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ADB:Johann (Graf von Nassau-Idstein)

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Artikel „Johann von Nassau-Idstein“ von Ernst Joachim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 260–262, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_(Graf_von_Nassau-Idstein)&oldid=- (Version vom 1. Dezember 2024, 17:29 Uhr UTC)
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Johann von Nassau-Idstein, geb. den 24. November 1603 als siebenter Sohn Ludwig II. von Nassau-Weilburg, welcher die sämtlichen Länder des Hauses Nassau walramischer Linie unter seiner Herrschaft vereinigt hatte. Erzogen wurde er mit seinen älteren Brüdern zu Metz. 1627 beim Tode des Vaters beerbte er diesen mit drei anderen damals noch lebenden Brüdern. Im Auftrag dieser ging er im Februar 1628 an den kaiserlichen Hof nach Prag wegen Ordnung verschiedener Familienangelegenheiten und um auch zugleich den von den Unbilden des 30jährigen Krieges bereits schwer heimgesuchten nassauischen Ländern Erleichterung zu verschaffen, welche Aufgabe er auch bei Wallenstein in Gitschin zu lösen bemüht war. Am 26. Januar 1629 wurden ihm in der mit den Brüdern Wilhelm Ludwig, Ernst Casimir und Otto vorgenommenen Brudertheilung die Herrschaften Idstein und Wiesbaden, das Amt Burgschwalbach und der Wehener Grund zuerkannt. So wurde er der Begründer der neuen Idsteiner Linie des Hauses Nassau. Er bekam ein von den Kriegsvölkern, die das rasch wechselnde Geschick in bunter Aufeinanderfolge im Verlaufe des großen Krieges dorthin geführt hatte, schon ziemlich ausgesogenes Land, dessen Leiden aber im weiteren Fortgang der Kriegsereignisse er noch bedeutend sich steigern sehen mußte. Als eifriger Protestant schloß J. dem König Gustav Adolf von Schweden sich an, als dieser nach der Breitenfelder Schlacht den rheinischen Gegenden sich näherte. Hatte er im J. 1630 auf dem Regensburger Reichstage dem an ihn gestellten Ansinnen widerstanden, für die Dienste der Liga ein Heer aufzubringen, so übernahm er nun nach einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Schwedenkönig zu Frankfurt die Organisation der Landes, Bewaffnung in den dortigen Gegenden im Interesse der protestantischen Sache, indem er den alten und jungen [261] wetterauischen Landesausschuß, eine Art Landsturm, unter die Waffen berief. Zeichnete sich dieses Contingent auch bei dem ersten Zusammenstoß mit dem Feinde, dem kölnischen Ausschusse, im Altenkirchen’schen nicht gerade durch besonderen herzhaften Muth aus, so blieb doch ein Theil desselben standhaft und an dessen und eines regulären Reiterregiments Spitze fand J. noch im Oktober 1632 Gelegenheit, bis nach Linz am Rhein siegreich vorzudringen. Nach Gustav Adolfs Tode der protestantischen Sache fort und fort eifrig zugethan, erscheint J. als Mitglied des dem Kanzler Oxenstierna auf dem Heilbronner Convent beigegebenen consilium formatum, des Bundesrathes der alliirten protestantischen Reichsstände. Auf dem genannten Convent war es gerade unser Graf, welcher mit Besonnenheit dem auftauchenden Plane der Einsetzung eines protestantischen Kaisers widersprach, wie er auch in seiner Eigenschaft als Mitglied des consilium formatum ablehnend gegen die Tendenz des Bundes zum Anschluß an Frankreich sich verhalten hat. Mit dem für die Schweden und ihre Partei so unheilvollen Ausgange der Schlacht bei Nördlingen ergab sich für J. und seine Brüder die Nothwendigkeit, ihre Lande zu verlassen, welche nun grauenhaften Verwüstungen anheimfielen. J., gleich seinen Brüdern vom Kaiser geächtet (1635), flüchtete mit dem Mansfeld’schen Heere und wandte sich nach Metz. Die Herrschaften Wiesbaden und Idstein wurden unter kaiserlichen Sequester gestellt und die erstere, nachdem die Grafen von Nassau Walramischer Linie ihrer Länder und Würden verlustig erklärt worden, an Kur-Mainz, die andere dem Kur-Brandenburgischen Minister Adam v. Schwarzenberg übergeben, welcher letztere aber schon 1638 darauf verzichtete, worauf für sie von Neuem der Sequester eintrat. In Metz und später zu Straßburg lebte der Graf nun in dürftigen Verhältnissen, von 1639 an sogar nur von einer Gnadenpension des Königs Ludwig XIII. von Frankreich. Dort im Exil zu Straßburg verlor er auch 1642 durch den Tod seine Gemahlin Sibylla Magdalena von Baden-Durlach, vermählte sich aber wieder 1646 mit Anna Gräfin von Leiningen-Dachsburg. Inzwischen hatten auch er und sein Bruder Ernst Casimir zu den im Frühjahr 1645 begonnenen Friedensverhandlungen nach Osnabrück Gesandte abgefertigt behufs Restitution des geächteten Hauses Nassau-Saarbrücken, welche nicht ohne große Schwierigkeiten, aber doch durch die Fürsprache Schwedens und Frankreichs gelang. Die Herausgabe der ihm aberkannten Landestheile wurde jedoch verzögert, bis J. selbst 1646 rasch entschlossen zurückkehrte und eigenhändig den Besitz wieder ergriff. Es war aber ein von den Greueln des Krieges gründlich ruinirter Besitzstand. Dazu lasteten noch hohe Kriegsschulden auf deren Gebieten. Doch die letzteren wurden getilgt und nach und nach gelang es auch den eifrigen, sorglichen Bemühungen Johanns die Wunden, die der Krieg geschlagen, zu heilen und sogar von Neuem einen gewissen Wohlstand, der dem früheren freilich nicht ganz gleich kam, heraufzuführen, was ihm zum Theil durch Heranziehung von Einwanderern in die verödeten Gegenden gelang. So war er auch bemüht das Schulwesen in seinen Landen zu heben und neu zu beleben. Kaum war eine gewisse Erholung, eine Besserung der Verhältnisse eingetreten, als eine neue Plage, die Pest, hereinbrach. Aber auch dieses Uebel fand sein Ende. Eine moralische Errungenschaft dieser Schreckenszeiten war die Krankheit der Hexenverfolgungen, die unter J. sich gewaltig entwickelte. Aber allmählich blühten doch wieder gesundere Verhältnisse heran, namentlich hob sich der gesunkene Wohlstand, so daß sogar der Graf sich im Stande sah, den auch sonst an ihm gerühmten Kunstsinn, den er auch durch Sammeleifer zu bethätigen pflegte, wieder zur vollen Entwickelung zu bringen. Beweis dafür ist der reiche und prächtige Ausbau der Kirche zu Idstein. 1651 erfuhr seine Herrschaft noch einen Zuwachs durch den Gothaischen Theilungsreceß des Hauses Nassau-Saarbrücken, durch welchen J. [262] die Herrschaft Lahr zufiel. Am 23. Mai 1677 ist J. zu Idstein aus dem Leben geschieden. Mit seinen beiden Gemahlinnen hat er 25 Kinder erzielt, von denen hier nur sein Nachfolger Georg August Samuel genannt sein möge.

J. G. Hagelgans, Nass. Geschlechtstafel d. Walram. Stammes, 1753. C. D. Vogel, Beschreibung d. Herzogth. Nassau, 1843. E. F. Keller, Drangsale d. Nass. Volkes, 1854.