ADB:Holzhauser, Bartholomäus

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Artikel „Holzhauser, Bartholomäus“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 456–458, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Holzhauser,_Bartholom%C3%A4us&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 13:03 Uhr UTC)
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Holzhauser: Bartholomäus H., katholischer Priester, Stifter der Congregation der Bartholomäer oder des Instituts der in Gemeinschaft lebenden Weltgeistlichen, geboren um den 24. August 1613 in dem Dorfe Laugna (nicht Langnau, wie zuweilen fälschlich angegeben wird), in der Diöcese Augsburg, † am 20. Mai 1658 zu Bingen. Als Sohn eines armen Schuhmachers war H. für den Beruf seines Vaters bestimmt, ruhte aber nicht, bis er studiren konnte. Er begann die lateinischen Studien in einer Freischule in Augsburg und vollendete sie nach einer Unterbrechung zu Neuburg an der Donau, wo er eine Freistelle in einem Seminar für arme Chorknaben erhielt. Hierauf absolvirte er in den Jahren 1633–1640 die philosophischen und theologischen Studien an der Universität Ingolstadt, wo er am 9. Juli 1636 Doctor der Philosophie, am 11. Mai 1639 Baccalaureus der Theologie, am 19. Juni 1640 Licentiat der Theologie wurde. Im Sommer 1639 hatte er inzwischen die Priesterweihe empfangen. H. hatte schon in seinen Studienjahren die Nothwendigkeit einer geistigen Erneuerung des Klerus zur Besserung der in den langen Kriegsjahren zerrütteten religiösen und sittlichen Verhältnisse in [457] Deutschland erkannt und zu diesem Zwecke den Plan gefaßt, eine Genossenschaft gemeinschaftlich lebender Weltpriester zu begründen. Da er für die erste Begründung das Erzbisthum Salzburg für geeigneter hielt als das Bisthum Eichstätt, dem er in Ingolstadt als Priester angehörte, so begab er sich nach Vollendung seiner Studien im Sommer 1640 nach Salzburg, wo er insbesondere die Gunst des Bischofs von Chiemsee, Johann Christoph von Liechtenstein, gewann. Am 1. August 1640 erhielt er ein Canonicat am Collegiatstift zu Tittmoning und wurde dadurch in die Lage gesetzt, sein Institut hier, wohin ihm seine ersten Genossen nachfolgten, die sich ihm schon in Baiern vorher angeschlossen hatten, ins Leben treten zu lassen, während er zugleich mit großem Eifer und Erfolg in der Seelsorge wirkte. Weitere Priester aus verschiedenen Diöcesen schlossen sich an. Durch die Gunst des Bischofs von Chiemsee wurden weitere erledigte Pfründen in dem Collegiatstift nach und nach mit Priestern des Instituts besetzt, während Andere Pfarreien und andere Beneficien in der Nähe von Tittmoning erhielten. H. selbst wurde nach anderthalbjähriger Wirksamkeit hier zum Pfarrer und Decan zu St. Johann im Leoggenthal (Leukenthal) in Tirol ernannt, zugleich als Vicarius generalis foraneus des Bischofs von Chiemsee daselbst, während der Hauptsitz des Instituts in Tittmoning blieb. Zur Erziehung eines Nachwuchses für das Institut gründete H. 1643 ein kleines Seminar zu Salzburg, das er 1649 von da nach Ingolstadt verlegte. Trotz mancher Anfeindungen, welche die Genossenschaft nach dem Tode ihres Gönners, des Bischofs von Chiemsee (1. December 1643) zu erdulden hatte, breitete sich dieselbe nun immer weiter aus. 1647 erhielt dieselbe die Gutheißung des Papstes Innocenz X. Auf den dringenden Wunsch des Erzbischofs von Mainz und Bischofs von Würzburg, Johann Philipp von Schönborn, wurde dieselbe seit Ende 1653 auch in dessen Diöcesen durch Uebersiedlung einer Anzahl von Priestern eingeführt. Anfang 1654 übernahmen Priester des Instituts die Leitung des Seminars zu St. Kilian in Würzburg. H. selbst wurde Pfarrer in Bingen, am 7. April 1655 als solcher installirt, 1657 auch Decan des Landcapitels Algesheim. Nach einem überaus segensreichen Wirken und heiligmäßigen Leben starb er in Bingen schon am 20. Mai 1658 im 45. Lebensjahre. „H. dürfte wohl der heiligste und bedeutsamste Welt- und Seelsorgspriester sein“, urtheilt Heinrich (Vorrede zu Gaduel S. VIII), „den Deutschland in den letzten Jahrhunderten hervorgebracht hat.“ Sein Institut, das bald nach seinem Tode auch in der Diöcese Augsburg Eingang fand (1665 wurde das Seminar in Dillingen gegründet und der Leitung von Priestern des Instituts anvertraut), und weiterhin in andern deutschen und auch ausländischen Diöcesen, und dessen Constitutionen 1680 und 1684 von Papst Innocenz XI. approbirt wurden, hat an den Orten, wo es bestand, insbesondere durch die Leitung der ihm übergebenen Seminarien, sehr segensreich gewirkt, bis zu seinem Erlöschen am Ende des 18. Jahrhunderts. (Genaueres zur Geschichte desselben insbesondere in dem Artikel von Hundhausen im Kirchenlexikon, und bei M. Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. II, Paderborn 1897, S. 363–366.) Eine neue Gesammtausgabe der von H. für die Genossenschaft verfaßten Constitutionen und geistlichen Uebungen gab nach der Ausgabe von Rom 1684 Gaduel heraus: „Venerabilis servi Dei Bartholomaei Holzhauser Opuscula ecclesiastica, iuxta Romanam editionem sedulo collata et denuo edita“ (Orleans und Paris 1861). – Unter Holzhauser’s übrigen, nach seinem Tode gedruckten Schriften nimmt die bis Capitel 15 gehende Auslegung der Offenbarung des hl. Johannes die erste Stelle ein („Interpretatio Apocalypsis“, Bamberg 1784, ib. 1799, Wien 1850; deutsche Uebersetzung von Buchfelner, [458] München 1827, 2. Aufl. Regensburg 1870; von Clarus in Bd. II seines unten genannten Werkes; französische Uebersetzung von Wuilleret, 2 Bde., Paris 1856). Ferner die zehn Visionen, die H. im J. 1646 handschriftlich dem Kaiser Ferdinand III. zu Linz und dem Kurfürsten Maximilian von Baiern zu München überreichte („Visiones venerabilis servi Dei Bartholomaei Holzhauser“, neue Ausg. Bamberg u. Würzburg 1797; deutsche Uebersetzung mit Erläuterungen bei Clarus); die ascetischen Schriften: „De humilitate“ (Mainz 1663 u. ö.; deutsche Uebersetzung von M. Sintzel, Augsburg 1848); „Tractatus de discretione spirituum“ (Mainz 1737; deutsch Frankfurt 1832).

Brevis delineatio vitae eximii servi Dei Bartholomaei Holzhauser, zuerst Holzhauser’s Schrift De humilitate, Mainz 1663, vorgedruckt. Neue Ausgabe, zusammen mit der Auslegung der Apokalypse: „Biographia venerabilis servi Dei Bartholomaei Holzhauser vitae communis clericorum saecularium restauratoris. Accedunt eiusdem in Apocalypsin commentarii plane admirabiles“ (Bamberg 1784, 2. Aufl. 1799, deutsch Augsburg 1813). Nach der Bamberger Ausgabe deutsch bearbeitet von Ludwig Clarus [Wilhelm Volk]: „Bartholomäus Holzhauser’s Lebensgeschichte und Gesichte, nebst dessen Erklärung der Offenbarung des heiligen Johannes“ (2 Bde., Regensburg 1849); – Vita del ven. servo di Dio Bartolomeo Holtzhauser (Rom 1704; lat. Ingolstadt 1723, Mainz 1737). – S. Buchfelner, Die Lebensgeschichte des ehrwürdigen Dieners Gottes Bartholomä Holzhauser (München 1826). – [Holzwarth], Bartholomäus Holzhauser (im Katholik, Neue Folge, Bd. V u. VI, 1852). – A. Werfer, Lebensgeschichte des Bartholomäus Holzhauser (Schaffhausen 1853, 6. Bändchen von dessen Leben ausgezeichneter Katholiken). – A. J. Weidenbach, Das Leben des ehrwürdigen Dieners Gottes Bartholomäus Holzhauser (Mainz 1858). – J. P. L. Gaduel, Vie du vén. serviteur de Dieu B. Holzhauser (Orleans und Paris 1861, 2. Aufl. 1868); deutsch: Leben des ehrwürdigen Dieners Gottes Bartholomäus Holzhauser. Deutsche Ausgabe mit einem Vorworte von J. B. Heinrich (Mainz 1862). – Hundhausen, Artikel Holzhauser im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte, Bd. VI (Freiburg i. Br. 1889), Sp. 183–196.