ADB:Herpius, Henricus (1. Artikel)
[1], so genannt von seinem Geburtsorte Herp (Erp) in Brabant, Theolog, † 1477 oder 1478 zu Mecheln. Er gehörte dem Orden der Minoriten an, war eine Zeitlang Provinzial der kölnischen Ordensprovinz, bei seinem Tode Guardian des Klosters zu Mecheln. Außer vielen Predigten, die nicht gedruckt zu sein scheinen, verfaßte er das „Speculum aureum de praeceptis divinae legis“, ein ausführliches Werk über die zehn Gebote in der Form von (221, wohl nicht wirklich gehaltenen) Predigten, welches zuerst zu Mainz 1474, dann noch dreimal im 15. Jahrhundert gedruckt wurde (s. Geffcken, Der Bilderkatechismus, 1855, S. 32), und eine Reihe von ascetischen Schriften, u. a. ein „Epithalamium divini amoris“ (mit einer Auslegung des Hohen Liedes), eine Anleitung zur Betrachtung in flämischer Sprache, welche von dem Kölner Karthäuser Petrus de Blomevenna (Bd. II, S. 720) unter dem Titel „Directorium aureum contemplativorum“ lateinisch herausgegeben wurde, und „Eden sive Paradisus contemplativorum“. Diese drei Schriften wurden zusammen unter dem Titel „De mystica theologia libri tres“ zu Köln 1529 und nochmals (mit einer Vorrede des Karthäusers Bruno Loher an Ignatius von Loyola) 1555 gedruckt. Man nahm an einigen Stellen des zweiten Buches Anstoß, und es wurde zu Rom 1585 eine purgirte Ausgabe mit einer „Introductio ad doctrinam libri secundi“ von dem Dominicaner Petrus Paulus Philippus veranstaltet und die früheren Ausgaben [618] auf den Index gesetzt. Das Werk ist auch im 17. Jahrhundert noch wiederholt gedruckt worden, 1617 auch eine französische Uebersetzung von J. B. Machault (von dem zweiten Buche auch eine italienische Uebersetzung von dem Karthäuser Benedict Osanna) erschienen. Der Cardinal Bona, Mabillon u. A. zählen H. zu den besten Schriftstellern über mystische Theologie.
Harphius: Henricus H. (Hervius, Harpf, Herpf, Harff)- Biographie universelle (Michaud) XVIII, 486. Sweertius, Athenae Belgicae, 1628. Fabricius, Bibliotheca lat. (ed. Mansi) III, 216. Possevini, Apparatus sacer, I, 728.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 203. Z. 5 v. o.: Herp ist, was leider übersehen ward, identisch mit dem schon in Bd. X S. 617 besprochenen Harphius. [Bd. 13, S. 794]