ADB:Königsegg, Karl Ferdinand Graf von

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Artikel „Königsegg, Karl Ferdinand Graf von“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 333–334, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6nigsegg,_Karl_Ferdinand_Graf_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 06:07 Uhr UTC)
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Königsegg: Karl Ferdinand Graf K.-Erps, kam am 1. November 1696 zur Welt. Er war der erstgeborene Sohn des k. k. Kämmerers Albert Eusebius Franz Reichsgrafen zu Königsegg und Rothenfels, Herrn auf Autendach und Stauffen, dann zu Rousy und Cronenburg im Luxemburgischen (geboren am 4. Januar 1669, † im J. 1786) aus dessen Ehe mit Clara Felicitas Gräfin von Manderscheid-Blankenheim (vermählt am 31. October 1694, † am 17. August 1707), einer Tochter des Valentin Ernst Grafen von Manderscheid-Blankenheim und seiner Gemahlin Christine Elisabet Gräfin von Erpach. K. wählte anfänglich selbst den geistlichen Stand und wurde Domherr zu Straßburg. Er legte aber im J. 1719 sein Kanonikat zurück, wurde k. k. Kämmerer und vermählte sich am 3. April 1720 mit Helene Hyacyntha Valentine Gräfin von Erps-Boischott, der einzigen Tochter und Erbin des Eugen Franz Hyacynth Grafen von Erps und Boischott in den Niederlanden und vereinigte den Namen seiner Gemahlin mit dem seinigen. Nachdem sein Oheim, Graf Josef Lothar von Königsegg, kais. Feldmarschall und Botschafter in Paris, ihn als Secretär verwendet und in die diplomatische Laufbahn eingeführt hatte, ernannte Kaiser Karl VI. ihn im Juli 1725 zum a.o. Gesandten bei den Generalstaaten. Der Hauptzweck dieser Sendung – die vereinigten Niederlande für die österreichisch-spanische Allianz zu gewinnen oder doch mindestens sie vom Beitritte zum Herrnhauser Bündnisse abzuhalten – wurde nicht erreicht. Die gegentheiligen Bemühungen der englischen, namentlich aber der französischen und preußischen Minister – fanden zu mächtigen Rückhalt in der allgemeinen Stimmung besonders in Holland, und noch mehr in Amsterdam. Man war dort über die Errichtung und das Gedeihen der indischen Handelscompagnie zu Ostende unbeschreiblich erbittert und fürchtete, daß der eigene Handel durch diese Handelsgesellschaft zu viel geschädigt werde.

K. wurde 1728 aus dem Haag abberufen und ging über Brüssel und Paris, wo er die Ankunft des Hofkanzlers und Bevollmächtigten am Friedenscongresse [334] abwartete, nach Madrid. Seinem Oheim, dem kais. Botschafter am spanischen Hofe beigegeben, sollte er, so oft dessen häufige Kränklichkeit dies erforderte, seine Stelle vertreten. Im J. 1729 zum niederländischen Staatsrath ernannt, wurde er mit Beginn des Jahres 1730 von Madrid abberufen. Er begleitete seinen Oheim bis Paris und trat dann seinen Posten im Staatsrathe zu Brüssel an. In den nächsten Jahren finden wir ihn theils in Wien als Mitglied des höchsten Rathes der kais. österreichischen Niederlande, theils in Brüssel im Conseil d’Etat, als Conseiller d’Epée der Statthalterin Erzherzogin Elisabeth beigegeben. In Anerkennung seiner in Brüssel, Paris, bei den brabantischen Ständen und am kgl. spanischen Hofe erworbenen Verdienste erhob ihn Kaiser Karl VI. zur Würde seines Wirklichen Geheimen Rathes. Auch Maria Theresia ernannte ihn am 22. November 1740 zu ihrem Wirklichen Geheimen Rathe und beförderte ihn zum Vicepräsidenten des Rathes der österreichischen Niederlande. Seit 3. September 1742 Obersthofmeister der Erzherzogin Maria Anna (der Gemahlin des Herzogs Karl von Lothringen und Statthalterin der österreichischen Niederlande) und im Jahre 1744 durch Verleihung des Ordens des goldenen Vließes ausgezeichnet, kehrte K. nach dem Tode der Erzherzogin nach Wien zurück. Die verwittwete Kaiserin Elisabeth Christine ernannte ihn am 25. Februar 1745 zum Arcieren- und Trabantenhauptmann und am 16. Januar 1744 zum Obersthofmeister. Als im J. 1748 das Münz- und Bergwesen aus dem Geschäftskreise der Hofkammer ausgeschieden wurde, wurde es der Leitung des Grafen K. als Präsidenten des neu geschaffenen „Münz- und Bergwesens-Directions-Hof-Collegiums“ untergeordnet. Gleichzeitig finden wir ihn als Präsidenten der „in Bannaticis et Illyricis“ angeordneten „kais. kön. Hof-Deputation“. Mit diesen Stellen vereinigte er später auch die durch den Tod des Grafen Johann Gottfried von Dietrichstein erledigte Stelle eines Hofkammerpräsidenten.

K. nimmt in der Geschichte der österreichischen Verwaltung eine hervorragende Stellung ein. Zeitgenossen schildern ihn als einen der tüchtigsten und arbeitsamsten Minister. „Man sieht ihn nicht“, sagt der Großkanzler Fürst, „gleich den übrigen Ministern bei Hofe in den Abendgesellschaften oder auf Jagden. Er will überall mit eigenen Augen sehen und ist darum auch der fleißigste Departementschef in Wien“. Häufige Krankheiten und in Folge davon fühlbare Abnahme seiner Arbeitskraft veranlaßten ihn in seinen letzten Lebensjahren zur wiederholten Bitte an die Kaiserin, um Erleichterung der ihm aufgebürdeten Arbeitslast. Infolgedessen verfügte die Kaiserin im Januar 1757, daß gewisse Agenden aus seinem Wirkungskreise ausgeschieden und anderen Behörden übertragen wurden. K. starb am 20. December 1759. Seine Wittwe starb am 26. Mai 1776. Ein Sohn war 1723 gestorben. Die ältere der beiden Töchter, Maria Josefa Theresia, geboren am 27. December 1724, wurde 1743 zur Hofdame der Kaiserinwittwe Elisabeth Christine ernannt, heirathete am 24. August 1744 den k. k. Kämmerer und Hofrath Johann Karl Grafen v. Zierotin und starb im September 1782. Die jüngere Tochter Maria Franziska Eugenia, geboren am 9. Februar 1731, vermählt mit Leopold Josef Grafen v. Neipperg, starb am 24. September 1752.

Nach Acten des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien. – Vgl. Wurzbach, Biogr. Lexikon, Theil 12 (Wien 1864), S. 229. – Arneth, Geschichte Maria Theresia’s, Bd. 2 u. 4 (Wien 1864 u. 1870).