ADB:Krieger, Johann

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Artikel „Krieger, Johann“ von Philipp Spitta in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 459–460, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krieger,_Johann&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 07:32 Uhr UTC)
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Krieger *): Johann K. ist den 1. Januar 1652 zu Nürnberg geboren. Sein Vater war Bürger, Teppichmacher und Garnfärber daselbst. In der Musik, für welche K. von Kindheit auf große Begabung zeigte, wurde Heinrich Schwemmer, Dirigent des Kirchenchors zu St. Sebaldi, sein erster Lehrer. Im Clavierspiel unterwies ihn sodann Georg Caspar Wecker, Organist an derselben Kirche. 1670 soll K. seinem Bruder Johann Philipp K. nach Kopenhagen nachgereist und mit ihm zurückgekehrt sein. Er scheint sich an diesen dauernd angeschlossen zu haben, um unter dessen Leitung die Composition zu studiren. Er folgte ihm auch nach Baireuth und wurde um 1672 Hoforganist daselbst. Um 1677 brach zwischen den italienischen und deutschen Mitgliedern der markgräflichen Kapelle ein Zwist aus; er endete damit, daß sämmtliche Deutsche, und unter ihnen auch K., ihre Entlassung nahmen. K. weilte nun eine Zeit lang, mit kirchlichen Vocalcompositionen im strengen Stil beschäftigt, in Nürnberg, ging dann über Halle nach Greiz und wurde um 1678 Kapellmeister beim Grafen Heinrich I. daselbst. Als der Graf nach wenigen Jahren starb, eröffneten sich ihm, wol durch Vermittlung seines Bruders, Aussichten auf eine Anstellung am Hofe zu Weißenfels. Doch ehe dieselben sich verwirklichten, gewann ihn Herzog Christian von Sachsen-Gotha als Dirigenten seiner Kapelle in Eisenberg. Der Ruf seiner Tüchtigkeit hatte sich unterdessen so weit verbreitet, daß ihn 1681 der Rath der Stadt Zittau, ohne vorhergegangene Bewerbung und ohne daß K. in Zittau Verbindungen hatte, einlud, die erledigte Musikdirector- und Organistenstelle daselbst anzunehmen. Er that dies und setzte damit der Unruhe seines bisherigen Lebens ein Ziel. Fast 54 Jahre hat er in Zittau gelebt und gewirkt; sein Amt, das sich anfänglich nur auf die Johanniskirche beschränkte, wurde 1701 auch auf die dortige Klosterkirche ausgedehnt. K. blieb bis an den Tod geistig frisch und arbeitskräftig. Noch am 17. Juli 1735 hatte er seines Amtes gewaltet, am Tage darauf verschied er in Folge eines Schlagflusses. An künstlerischer Bedeutung [460] seinem Bruder Johann Philipp nicht ganz gleich, gehörte er doch zu den trefflichsten Musikern seiner Zeit. Eine Sammlung mehrstimmiger Arien, deren Texte der Zittauische Schulrector Weise verfaßt hatte, erschien 1684 unter dem Titel „Musikalische Ergetzlichkeiten“ und fand allgemeine und dauernde Anerkennung. Auch seine Kirchencantaten, die sich jedoch nur handschriftlich weiter verbreiteten, sind beachtungswürdig. Am freiesten aber entfaltete K. sein Talent als Claviercomponist. Er hat zwei Sammlungen Clavierstücke herausgegeben: „Sechs musikalische Partien“ (1697) und „Anmuthige Clavier-Uebung“ (1699). Wie letzteres Werk für die Entwicklung des Praeludiums und der Fuge, so ist ersteres für die Geschichte der Claviersuite von durchgreifender Bedeutung geworden. Aber nicht nur historische Bedeutung haben diese Compositionen, sondern einen absoluten, dauernden Werth, der auch von unserer Zeit wieder allgemein anerkannt werden wird, wenn wir erst gelernt haben die Musik des 17. Jahrhunderts gebührend zu beachten. K. steht als Claviercomponist mit Joh. Kuhnau ungefähr auf gleicher Höhe. Wie Seb. Bach einen gewissen Anschluß an diesen gewahren läßt, so Händel an jenen. Krieger’s „Anmuthige Clavier-Uebung“ befand sich unter den wenigen Musikalien, welche Händel aus Deutschland mit nach England nahm, und er hat es selbst ausgesprochen, daß er seinen Clavierstil zu einem guten Theile nach Krieger’s Arbeiten gebildet habe. K. hatte außerdem noch eine große Menge Partien, Choräle und Tonstücke anderer Gattung componirt und bei sich aufgespeichert, in der Erwartung, daß einer seiner Söhne sie nach seinem Tode herausgeben würde. Dies ist nicht geschehen und die Handschriften sind verloren gegangen.

Mattheson, Ehrenpforte. – Chrysander, Händel III, S. 211.

[459] *) Zu S. 165.