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ADB:Kraus, Franz Anton

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Artikel „Kraus, Franz“ von Paul Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 68–70, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kraus,_Franz_Anton&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:59 Uhr UTC)
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Band 17 (1883), S. 68–70 (Quelle).
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Kraus: Franz Anton K. (auch Krauß, Krause genannt), von armen Eltern geboren am 19. Februar 1705 in dem nahe bei Ulm gelegenen Dorfe [69] Söflingen, wo von jeher allerhand Künstler zu Hause waren (nicht in Augsburg, wie Fiorillo und Lipowsky u. a. anführen), † zu Maria Einsiedeln in der Schweiz den 29. Juni 1752, lernte in Augsburg und war in seiner ersten Jugend Zimmermaler, bis man glücklicher Weise auf seine nicht geringen Fähigkeiten aufmerksam wurde und er durch Vermittelung eines vornehmen Gönners nach Venedig in die Schule des Joh. Bapt. Piazetta kam. Er ahmte die Art seines Meisters, zu dessen besten Schülern er mit Joh. Heinr. Tischbein jedenfalls zählte, bis zur Verwechselung nach und soll denselben mit der Zeit sogar übertroffen haben, verfiel aber dabei auch in dessen Fehler. Gleichwol darf er immer noch unter die bedeutenderen Meister des 18. Jahrhunderts gerechnet werden und verdient der absoluten Vergessenheit, in die er, wie so manche Maler der Zopfzeit beinahe gerathen, entrissen zu werden. Seine Zeichnung, besonders bei Händen und Füßen, ist sehr gut, sein Pinsel leicht, seine Züge fest, sein Colorit kräftig, aber viele seiner Gemälde sind, wie schon angedeutet, allzu schwarz gehalten und nachgedunkelt, wodurch er denselben mehr Kraft zu geben vermeinte; auch ist sein Colorit manchmal, wie bei Piazetta, etwas gelblich in Folge der zu vielen Verwendung von Auripigment und Beergelb, woher es auch kommt, daß manche seiner Gemälde sich nicht gut erhalten, sondern frühzeitig verbleichen und absterben. Von dieser Eigenthümlichkeit ließ er sich, eigensinnig, wie er war, trotz mancher Vorstellungen nicht abbringen; auch überschätzte er sich neben Unterschätzung anderer zuweilen gerne und hatte – ein verkanntes Genie – kein besonderes Glück. Er zählt – übrigens kein ungünstiges Zeugniß für ihn – zu den Malern, deren Werke mehr im Auslande als in der Heimath zu suchen sind. – Von Italien aus ging er nach Frankreich und zwar zuerst gen Paris, wo er nicht wenig malte, zog aber wieder von dannen, weil er die ihm gebührende Anerkennung nicht zu finden glaubte und wandte sich nach Langres, wo damals noch ein künstlerisches Leben herrschte und er einige Altargemälde lieferte, in der Hauptsache aber sich aufs Porträtfach verlegte, in welchem er mit Leichtigkeit und in allen Manieren, vorzüglich in Pastell arbeitete. Er fand viele Beschäftigung in den Schlössern bei Langres, mit der Zeit in der ganzen Champagne und der Franche-Comté, wo man vielfach noch die Spuren seines künstlerischen Schaffens finden kann. Dann ging er nach Dijon, wo er u. a. den Capitelsaal der leider während der Revolution beinahe ganz zerstörten Karthause mit sieben Scenen aus dem Leben der hl. Jungfrau ausmalte; sein Gemälde „Magdalena am Tische Simons des Pharisäers“ im Refectorium daselbst gilt als sein Meisterstück. Er fand aber seine Rechnung nicht dabei; verheirathet, wie er war, zog er arm, verschuldet, nach Lyon, wo er in der Notre-Dame-Kirche wieder Gelegenheit zur Ausführung eines umfassenden Werkes fand. Hier traf ihn der Ruf des Fürstabtes Nicolaus II. von Einsiedeln, welchem er 1745 nach einigem Aufenthalte in Bern folgte. Zuerst malte er in Einsiedeln gleichsam auf Probe das Blatt des Patrociniumsaltars binnen 6 Monaten um ca. 500 fl., welches zur Zufriedenheit ausfiel. Sodann entwarf er, zugleich in der Bildhauerei und Bildschnitzerei erfahren, zu Anfang des J. 1746 ein Modell für den Umbau des Chors; und am 6. April desselben Jahres schloß der Convent mit ihm einen Vertrag, wonach er den unteren Chor sammt Statuen und Bildern, Stuccatur- und Marmorarbeit und neben freier Station um 18000 fl. zu malen hatte. Außerdem wurden ihm für die Ausmalung des oberen sogen. Psallirchores 1000 fl. nebst entsprechender Gratifikation zugesagt. K. konnte natürlich die vielseitige Aufgabe nicht allein bewältigen und schloß zu diesem Behufe alsbald Separatverträge mit anderen Meistern ab, auf die er unter Vorbehalt der Oberleitung einen Theil des Werkes übertrug. Er machte sich durch tüchtige Schüler, namentlich durch Cölestin [70] Birchler und Nicolaus Weiß von Einsiedeln unterstützt, alsbald rüstig an seine Aufgabe, die größte seines Lebens und nahm zunächst die Fresken im neuen (unteren) Chor in Angriff, wo er zu Anfang Augusts 1746 bereits ein Stück, „Das Paradies“, im September desselben Jahres ein weiteres, „Sodoma“, trefflich fertig gestellt hatte. K. war aber viel kränklich und beim besten Willen nicht im Stande, die Ausmalung des Chores zu Ende zu führen; so mußte er denn 1748 eine fremde Hand zu Hülfe nehmen, welche er in dem bekannten Schnellmaler Balthas. Riepp von Kempten fand. Dieser erledigte dann auch seine Arbeit, bei welcher er hellere und lebhaftere Tinten anwandte, nicht blos in kurzer Zeit, sondern auch zur größten Zufriedenheit sowol von K., als der Conventualen. Kraus’ Leiden (Wassersucht) steigerte sich immer mehr; im December 1748 rang er mit dem Tode, genas aber auf einmal wieder, als die Noth am größten. – Zum Danke malte er für die Kirche in dem nahegelegenen Willerzell ex voto das den hl. Joseph darstellende Altarblatt. Seine wunderbare Genesung machte ihm neuen Muth und er malte rascher wie sonst, das riesige Choraltarblatt, die „Aufnahme Marias in den Himmel“, „so schön und kunstreich“, wie die zeitgenössischen Annalisten rühmen, wobei man nur bedauerte, daß es al fresco und nicht auf Leinwand gemalt war. Dieses Riesengemälde ist aber leider so gut wie nicht mehr erhalten; es wurde 1858 beinahe ganz von P. v. Deschwanden neu gemalt; blos eine Skizze des Originals ist noch im Stiftsarchive aufbewahrt. Daran hatte er indeß noch nicht genug, sondern malte gleich darauf in den Psallirchor das jetzt ebenfalls restaurirte Altargemälde „Christus am Kreuz“, ein herrliches Bild in mächtigen Dimensionen. Der gesammten übernommenen Aufgabe aber, insbesondere der Ausmalung des oberen Chores vermochte er, wie er wol einsah, krankheitshalber nicht mehr gerecht zu werden und so kam es, daß ihn auf einmal wieder die alte Wanderlust ergriff und er im Herbst 1749 nach Wien ging; dort wollte er noch ein Bild für den Rosenkranzaltar in Einsiedeln malen, ohne indeß dazu zu gelangen. Unerwartet kehrte er im April 1752 todtkrank nach Einsiedeln zurück, um hier seine Tage zu beschließen. Nur die Skizze zu dem – hernach durch Weiß ausgeführten – Gemälde vermochte er noch zu fertigen und die Madonna und das Jesuskind zu zeichnen. Dann legte er sich hin zum Sterben, viel zu frühe für seine Familie und die Kunst; begraben liegt er in der Benedictuskapelle auf dem Friedhof zu Einsiedeln. – Das Maß seines künstlerischen Könnens und Wissens ist jedenfalls der neue Chor der Stiftskirche zu Einsiedeln, da er nicht nur die architektonische Leitung, sondern auch die malerische, decorative und theilweise plastische Ausschmückung übernommen hatte.

Programm der Lehr- und Erziehungsanstalt zu Einsiedeln „der Stiftsbau“ das. von Dr. A. Kuhn, O. S. B., 1881 und handschriftliche Mittheilungen ebendaher.