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ADB:Kettel, Johann Georg

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Artikel „Kettel, Johann Georg“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 669–670, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kettel,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 16:40 Uhr UTC)
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Kettel: Johann Georg K., Schauspieler, geb. 1789 zu Brünn, starb am 17. Nvbr. 1862 zu Stuttgart. K., der seine Studien in Wien machte, wurde hier bereits Mitglied einer Liebhaberbühne und widmete sich nach Vollendung seiner wissenschaftlichen Ausbildung gänzlich dem Theater. Er debütirte 1814 als junger Klingsberg in dem Kotzebue’schen Lustspiel „die beiden Klingsberg“ auf dem Breslauer Theater, dem er die folgenden beiden Jahre als Mitglied angehörte und trat 1816 nach vorangegangenem erfolgreichem Gastspiel in den Verband des Wiener Hofburgtheaters. Zehn Jahre lang wirkte er hier im [670] ernsten wie im heiteren Drama als Liebhaber und gefiel vornehmlich in Rollen, wie Ferdinand (Kabale und Liebe), Don Carlos, Prinz (Emilia Galotti), Aegisth etc. Einen besonderen Verehrer erwarb er sich durch sein Spiel in dem Herzog von Braunschweig, der ihn 1825 an sein Hoftheater berief. K. folgte dem Ruf im folgenden Jahr, debütirte an seiner neuen Wirkensstätte als Hamlet, Lieutnant Walther (Beschämte Eifersucht) und Hauptmann Linden (Quälgeister) und gelangte hier zu besonderer Vollendung auf dem Gebiete des feineren Lustspiels. Ganz ausnehmend gelangen ihm die höheren Charakterrollen des Lustspiels, die er seit 1840 zu spielen begann. 1856 verließ der Künstler Braunschweig, spielte eine Saison in Köln und nahm dann ein ihm als Regisseur angebotenes Engagement an das Stuttgarter Hoftheater an, dem er bis zu seinem Ende angehörte, als Mensch und Darsteller geliebt und anerkannt. Auch als Gast anderer Bühnen hat er verdienten Beifall gefunden, so in Pest, Graz, Ofen, Wien, Hannover, Stettin, Magdeburg, Nürnberg, Hamburg, Berlin etc. und eine Reihe von Dramen für die Bühne bearbeitet. Diese sind „Das Loch in der Thür“, „Richards Wanderleben“, „Die Scheidung“, „Der Findling“, „A-B-C“, „Eine Hütte und sein Herz“, „Sichere Kennzeichen“, „Drei Frauen und Keine“, „Aus dem Regen in die Traufe“, „Die falschen Vertraulichkeiten“, „Vor Thorschluß“, „Marquise von Senneterre“, „Der betrogene Betrüger“, „Ein Geheimniß“, „Halifax“, „Der Kammerdiener des Emigrirten“, „Irene oder der Magnetismus“, „Der Geizige“, „Ein guter Rath“, „Gleiches mit Gleichem“, „Das lebende Bild“, „Ein Criminalprozeß“, „Homöopathisch“, „Die Neugierigen und die Lästerschule“. Vermählt war K. mit Aloise, geb. Höpfner, Edle von Brandt, eine tüchtige Schauspielerin, die geb. 1803 zu Brünn, am 25. Mai 1867 in Stuttgart starb. Sie hatte 1825 als Elsbeth (drei Wahrzeichen) am Theater an der Wien in Wien debutirt, war dann an diesem Institut und am Josephstädter Theater engagirt gewesen und 1826 einem Ruf an das Hoftheater zu Braunschweig gefolgt, an dem sie zunächst jugendliche Liebhaberinnen, seit 1826 aber hoch komische Mütter gab. Von 1829–1831 war sie für das Fach der tragischen und edlen Mütter in Stuttgart engagirt, spielte darauf wieder in Braunschweig in jenen komischen Mutter- und Charakterrollen und heirathete ihren Collegen K. Von 1841–1843 war sie Mitglied des hannoverschen Hoftheaters, kehrte aber auch jetzt wieder nach Braunschweig zurück und blieb daselbst bis zum Antritt (1855) ihres letzten Engagements am Hoftheater zu Stuttgart, wo sie zugleich dramatischen Unterricht ertheilte. 1865 zog sie sich von der Bühne zurück. Sie hat an vielen Gastspielen ihres Gatten mit Erfolg Theil genommen.