ADB:Hoguet, Michel François

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Artikel „Hoguet, Michael François“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 652–653, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hoguet,_Michel_Fran%C3%A7ois&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 15:47 Uhr UTC)
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Hoguet: Michael François H., bedeutender Choreograph, Ballettänzer und Pantomimist, geb. 1793 in Paris, gest. am 5. April 1871 in Berlin. Obgleich Franzose von Geburt und in Frankreich gebildet gehört H. doch zu [653] den einflußreichsten Persönlichkeiten in der Entwicklungsgeschichte des modernen Ballets in Deutschland, speciell in Berlin. Als Pantomimist seiner Zeit unübertroffen, gab er als Verfasser des Ballets „Aline“ dem Berliner Ballet einen vollständigen Umschwung und brach dauernd die Herrschaft des mythologischen Ballets. L. Schneider behauptet von seinen pantomimistischen Leistungen „daß Vollkommeneres und wahrhaft Künstlerisches in der Pantomimik bis dahin in Berlin nicht geleistet worden ist.“ Für seine Ballete verwandte H. mit wenigen Ausnahmen verhältnißmäßig nur kleine Mittel, daß er trotzdem damit dauernde Erfolge errang, spricht für ihre Wirksamkeit. Einzelne dieser Schöpfungen sind noch heute unvergessen. Wie schon bemerkt Pariser, war H. bereits 1802 in die Tanzschule des Théâtre de la république des arts (die grande opéra der Republik) gekommen. Der Tod des Vaters zwang ihn sich am Theater des jeunes artistes als Tänzer und Schauspieler zu engagiren, dessen Director Robillon ihn nach dem Schluß seiner Pariser Bühne mit nach Versailles nahm, wo H. besonders als komischer Schauspieler wirkte. Um ausschließlich Tänzer zu sein, entzog sich H. seinen Verpflichtungen gegen Robillon durch die Flucht, wurde aber zwangsweise zurückgebracht. 1811 nahm er ein Engagement als erster Solotänzer in Mainz an, kehrte dann aber nach Paris und in die Tanzschule zurück. Der Zufall brachte ihn zu einem Auftreten im Théatre de la porte St. Martin, das zu einem Engagement führte, nach dessen Lösung er sich dem Théâtre de la Gaité verpflichtete und von hier aus durch den Grafen v. d. Goltz für das Berliner Hoftheater engagirt wurde. Als Zephyr in „Zephyr et Flore“ erschien er am 24. April neben Dlle. Lemière zum ersten Mal vor dem Berliner Publikum, das sich in immer steigendem Maße für den zarten und graciösen Tänzer erklärte. Anfang der zwanziger Jahre setzte er dann das erwähnte Ballet „Aline“, tanzte 1828 in Hamburg und Doberan, entsagte aber 1830 der Bühne[WS 1] gänzlich, um nach Frankreich zurückzukehren. Nur kurze Zeit war seines Bleibens dort, er kam wieder nach Berlin und begann eine erneuerte Thätigkeit als Pantomimist und Balletmeister (Ernennung von 1837). Zuerst setzte er jetzt das komische Zauberballet „Arlequin in Berlin“, dem nachstehende Werke folgten: „Die Pflanzer“, „Der Geburtstag“, „Vestrissinos vor Gericht“, „Der Polterabend“, „Robinson“, „Der gestiefelte Kater“, „Der Soldat aus Liebe“, „Die Feen“, „Der Mutter Namenstag“, „Das Jubiläum“, „Robert und Bertrand“, „Die Danaiden“, „Die Tänzerin auf Reisen“, „Der türkische Arzt“, „Die unterbrochene Hochzeit“ und „Aladin, oder die Wunderlampe“. Am 1. April 1856 zog sich H. ins Privatleben zurück. Vermählt war H. seit 1821 mit Emilie Karoline Wilhelmine, geb. Vestris, geb. am 16. Febr. 1801 zu Rheinsberg, ausgebildet in Paris, von 1818–1830 Mitglied des Hoftheaters zu Berlin, gest. am 19. August 1869 zu Berlin. Beider Sohn Louis Michel H.-V. geb. am 4. Januar 1825 zu Berlin, war von 1846–1862 ebenfalls am Berliner Hoftheater engagirt und wurde dann pensionirt.

Vgl. M. F. Hoguet von Louis Schneider in Heinrichs deutschem Bühnen-Almanach 1857, S. 130–139.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bühme