Zum Inhalt springen

ADB:Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Friedrich Karl Fürst zu

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hohenlohe-Waldenburg, Fürst Friedrich Karl zu“ von Karl Weller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 442–444, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsf%C3%BCrst,_Friedrich_Karl_F%C3%BCrst_zu&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 15:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 50 (1905), S. 442–444 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst in der Wikipedia
Friedrich zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst in Wikidata
GND-Nummer 107892758
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|442|444|Hohenlohe-Waldenburg, Fürst Friedrich Karl zu|Karl Weller|ADB:Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Friedrich Karl Fürst zu}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=107892758}}    

Hohenlohe: Fürst Friedrich Karl zu H.-Waldenburg. Er ist als der erstgeborene Sohn des Fürsten Karl Albrecht zu H.-W. und der Fürstin Leopoldine, geborenen Prinzessin zu Fürstenberg, am 5. Mai 1814 zu Stuttgart geboren. Nach dem Austritt des Vaters aus dem württembergischen Militärdienst zogen die Eltern nach Donaueschingen zu dem Bruder der Fürstin, dem Fürsten Karl Egon zu Fürstenberg. Dort absolvirte der junge Prinz 1823–28 das Gymnasium und studirte sodann 1829–31 auf der Akademie zu Genf, 1831–33 auf den Universitäten zu Heidelberg und Tübingen. Im October 1833 trat er in den österreichischen Kriegsdienst als [443] Lieutenant bei den Kaiser-Nikolaus-Husaren zu Pardubitz in Böhmen, ging jedoch zum diplomatischen Dienst über und war von 1835–37 Militärattaché der österreichischen Gesandtschaft zu Petersburg. Im Herbst 1837 nahm er auf das persönliche Anerbieten des Kaisers Nikolaus I. russische Dienste als Flügeladjutant desselben; im J. 1838 machte er zwei Feldzüge gegen die Tscherkessen im Kaukasus mit und erhielt vom Kaiser für seine Tapferkeit einen goldenen Ehrensäbel. Am 26. Decbr. 1839 übernahm er die Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg, die sein Vater ihm freiwillig abgetreten hatte; ein Jahr darauf vermählte er sich mit der Prinzessin Therese Amalie zu Hohenlohe-Schillingsfürst, seiner Cousine, mit der er in überaus glücklicher, mit sieben Söhnen und zwei Töchtern gesegneter Ehe lebte. Seinen dauernden Aufenthalt nahm er im Schlosse zu Kupferzell, das im württembergischen Oberamt Oehringen eine Stunde nördlich von dem Bergschlosse Waldenburg in der hohenlohischen Ebene bei dem Marktflecken gleichen Namens gelegen ist, und stattete es zu einem behaglichen Wohnsitz mit schönem, großem Garten aus. Die stürmische Zeit der Jahre 1848–49 verbrachte er zu Brüssel. 1850 wurde er zum russischen General à la suite ernannt und verweilte als solcher während des Krimkriegs 1854 in Petersburg. Bei der Krönung des Kaisers Alexander II. wurde er Generaladjutant, 1864 Generallieutenant. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte er ganz in Kupferzell und starb daselbst nach langer schwerer Krankheit am 26. December 1884, wegen seines geraden, festen Charakters, seiner Rechtlichkeit und Leutseligkeit allgemein hochgeehrt.

Im J. 1857 war die treffliche Arbeit des hohenlohischen Domänendirectors Joseph Albrecht über die hohenlohischen Siegel im Mittelalter erschienen; durch das Interesse für diese von ihm sehr geförderte Publication angeregt widmete seitdem der Fürst alle seine verfügbare Zeit der Siegel- und Wappenkunde, mit solchem Erfolg, daß er als der Begründer der modernen Sphragistik bezeichnet werden kann. Diese Wissenschaften waren damals fast ganz in den Händen von Dilettanten; er ging darum vor allem darauf aus, durch streng wissenschaftliche Arbeiten dieselben wieder auf wissenschaftliche Höhe zu bringen und sie auf Grund der Wappenbilder zu einem streng logischen Systeme auszubauen. Er hielt es bei dem damaligen Stand der Sphragistik und Heraldik noch nicht für möglich, umfassende Werke über diese Wissenschaften zu schreiben, und legte darum seine Forschungen in zahlreichen Monographien nieder, die er in dem von Albrecht herausgegebenen Archiv für hohenlohische Geschichte, in der Zeitschrift des historischen Vereins für das württembergische Franken, in den württembergischen Vierteljahrsheften für Landesgeschichte, in der Münchener archivalischen Zeitschrift, im Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts und Alterthumsvereine, im Anzeiger des germanischen Museums zu Nürnberg, in den Jahrbüchern des heraldisch-genealogischen Vereins Adler in Wien, im Organe des heraldischen Vereins Herold in Berlin u. a., sowie in manchen Sonderpublicationen veröffentlicht hat. Im J. 1857 schrieb er die Einleitung zu Albrecht’s Beschreibung der hohenlohischen Siegel im Archiv für hohenlohische Geschichte 1859, ebendaselbst eine Abhandlung über das Wappen seines Geschlechts. Dann folgten 1860: „Zur Geschichte des Fürstenbergischen Wappens“, 1861 „Das Wappen der Reichsschenken von Limpurg“, 1862 „Ueber die Siegel der Pfalzgrafen von Tübingen“, 1864 „Der sächsische Rautenkranz“, 1866 „Die deutschen Farben“, 1867 „Das heraldische Pelzwerk“; in letzterer Abhandlung führte er den für die Theorie der Heraldik besonders bedeutungsvollen Nachweis, daß die seither als Eisenhütlein blasonirte Figur thatsächlich die heraldische Darstellung des Pelzwerks sei. Weiter erschienen: „Ueber den Gebrauch der heraldischen Helmzierden [444] im Mittelalter“ 1868, „Zur Geschichte des heraldischen Doppeladlers“ 1871, „Sphragistisches System zur Classifikation alter Siegel nach ihren vier verschiedenen Haupttypen“ 1877, „Die Linde in der Heraldik, in der Sphragistik und als Ornament“ 1878, „Ueber Siegelcarenz“ 1882, „Ueber gemeinsame Siegel“ 1883, u. A. Im J. 1863 hatte er das leider nicht vollständig gewordene sphragistische Album begonnen, das mittelalterliche Siegel gegenwärtig noch blühender Geschlechter des deutschen hohen Adels enthält. Die im Anzeiger zur Kunde der deutschen Vorzeit 1866 ff. besprochenen Wappen sammelte er 1882 in seinen Sphragistischen Aphorismen. In allen diesen Abhandlungen suchte er durch scharfe logische Begriffsbestimmung, durch kritische Untersuchung und sorgfältige Vergleichung zahlloser mittelalterlicher Siegel zu möglichst gesicherten Aufstellungen zu gelangen. Viel Verdienste erwarb er sich auch durch seine Theilnahme an verschiedenen historischen Vereinen, sowie durch Anregung und Förderung wissenschaftlicher Werke, so des schon genannten Archivs für hohenlohische Geschichte (I 1, 1857. I 2, 1860. II, 1870), der Geschichte des Hauses Hohenlohe von Fischer (1866–1871), der Abhandlung über die hohenlohischen Münzen von Erbstein 1880, u. a.; ebenso trat er erfolgreich ein für die Veröffentlichung der Züricher Wappenrolle (1858), des wichtigsten aller heraldischen Quellenwerke.

Baumann, Fürst Friedrich Carl Joseph zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst: Schriften des Vereins f. Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landestheile in Donaueschingen V. 1885, S. 155–158. – G. A. Seyler, Geschichte der Heraldik (Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Band A). 1885–89, S. 756–759.