ADB:Keere, Heinrich van den (Drucker)

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Artikel „Keere, Heinrich v. d.“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 518–520, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keere,_Heinrich_van_den_(Drucker)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 07:55 Uhr UTC)
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Keere: Heinrich v. d. K. (Chaerius, Dutour), Buchdrucker zu Gent in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Geboren in dieser Stadt zu Anfang des Jahrhunderts als der Sohn eines Peter v. d. K., dessen Lebensstellung nicht bekannt ist, war ihm von dem letzteren im J. 1553 die Officin des Druckers [519] Josse Lambrecht (vgl. d. Art.) zum künftigen Betriebe derselben angekauft worden, weil er um diese Zeit noch in Gent als Lehrer der schönen Wissenschaften und der französischen Litteratur, sowie als Schriftsteller thätig war, Beschäftigungen, denen er sich nicht plötzlich entziehen zu sollen glaubte. Damit aber das erkaufte Haus und Material nicht unbenutzt bleibe, wurde beides an einen Buchdrucker Johann Cauweel auf drei Jahre (1554–56) vermiethet, welcher sehr wahrscheinlich in der Werkstätte des Lambrecht angestellt gewesen war und, wie seine acht Drucke beweisen, die Typen und Vignetten seines früheren Brodherrn eben so benutzte, wie sie später K. in Gebrauch nahm. Unter den Preßerzeugnissen des Cauweel, der, ehe er die Pacht der Keere’schen Druckerei übernahm, auch Buchhändler gewesen war, verdient Erwähnung sein „Prognosticatie van Pantagruel“ (von Rabelais) 1554. K. löste das Pachtverhältniß im J. 1556 und übernahm zu eigenem Betriebe die Druckerei, aus welcher bis 1564 32 Bücher jeglichen Formates in lateinischer, holländischer, vlämischer, französischer und deutscher Sprache hervorgingen und in denen er, diesen Sprachen entsprechend, H. Chaerius, van den K., Du Tour und Henrick v. d. K., meistens mit dem Beisatze „ghezworen Drucker van sConynghs ons gheduchts Heeren Munte“ oder „Imprimeur juré de la Monnoye du Roy nostre Sire“ sich unterzeichnete. Unter allen seinen Publicationen, welche sämmtlich ebenso selten als gesucht sind, zeichnen sich besonders aus die zwei Ausgaben der Reisen des J. van Ghistele (1557, 1563), verschiedene Sammlungen von königlichen Proclamationen, das große Werk der flandrischen Verordnungen und Ordonnanzen über die Münzen, worüber er ein ausschließliches Privilegium erhalten hatte. Sein Buchdruckerzeichen war ein wechselndes: zuerst zwei über einem flammenden Degen sich kreuzende Federn mit der Devise: Absque certamine nulla victoria, hierauf ein anderes, welches er später viermal modificirte: ein runder Rahmen, in dessen Innerem die 12 Stunden und dessen Axe ein Todtenkopf und unten die Legende: Respice finem, Aenziet thende Van den K., Regarde la fin du tour; auch unterzeichnet er blos mit den Worten: Au temps incertain, Au cadran muet (1559) und A la rue d’or (1564). Seine Officin befand sich anfänglich in dem ursprünglich Lambrecht’schen, dann Cauweel’schen Hause, „Thaluer donderstrate inde Cauwe, oft op den houck van den hooghpoort neuen den Jinghele“, im J. 1564 aber „recht ouer de Capelle van den Schepenhuse“. K. erwies sich aber nicht blos als einen geschickten Buchdrucker, sondern auch als einen vortrefflichen Lehrer, Lexikograph und Dichter. Sein Brief, welcher der Reise des Ghistele vorangeht und datirt ist „Gand de nostre escole françoise ce samedi XI. de Juillet, 1556“, bewährt, daß er vortrefflich in dieser Sprache bewandert war und sie mit Leichtigkeit schrieb, eine seltene Gabe für einen Vlamänder seiner Zeit. Um aber das Studium derselben der ihm anvertrauten Jugend zu erleichtern, hatte er auch ein „Dictionnaire flamen-françois … pour l’avancement de la jeunesse par Henry Dutour“ verfaßt und in seiner Officin drucken lassen. Manche seiner Bücher versah er auch mit lateinischen Versen und ein französisches Lustspiel mit dem Titel: „Moralité de paix et de gverre … utile et bien à propos povr le temps quy covrt …“, 1558, 8., hat Brunet (Manuel, IV. 498) angezeigt. Sein Todessjahr ist unbekannt, fällt jedoch wahrscheinlich in das J. 1567. Er hinterließ einen Sohn gleichen Namens, der jedoch das väterliche Geschäft nicht fortgesetzt zu haben scheint, weil bis jetzt ein Druck von ihm nicht aufgefunden ist. Dagegen beschäftigte er sich mit der Kunst, Typen zu gießen und zu schneiden, Arbeiten, welchen er ohne Zweifel seine Zeit ausschließlich widmete, weil er damals in dem ganzen Philipp II. unterthänigen Theile der Niederlande der einzige Formstecher war. Hiefür zeugt eine Rechnung der Stadt Gent aus dem J. 1574, [520] welche auszüglich lautet: „Hendric van den Keere de jonge Lettersteker 3 £ het zelve sedert zekere jaeren binnen deser stede gedaen hebbende, ter contemplatie va zeer eerw. hur bisschop in de plaets van vrydom van accysen hem versogt ghecmsenteert jaerliex in pensioene ome dattur in alle sConinx nederlanden geen ander lettersteker en was“.

Vanderhaeghen, Bibliographie Gantoise, I. 132–133; 158–175.