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ADB:Käpler, Melchior Christian

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Artikel „Käpler, Melchior Christian“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 102–104, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%A4pler,_Melchior_Christian&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 19:15 Uhr UTC)
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Käpler: Melchior Christian K., Forstmann, geb. am 18. Febr. 1712 in Ufhoven (bei Langensalza in Thüringen), † am 2. Febr. 1793 zu Ostheim vor der Rhön (Sachsen-Eisenach). K. gehört, wie Johann Gottlieb Beckmann, welchen er in seinen Schriften mehrfach bekämpfte, zum alten zünftigen Jägerthum. 57 Jahre lang diente er dem Hause Weimar-Eisenach und zwar in nur wenigen Forstrevieren, welche er aber auch um so gründlicher kennen lernte. Ueber seine Jugendzeit ist nur bekannt, was er in einer seiner Schriften selbst sagt, „inmaßen ich weder auf Schulen noch Universitäten gewesen etc.“ Nur die Natur war ihm von jeher Lehrerin, und suchte er mit beharrlichem Fleiß in deren Geheimnisse einzudringen. 1735 trat er als Hofjäger in die Dienste des Herzogs von Eisenach und zwar in Eisenach selbst, 1736 wurde er Forstbedienter in Kreuzburg und im Herbst 1737 kam er nach Ostheim vor der Rhön. Hier wurde er 1759 zum Oberförster und 1775 zum Wildmeister ernannt. Die ihm anvertrauten Waldungen scheint er (nach einer Andeutung in Hartig’s Journal) durch rege Betriebsamkeit in Flor gebracht und sowohl hierdurch, wie durch seine Tüchtigkeit als Jäger, die Gunst seines Landesherrn erlangt zu haben. K. veröffentlichte außerdem auch einige Schriften, als: „Gründliche Anleitung zu mehrerer Erkenntniß und Verbesserung des Forstwesens, aus vieljähriger Aufmerksamkeit und Erfahrung in Absicht des gemeinen Nutzens herausgegeben“ (1764; 2. vermehrte Auflage 1776); „Ueberzeugender Beweiß bei welcher Abholzungszeit die Laubholz-Stöcke am besten wieder ausschlagen, nebst einer Erläuterung ob im Winter die Wachsthumssäfte in Laubhölzern gerinnen und im Sommer darinnen circuliren etc.“ (1771); „Gutachten wie bei dem An-, Fort- und Ausgang eines Kiefernwaldes zu verfahren etc.“ (1772); „Das Allernothwendigste bei denen nothwendigen Jäger-Geschäften, nebst einigen Betrachtungen und Liedern etc.“ (1775); „Das ganz unumstößliche Naturzeugniß der besten Abholzungszeit beweiset hierinnen gegen [103] alle gemachte Einwendungen M. Ch. K. (1775), eine hauptsächlich gegen den Oberförster Kluge gerichtete Polemik; „Erläuterung einiger Sätze über die Beckmannischen Schriften von der Holzsaat“ (1779; 2. Auflage mit neuem Titel 1798). Aus allen diesen Kundgebungen – mit Ausnahme der „Anleitung“ (325 Seiten ohne Register) kleinen Broschüren – spricht der Empiriker. K. schrieb, als Feind der Stubenhocker und der Nachbeter solcher Sätze, die von Jenen ohne Kenntniß des Waldes aufgestellt wurden, nur über das, was er selbst gesehen, selbst beobachtet und erfahren hatte, verfiel aber dabei in den Grundfehler (der meisten Empiriker), seine örtlichen Erfahrungen zu generalisiren. Das praktische Arbeitsfeld Käpler’s war der Mittel- und Niederwald (Eiche, Buche, Birke, Aspe). Hieraus erklärt sich, daß er in vielen forstwirthschaftlichen Fragen anderer Meinung war, als Beckmann, welcher im Nadelholz (Tangelholz) wirthschaftete. Seine der verwittweten Frau Herzogin Anna Amalie zu Sachsen gewidmete „Anleitung“ enthält Forstbotanik, Waldbau, Forstbenutzung und Forstschutz, aber nichts über Taxation, weil diese für junge Anfänger, für welche er hauptsächlich geschrieben habe, noch zu schwierig sei. Der Verfasser giebt im ersten Theil für jede Hauptholzart, welche er kennen gelernt hat, eine Beschreibung, worauf Bemerkungen über die beste Saatzeit, die hauptsächlichen technischen Fehler und Krankheiten nebst Erklärungen (?) der vermeintlichen Ursachen derselben etc. folgen. Am ausführlichsten wird die Eiche abgehandelt. Der 2. Theil handelt von der besten Zeit zum Holzfällen, den Regeln und Mißbräuchen hierbei, dem Holzverkauf und der Schlagräumung. Dann folgen die Nebennutzungen (Streusammeln, Waldweide, Gräserei), welche ungünstig beurtheilt und nur in bedingter Weise (an gewissen Orten, zu gewissen Zeiten) für zulässig erachtet werden. Von besonderem Interesse war für K. die Frage, ob im Niederwald der Saft- oder der Winterhieb den Vorzug verdiene, worüber er überdies noch die zwei bereits im Vorstehenden genannten Broschüren schrieb. Im Gegensatz zu der damals landläufigen Ansicht erklärt K. als die beste Hiebszeit für das Brennholz den frühzeitigen Safthieb (von Mitte März bis Ende April), welcher in der That noch heutzutage – namentlich für die Rothbuche – dem Herbsthiebe fast allgemein vorgezogen wird. Allerdings würden die Gründe, mit welchen K. seine Ansicht belegt, vor dem Richterstuhl der heutigen Kritik nicht mehr bestehen können. Nur für das Bau- und Nutzholz läßt er dem hergebrachten Winterhieb sein Recht. In seiner Schrift über den Kiefernwald betont er den nachtheiligen Einfluß dürrer Witterung auf das Aufgehen der Saaten und empfiehlt die Rinnensaat, deren Bedeckung mit Moos und hierauf Erde, das spätere Ausschneideln der Kiefern gleich nach Michaeli, aber nicht mit der Axt, sondern mit der Säge und ohne Belassung von Aststümpfen („Stützeln“). Das in dieser Hinsicht Gesagte ist heute noch richtig. Es folgt eine Berechnung über den dereinstigen Ertrag des gesäeten Kiefernwaldes und eine Ermunterung zu solchen Anlagen an wüsten Bergen. Seine Hauptdifferenzpunkte mit Beckmann sind – von der Hiebszeit abgesehen – die Oberholzfrage und dessen Forsteinrichtungsmethode. Während Beckmann lehrt: „Wer in einem Walde zugleich Ober- und Unterholz ziehen will, der handelt sehr verkehrt“, eifert K. für das Belassen von Heegreisern auf den Schlägen und empfiehlt zur „Behölzerung zumal Birken und Aspen (Wildäsung im Winter!). Die Beckmann’sche „Holztheilung“ will ihm gar nicht in den Kopf. Die Taxation der Wälder dürfe sich nur auf die Ackerzahl stützen! K. vertritt also die „Flächentheilung“, aus welcher sich die späteren Flächenfachwerke herausgebildet haben, auf Grund Grund vorausgegangener Vermessung, Ausscheidung von 3 Standortsbonitäten (gut, mittelmäßig, schlecht) etc.; mehr wie Andeutungen giebt er aber in dieser Beziehung nicht, auch ihm scheint diese Frucht etwas zu hoch gehängt zu haben. [104] In der Schrift endlich, betitelt: „Das Allernothwendigste etc.“ tritt uns K. als ein gläubiger Christ und Versmacher entgegen. Der Grundgedanke dieses durchaus in Reimen verfaßten Werkchens (88 Seiten) ist: alle Geschäfte mit Gott zu beginnen. Es enthält daher fromme Lieder für alle Tageszeiten und Gebete für alle einzelnen Forst- und Jagdgeschäfte, zum Theil höchst origineller Art, im Style der damaligen Zeit.

Hartig, Journal für das Forst-, Jagd- und Fischereiwesen, I. Band, 1806, Nr. 38. S. 589. Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, S. 547. Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc., II. S. 91 u. f. Privatmittheilung.