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ADB:Kistemaker, Johann Hyacinth

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Artikel „Kistemaker, Johann Hyacinth“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 37, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kistemaker,_Johann_Hyacinth&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 12:50 Uhr UTC)
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Kistemaker: Johann Hyacinth K., katholischer Theologe, geb. am 15. Aug. 1754 zu Nordhorn in der Grafschaft Bentheim, † am 2. März 1834 zu Münster. K. machte seine Gymnasialstudien an der von Franciscanern geleiteten Anstalt zu Rheine, wo Bernard Overberg sein Mitschüler war, studirte dann zu Münster Theologie und Philologie und wurde am 22. Decbr. 1777 zum Priester geweiht. 1778 wurde er Lehrer am Gymnasium, 1786 Professor der alten Sprachen an der Universität in Münster. Von 1794 an war er zugleich Director des Gymnasiums (bis 1819) und Bibliothekar der Paulinischen Bibliothek. 1795 wurde er Professor der biblischen Exegese in der theologischen Facultät; zum Dr. theol. wurde er erst 1822 von der Breslauer Facultät honoris causa promovirt. Von 1816 bis 1818 war er Mitglied des Consistoriums der Provinz Westfalen. 1799 erhielt er ein Canonicat am Stift St. Mauriz. Bei der neuen Organisation des Bisthums Münster im J. 1823 wurde er Mitglied des Domcapitels. Seit 1825 erlitt er wiederholte Schlaganfälle, wodurch seine Lehrthätigkeit behindert wurde; in seinen letzten Lebensjahren war er körperlich und geistig gelähmt. K. war ein tüchtiger Philologe und Schulmann. 1809 war im Plane, ihn als Gymnasialdirector und Professor der Philologie nach München zu berufen. In den Jahren 1787–1801 gab er eine Anzahl von Schulbüchern heraus, namentlich lateinische, griechische und deutsche Sprachlehren, welche, von anderen Schulmännern neu bearbeitet, lange in Münster in Gebrauch blieben, ferner 1790 „Notae in Thucydidem“ und 1793 eine „Kritik der griechischen, lateinischen und deutschen Sprache“, die bei einer 1787 von der kurpfälzischen deutschen Gesellschaft zu Mannheim ausgeschriebenen Preisbewerbung das Accessit erhalten hatte (den Preis erhielt Trendelenburg). Auch in den orientalischen und in den neueren Sprachen war K. bewandert: 1800 veröffentlichte er eine metrische Uebersetzung von Ossian’s Berrathon. Seine ersten theologischen Schriften veröffentlichte K. 1806: „Commentatio de nova exegesi praecipue Veteris Test. ex collatis scriptoribus graecis et romanis scripta“ und „Exegetische Abhandlung über Matth. 16–18. 19 und 19, 3–12 oder über den Primat Petri und das Eheband“. Am 22. Juni wurde, wie er mit gutem Humor in der Schrift: „Canticum canticorum illustratum ex hierographia orientalium“. 1818, erzählt, auf Befehl des französischen Polizeiministers Savary, Herzogs von Rovigo, durch den kaiserlichen Procurator und einen Gendarmerie–Obersten bei ihm eine Haussuchung gehalten, weil in einer in Belgien erschienenen angeblichen französischen Uebersetzung der Abhandlung über den Primat dem Papste das Recht vindicirt wurde, Könige und Fürsten abzusetzen. K. zeigte den beiden Beamten vergebens, daß in seiner Abhandlung das gerade Gegentheil stehe; sie wurde mit anderen Büchern und Manuscripten bei ihm und dann auch bei den Buchhändlern confiscirt, und erst nach einem Jahre wurde von Paris aus erklärt, man habe nichts Bedenkliches darin gefunden. – K. schrieb noch mehrere kleine exegetische Schriften in lateinischer und deutscher Sprache, auch einige Programme und Abhandlungen in Zeitschriften. Sein Hauptwerk ist „Die heiligen Schriften des Neuen Testaments übersetzt und erklärt“, 7 Bände, zuerst 1818–23, 2. Aufl. 1825–26, 3. Auflage 1845. Die Uebersetzung des Neuen Testamentes allein, ohne Anmerkungen, erschien zuerst 1825 und ist, namentlich seitdem die englische Bibelgesellschaft hübsche und billige Abdrücke davon besorgt, in vielen tausend Exemplaren unter den deutschen Katholiken verbreitet.

Neuhaus, Leben und Wirken des verstorbenen J. H. Kistemaker, 1834. Kirchenlexikon von Wetzer und Welte VI, 209. XII, 671. Raßmann, Nachr. von Münst. Schriftst. S. 177.