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ADB:Krautwald, Valentin

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Artikel „Crautwald, Valentin“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 570–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krautwald,_Valentin&oldid=- (Version vom 2. Dezember 2024, 11:35 Uhr UTC)
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Crautwald: Valentin C. (Cratoaldus), Schwenckfeld’s Melanchthon, von bürgerlichen Eltern 1490 in Neisse geboren, † 1545 am 5. Sept., erhielt vom Bischof Johann Thurzo, dem freigebigen Förderer aufstrebender Talente, die Mittel zu höheren Studien, denen er mit großem Erfolge mehrere Jahre in Krakau oblag. Als Doctor in die Heimath zurückgekehrt, verlieh ihm sein Gönner, der Bischof, ein Canonicat in Neisse und ernannte ihn zum Notar in seiner Kanzlei; 1522 unterzeichnet C. eine Urkunde als protonotarius cancellariae episcopalis. Luther’s Auftreten gegen den Ablaß hatte auch in Breslau zündend gewirkt, und da Bischof Thurzo aus seinen Sympathien kein Hehl machte, ja selbst an Luther geschrieben hatte, so erklärt es sich leicht, wie sich unter seinen Augen gewissermaßen eine kleine evangelische Gemeinde bilden konnte, in welcher C. unzweifelhaft die erste Stelle einnahm. Schon 1521 war in diesen Kreisen die Messe anrüchig und vom Abthun derselben die Rede. Johann Heß stand noch schwankend im Hintertreffen, obschon er auf seiner Rückkehr aus Italien Wittenberg besucht und mit Luther und Melanchthon persönliche Verbindungen angeknüpft hatte. Alle Wittenberger Briefe an Heß brachten Grüße an C. Seine Gelehrsamkeit und namentlich seine gründliche Kenntniß des Griechischen bestimmten den evangelisch gesinnten Herzog Friedrich von Liegnitz, ihn 1523 zum Canonicus und Lector der Theologie an seine Stiftskirche in Liegnitz zu berufen; hier trat C. mit Schwenckfeld in inniges Freundschaftsverhältniß und ist nicht blos sein Lehrer im Griechischen, sondern überhaupt in der Theologie geworden. Von ihm rührt die wissenschaftliche Darstellung und Begründung der Schwenckfeld’schen Abendmahlslehre her, welche den in diesem Stücke unbeugsam auf seiner Meinung beharrenden Luther den Liegnitzern völlig entfremdete. Luther’s Antwort auf die ihm von C. 1526 zur Prüfung überschickte Schrift: „Collatio et consensus verborum coenae dominicae de corpore et sanguine Christi cum VI. capite Joannis evangelistae, item consideratio de verbo Dei, an sit in pane eucharistiae et aqua baptismatis? D. Valentino Cratoaldo auctore“, lautete abweisend; er verlangte unbedingte Unterwerfung. Von Luther aufgegeben und bald offen angegriffen, ließen C. und Schwenkfeld 1527 eine Vermahnung an den Breslauer Bischof Jakob von Salza ausgehn, in welcher sie ihn aufforderten, das rechte Mittel zwischen Papst und Luther herbeizuführen; sie ist natürlich erfolglos geblieben. Um seinen Landesherrn nicht zu gefährden, sah sich Schwenckfeld, gegen den von allen Seiten gewühlt wurde, 1529 genöthigt, das Land zu räumen. Zwar hielt [571] der Herzog an den bisher von ihm befolgten Principien vor der Hand noch fest, aber C. war zum Führer einer Partei durchaus nicht geschaffen und konnte nicht verhindern, daß nach und nach in das Luther’sche Fahrwasser eingelenkt wurde. Ein eigentliches Predigtamt war ihm nicht anvertraut und so brauchte er als Domherr „seiner Freiheit und redete mit seinen Büchlein oder schrieb etwas“. Seine Zurückgezogenheit war sein Schutz. Als Siegmund Werner, der letzte Freund Schwenckfeld’s, 1539 seines Dienstes entlassen wurde, war C. nahe daran, sein Schicksal zu theilen. „Mein Stuhl“, schrieb er an eine Freundin in Ulm, „stunde vorlängst ganz vor dem Thore und ich sollte im Alter wandern, wie es auch geschehn wäre, wo mein Herr und Gott mein nicht verschont hätte.“ C. ist unverheirathet geblieben und sicher in Liegnitz gestorben; die Chronisten haben, wahrscheinlich absichtlich, es zu melden unterlassen. Seine Schriften sind nicht umfangreich und bestehen meist nur aus wenigen Bogen; einige sind in Schwenckfeld’s Epistolar abgedruckt. Von seinen gelehrten Arbeiten sind seine „Adnotationes in 3 priora capita geneseos“, Argentor. 1530, von seinen ascetischen zwei zu nennen: „Von bereytunge zum sterben“, Breslau 1524 und „Der neue Mensch“, 1543, welche letztere Schrift mehrere Auflagen erlebt hat.

Liefmann, De fanaticis Silesiorum. Arnold, Kirchen- und Ketzergeschichte, Fortsetzungen und Erläuterungen S. 1275. Erhardt, Presbyterologie IV. 31 ff. Schneider, Ueber den geschichtlichen Verlauf der Reformation in Liegnitz. Programm 1860. Köstlin, Johann Heß im VI. Bande der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens, S. 97 ff. Luchs, Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters. Friedrich II. Herzog von Liegnitz und Brieg, S. 10 ff.