschaft desselben. Wenn wir von ihm nichts weiter besäßen, als sein Hauptwerk, das Schützenmahl, im Reichsmuseum zu Amsterdam, das mit Recht mit Rembrandt’s Nachtrunde den Ehrenplatz daselbst einnimmt, er wäre derselbe große Künstler, als welcher er in den Kunstannalen verzeichnet steht. Bei diesem Festmahl, das die Amsterdamer Bürgergarde ihrem Commandanten Wits zur Feier des westphälischen Friedens bringt (gemalt 1648), zeigt sich H. eben so groß als Historienmaler wie als Porträtist; in jeder der hier in Lebensgröße dargestellten 24 Personen spiegelt sich der Charakter der Zeit getreu ab. Zu seinen übrigen hervorragenden Gemälden gehört auch die Berathschlagung der Bürgermeister, welchem Bogenschützen der Preis zuerkannt werden soll. Das Bild ist von 1657 und befindet sich in Paris. Im J. 1845 wurde im Haag bei einer Auction ein zusammengerolltes Bild verkauft, das sich als ein vorzügliches Hauptwerk unseres Meisters documentirte, da es mit dem Namen und 1647 bezeichnet war; es stellt das Familienbild des D. Blaauw dar. In Amsterdam befinden sich noch mehrere Bildnisse seiner Hand, so eines des Admirals Egbert Meeuwiszoon Kortenaar, das Blooteling in einem kostbaren Stiche vervielfältigt hat, des Andries Bicker, Bürgermeisters von Amsterdam, des Admirals Aart van Nes. Auch München, Wien, Braunschweig besitzen kostbare Bilder von ihm; ein Mädchenporträt des letztgenannten Museums trägt die Jahreszahl 1651. Von großer technischer Vollendung ist ein zweites Bild derselben Gallerie, Kniestück einer ältlichen Dame, bei welcher ein kleines Mädchen mit der Kinderklapper steht. Seltener als Bildnisse kommen seine historischen Compositionen vor. So soll er eine „Venus mit dem Parisapfel“ gemalt haben, unbekannt ist aber, wo sich das Bild jetzt befindet. Im Utrechter Stadtmuseum ist eine „Flucht nach Egypten“, bezeichnet, vom J. 1660. Sein Eigenbildniß ist auch in Florenz, vom J. 1667; dann ist es auch von Blooteling in Schabkunst ausgeführt. Die Nachricht, welche Houbraken über das ausschweifende Leben unseres Künstlers bringt, wird wol ebenso erfunden sein, wie sich die Erzählung von der Liederlichkeit des A. Brouwer als Mährchen entpuppte. Daß man ihn als Künstler stets hoch hielt, erhellt schon daraus, daß man ihn „Fenix van der Nederlantsche Portretschilders“ nannte. Er zeigt in allen seinen Werken eine großartige Auffassung, eine getreue und doch geniale Wiedergabe der Wirklichkeit; die Ausführung ist gediegen in seinen großen wie in seinen kleinen Werken; in den ersteren ist die Behandlung breit, in letzteren fein, immer aber auch in den Nebenwerken äußerst fleißig durchgebildet. – Ein Sohn des Künstlers, Lodewyck v. d. H., soll auch Maler gewesen sein, doch den Vater nicht erreicht haben. Vielleicht gibt ein Stich von Blooteling Kunde von seiner Thätigkeit; derselbe gibt das Porträt des Admirals Stellingwerf und Lodewyck v. d. H. wird auf dem Blatte als der Maler bezeichnet.

Houbraken. – Kramm. – Scheltema (in Revue univ. 1857). – Wessely, Blooteling.