ADB:Meinhard II.

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Artikel „Meinhard II., Graf von Tirol, Herzog von Kärnthen“ von Alfons Huber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 229–231, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meinhard_II.&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 06:40 Uhr UTC)
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Meinhard II., Graf von Tirol, Herzog von Kärnthen, Meinhards I. Sohn, † 1295. Da sein jüngerer Bruder Albert bis zum J. 1262 in der Haft des Erzbischofs von Salzburg blieb, dem beide Söhne Meinhards I. als Geiseln für ihren mütterlichen Großvater Albert von Tirol, der bei Greifenburg gefangen worden, übergeben worden waren, so führte zunächst M. allein die Verwaltung der görz-tirolischen Gebiete. Bald wurden diese noch bedeutend vermehrt. Denn [230] da die Gemahlin des Grafen Gebhard von Hirschberg 1256 kinderlos gestorben war, so beanspruchten M. und Albert als die Söhne der einzigen noch übrigen Tochter Alberts von Tirol deren Erbe und Graf Gebhard trat ihnen dasselbe auch im J. 1263 ab mit Ausnahme einiger Schlösser und Herrschaften im Innthale, die M. dann 1284 durch Kauf an sich brachte. So waren alle Gebiete, die Albert von Tirol bei seinem Tode in seinen Händen vereinigt hatte, an die Görzer gekommen. Doch theilten diese im J. 1271 ihre Besitzungen. M., der schon seit 1267 die Verwaltung des tirolischen Antheils fast allein geführt hatte, erhielt alles, was westlich von der Mühlbacher Clause lag, Albert die görzischen Besitzungen und in Tirol alle Güter östlich von der Mühlbacher Clause, also im Pusterthal. Das Streben Meinhards war von Anfang an dahin gegangen, die Macht der Bischöfe von Trient, seiner Lehnsherren, vollständig zu schwächen und dieselben immer mehr von sich abhängig zu machen. Er beutete zu diesem Zwecke namentlich die Noth des Bischofs Egno aus, der bis zu seinem Tode im J. 1273 theils durch Ezzelin und dessen Nachfolger in der Herrschaft über Verona, die della Scala, theils durch den aufrührerischen Stiftsadel und die Bürger von Trient im Besitze seines Fürstenthums beunruhigt und wiederholt gezwungen wurde, seine Hauptstadt zu verlassen. Statt seine Pflicht als Schutzvogt der Trientner Kirche zu erfüllen, benutzte er die Bedrängniß des Bischofs, um das Hochstift von sich abhängig zu machen. Von 1265–1273 führte er theils allein, theils gemeinsam mit dem Bischofe die Verwaltung desselben. Noch gewaltthätiger benahm er sich trotz Bann und Interdict gegen Egno’s Nachfolger Heinrich (1274–1289). Wiederholt nahm er diesen gefangen oder vertrieb ihn aus seinem Gebiete. 1284 mußte ihm der Bischof gegen eine jährliche Rente auf vier Jahre die ganze Verwaltung überlassen. Sieben Mal wurde wegen seiner Uebergriffe gegen das Stift Trient über ihn der Bann ausgesprochen. Aber die Unterthanen desselben gewöhnten sich nach und nach, den Grafen von Tirol als ihren eigentlichen Herrn anzusehen. Zugleich suchte M. seine tirolischen Besitzungen zu arrondiren und zu einem geschlossenen Territorium zu machen, indem er es durchsetzte, daß erledigte Reichs- und Kirchenlehen ihm übertragen wurden, oder indem er die Herrschaften der in Tirol begüterten Grafen und Herrn durch Kauf an sich brachte, so daß er nicht blos die Grafschaftsrechte, sondern an sehr vielen Orten auch die Grundherrschaft besaß. Namentlich war es für die territoriale Entwicklung Tirols von Bedeutung, daß er auch den größten Theil des Oberinnthals erwarb. Er und seine Gemahlin Elisabeth, die Wittwe König Konrads IV., erhielten nämlich 1266 für andere zu ihrem Witthum gehörige Besitzungen Imst mit dem dazu gehörigen Gebiete, das Schloß Petersberg bei Silz und andere Güter südlich vom Fern und dem Scharnitzer Walde und kauften dazu später von den bairischen Grafen von Eschenbach das Schloß Härtenberg bei Pfaffenhofen mit dem dazu gehörigen Grafschaftsbezirke. Was Albert von Tirol begonnen, das hat M. zu einem gewissen Abschlusse gebracht. Die Macht der Bischöfe von Trient und Brixen war gebrochen, die Theilung des „Landes im Gebirge“ in zwei geistliche Fürstenthümer beseitigt zu Gunsten einer einheitlichen weltlichen Gewalt, der „Herrschaft Tirol“. M. war daher mächtig genug auch in die allgemeinen Verhältnisse des deutschen Reiches bestimmend einzugreifen. Es geschah dies, als 1273 Rudolf von Habsburg zum römischen Könige gewählt wurde. Die beiden Grafen waren wol schon seit längerer Zeit befreundet, da Rudolf einer der treuesten Anhänger der Staufer gewesen war und den jungen Konradin, Meinhards Stiefsohn, im Herbste 1267 auf seinem verhängnißvollen Zuge nach Italien durch Tirol bis Verona begleitet hatte. Sie traten sich noch näher, da Rudolfs Sohn Albrecht Meinhards Tochter Elisabeth heirathete. Als nun König Rudolf im Herbst 1276 den Kampf gegen Ottokar von Böhmen [231] begann, unternahm M. von Tirol mit seinem Bruder Albert von Görz den Angriff auf die südlichen Besitzungen desselben. Siegreich drang er durch Kärnthen nach Steiermark vor und eroberte die Städte dieses Landes, die im Gegensatze zum Adel treu zu Ottokar hielten, namentlich Judenburg und Graz. M. wurde vom Könige für diese Dienste reichlich belohnt. Gleich nach Beendigung des Krieges wurde er von Rudolf als Reichsstatthalter in Kärnthen und Krain eingesetzt und wol schon bald auch als Herr des ersteren Landes in Aussicht genommen. Allein die Belehnung mit einem Herzogthum brachte damals auch die Erhebung in den Reichsfürstenstand mit sich und ein Reichsfürst durfte nicht der Vasall eines anderen weltlichen Fürsten sein. Da man nun behauptete, M. habe seine Grafschaft Tirol vom Herzoge von Baiern oder von Schwaben zu Lehen, so mußte derselbe erst den Beweis liefern, daß dies nicht der Fall, sondern Tirol ein Lehen des Hochstifts Trient sei. Dies brauchte einige Zeit und daher wurde M. erst am 1. Februar 1286 mit dem Herzogthum Kärnthen belehnt, nachdem Rudolf ihm Krain und die windische Mark bereits früher und zwar, wie es heißt, als Pfand für 20,000 Mark Silber übertragen hatte. Er besaß nun ein Gebiet, das sich vom oberen Inn bis an die Grenze von Kroatien ausdehnte. Mit Rudolf und dessen Sohne Albrecht, dem neuen Herzoge von Oesterreich und Steiermark, stand M. auch später immer im besten Einvernehmen. Letzterem leistete er bei dessen häufigen Streitigkeiten mit seinen Nachbarn, den Herzogen von Baiern und den Erzbischöfen von Salzburg, theils als Bundesgenosse, theils als Vermittler wiederholt gute Dienste, bis er am 1. November 1295, noch nicht 60 Jahre alt, mit Hinterlassung von drei Söhnen, Otto, Ludwig und Heinrich starb.

J. Durig, Beiträge zur Geschichte Tirols in der Zeit Bischof Egno’s. J. Egger, Geschichte Tirols, 1. Bd. A. Jäger, Geschichte der landständischen Verfassung Tirols, 1. Bd.