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ADB:Elisabeth (Herzogin von Österreich)

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Artikel „Elisabeth, Gattin K. Albrechts I.“ von Johann Loserth in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 8–9, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Elisabeth_(Herzogin_von_%C3%96sterreich)&oldid=- (Version vom 14. Dezember 2024, 10:16 Uhr UTC)
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Elisabeth, die Gattin K. Albrechts I., war eine Tochter des Grafen Meinhard von Tirol, Herzogs von Kärnthen, und Elisabeths, der Tochter des Herzogs Otto II. von Baiern, welche in erster Ehe mit Konrad IV. vermählt gewesen. Vier Söhne und zwei Töchter entsproßten der Ehe; unter diesen war E., die Gattin Albrechts. Weder ihr noch ihrer Geschwister Geburtsdatum wird von den gleichzeitigen Chronisten verzeichnet. Ihre Verlobung mit dem Sohne Rudolfs von Habsburg erfolgte 1271, also noch vor der Wahl des letzteren zum deutschen König. Meinhards, des Vaters der E., Emporkommen bietet manche Analogien mit dem Steigen der habsburgischen Macht. Wie Rudolf von Habsburg, so standen auch Meinhard im Anfange nur geringe Mittel zur Verfügung, wie Rudolf so war auch Meinhard ein eifriger Ghibelline, er besaß wie dieser eine eiserne Ausdauer in dem Bestreben, die Hausmacht zu mehren, und dieses Bestreben ist beiden gelungen. Schon zu bedeutender Macht gelangt, reichten sich beide die Hand zu gleichen Zielen, aus seinen reichen Einkünften zog Meinhard die Summen, durch welche es Rudolf gelang, die österreichischen Lande dem Böhmenkönig Ottokar zu entreißen, und durch Habsburgs Gunst hat Meinhard Kärnthen erlangt. Politischen Gründen entsprang auch die Verschwägerung beider Häuser. In einer Urkunde vom 15. Febr. 1276 erscheinen Albrecht und E. als Vermählte. Die Ehe Albrechts war außerordentlich glücklich, er selbst war ein Beispiel reinster häuslicher Tugend. Der steirische Reimchronist sagt in begeisterter Weise: Wenn Jemand Albrechts Liebe zu seiner Gattin schildern wollte, der müsse die Kunst Wolframs v. Eschenbach oder Hartmanns von Aue besitzen. E. war eine kluge verständige Frau, sie hat es verstanden, das rasche und hitzige Temperament ihres Gatten zu mäßigen. Ihre Einsicht in die politischen Verhältnisse war eine bedeutende, ihr Einfluß auf Albrecht ein großer. Zum Vortheile ihres Gatten und Vaters, ihrer Kinder und Geschwister hat sie an der Politik einen lebhaften Antheil genommen; unter den streitenden Parteien erscheint sie als Vermittlerin und Versöhnerin. So hat sie im Aufstand der Wiener wider den Herzog, im Kampfe desselben gegen das Erzbisthum Salzburg und im Streite gegen den Adel von Steier und Oesterreich vermittelnd gewirkt. Am 16. Nov. 1298 [9] ward sie in Aachen zur Königin gekrönt. Ihre staufische Herkunft galt dem Papste als Gräuel, Bonifaz VIII. vergleicht sie der verruchten Gattin des Ahab – aber der Papst stand damals auf dem Gipfel der Macht, noch ehe sein Sturz erfolgte, erkannte er Albrecht als König an. Als Königin weilte E. viel am Hofe ihres Sohnes Rudolf zu Wien, sie sorgte für das irdische und himmlische Wohl ihres Hauses, zahlreiche Vergabungen kennzeichnen ihren milden Sinn. 32 Jahre hatte sie in glücklicher Ehe gelebt, da ward dieselbe durch die Mörderhand Johanns von Habsburg des „Parricida“ zerrissen. Am 1. Mai 1308 wurde Albrecht ermordet. E. hatte von der Gefahr gehört, welche das Leben ihres Gatten bedrohte, sie eilte von Rheinfelden herbei, auf dem Wege zu ihr ereilte diesen sein Schicksal. In lebhaften Farben schildert der Reimchronist den Seelenschmerz der unglücklichen Wittwe, er entschuldigt damit die grausame Rache, welche sie an den Mördern genommen. Auf der Stätte der That ließ sie später das Kloster Königsfelden errichten. Auch als Wittwe besaß sie in ihrer Familie das unbestrittenste Ansehen, in dem Streite der Habsburger mit dem Herzog Heinrich von Kärnthen um die böhmische Krone hat sie auf das Verlangen beider Parteien den Schiedsspruch gefällt. Für das Wohl des Landes blieb sie bis an ihr Lebensende thätig. Den Rest ihrer Tage verlebte sie in Oesterreich. Ihr Witthum umfaßte den größten Theil des heutigen Salzkammergutes: ihr gehörte Lauffen und Gmunden, in Aussee und Ischl übte sie mit ihren Söhnen gemeinsame Rechte. Diesem Lande wurde sie eine rechte Wohlthäterin, denn sie hat in Hallstadt, wie die Urkunde sagt, „mit ihrem Gute vom wilden Gebirg und grünen Wasen“ das Bergwerk gebaut und gestiftet. Zwölf Pfannstätten wurden errichtet und zu Lehen gegeben, die Bürger von Hallstatt erlangten Marktfreiheit und das Recht des Handels mit dem gewonnenen Salze. Das Erträgniß ward bald so bedeutend, daß E. an acht Gotteshäuser reiche Schenkungen machen konnte. Sie starb 50 Jahre alt am Tage der Apostel Simon und Juda (28. October) 1313 und ward in ihrer Stiftung Königsfelden begraben.

Ottokar von Steiermark. Kurz, Oesterreich unter Ottokar und Albrecht I. Kurz, Oesterreich unter Friedrich dem Schönen. Lichnowsky, Gesch. des Hauses Habsburg 1–3. Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde 1–3. Lorenz, Deutsche Gesch. im 13. und 14. Jahrhundert.