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ADB:Friedrich der Schöne

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Artikel „Friedrich III. von Oesterreich“ von Johann Loserth in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 585–588, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_der_Sch%C3%B6ne&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 12:28 Uhr UTC)
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Friedrich III. von Oesterreich, der Schöne beigenannt, ward als der zweite Sohn Albrechts I. um 1286 geboren; sein älterer Bruder war Rudolf, die jüngeren hießen Leopold, Albrecht II., Heinrich und Otto. Kaum 12 Jahr alt ward er nach der Wahl seines Vaters zum römischen König sammt seinen Brüdern mit den österreichischen Ländern belehnt, aber erst als Rudolf nach dem Aussterben des nationalen Herrscherhauses in Böhmen in den Besitz dieses Landes gelangt war (1306), wird seine Stellung bedeutender. Ein Erbverein zwischen Oesterreich und Böhmen bestimmte, daß nach Rudolfs kinderlosem Tode der älteste überlebende Bruder ihm nachfolgen solle. Der Fall war schon im nächsten Jahre gegeben, aber in der Regierung Böhmens folgte nicht, wie es [586] bestimmt war F., sondern dessen Oheim von mütterlicher Seite, Heinrich von Kärnten, als Schwager des letzten Přemysliden Wenzel III. Vergebens suchte König Albrecht im Verein mit F. das Recht seines Hauses zu wahren, ein Zug nach Böhmen mißlang und bevor er noch einen zweiten unternehmen konnte, fiel er unter den Streichen der Mörder (1. Mai 1308). F. rüstete zwar zu einer neuen Heerfahrt, aber bald schloß er im Angesichte der neuen Königswahl einen Vergleich mit Heinrich von Kärnten, der die habsburgischen Ansprüche um eine reiche Entschädigung ablöste. Die Bemühungen Habsburgs, wenigstens die deutsche Krone bei ihrem Hause zu behaupten, waren umsonst, das diplomatische Talent Peters v. Aspelt, des Mainzer Erzbischofs verschaffte dem Grafen Heinrich von Lützelburg den Thron. Das Benehmen des neuen Königs den Habsburgern gegenüber war entschieden feindselig, wenige Tage nach seiner Wahl hatte er ihnen zwar für sämmtliche Lehen seinen Schutz gesichert und nicht lange hernach seine Zusage erneuert: nun ward ihre Belehnung von Woche zu Woche verschoben und die Bestrafung der Mörder ihres Vaters ganz unterlassen, dagegen erhielten die Waldstätte Privilegien, welche das habsburgische Interesse tief verletzten; schon sprachen die Zeitgenossen davon, daß es sich um die Verdrängung der Habsburger aus Oesterreich handle. Eine genaue Erwägung der Verhältnisse ergibt jedoch, daß es dem Könige nicht um Oesterreich, sondern um Böhmen zu thun war, in welchem sich der Kärntner nicht zu behaupten vermochte. Dies hoffte Peter v. Aspelt dem lützelburgischen Hause erwerben zu können und hier fand er an den Habsburgern gewichtige Concurrenten. F. forderte in der That auf der Reichsversammlung in Speier nicht blos die Belehnung mit Oesterreich, sondern auch mit Mähren, eine Forderung, die Heinrich beharrlich zurückwies. Schon drohte es, zu offenem Kampfe zu kommen, als F. nachgab und sich mit einer Entschädigung von 50000 Mark begnügte, wofür ihm Mähren verpfändet blieb. So hatte Peter v. Aspelt auch hier über Habsburg gesiegt und wußte in geschicktester Weise das letztere auch aus Mähren zu verdrängen. Auf die Kunde von diesen Zerwürfnissen empörte sich ein Theil des österreichischen Adels, unterstützt von Otto von Baiern, gegen die Herzöge; der Aufstand ward indeß durch das energische Einschreiten des steirischen Landeshauptmanns Ulrich v. Walsee rasch unterdrückt, zwischen Oesterreich und Baiern aber entspann sich eine Fehde, welche erst am 25. März 1311 durch die Vermittlung Elisabeths, der Mutter Friedrichs, beigelegt wurde. Nicht lange nachher erfolgte auch die vollständige Aussöhnung Heinrichs von Kärnten mit seinen österreichischen Verwandten. Als sich die minderjährigen Herzoge von Niederbaiern der Vormundschaft Ludwigs von Baiern entzogen und an F. anschlossen, kam es zu abermaligem Kampfe, in welchem das österreichische Heer bei Gamelsdorf am 9. November 1313 überfallen und geschlagen ward – eine Schlacht, welche den Ruhm Ludwigs von Baiern begründete, und auf welche hin F. auf die Vormundschaft über die niederbairischen Herzoge verzichtete. Nach den ersten Zerwürfnissen hielten die Habsburger treu zu Heinrich VII. Leopold war ihm in Italien eine wesentliche Stütze und um sich den Beistand des mächtigen Hauses auf immer zu sichern, verlobte sich der Kaiser mit Katharina, der Schwester Friedrichs. Aber die Heirath ward nicht vollzogen, denn schon am 24. August 1313 starb Heinrich VII. zu Buonconvento bei Pisa, wie sich das Volk erzählte, an Gift, das ihm ein Dominikaner gereicht haben sollte, ein harter Schlag für das lützelburgische Haus, dessen Herrschaft in Böhmen noch keineswegs festen Fuß gefaßt hatte. Die österreichischen Prinzen beschlossen sofort, daß sich der älteste von ihnen F., um die deutsche Krone bewerben solle, aber ebenso energisch traten Peter v. Aspelt und Baldewin von Trier für Johann von Böhmen auf, erst als sie erfuhren, daß dessen Wahl bei seiner Jugend nicht durchzusetzen sei, [587] stellten sie dem österreichischen Candidaten einen Gegencandidaten in der Person Ludwigs von Baiern entgegen. So kam es im October 1314 zu der Frankfurter Doppelwahl, indem die Majorität der Wahlfürsten für Ludwig entschied, eine Minorität aber ihre Stimmen auf F. vereinigte. Auf Friedrichs Seite befand sich der Bruder Ludwigs von Baiern, Rudolf von der Pfalz, der Erzbischof von Köln, Heinrich von Kärnten, welcher unberechtigter Weise als König von Böhmen die Kur in Anspruch nahm und Rudolf von Sachsen-Wittenberg. Für Ludwig stimmten Mainz und Trier, dann Johann von Böhmen, Waldemar von Brandenburg und Johann von Sachsen-Lauenburg. F. ward am 25. October von dem Kölner Erzbischof zu Bonn, Ludwig von dem Mainzer zu Aachen gekrönt, die erstere Krönung geschah durch den rechtmäßigen Erzbischof, die letztere am rechtmäßigen Orte. So gab es nun zwei Herrscher im Reiche, das sich bald in zwei feindliche Lager spaltete, nur wenige verhielten sich zuwartend und sprachen ihr Urtheil über die Wahl in den Worten aus: Iliacos intra muros peccatur et extra. Die Habsburger hatten in Oberdeutschland, Ludwig in den Rheinlanden die Mehrheit der Anhänger für sich. Für letzteren waren namentlich die Waldstätte, welche am 15. November 1315 Leopold von Oesterreich und dessen glänzendes Ritterheer im Moorgarten am Aegerisee bis zur Vernichtung schlugen. Der Krieg zwischen beiden Gegnern wurde bis zum Herbste 1322 sehr lau geführt, auch die diplomatischen Actionen, wie das Bündniß Friedrichs mit den aufständischen Baronen Böhmens, oder der Abfall Rudolfs und des Kölner Erzbischofs von F., oder des Grafen von Oettingen von Ludwig brachten keine Entscheidung. Diese erfolgte erst durch die Schlacht bei Mühldorf am 28. September 1322, welche durch die List und Umsicht des Burggrafen Friedrich von Hohenzollern für Ludwig gewonnen wurde. König F. und sein Bruder Heinrich, welche während der Schlacht in rühmlichster Weise gefochten, wurden gefangen und der erstere nach Trausnitz in der Oberpfalz, der letztere nach Bürglitz in Böhmen gebracht. Ein empfindlicher Schlag für F. und doch nicht von jenen Folgen begleitet, die Ludwig erwarten mochte. Zunächst suchten die Habsburger das Bündniß zwischen Lützelburg und Wittelsbach zu sprengen, schon nach acht Wochen ward Heinrich seiner Haft entlassen, in die er allerdings wieder zurückkehrte, als seine Brüder den Vertrag nicht billigten, den er mit König Johann geschlossen. Zwischen diesem und Ludwig erhob sich bald ein Zwiespalt, denn Ludwig hatte die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg nicht an Böhmen verliehen, sondern an sein eigenes Haus gebracht, andererseits hatte er seine Tochter Mechtild mit Friedrich von Meißen verlobt, der nun seine frühere Verlobte, die Tochter des Böhmenkönigs, diesem zurückschickte. Zugleich hatten die Habsburger ein Bündniß mit Karl von Ungarn geschlossen, der einen Frieden zwischen Böhmen und Oesterreich vermittelte. So wuchsen von allen Seiten Ludwigs Gegner an Kraft und Zahl, am gefährlichsten aber wurde ihm die Feindschaft der Curie, die keinen der beiden Gegner als König anerkannte und Ludwig aufforderte, die Krone niederzulegen; als er sich dessen weigerte, ward der Bannfluch gegen ihn geschleudert und die Absetzung ausgesprochen. Die Curie suchte die Krone Deutschlands dem französischen Könige Karl IV. zu verschaffen und diesem Wunsche kamen die Habsburger scheinbar entgegen. So war Ludwig kaum dritthalb Jahre nach seinem Siege vollständig isolirt und von Leopold heftiger als früher bedrängt. In diesem Zustande schloß er mit F. den Vertrag von Trausnitz vom 13. März 1325: F. solle die Brüder bewegen, das Königthum Ludwigs anzuerkennen und selbst auf die Krone verzichten oder sich zur Rückkehr in die Gefangenschaft verpflichten, falls er diese Bedingungen nicht durchzusetzen vermöchte. Leopold erklärte sich heftig dagegen und F. kehrte in die Haft zurück, wiewol ihn der Papst des „erzwungenen“ [588] Eides ledig gesprochen. Bald darauf schloß Ludwig einen neuen – den Münchner – Vertrag mit F., nach welchem beide „als eine einzige Person“ des Reiches zu pflegen versprachen; aber derselbe rief nicht blos die Feindschaft des Papstes und Frankreichs, sondern auch der Kurfürsten hervor. Da erklärte sich Ludwig endlich im Ulmer Vertrage vom 7. Jänner 1326 bereit, F. die ausschließliche Reichsverwaltung zu überlassen und selbst nach Italien zu gehen, um sich zum Kaiser krönen zu lassen, Leopold sollte ihn dahin begleiten. Zum Unglück für F. starb aber Leopold schon nach wenigen Wochen; an ihm verlor er seine festeste Stütze, er sah sich alsbald von Ludwig bei Seite geschoben und begab sich im Gefühl seiner Schwäche fortan thatsächlich seiner Rechte an der Mitregierung. Dann kehrte er nach Oesterreich zurück, gebrochen an Körper und Geist. Nicht einmal im eigenen Hause vermochte er sein Ansehen zu bewahren, alle Geschäfte ruhten in den Händen seiner Brüder Albrecht und Otto. Der letztere verlangte ganz offen, daß F. sich mit dem königlichen Titel begnügen sollte, für sich aber forderte er eine eigene Herrschaft in den Vorlanden und den Besitz der Stadt Heimburg und wußte seine Forderung mit böhmischer und ungarischer Hülfe durchzusetzen. In dem Kriege, der sich darüber entsponnen hatte, zog F. den Kürzeren, denn „dieser F. war“, so sagt ein Zeitgenosse, „in seinen kriegerischen Unternehmungen niemals vom Glücke begünstigt“. Er zog sich nun ganz auf sein Schloß nach Gutenstein im Wiener Wald zurück, dort starb er am 13. Jänner 1330 und ward in seiner Stiftung zu Mauerbach begraben. Er war ein wackerer und gutmüthiger Mann, bieder und tapfer, aber den Verhältnissen nicht völlig gewachsen und im Ganzen ein schwacher Charakter. Er war mit Elisabeth von Aragonien vermählt, die den Chronisten zu Folge über das Unglück ihres Gatten weinte, bis sie erblindete; sie starb am 12. Juli 1330 und hinterließ zwei Töchter, Elisabeth und Anna, von denen die jüngere an den Grafen Johann von Görz vermählt war.

Johannes von Victring bei Böhmer, FF. T. I. Die Königssaaler Geschichtsquellen Font. rer. Austriacarum, I. Abth. tom. VIII. u. a. Franz Kurz, Oesterreich unter F. d. Schönen. Lichnowsky, Gesch. des Hauses Habsburg, II. III. Kopp, Gesch. der eidg. Bünde, III–V. Krones, Handbuch der Gesch. Oesterreichs, II. u. a.