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ADB:Henneberg, Rudolf

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Artikel „Henneberg, Rudolf Friedrich“ von Max Jordan in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 768–769, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Henneberg,_Rudolf&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 16:13 Uhr UTC)
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Henneberg: Rudolf Friedrich H., Historienmaler, geb. in Braunschweig den 13. September 1825, gest. daselbst den 14. September 1876; ursprünglich zum Staatsdienst bestimmt, studirte er 1845–48 in Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaft und arbeitete darauf als Auditor beim Stadtgericht seiner Vaterstadt, wandte sich aber nun der Kunst zu und befestigte sich durch den Studienaufenthalt in Antwerpen 1850–51 in diesem seinem eigentlichen Berufe. Die folgenden Jahre bis 1861 verlebte er in Paris, wo er sich vorzugsweise unter Anleitung Couture’s und im Verkehr mit gesinnungsverwandten Genossen wie Knaus[WS 1] und G. Spangenberg weiter ausbildete. Bereits 1853 erschien ein Erstlingsbild „Badende Studenten“ und eine Reihe Compositionen studentischen Inhalts (in Lithogr. von C. Schultz); 1854 vollendete er das für die Braunschweiger Stadtgallerie angekaufte Gemälde „Zigeuner und sein Lieb“. Sein nächstes größeres Werk „Der wilde Jäger“ vom Jahre 1856 (zwei Mal kleiner wiederholt 1871) erwarb die goldene Medaille des Pariser Salon. Es gehört jetzt der Nationalgallerie in Berlin an und bezeichnet den ersten glücklichen Schritt Henneberg’s in das romantische Stoffgebiet; in derselben Zeit entstand eine Landschaft „Regenstein“ und eine „Hasenhetze“ (beide dem Nachlaß angehörig) und bald darauf das Bild „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ nach Schiller (Nationalgallerie). 1861 ging H. nach Italien, verweilte besonders in Venedig, Florenz und Rom, wo ihn Natur und Menschen der Campagna mächtig anzogen und kehrte, gefördert durch das Studium im Süden 1863 nach Deutschland zurück. Er blieb zunächst zwei Jahre in München und entwarf dort das Bild, welches seinen Ruf im Vaterlande wesentlich begründet hat, die „Jagd nach dem Glück“ (Nationalgallerie). Vollendet wurde dasselbe jedoch erst in Berlin 1868. Hier siedelte er sich 1865 gleichzeitig mit mehreren seiner früheren Studiengenossen an und entfaltete eine immer zunehmende bedeutende Thätigkeit. Verschiedene die Höhe der erlangten Meisterschaft kennzeichnende Einzelbilder, wie „Das Märchen“ (Privatbesitz, Berlin) und „Die befreite Germania“ gehören den nächsten Jahren an, in welchen nun die großen Geschicke des Vaterlandes auf sein Schaffen einwirkten. Als schönstes Denkmal seines patriotischen Sinnes und zugleich echt künstlerischen Ausdruckes ist der als [769] Wandschmuck in der Villa Warschauer zu Charlottenburg befindliche Cyclus von Darstellungen zu betrachten, welche in freier poetischer Weise Motive der Kriegserinnerungen der Jahre 1870/71 wiederklingen und im höchsten Grade charakteristisch sind für das Wesen des Künstlers, dessen letzte große Arbeit sie sein sollten. Bald nach Vollendung derselben bestimmte ihn Kränklichkeit, wieder nach dem Süden zu gehen. Er konnte zwar in Rom noch eine Zeit lang thätig sein, aber die Verschlimmerung seines Leidens trieb ihn in die Heimath zurück, wo er starb. Persönlichkeit und Kunstleben Henneberg’s waren von einem ritterlich-romantischen Zuge getragen, der ihn als Menschen ebenso liebenswürdig wie als Künstler eigenthümlich und bedeutend erscheinen ließ. Der Mangel frühzeitiger technischer Ausbildung steigerte seine Gewissenhaftigkeit und Selbstkritik oft in einer der frischen Productivität hinderlichen Weise, aber wenn seine Werke infolge dessen nicht zahlreich sind, so sind sie, jedes in seiner Art und Behandlungsweise Zeugnisse eines ungewöhnlich reichen Geistes und eines schwungvollen Phantasielebens. Seine ernste Selbstzucht und unerschöpfliche Gedankenfülle offenbart sich am meisten in den massenhaften Entwürfen, von denen ein großer Theil in den Besitz der Nationalgallerie und des Museums zu Braunschweig übergegangen ist.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ludwig Knaus (1829-1910), Genremaler und Porträtist.