Zum Inhalt springen

ADB:Holl, Leonhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Holl, Leonhard“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 747–748, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Holl,_Leonhard&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 02:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Holl, Franz Xaver
Band 12 (1880), S. 747–748 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Lienhart Holl in der Wikipedia
Lienhart Holl in Wikidata
GND-Nummer 103762043
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|747|748|Holl, Leonhard|Ernst Kelchner|ADB:Holl, Leonhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=103762043}}    

Holl: Leonhard (Lienhart) H. war der dritte Buchdrucker von Ulm und druckte von 1482–1484. Er hatte zuvor eine Spielkartenfabrik daselbst; seine sehr beliebten Karten fanden in Masse ihren Weg bis nach Venedig und Constantinopel. Das führte ihn später zu dem großen Verdienst, der erste zu sein, der seinen Büchern in Holz geschnittene Landkarten, deren Namen zum Theil mit in Holz geschnittener beweglicher Schrift gedruckt waren, beigab, wie dieses bei seiner berühmten Ausgabe des Ptolemäus der Fall ist. Er gehört einer alten noch heute in mehreren Zweigen blühenden Ulmer Familie an. Seine Druckerei scheint ihn aber zu Grunde gerichtet zu haben, denn schon 1484 ward er Schulden halber aus der Stadt verwiesen, später bat er, man möge ihn wieder in die Stadt einlassen, damit er dadurch in die Lage komme, seine Gläubiger, und zwar namentlich Bartholom. Kobolt zu befriedigen. Auch darauf machte er aufmerksam, daß ein Theil seiner Habe von einem Knechte dem er Lohn schulde, an Justus de Albano von Venedig versetzt sei. Er muß wohl wieder eingelassen worden sein. Wenn ihm auch gelang, seine Gläubiger zu befriedigen, so kann ihm dies doch nur durch Aufopferung seiner Officin gelungen sein, denn in der That finden wir zwei Jahre später den Justus de Albano im Besitz seiner Typen und Platten. Letzterer läßt nämlich durch seinen Provisor Johannes Reger, eine neue Ausgabe des Ptolemäus in seinem Verlage erscheinen. Das Innungsbuch von Ulm enthält dann weiter eine Entscheidung von 1492, wonach „H. soll von vnd ausser vnser Stadt sein, vns das er Annen von Nürnberg seiner Schuld bezahlt hat.“ Es scheint dieses aber nicht geschehen zu sein, denn von da an verschwindet er gänzlich. Sein Nachfolger scheint Johannes Reger aus Kemnat gewesen zu sein, wenigstens druckte jener in Ulm mit den Holl’schen Typen (1484 bis 1499), welche Justus de Albano in Venedig früher besessen, dessen Factor Reger damals war. Man kennt von H. nur noch vier Drucke, allein sie gehören alle zu den vorzüglichsten Leistungen der damaligen Buchdruckerkunst; es sind 1. „Claudii Ptolemaei Alexandrini Cosmographia“. Am Ende: „Claudii Ptolemaei viri Alexandrini Cosmographiae octavus et ultimus liber explicit Opus Doni Nicolai Germani secundum Ptolemaeum finit Anno MCCCCLXXXII Augusti vero Kalendas XVII. Impressum Vlmae per ingeniosum virum Leonardum Hol prefati opidi civis“. Die Holzschnitt-Landkarten sind von Johann Schnitzer von Arnheim gefertigt. 2. Das „Buch der Weisheit“. Am Ende: Hier endet sich das Buch der weißheit der alten weisen von Anbeginn der welt von geschlecht zu geschlecht. Gedruckt und vollendet durch Lienhart Hollen zu vlm nach cristi geburt M.CCCCLXXXIII jar auff den XXVIII tag des mayenss. Folio. Mit 126 Holzschnitten. – 3. „Diss ist die guldin Bull, kayser Karls des vierten vnd die Reformacion kayser Friedrichs des dritten, in künigklichen wirden zu Frankfurt gemacht.“ Am Ende: „Gedruckt und vollendet tzu Ulm durch Lienhart Hollen am montag vor vnser frawen geburt im viervndachzigsten jare.“ Folio. – 4. Das „Buch der Weisheit.“ – Am Ende: „Hie endet sich das Buch der Weißheit, oder der alten weisen von anbeginn der welt von geschlecht zu geschlecht. Gedruckt und vollendet durch Lienhart Hollen zu Ulm nach cristi geburt M.CCCCL.XXXIIII jar an dem nechsten mitwoch vor pfingsten. Amen.“ Folio (Wiederholung von Nr. 2).

[748] Vgl. Grässe, Lehrbuch der Literärgeschichte III, 1. S. 163. Haßler, Buchdruckergeschichte von Ulm, Spalte 115–117. Zapf, Buchdruckergeschichte Schwabens S. 7 etc. Geßner, Buchdruckerkunst III, 362. Falkenstein, Buchdruckerkunst 171 etc.