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ADB:Friedrich III. (Kaiser)

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Artikel „Friedrich III., deutscher König und römischer Kaiser“ von Georg Voigt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 448–452, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_III._(Kaiser)&oldid=- (Version vom 9. Dezember 2024, 20:04 Uhr UTC)
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Friedrich III. (diese Zählung ist die seiner eigenen Urkunden und seiner Zeitgenossen, während neuere österreichische Historiker ihn wol auch Friedrich IV. nennen, indem sie Friedrich den Schönen mitzählen), deutscher König und römischer Kaiser, geb. am 21. Septbr. 1415 zu Innsbruck, † am 19. Aug. 1493, erstgeborener Sohn Herzog Ernsts des Eisernen von Oesterreich und dessen zweiter Gemahlin, der masovischen Cimburgis. F. wuchs, als er neunjährig den Vater verloren, unter der Vormundschaft seines Oheims, des Herzogs Friedrich IV. von Tirol (mit der leeren Tasche) auf, der über die innerösterreichischen Lande Steier, Kärnten und Krain nicht nur die vormundschaftliche Verwaltung, sondern zugleich eine Regentschaft im eigenen Namen führte. Schon damals wuchsen die Herrengeschlechter des Landes, zumal die mit König Sigmund verschwägerten Cilli, den Herzogen über den Kopf, das geistliche Gut mit seinen Immunitäten lähmte alle Wirthschaft und die verschiedenen fremden Herrschaften im Lande die Rechtspflege. An die Vormundschaft knüpfte sich der Streit mit dem Vormund über die Theilung der Lande, an diese der Hader Friedrichs mit seinem Bruder Albrecht, der bis zu des letzteren Tode dauerte (vgl. den Art. Albrecht VI. von Oesterreich Bd. I, S. 285). Immer neue Hausverträge, die mit dem verschwenderischen und rücksichtslosen Bruder geschlossen wurden, hemmten nicht dessen neue Ansprüche, die oft auf eine gleiche Theilung der Lande, Güter und Nutzungen gerichtet waren. Albrecht war stets im Bunde mit allen Feinden des Bruders im Lande und außerhalb. Dabei unternahm F. 1436 mit einer Anzahl Barone eine sonst inhaltlose Fahrt nach Jerusalem, wo er, wie einst sein Vater, zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen wurde. 1439 erwuchs F. aus dem Tode seines früheren Vormundes die Vormundschaft über dessen Sohn, Herzog Sigmund von Tirol, gleichfalls eine Quelle langer Zwiste, da weder die tirolischen Stände, noch später der junge Herzog selber von den durch den Chef zu vertretenden Rechten eines Gesammthauses etwas wissen wollten. Denn durch den Tod König Albrechts II. wurde F. der Senior des habsburgischen Hauses und zugleich wieder der Vormund des nachgeborenen Sohnes Albrechts, des Ladislaus Posthumus, des Erben der Lützelburger in Ungarn und Böhmen. Alle diese Verhältnisse des Hauses führten zu langjährigen Streitigkeiten, welche die erste Hälfte von Friedrichs Regierungszeit füllen. Er war dem Umfange einer so weitreichenden Politik nicht entfernt gewachsen, überließ die Böhmen sich selbst, den ungarischen Thronstreit der hülflosen Königin-Wittwe, Oesterreich den hochfahrenden Dynasten, den Söldner- und Räuberbanden.

F. war als Jüngling bereits in seinem Wesen so reif und befestigt, daß er als Greis kaum anders erscheint. Die breite Brust und den starken Bau hatte er von seiner Mutter, die mit der Faust Nägel einschlug. Das helle, schlichte Haar, das wenig bewegte, lange Gesicht, der gesetzte Gang verriethen ein träges, bedächtliches Wesen, dem jeder Schwung, ja jede Aufregung fremd war. Seine Friedensliebe ist unendlich viel verspottet, sie beruhte auf völlig stumpfem Mannes- und Ehrgefühl. Kein Fürst hat sich über so freche und vielfache Beleidigungen so leicht getröstet. Er pflegte zu sagen, das Amt der Rache verwalte die Zeit; er wartete ab, bis seine Gegner untereinander zerfielen oder er sie überlebte. Statt der Jagd übte er den listigen Vogelfang in seinen Gärten. Zu Trunk und anderen Ausschweifungen fühlte er sich nie versucht, seine liebste Speise war Obst, sein Zeitvertreib, die Birnen und Weintrauben wachsen zu sehen. Von allen fürstlichen Geschäften interessirte ihn nur die fiscalische Wirthschaft, die [449] Finanz; Land und Reich waren ihm nur Quellen von Einkünften und Nutzbarkeiten. Seine Sparsamkeit war nicht gerade Geiz, denn für Perlen und Kleinodien gab er viel Geld aus, vielmehr Beschäftigung und Liebhaberei. Die Rechnungsnotizen in seinem Memorandenbuch zeigen das. Dennoch, bei allem Phlegma und aller Thatenlosigkeit, schwebte ihm dunkel und träumerisch der Beruf des Hauses Habsburg zur Weltherrschaft vor, als Jüngling wie als Greis spielte er mit a e i o u: Austriae est imperare orbi universo.

Eine so traurige Gestalt war bestimmt, die deutsche Krone 53 Jahre lang zu tragen und alle Anläufe zur Reform des Reiches wie der Kirche am Felsen ihrer Passivität und Lebenszähigkeit scheitern zu lassen. Am 2. Febr. 1440 fiel die Wahl der zu Frankfurt versammelten Kurfürsten auf diesen F. von Steier. Seine Bewerbung war von Trier und Sachsen aus eigensüchtigen Gründen gestützt, von den übrigen, scheint es, als die eines an Macht bedeutungslosen Fürsten gelitten worden. Die Kurfürsten hielten nicht einmal für nöthig, ihm eine Wahlcapitulation aufzulegen. Erst nach mehr als zwei Jahren erschien der Gekorene im Reiche, um am 17. Juni 1442 zu Aachen die Krönung zu empfangen.

Am 5. Novbr. 1439 hatte das Basler Concil einen Gegenpapst erhoben, Felix V. Die deutschen Fürsten hatten schon im März die Decrete des Concils zum Reichsgesetz erhoben, den Proceß gegen Eugen IV. aber zurückgewiesen. Das Schisma und die Neutralität waren nun Gegenstand endloser Verhandlungen auf Reichstagen und der höfischen Ränke. Es galt die Errichtung einer deutschen Nationalkirche und ihre Stellung zum römischen Primat. F. hatte an diesen Wirren zuvor keinen Antheil genommen, er wartete nun seinen landesherrlichen und fiscalischen Vortheil ab. Auf der Krönungsreise traf er am 11. Novbr. in Basel ein, der Sitzung des Concils aber wollte er nicht beiwohnen; er verhandelte mit Papst Felix, der ihm seine Tochter Margarita angeboten, um die Mitgift derselben und die Anerkennung, sie wurden indeß des Handels nicht einig. Eugen gewann den Reichskanzler Kaspar Schlick, indem er dessen Bruder das Bisthum Freising gab; in den Unterhandlungen mit dem Papst und dessen Nuntien spann Aeneas Sylvius, Secretär in der Reichskanzlei, die Ränke, die aus der Neutralität zu Rom zurückführen sollten. 1445 verkaufte F. seine Obedienz gegen eine Reihe nutzbarer Rechte, die Zusage der Kaiserkrönung und 100000 rh. Gulden als Ersatz für die Kosten der Romfahrt. Im März 1446 kamen weitere 221000 Ducaten dazu, falls die königliche Erklärung in einer bestimmten Frist erfolge. Da auch Papst Felix vier Kurfürsten gewann, wurde der Kampf für die beiden Päpste zugleich zum Kampfe des kurfürstlichen Collegiums gegen den König. Trotzdem wurde nach vielen Ränken dem sterbenden Papst Eugen am 7. Febr. 1447 die Obedienz im Namen der deutschen Nation dargebracht, nachdem er ein provisorisches Concordat angenommen. es folgte das Wiener Concordat vom 17. Febr. 1448, wiederum „im Namen der deutschen Nation“ publicirt, obwol nur F. und der Legat es pactirten und siegelten. Auch der Rest von kirchlicher Freiheit, den es enthielt, wurde unter Friedrichs Gleichgültigkeit von der Curie mit Füßen getreten. Papst und Kaiser erschienen seitdem vor der Welt als Bündner, aber auch jede Opposition im Reiche im Bunde mit der kirchlichen.

In der Politik begann F. mit einem erbärmlichen Mißlingen. Um den schweizerischen Eidgenossen den Aargau und die toggenburgischen Lande wieder zu entreißen, die sie einst seinem Oheim abgenommen, hetzte er erst die Züricher auf, nach deren Niederlage den Herzog von Burgund, endlich Karl VII. von Frankreich. Der schickte 1444 das Raub- und Mordgesindel der „Armagnacs“ [450] ins Reich (Armegeckenkrieg), deren erst nach schaudervollen Gräueln die Kraft der Bürger und Bauern mächtig wurde. Als man F. seine Schuld auf dem Nürnberger Reichstage vorhielt, verließ er denselben und floh hinter die steierischen Berge, um in 27 Jahren keinen Tag im Reiche wieder zu besuchen. Er überließ es, ohne activ einzugreifen, den Bürgerkriegen, in denen Fürsten und Gemeinwesen oder die Wittelsbacher gegen die Zollern sich maßen. Dabei aber ging auch die Macht des österreichischen Hauses immer mehr auseinander: die Tiroler kündigten F. den Gehorsam auf und Herzog Sigmund trat hier 1146 die selbständige Regierung an, stets ein Feind seines Vetters; die Oesterreicher, Böhmen und Ungarn forderten den jungen Ladislaus heraus, der Gubernator Hunyadi fiel verwüstend in Steier ein. Und alle Händel schürte Friedrichs schlimmster Feind, sein Bruder Albrecht.

Der Gedanke eines Romzuges und der Kaiserkrönung, angebahnt durch das Verständniß mit dem Papste, stand im Zusammenhange mit Friedrichs Vermählung mit der 17jährigen Infantin Leonor von Portugal, Schwester des Königs Alfonso; Die Verhandlungen über die Mitgift von 60000 Ducaten hatte deren Oheim, König Alfonso von Aragonien und Neapel geführt. Als F. die Erblande verließ und Ladislaus mit sich nahm, gährte bereits der Aufstand gegen ihn in Ungarn, Böhmen und Oesterreich, aus letzterem liefen die Absagebriefe ein. Der Zug durch Italien, mit einem Hofgefolge von 2000 Reitern, stieß auf kein Hinderniß, zumal da F. sich von den Fürsten und Städten Italiens Geleitbriefe erbeten. Am 16. März 1452 fand in Rom die Einsegnung der Ehe und die lombardische Krönung durch den Papst statt; für die Unregelmäßigkeit, daß letzterer Act nicht im Mailänder Dom durch den Erzbischof von Mailand und mit der eisernen Krone, sondern in Rom durch den Papst mit der Aachener Krone vollzogen wurde, erhielt F. eine bullirte Dispensation. Am 16. März folgte die Kaiserkrönung mit aller Pracht und ohne jeden Superioritätsstreit, als politisches Ereigniß unbeachtet, für F. immerhin der Glanzpunkt seines Lebens. Auch wurde er dabei mit Indulten und Gnaden ausgestattet, die meist auf die Ausbeutung der deutschen Kirche wie der seiner Erblande abzielten: ferner erhielt er die Zusage des päpstlichen Bannes gegen die rebellischen Oesterreicher. Heimgekehrt, fand er deren Aufstand organisirt und mit allen unzufriedenen Elementen verbündet. Mit wenigen schnell geworbenen Truppen legte er sich in das feste Wienerisch-Neustadt. Als aber 12–16000 Mann vor den Thoren anlangten und im ersten Scharmützel die Büchsen knallten, entschloß er sich sofort zu Verhandlungen und gab Ladislaus heraus, obwol die Hülfe des Gubernators von Böhmen und ein steierisches Aufgebot schon nahe waren. Ladislaus wurde im Triumphe nach Wien abgeführt, kam aber in Böhmen und Ungarn neben den Gubernatoren nie zur wirklichen Macht.

Die Eroberung Constantinopels durch Sultan Mohammed wirkte zuerst wie ein lähmender Schlag auf die Christenheit und schuf eine neue Großmacht Europas. Seitdem war 100 Jahre lang von einem Kreuzzug gegen die Saracenen die Rede. Aber trotz den feurigsten Kreuzbullen pactirten bald darauf Papst und Kaiser insgeheim über die Theilung der aus Deutschland zu erhebenden Ablaßgelder und Kirchenzehnten. Auf den Reichstagen zu Regensburg und Frankfurt (1454) ließ sich der Kaiser nicht einmal sehen; nach Neustadt (Febr. 1455) kamen die Fürsten zu ihm. Während es sonst bei Türkenreden blieb, begann auf diesen Reichstagen die kurfürstliche Opposition ihr lange fortgesetztes Spiel gegen den Kaiser wie gegen Rom, mit Klagen und Reformentwürfen, mit der Forderung eines kurfürstlichen Regiments, des gemeinen Friedens und Reichsgerichts, eines Nationalconcils und einer Pragmatik nach französischem Muster. Der Kaiser ward mehrmals vorgeladen und mit Entsetzung bedroht. Doch [451] scheiterten alle diese Entwürfe an der Uneinigkeit der Fürsten selbst, die Kronprätendenten kamen trotz dem nur passiven Widerstande des Kaisers nicht auf. Der erste war 1454 sein Bruder Albrecht; es folgten 1456 Pfalzgraf Friedrich, der Enkel des Königs Ruprecht, 1460 König Georg von Böhmen, später die Burgunder Herzog Philipp und Karl der Kühne; auch Ludwig der Reiche von Baiern wird des Trachtens nach der Krone geziehen. Es blieb aber stets bei den „Praktiken“, im Grunde war der machtlose F. doch wieder allen am meisten recht. An dem Kampfe, der 1458 von neuem zwischen den Wittelsbachern und den Brandenburgern entflammte, nahm der Kaiser keinen Theil, obwol Albrecht Achilles (vgl. Bd. I, S. 246) dabei als sein Bannerführer und immer als das Haupt der kaiserlichen Partei im Reiche sich führte. Auch in der Fehde um das Mainzer Stift 1462 blieben die kaiserlichen Machtgebote so wirkungslos, wie die päpstlichen Bannstrahlen.

Am 23. Novbr. 1457 war zu Prag der junge Ladislaus gestorben. Ihm folgte in Böhmen der bisherige Gubernator Georg v. Podiebrad als nationaler König, in Ungarn Matthias Hunyadi. So gingen beide Lande dem habsburgischen Hause verloren. Um Oesterreich aber entbrannte der Streit unter den habsburgischen Fürsten selber. Albrecht und Sigmund forderten ihre Dritttheile aus der Erbschaft, der Kaiser nahm das Land als untheilbares Eigenthum des Seniors in Anspruch. Während des Streites erreichte die Verwirrung und Gesetzlosigkeit in Oesterreich ihren Gipfel. Das Land wimmelte von lotternden Söldnern und Räubern, sie und der fehdelustige Adel machten es weit und breit zur Einöde. In den Städten trieben die „Schinderlinge“ des Kaisers die Preise der Lebensmittel zu einer enormen Höhe; es folgten Hungersnoth, Seuchen und Elend ohne gleichen. 1461 kündigte Albrecht nebst Ludwig von Baiern und einer großen Zahl von Baronen und Rittern dem kaiserlichen Bruder den Gehorsam auf, 1462 belagerte und beschoß er ihn sechs Wochen lang in der Wiener Burg, bis der Böhmenkönig als Befreier erschien und einen Vergleich stiftete, nach welchem Albrecht 8 Jahre lang allein in Oesterreich regieren sollte. Dennoch stand wieder ein neuer Kampf zwischen den Brüdern bevor, als Albrecht am 2. Decbr. 1463 plötzlich starb (vgl. Bd. I. S. 288).

Nun erst trat F. die Regierung des ganzen Erzherzogthums an. Friede aber kehrte in die Lande nicht zurück. Das Fehde- und Raubwesen dauerte fort: einzelne Ritter kündigten dem Kaiser keck den Krieg an und stellten sich unter den Schutz des Königs von Böhmen oder des von Ungarn. F. erkaufte dann wol von ihnen den Frieden oder er wurde ihrer nur durch Bruch seines fürstlichen Wortes Meister. Trotzdem betheiligte er sich an den von der Curie geschürten Agitationen gegen den utraquistischen Böhmenkönig, wurde indeß aus dem Kampfe mit demselben 1468 nur dadurch gerettet, daß Matthias von Ungarn seinen einstigen Schwiegervater feindlich anfiel. Diese Zeit einiger Ruhe benutzte F. zu einer Wallfahrt nach Rom, angeblich die Erfüllung eines Gelübdes; er erbat aber (Weihnachten 1468) demüthig außer dem Segen des Papstes Paul II. dessen Hülfe zur Erlangung der böhmischen Krone. Diese hatte der Papst bereits Matthias zugesagt, er bewilligte dem Kaiser daher lieber Ablässe und geistliche Gnaden, darunter die Errichtung eines Bisthums in Wien.

Seit 1467 begannen die Eroberungen Karls des Kühnen, meist auf Kosten alter Reichsgebiete. Er gedachte seine sämmtlichen Länder zu einem Königreiche zu vereinigen und dessen Krone, dereinst auch die Kaiserkrone auf sein Haupt zu setzen. F. köderte er durch die Aussicht, dem jungen Maximilian seine Erbtochter Maria zu geben, aber er forderte dafür erst die römische Königswürde bei Lebzeiten des Kaisers, dann ein lebenslängliches Reichsvicariat, Lothringen und die [452] Erhebung Burgunds zum Königreiche. Beide hielten eine Zusammenkunft zu Trier, wo seit dem 29. Sept. 1473 unter Festen und Aufzügen von unerhörtem Prunk verhandelt wurde. F. hatte gehofft, um die Bedingungen der Ehe markten zu können, aber sein Vertrauen zu den Zusagen des Burgunders schwand mehr und mehr, die anwesenden Kurfürsten zeigten sich abgeneigt und Frankreich drohte. Der Kaiser brach die Verhandlung ab und fuhr aus Furcht vor dem gewaltthätigen Burgunder in der ersten Morgendämmerung ohne Abschied auf der Mosel davon. Während der Kämpfe Karls im Elsaß, im Kölner Stift, in Lothringen und gegen die Eidgenossen betrieb der Kaiser, gleichgültig gegen die Schicksale des Reiches, immer nur das Eheproject, aber erst nach dem Tode des Burgunders wurde am 21. April 1477 zu Gent die Vermählung Maximilians mit Maria durch Procura, am 20. Aug. durch den jungen Erzherzog selbst vollzogen. Damit beginnt der neue Aufschwung des habsburgischen Hauses, von dem indeß auf den alten Kaiser kein Schimmer mehr zurückfiel.

Seitdem die böhmischen Händel ruhten, wandte Matthias von Ungarn seine Waffen gegen Oesterreich, von einer starken Partei im Lande gerufen. 1477 rückte er ein, berannte Wien, eroberte 40 Städte und Flecken und ließ sich in Niederösterreich huldigen. Nach einer vieljährigen gräulichen Verwüstung der österreichischen Lande durch ungarische und böhmische Haufen nahm Matthias am 1. Juni 1485 auch Wien durch eine lange Aushungerung, während deren der Kaiser nicht die mindeste Anstalt zur Hülfe traf, vielmehr in Graz mit ruhiger Ergebung, ja mit einer gewissen Schadenfreude der Bedrängniß seiner Hauptstadt zuschaute. Matthias behielt seine Residenz in Wien als Herr des Landes unter der Enns bis zu seinem Tode am 6. April 1490. Der Kaiser kam nach dem Verlust des besten Theils seiner Erblande wie ein Flüchtling ins Reich, ließ sich von den Städten und Abteien aufnehmen und beschenken und wartete das weitere in Nürnberg ab. Seine erbärmliche Lage rief aber die Reichsstände zum Eingreifen auf, unter Führung des alten Albrecht Achilles und des Erzbischofs Berthold von Mainz. Am 16. Febr. 1486 wurde Maximilian zu Frankfurt zum römischen König gewählt. Nur der Kaiser selbst hatte der Wahl widerstrebt, Maximilian mußte ihm urkundlich versprechen, sich jeder Einmischung in die Reichsregierung zu enthalten. Da aber F. die von den Kurfürsten begehrte Reichsreform hartnäckig verweigerte, versagten ihm die Kurfürsten auch jede Beihülfe zur Wiedereroberung Oesterreichs. Dem Plan der baierischen Herzoge, auch den Rest der österreichischen Lande an sich zu reißen, trat rettend seit 1487 der schwäbische Bund entgegen, den der Kaiser auf einem Nürnberger Reichstage nur sanctionirte. Am 19. Aug. 1490 zog Maximilian auch wieder in Wien ein.

F. verbrachte seine letzten Lebensjahre, fern von Reich und Politik, im Schlosse von Linz, mit Beten, Goldmachen und astrologischen Träumen beschäftigt, in denen er die große Zukunft der habsburgischen Lande verfolgte. Er starb am 19. August 1493, im 78. Lebensjahre, nach Amputation eines Fußes an Ruhr. Seine Leiche wurde später in der Wiener Stefanskirche unter prächtigem Grabmal beigesetzt.

Ueber die chronistischen Quellen vgl. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen, 2. Aufl. Urkundliches Material veröffentlichte Chmel, Regesta Friderici IV. Wien 1838. Fr. Kurz, Oesterreich unter Kaiser Friedrich IV., 2 Bde., Wien 1812. Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs IV., 2 Bde. (bis 1452), Hamburg 1840.