ADB:Koch, Ignaz Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Koch, Ignaz Freiherr v.“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 384–386, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koch,_Ignaz_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Koch, Hermann Adolf
Band 16 (1882), S. 384–386 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Ignaz von Koch in Wikidata
GND-Nummer 136108105
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|384|386|Koch, Ignaz Freiherr v.|Anton Victor Felgel|ADB:Koch, Ignaz Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136108105}}    

Koch: Ignaz Freiherr v. K., entstammte einer alten und angesehenen Adelsfamilie Paderborns. Seine Voreltern hatten dort seit drei Jahrhunderten städtische Würden als Bürgermeister und Ratsherren und höhere Aemter in bischöflichen Diensten als Hofräthe, Hof- und Kanzleidirectoren, Kanzler und Hofrichter bekleidet. – Sein Vater, Georg Gottfried v. K., hatte 1684 bei den kaiserlichen Botschaftern Baron Zierowsky und Baron Blomberg am moskowitischen Hofe die Stelle eines Legationssecretäres versehen und war von dem österreichischen Hofkanzler Grafen von Strattmann im J. 1687 an die Höfe von Turin und Florenz und an den Kurfürsten von der Pfalz, im folgenden Jahre an den Prinzen von Oranien, späteren König von England, gesandt und – seit 1691 Hofkriegs- und königlich böhmischer Agent – von dem Kaiser Leopold I. im J. 1702 zur kaiserlichen Armee nach Italien abgeschickt worden. In Anerkennung seiner treuen Dienste vom Kaiser durch Verleihung einer sehr kostbaren Gnadenkette ausgezeichnet, war er im J. 1707 im Auftrage des Obersthofmeisters Fürsten Salm nach Oldenburg gegangen, um mehrere ungarische Mißvergnügte wieder in kaiserliche Devotion zurückzubringen. Er genoß das vollste Vertrauen des Prinzen Eugen von Savoyen, dessen Privatangelegenheiten er besorgte. Kaiser Karl VI. erhob ihn am 23. November 1738 in den alten Ritterstand des Königreichs Böhmen. – Ignaz v. K. wurde um das Jahr 1697 geboren. Er widmete sich rechts- und staatswissenschaftlichen Studien. Reisen im Auslande vollendeten seine Vorbildung für den künftigen Beruf. Im J. 1720 trat er in kaiserliche Dienste als Concipist bei der österreichischen Hofkanzlei. Er ging im J. 1721 mit dem kaiserlichen Botschafter Grafen Kinsky als Secretär nach Rom, wurde im J. 1723 kaiserlicher Secretär beim Gouverneur der Niederlande, Prinzen Eugen von Savoyen, im J. 1726 Hofkriegssecretär, 1728 Hofkriegsrath und im folgenden Jahre Hofkriegsrathsreferendar und Feldkriegskanzleidirector. Als solcher wohnte er den Feldzügen des Prinzen Eugen in den Jahren 1734 und 1735 bei. Durch Klugheit und Umsicht, durch Treue und Verläßlichkeit erwarb und erhielt er sich das vollste, rückhaltlose Vertrauen Eugens, [385] der ihm die Ausarbeitung der geheimsten und wichtigsten politischen Schriftstücke übertrug und in seinen letzten Lebensjahren die Führung seiner gesammten Correspondenz anvertraute. Maria Theresia ernannte ihn bald nach ihrem Regierungsantritte zu ihrem geheimen Cabinetssecretär und Hofrathe. Im September 1741 erhielt er den Auftrag, sich unter fremdem Namen unverzüglich nach Frankfurt zu begeben. Dem vom Grafen Wied erhaltenen Winke folgend, sollte er mit dem französischen Marschall Belleisle Unterhandlungen einleiten und gegen das Anerbieten gewisser Gebietsabtretungen Schlesien für Oesterreich zu erhalten, die deutsche Kaiserkrone und den Fortbesitz Toscana’s für den Großherzog Franz Stefan zu erwirken suchen. Aus der zwar verbindlichen, aber sehr zurückhaltenden Art, mit welcher der französische Marschall die österreichischen Friedensvorschläge aufnahm und jedes eigene werkthätige Eingreifen in die Verhandlungen ablehnte, gewann K. bald die Ueberzeugung, daß Graf Wied den Stand der Dinge fortgeschrittener und günstiger dargestellt habe, als sie sich wirklich verhielten, und wol zunächst für sich selbst Vortheile bei dieser Gelegenheit herauszuschlagen suche, daß man auf französischer Seite die Verhandlungen in die Länge zu ziehen trachte und ein gedeihliches Ergebniß seiner Sendung nicht zu erwarten sei. Die Verhandlungen wurden daher fallen gelassen und K. aus Frankfurt zurückberufen. Im nächsten Jahre sandte ihn Maria Theresia nach dem Feldlager zu dem Großherzoge, ihrem Gemahl, um demselben die Bedenken und Besorgnisse vorzustellen, welche sie gegen die Ausführung seines Entschlusses, die Belagerung Prags fortzusetzen, hegte. So betraute sie ihn wiederholt auch in der Folge mit geheimen und wichtigen Aufträgen. Es fehlte dem neuen Berather und Vertrauensmann der Kaiserin aber auch nicht an äußeren Ehren und Anerkennung. Er wurde am 17. November 1745 unter die alten Ritterstandesgeschlechter des Erzherzogthums Niederösterreich aufgenommen. Maria Theresia erhob ihn mit Diplom vom 17. Juli 1748 in den österreichischen Freiherrenstand. Die von ihr gewünschte Verleihung des ungarischen Indigenates an K. stieß im ungarischen Landtage auf viele Opposition und wurde erst in der Sitzung des ungarischen Oberhauses vom 26. August 1751 mit Hülfe der Abgeordneten der Domkapitel und der Städte zu großer Erbitterung der Delegirten der Comitate durchgesetzt. Seit dem Jahre 1754 bekleidete K. neben dem kaiserlichen geheimen Cabinetssecretariate auch noch die Stelle eines Hofrathes bei dem Directorium in commercialibus und die sehr einträgliche eines Secretärs des Ordens des goldenen Vließes. 66 Jahre alt, starb K. zu Wien am 18. Februar 1763 und wurde in der Jesuitenkirche zu St. Anna begraben. – Auf das rühmlichste spricht sich Maria Theresia in einer wahrscheinlich um das Jahr 1751 verfaßten Denkschrift über die Dienste aus, welche K. ihr geleistet. Seine Verschwiegenheit habe wenig ihres gleichen. Dabei sei er „ungemein ehrlich, christlich und ohne Intriguen“. Sie habe sich besonders in ihren „eigenen Partikularanliegenheiten, Verdruß und Sorgen“ seines Rathes bedient und dabei sich „allezeit wohlbefunden“. K. diente ihr zu ihrem „Trost, Rath und Partikularauskundschafften“, zu ihrer „eigenen Erkenntnuß und Correction“. Sie nennt ihn neben Bartenstein, Haugwitz und Tarouca unter den verdienten Männern, die ihr namentlich in den ersten Jahren ihrer Regierung unter schwierigen Verhältnissen treu und erfolgreich zur Seite gestanden waren. So lange sie lebe, werde sie „an diesen Ihren Personen, Kindern und Kindeskindern erkennen, was sie mir und dem Staate vor Dienste geleistet. Auch verobligire meine Nachkommlinge, solches an denen Ihrigen allezeit zu erkennen, so lange sie selbige finden und seyn. Allermassen nebst der Information vor meine Nachfolger die vier Personen die Hauptursache sind, warum diese Schrift verfasset, damit bey der Nachwelt ihre Namen verewiget und denenselben an denen Ihrigen ersetzet werde, was ich [386] nicht genugsam erkennen können.“ – K. war vermählt mit Maria Anna Schrefl von Mannsperg. Sie starb im J. 1775. Von den beiden Söhnen, welche dieser Ehe entsproßten, war der ältere, Gottfried Freiherr v. K., k. k. Hofrath bei der böhmischen und österreichischen Hofkanzlei. Er lebte seit 1780 als Privatmann im Kloster Rein in Steiermark. Der jüngere Sohn, Johann Baptist Freiherr v. K., zu Wien im J. 1733 geboren, betrat im J. 1753 die militärische Laufbahn. Bei Beginn des siebenjährigen Krieges war er Grenadierhauptmann bei Alt-Colloredo-Infanterie. In der Schlacht bei Lobositz zeichnete er sich zuerst aus und wurde verwundet. An der Belagerung von Schweidnitz im J. 1757 betheiligte er sich als Oberstlieutenant bei Browne-Infanterie Nr. 36 und wurde in der Relation Nadasdy’s rühmend hervorgehoben. Für seine Waffenthaten bei Hochkirch am 13. und 14. October 1758 und bei Maxen am 21. November 1759 wurde er im Januar 1760 mit dem Ritterkreuze des militärischen Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. Er that sich ferner bei Langendorf und Torgau mit seinem Regimente hervor und wurde wiederholt verwundet. Am 26. Januar 1763 wurde er zum Generalmajor ernannt und als nicht nur tapferer und unerschrockener, sondern auch gründlich gebildeter und unterrichteter Soldat in die wegen Einführung des neuen Militärsystems eingesetzte Commission berufen. Die Kaiserin beförderte ihn am 1. Mai 1773 zum Feldmarschall-Lieutenant und ernannte ihn zum Sousinspector in Böhmen und zum Inhaber des Infanterieregimentes Nr. 17. Später erfolgte seine Ernennung zum Gouverneur der Festung Ostende. Um die militärischen Einrichtungen fremder Staaten kennen zu lernen, machte er wiederholte Reisen nach Frankreich, England und Deutschland. Erst 47 Jahre alt, starb er auf einer solchen Studienreise zu Paris am 20. December 1780. Er war wie sein Bruder unvermählt geblieben. – Heinrich Josef v. K., ein älterer Bruder des Ignaz v. K. war ebenfalls in österreichischen Staatsdiensten. Im J. 1710 zum Hofkammerconcipisten ernannt, wurde er 1718 Hofkammersecretär, 1723 Hofkammerrath und 1729 geheimer Referendar in militaribus. Schon seit dem Jahre 1713 in wichtigen Cameralangelegenheiten thätig, war er im J. 1748 Hofrath bei der k. k. Ministerial-Banco-Deputation.

Benutzt wurde außer den betreffenden Acten im kaiserl. und königl. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien: Arneth (Alfred), Prinz Eugen von Savoyen. Bd. III. Wien 1858. – Arneth (Alfred Ritter v.), Geschichte Maria Theresia’s. 10 Bde. Wien 1863–1880. – Wurzbach, Biographisches Lexikon, Thl. 12, Wien 1864 und die dort angegebene Litteratur. – Arneth (Alfred Ritter v.), Zwei Denkschriften der Kaiserin Maria Theresia. Wien 1871.– Arneth (Alfred Ritter v.), Briefe Maria Theresia’s an ihre Kinder und Freunde. 4 Bde. Wien 1881.