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ADB:Heydenreich, Karl Heinrich

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Artikel „Heydenreich, Karl Heinrich“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 355–356, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heydenreich,_Karl_Heinrich&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:25 Uhr UTC)
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Band 12 (1880), S. 355–356 (Quelle).
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Heydenreich: Karl Heinrich H., Dichter und philosophischer Schriftsteller, wurde den 19. Februar 1764 zu Stolpen in Meißen geboren, wo sein Vater Oberpfarrer war. Nachdem er mehrere Jahre die Thomasschule zu Leipzig besucht, bezog er die dortige Universität, studirte vorzüglich Philologie und Philosophie und beschäftigte sich mit dichterischen Versuchen. Im Jahre 1785 wurde er daselbst Magister, dann später Professor der Philosophie und lehrte als solcher bis 1798 mit allgemeinem Beifall, allein durch Schulden bedrängt und mit Wechselarrest bestraft, sah er sich genöthigt, seine Professur niederzulegen. Er zog sich nun nach Burgwerben bei Weißenfels zurück, woselbst er, seinen Neigungen und literarischen Beschäftigungen lebend, in Folge übermäßigen Genusses geistiger Getränke und namentlich größerer Quantitäten Branntweins, am 26. April 1801, erst 38 Jahre alt[WS 1], starb. Heydenreich’s poetische und philosophische Leistungen erfreuten sich zu ihrer Zeit einer günstigen Aufnahme, doch erhielten sie sich nicht lange in der Gunst des Publicums und schon bei Lebzeiten des Verfassers wurde von bedeutenden Richtern das Verdammungsurtheil über sie ausgesprochen, namentlich griffen Goethe und Schiller den Verfasser unbarmherzig in den Xenien an. H. hatte besonders dadurch viele Gegner gefunden und war vorzüglich von den strengen Kantianern heftig angefeindet worden, weil er bei seiner Aesthetik den Kantischen Formalismus mit einem gewissen Sentimentalismus oder, wie er es nannte, einem Principe der Empfindsamkeit in Uebereinstimmung zu bringen versucht hatte. Große Leichtigkeit der Darstellung und Herrschaft über die Form besitzt er allerdings, aber als Dichter ist er mehr Rhetor als Philosoph, und wenn auch selbst forschend und verarbeitend, doch nicht tief und gründlich genug, sondern allzuhäufig seicht und geschwätzig, anstatt eindringend und entwickelnd zu sein. Seine Darstellung verdient indessen sowol wegen ihrer Anmuth als wegen ihrer Correctheit großes Lob und galt lange mit Recht als ein Muster des Stils. Seine sämmtlichen Gedichte hat [356] sein Bruder 1803 herausgegeben. Unter seinen überaus zahlreichen philosophischen Werken und Abhandlungen verdienen Erwähnung: „Propädeutik der Moralphilosophie“ (1794; 2. Aufl. 1801), „Briefe über den Atheismus“ (1796) und „Vesta oder kleine Schriften zur Philosophie des Lebens“ (1798–1801. 5 Bde.).

K. H. Schelle, Charakteristik Heydenreich’s. Leipzig 1802. Wohlfahrt, Die letzten Lebensjahre Heydenreich’s. Altenburg 1802. Jördens, Lexikon VI, 819–45, woselbst seine sämmtlichen Schriften verzeichnet sind.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Richtig wäre: 37 Jahre alt.