ADB:Hohberg, Wolf Helmhard Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hohberg, Wolfgang Helmhard Freiherr von“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 653–655, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohberg,_Wolf_Helmhard_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. April 2024, 12:19 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Hoburg, Christian
Band 12 (1880), S. 653–655 (Quelle).
Wolf Helmhardt von Hohberg bei Wikisource
Wolf Helmhardt von Hohberg in der Wikipedia
Wolf Helmhardt von Hohberg in Wikidata
GND-Nummer 118774735
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|653|655|Hohberg, Wolfgang Helmhard Freiherr von|Carl Leisewitz|ADB:Hohberg, Wolf Helmhard Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118774735}}    

Hohberg: Wolfgang Helmhard Freiherr von H. (auch Hochberg), landwirthschaftlicher Schriftsteller, Grundherr zu Ober-Thumritz und Süßenbach in Ober-Oesterreich und Mitglied der österreichischen ständischen „Fruchtbringenden Gesellschaft“, gest. 1688 zu Regensburg. Er gehörte einer Speciallinie des Gutsmannsdorf’schen Zweiges von dem ursprünglich zu Konradswalde in Schlesien angesessen gewesenen gräflichen Hause an, wurde den 20. October 1612 zu Ober-Thumritz geboren und war der Enkel des Stifters der mit dieser Grundherrschaft abgezweigten Speciallinie Friedrichs von H., dessen Vater als kaiserlicher Rath zu dem Erwerbe von Grundbesitz in Ober-Oesterreich im sogenannten [654] Hausruckviertel, gekommen war. Obschon H. als Protestant sich weder für einen Beruf im höheren Staatsdienste, noch für die militärische Laufbahn unter Oesterreichs Fahnen bestimmt sehen mochte, so muß seine Erziehung eine vorzügliche gewesen sein, denn er hat später durch seine vielseitige litterärische Thätigkeit nicht nur eine umfassende Schulbildung, bereichert durch viele historische Studien, sondern auch hohes Verständniß für die Aufgaben der politischen Oekonomie wie des Landbaues bekundet. In seinen 20er Jahren hat er indessen auch als kaiserlicher Kriegsmann dienen müssen, nach seiner eigenen Aussage (Georgica curiosa VIII, 4) war er an einer Campagne unter dem kaiserlichen General-Feldmarschall Holk 1633 betheiligt. Doch rühmt er sich nicht großer Kriegsthaten. Ihm, dem protestantischen Grundherrn in Oesterreich, mochte theils während der Wirren des 30jährigen Krieges, theils unmittelbar nachher dringende Veranlassung gegeben sein, durch ein umsichtiges und gemeinnütziges Wirken auf dem Gebiete des Landbaues seinem Hause und dem Vaterlande nach Möglichkeit zu dienen. Als in den ersten Decennien nach dem Ende jenes Krieges die Lage der Protestanten Oesterreichs immer bedenklicher wurde, indem die ihnen gewährte Nachsicht mehr und mehr abnahm, entschloß H. sich, seine sämmtlichen Güter zu verkaufen. Nachdem dies im J. 1664 bewirkt war, ließ er sich in Regensburg nieder, um dort nur noch seinen Studien leben zu können. Neben einigen Dichtungen „Lust- und Arzneigarten“ und dem Heldengedicht „Der Habsburgische Ottobert“, verfaßte er in seiner Zurückgezogenheit ein im großartigen Stile angelegtes kameralistisch-ökonomisch und landwirthschaftlich-technisch wie historisch-politisch bedeutsames Werk: seine „Georgica curiosa“ oder „Unterricht für den Landbau fürs adelige Land- und Feldleben etc.“, welches er den Ständen der beiden Erzherzogthümer Unter- und Ob der Enns gewidmet sein ließ. Dies Werk, welches zuerst in Nürnberg 1682 in 2 großen Foliobänden erschienen und nicht nur in den ständischen Kreisen Oesterreichs, sondern fast allgemein bei dem adeligen und Domanialgrundbesitz Deutschlands mit größtem Beifall aufgenommen war, galt lange für ein Hauptwerk auf dem betreffenden Gebiete der Litteratur; es erlebte eine Reihe von Auflagen und trug nicht wenig dazu bei, in den von Drangsalen des Krieges schwer heimgesuchten Kreisen des gedachten Grundbesitzes den Sinn für das Landleben wieder zu erwecken und die Thatkraft zu Wiederherstellung der vielfach verwüsteten Landgüter von Neuem zu schaffen. Während im I. Theile der Georgica die Einrichtung der Landgüter, die Verwaltung der damit verbundenen Realitäten, Regalien und Gefälle wie der technischen Nebengewerbe, die ganze Hauswirthschaft, der Weingarten und die Rebcultur sowie der Gartenbau nach seiner wirthschaftlichen und ästhetischen Seite ausführlich behandelt wurden, so fanden im II. Theile der Feldbau, die Wiesen- und Weidencultur, die Viehzucht, Bienenzucht, Fischzucht und Jagd, sowie die Holzanzucht und allgemeinere Aufgaben fürs Landleben ihre eingehende Erörterung. Dabei war das Werk reich mit historischen Momenten durchflochten und mit Schilderungen specialer Verhältnisse ausgestattet; so enthielt der Abschnitt, welcher von den Aufgaben des Grundherrn in Kriegszeiten handelt, eine Darstellung der verschiedenen Umstände, welche zum 30jährigen Kriege führten, wie sie etwa der Aufgabe eines größeren Geschichtswerkes nicht besser hätten entsprechen können. Besonders wichtig wurde es auch durch seine vielseitigen Schilderungen und Betrachtungen als eine reiche Quelle für die Geschichte der Landwirthschaft Oesterreichs. H. war als Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft Oesterreichs unter dem Namen des „Sinnreichen“ im Kreise seiner Berufs- und Standesgenossen sehr geschätzt. Als ein Freund genealogischer Studien fand er in späteren Lebensjahren mehrfach Gelegenheit mit dem Hofprediger Phil. Jacob Spener in Dresden in Verkehr zu [655] treten, und letzterer hat offen ausgesprochen, wie sehr er von diesem seinem Gönner bei seinen heraldischen Studien durch Mittheilungen über die Verhältnisse österreichischer adeliger Häuser gefördert worden sei. Wahrscheinlich erlosch mit seinem 1688 erfolgten Ableben die Gutmannsdorf’sche Linie des Hohberg’schen Geschlechtes, denn aus seiner Familie überlebte ihn nur eine Tochter, die ihm bis zu seinem Ende zur Seite gestanden hatte.

Ersch und Gruber, Encyklopädie, Bd. IX, 1832. (v. Stramberg). Desgl. Georgica curiosa, Einleitung etc. – C. Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, München 1865.