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ADB:Klein, Johann Adam

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Artikel „Klein, Johann Adam“ von Rudolf Bergau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 95–96, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klein,_Johann_Adam&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 15:05 Uhr UTC)
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Klein: Johann Adam K., Maler, Zeichner und Radirer, wurde am 24. November 1792 zu Nürnberg, als das vierte Kind seiner Eltern, welche eine Weinwirthschaft hielten, geboren. Da bei ihm schon sehr frühe Talent für die bildende Kunst sich zeigte, ließ sein darüber erfreuter Vater ihm schon von seinem achten Lebensjahre an Unterricht im Zeichnen ertheilen, zuerst von dem Zeichnenlehrer v. Bemmel, dann 1802–6 in der von Ph. Zwinger geleiteten Zeichnenschule, woselbst er zuletzt Radirungen von Riedinger copirte und dadurch den Grund zu seiner später oft bewunderten Sicherheit der Zeichnung legte. Darauf kam K. in das Atelier des Kupferstechers A. Gabler, eines unbedeutenden Künstlers, aber eines in der Technik sehr erfahrenen Mannes und eines trefflichen Lehrers, der die besondere Begabung seines Schülers bald erkannte, zu würdigen und auszubilden wußte. Er wies ihn an, neben akademischen Studien auch fleißig nach der Natur zu zeichnen und leitete ihn an, das Charakteristische aufzufassen und richtig darzustellen. Zugleich erlernte K. bei ihm die Technik des Radirens und Aetzens. In dieser Weise tüchtig vorgebildet, ging K. im J. 1811 auf Reisen, zunächst, mit Empfehlungen von Seiten des bekannten Kunsthändlers Frauenholz versehen, über Regensburg, die Donau hinab, nach Wien, wo er bei den dortigen Künstlern freundliche Aufnahme fand, die Akademie besuchte, daneben aber auch mit Ausführung verschiedener Aufträge beschäftigt war, auch viele Platten ohne besonderen Auftrag radirte. Er zeichnete mit Vorliebe und zwar schon mit seiner bekannten Sicherheit, Correctheit und Treue der Auffassung die malerischen Costüme der Ungarn, Walachen, Polen etc., ihre Pferde und Fuhrwerke. Als dann Frauenholz nach Wien kam, kaufte er K. nicht nur sämmtliche radirte Platten ab, sondern machte ihm auch neue Bestellungen. Im September 1812 machte K., in Gesellschaft des ihm befreundeten Malers Mansfeld, eine Fußreise durch die Steyrischen Gebirge, an den Traun- und Hallstädter See, von welcher er viele Zeichnungen heimbrachte. Reichen Stoff für seine Studien verschafften ihm dann die Kriegszüge der Jahre 1813 und 1814. Er zeichnete die Soldaten und deren Bagage mit einer erstaunlichen Genauigkeit und [96] Treue, so gewissenhaft correct, daß diese Studien zugleich ein höchst werthvolles Material für kulturhistorische Zwecke bilden, Zeichnungen, welche jetzt um so werthvoller sind, weil wenig andere Künstler jener Zeit dergleichen gefertigt haben. Im J. 1815 kehrte K. nach seiner Vaterstadt zurück, wo er in der begonnenen Weise fleißig fortarbeitete, auch hier besonders unter den durchziehenden fremden Truppen seine Studien machte. Auch cultivirte er jetzt mehr die Oelmalerei. K. malte mit derselben Genauigkeit, mit welcher er zeichnete und radirte. Es kam ihm überall auf größtmögliche Treue und Charakteristik in den Einzelnheiten, weniger auf malerische Gesammtwirkung oder Stimmung an, weshalb seine Oelgemälde meist trocken, oft hart, nur selten wirkliche „Bilder“ sind, während seine Radirungen unübertroffen dastehen und den besten aller Zeiten sich anreihen. Im Juni 1816 ging K., in Begleitung seines Freundes, des trefflichen Radirers J. C. Erhard, nach Wien, wo er meist Oelbilder malte, brach dann aber, nach einem längeren Aufenthalte in Salzburg und einem kürzeren in Nürnberg, im August 1819 nach Italien auf. Er ging durch die Schweiz, über Mailand, Bologna und Florenz nach Rom, wo er seinen Freund Erhard in Gesellschaft des Landschaftsmalers Koch vorfand und bald mit den anderen damals in Rom lebenden deutschen Künstlern befreundet wurde. Auch in Italien interessirten ihn das Volk mit seinen malerischen Costümen, die Fuhrwerke, die Lastthiere und Aehnliches, mehr als die großen Kunstwerke älterer Zeiten. Er zeichnete, radirte, malte sehr fleißig, verkaufte auch mehrere größere Gemälde an die Kronprinzen von Baiern und Dänemark, an die Grafen Schönborn und Baudissin, sowie an den englischen Gesandten Baron Rheden. Ende des Jahres 1821 ging er über Venedig und Tirol nach Nürnberg zurück, wo er sogleich mehrere Aufträge zur Ausführung größerer Oelgemälde nach den mitgebrachten Studien erhielt, sich auch am 10. Februar 1823 mit Karoline Wüst verheirathete. Kleine Ausflüge nach Dresden, Leipzig und München abgerechnet, blieb K. nun bis zum J. 1839 in seiner Vaterstadt, siedelte dann aber, nachdem seine Gattin gestorben war und er sich zum zweiten Male mit der Wittwe des Kupferstechers Wolf verheirathet hatte, nach München über, wo er bis zu seinem am 21. Mai 1875 erfolgten Tode – er wurde 83 Jahre alt – unablässig schaffend – noch im J. 1874 hat er gemalt, während er die Radirnadel schon seit mehr als zehn Jahren bei Seite gelegt hatte – in stiller Zurückgezogenheit gelebt hat. K. war ein ächter Künstler im wahren Sinne des Wortes, lebte ganz seiner Kunst, war milde und bieder in seiner Gesinnung und liebenswürdig in seinem Wesen. An Anerkennung hat es ihm nie gefehlt. Seine Arbeiten waren stets hoch geschätzt und viel begehrt; seine Radirungen wurden von vielen Kunstfreunden eifrig gesammelt. Trotzdem blieb K. einfach und bescheiden. Die meisten seiner Originalkupferplatten befinden sich in Besitz der Buchhandlung J. L. Lotzbeck in Nürnberg, welche neue Abdrücke derselben veranstaltet und herausgegeben hat.

C. Jahn, Das Werk von J. A. Klein (München 1863).