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ADB:Leopold I. (Herzog von Österreich und Steiermark)

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Artikel „Leopold I., Herzog von Oesterreich und Steiermark“ von Alfons Huber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 391–392, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leopold_I._(Herzog_von_%C3%96sterreich_und_Steiermark)&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 09:45 Uhr UTC)
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Leopold I., Herzog von Oesterreich und Steiermark, wurde als dritter Sohn Albrechts I. von Oesterreich und der Elisabeth, Tochter Meinhards von Kärnthen, ungefähr im J. 1290 geboren. Nach der Ermordung seines Vaters (am 1. Mai 1308) übernahm er die Verwaltung der sogenannten Vorlande, d. h. der habsburgischen Stammlande und der übrigen österreichischen Besitzungen in Schwaben und im Elsaß. Zuerst allein, dann in Verbindung mit seinem älteren Bruder Friedrich führte er den Rachekrieg gegen die Mörder seines Vaters und ließ in mehreren eroberten Burgen auch die Besatzung wegen Unterstützung derselben hinrichten. Einem Vertrage gemäß, den die Habsburger im September 1309 mit dem neuen Könige Heinrich VII. geschlossen hatten, folgte L. diesem im November 1310 mit einer Kriegerschaar über die Alpen und zeichnete sich besonders bei der Niederwerfung des Aufstandes der Mailänder am 12. Februar 1311 aus. Er nahm dann noch im Sommer an der Belagerung von Brescia theil, erkrankte aber wie so Viele im Heere unter den Einflüssen der Sommerhitze und mußte in Folge dessen die Heimreise antreten. Nach dem frühzeitigen Tode Heinrichs VII. beschlossen die Herzöge von Oesterreich alles in Bewegung zu setzen, um dem Aeltesten von ihnen, Friedrich dem „Schönen“, die Stimmen der Kurfürsten zu verschaffen. Denn das Verhalten Heinrichs hatte gezeigt, daß sie zu mächtig seien, um nicht jedem Könige aus einem anderen Hause Mißtrauen und Eifersucht einzuflößen. L. war es, der besonders die Unterhandlungen führte. Aber obwol die Habsburger Geld und Versprechungen nicht sparten, so gelang es doch nicht, alle Kurfürsten zu gewinnen. Nur von einem Theile derselben wurde Friedrich am 19. October 1314 zum Könige gewählt. In dem Kampfe um das Reich, der nun zwischen Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Baiern ausbrach, war L. Arm und Schwert des Hauses Habsburg. Er war so [392] gefürchtet, daß Ludwig der Baier jedem ernsten Kampfe auswich, wenn L. ihm gegenüber stand. Nur bei dem Versuche, die von Oesterreich abgefallenen Schwyzer wieder zu unterwerfen, erlitt L. am 15. November 1315 am Berge Morgarten eine entscheidende Niederlage. Während der Schlacht bei Mühldorf am 28. September 1322, in der die Oesterreicher geschlagen und Friedrich der Schöne mit seinem Bruder Heinrich gefangen wurde, stand L. noch mehrere Tagmärsche entfernt, weil die von Friedrich an ihn gesendeten Boten durch die Mönche des Klosters Fürstenfeld abgefangen worden waren und er beim Mangel an Nachrichten sich zu lange mit der Verwüstung des Gebietes des Grafen von Montfort aufgehalten hatte. Um die Befreiung seines Bruders zu erlangen, knüpfte L. Unterhandlungen mit Ludwig dem Baier an und lieferte diesem auf dessen Verlangen vor Allem die Reichsinsignien aus. Als aber Ludwig neue Forderungen stellte, brach L. unwillig die Verhandlungen ab und rüstete sich neuerdings zum Kampfe. Dem Durste nach Rache jede andere Rücksicht opfernd ließ er sich sogar durch die Versprechungen des französischen Königs Karl IV., der selbst nach der deutschen Krone strebte, ködern und gelobte bei einer Zusammenkunft mit demselben im Juli 1324 gegen hohe Subsidien seinen ganzen Einfluß zu Gunsten der Erhebung desselben geltend zu machen und ihm mit allen Kräften gegen Ludwig den Baier Beistand zu leisten. Selbst gegen seine eigenen Brüder wollte er mit Waffengewalt einschreiten, wenn sie sich der Wahl Karls widersetzten. Zwar scheiterten die Bemühungen Leopolds zu Gunsten des französischen Königs, obwol auch der Papst sie unterstützte. Allein trotzdem verschlimmerte sich die Lage Ludwigs, da er auch vom Papste gebannt und des Reiches verlustig erklärt worden war. Den schwersten Stoß erlitt sein Ansehen, als er im Januar 1325 aus Furcht vor L., der mit Truppen heraneilte, die Belagerung von Burgau aufhob und bei Nacht sich in sein Land zurückzog. Nur dadurch glaubte er seiner Sache noch aufhelfen zu können, daß er mit dem gefangenen Friedrich sich aussöhnte und diesen im Frühjahr 1325 gegen Verzichtleistung auf die Krone in Freiheit setzte. L., dessen Lage sich in letzter Zelt theilweise unter Mitwirkung des Papstes bedeutend gebessert hatte, erkannte aber diesen Vertrag nicht an und nahm auch fortan eine feindselige Haltung gegen Ludwig ein. Erst als dieser mit Friedrich einen neuen Vertrag schloß, nach welchem beide das Reich gemeinsam besitzen sollten, trat auch L. ihm näher. Doch wurde dieser schon am 28. Februar 1326 im besten Mannesalter vom Tode hinweggerafft und dadurch Friedrich der Schöne seiner kräftigsten Stütze beraubt.

Böhmer, Additamentum secundum ad Regesta imperii 1246–1313, S. 509–519: „Lupolt, Herzog von Oesterreich“. J. E. Kopp, Geschichte der eidgenössischen Bünde (Reichsgeschichte), 4. Bd. 2. Abth. und 5. Bd. 1. Abth.