ADB:Kramp, Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kramp, Christian“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 31–32, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kramp,_Christian&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 21:11 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kramolin, Joseph
Band 17 (1883), S. 31–32 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian Kramp in der Wikipedia
Christian Kramp in Wikidata
GND-Nummer 116379073
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|31|32|Kramp, Christian|Siegmund Günther|ADB:Kramp, Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116379073}}    

Kramp: Christian K., Mathematiker, geb. den 10. Juli 1760 in Straßburg, † den 13. Mai 1826 in Straßburg. In seiner Vaterstadt genoß derselbe den ersten Unterricht und ebenda beendete er seine Universitätsstudien, welche in erster Linie der Medicin gewidmet waren. In Straßburg begann er auch zu prakticiren, doch siedelte er schon im Alter von 28 Jahren als Arzt nach Paris über und ward alsdann 1794 als Physikus und Lehrer der Geburtshülfe für das Fürstenthum Zweibrücken nach Meisenheim versetzt. 1796 ward er zweiter Physikus in Speier. Während seiner Wanderungen hatte K. nicht aufgehört, sich litterarisch bekannt zu machen; seiner Dissertation „De vi vitali arteriarum addita nova de febrium indole generali conjectura“ (Straßburg 1786) folgte ein Lehrbuch der Geburtshülfe und ein „Versuch, die Sterblichkeitstafeln durch einfache Gleichungen zu bestimmen“ (Leipziger Magazin 1787). Schon hieraus ist ersichtlich, daß K. stets exacte Methoden auf die Heilkunde anzuwenden suchte, wie denn Hindenburg auch von ihm erzählt, er habe die Physiologie des Blutumlaufes mathematisch und experimentell zu fördern gestrebt. Unter diesen Umständen, da Mathematik und Naturforschung ihn mehr und mehr anzogen, dachte er daran seinen alten Beruf aufzugeben, und nahm die Professur für Physik und Chemie an der Centralschule zu Köln an. Schließlich ward er ordentlicher Professor der Mathematik an der Universität seiner Vaterstadt und Correspondent der Pariser Akademie. [32] Mit den großen Geometern, welche während dieser Zeit an der Akademie wirkten, stand K. ausnahmslos auf freundschaftlichem Fuße. Seine Leistungen sind äußerst mannichfaltiger Natur. Er lieferte u. A. eine erweiterte und abgerundete Theorie der Kettenbrüche (Nova Acta Acad. Mogunt., 1799), bestimmte zuerst den Schwerpunkt des sphärischen Dreieckes (Hindenburg’s Archiv, 2. Bd.), erfand eine neue genäherte Auflösungsmethode für Zahlengleichungen („Equations des nombres“, Köln 1820) und verhalf der von Hindenburg reformirten combinatorischen Analyse zu raschen Fortschritten. Hauptsächlich vervollkommnete er die sogenannte Facultätenrechnung und machte von dieser eine geistvolle Anwendung auf die Berechnung des in der angewandten Mathematik so häufig auftretenden Integrales von e-t² dt. Gerade diese Untersuchungen erwiesen sich ihm nützlich, als er an die Lösung eines Problems ging, in welchem er selbst ausgesprochenermaßen die Hauptaufgabe seines Lebens sah, nämlich eine genaue Vorausbestimmung der astronomischen Strahlenbrechung. Seine „Analyse des réfractions astronomiques et terrestres“ (Leipzig und Straßburg 1798) bezeichnet denn auch in der That einen wesentlichen Fortschritt; unter Anderem ist darin die Construction eines neuen, zweckentsprechenden Manometers gelehrt. Erwähnung verdient nicht minder die zweibändige „Geschichte der Aerostatik“ (Straßburg 1784–86), in welcher jedoch nicht blos historische, sondern auch alle auf das Gleichgewicht und die Bewegung der Luftballons bezüglichen Fragen erörtert werden. Endlich wandte K. auch noch auf die mathematische Seite der Mineralogie großen Fleiß. Im Vereine mit Bekkerhin gab er eine „Krystallographie des Mineralreiches“ (Wien 1793) heraus. Die beiden Abhandlungen „Geometrische Analysis des Krystalles Hyodon“ (Hindenburg's Archiv, 2. Bd.) und „Sur la double refraction de la chaux carbonatée“ (Abhandl. d. Straßb. Societät, 1811) sind wesentlich dazu bestimmt, eine von derjenigen Hauy's abweichende Krystallphysik zu begründen. – In Kramp's Briefen, deren eine gute Anzahl vorliegt, spricht sich durchweg ein großes Selbstvertrauen, wo nicht eine gewisse Ruhmredigkeit aus, jedoch wird im Hinblick auf die vielen bedeutenden Schöpfungen des unermüdlichen Mannes darüber hinweggesehen werden können.

Meusel. G. T. – Zahlreiche Briefe und Originalmittheilungen in Hindenburg's „Archiv“ und dessen „Sammlung combinatorisch-analytischer Abhandlungen“.