Zum Inhalt springen

ADB:Judex, Matthias

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Judex, Matthäus“ von Gustav Frank in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 655, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Judex,_Matthias&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 14:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Judensint, Hans
Nächster>>>
Judith
Band 14 (1881), S. 655 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Matthäus Judex in der Wikipedia
Matthäus Judex in Wikidata
GND-Nummer 117220299
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|14|655|655|Judex, Matthäus|Gustav Frank|ADB:Judex, Matthias}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117220299}}    

Judex: Matthäus J., lutherischer Theologe, geb. am 21. September 1528 zu Dippoldiswalde im Meißnischen, besuchte, mit der größten Armuth kämpfend, die Schulen in Dresden und Magdeburg, studirte die Rechtswissenschaft, seit 1546 Theologie in Wittenberg, wurde Conrector am Gymnasium, dann Johann Wigand’s Diaconus zu St. Ulrich in Magdeburg. Als solcher übte er, gestützt auf die von ihm mitentworfene Kirchenordnung (1554), eine so strenge Kirchenzucht, daß er selbst mit Schlägen bedroht wurde. Mit anderen Magdeburgischen Theologen nahm er 1557 an der Coswiker Handlung zur Beilegung des adiaphoristischen Streites Theil. Im J. 1560 ward er zu Flacius, Simon Musaeus und seinem Busenfreund Wigand als Professor der Theologie nach Jena berufen. Diese vier groben Ingenia wurden 1561 ihrer Aemter entsetzt, J. darum, weil er ein Buch: „Wie daß man soll vom Antichrist ausgehen nach Christi Befehl“ ohne Consistorialerlaubniß auswärts hatte drucken lassen. In Magdeburg, wohin er sich zurückbegab, duldete der Magistrat, welcher die Stadt nicht zum zweiten Mal zu einer Kanzlei Gottes machen lassen wollte, weder ihn noch die anderen Exules Christi. Zu Ende October 1562 bei dem größten Unwetter mit Frau und Kindern zur Auswanderung gezwungen, wendete er sich nach Wismar, wo Wigand Superintendent geworden war. Als Prediger nach Rostock berufen, starb er, durch Kummer und Arbeit in seiner Gesundheit erschüttert, am 15. Mai 1564, bevor er noch sein Amt angetreten hatte. Litterarisch ist er bekannt durch seine eifrige Mitarbeit an den Magdeburger Centurien und durch die von ihm und Wigand zur Rechtfertigung der protestantischen Lehre herausgegebenen „Corpora doctrinae ex V. et N. Testamento collecta“, eine biblische Theologie nach den locis der Dogmatik und Einleitung in die Bibel. Die philippistischen Wittenberger nannten ihn einen Judas und Sohn der lastbaren Eselin. Aber Flacius rühmte seinen Streitgenossen als einen Märtyrer Christi von ausgezeichneten Gaben, größter Gelehrsamkeit, brennendstem Eifer, unüberwindlichem Freimuth im Bekenntniß der Wahrheit, Geduld im Kreuze und seltener Standhaftigkeit.

A. Schoppius, Oratio de vita M. Judicis in Th. Crenii Animadversiones philologicae et historicae (Lugd. 1697), VI. 49. Ph. H. Külb in der Allg. Encyklopädie, 2. Section, Bd. 27, S. 347–49.