ADB:Kritzinger, Christian Wilhelm
[1] geboren wäre. Er ist der Verfasser einer deutschen Sprichwörtersammlung, die nach Umfang und Inhalt zu den bedeutendsten des 18. Jahrhunderts zählt. Das Werk, ein starker Quartband und von großer Seltenheit, erschien als „Nouveau Dictionnaire des Proverbes françois-allemand, Oder Neues … Sprichwörterbuch …“ Leipzig und Budissin bei Dav. Richter, 1743, und besteht aus zwei Theilen, dessen zweiter, deutscher, als Register zum ersten, französischen, dienender Theil um deßwillen für die Sprichwörterkunde nicht zu unterschätzen ist, weil er einen ungewöhnlichen, aus einer großen Anzahl deutscher Bücher geschöpften Reichthum von Redensarten, Anspielungen und Vergleichungen enthält, deren Gesammtzahl sich annähernd auf 4500 beläuft. Eine zweite Auflage erschien noch in demselben Jahre und in demselben Verlage, wobei einige Bibliographen, die das Buch nicht selbst gesehen, die scharfsinnige Bemerkung machen (Nopitsch, Litteratur der Sprichwörter, S. 109; vgl. auch Duplessis, Bibliogr. parémiologique, p. 490. 343), daß die erste zu Leipzig und die zweite zu Budissin erschienen sei; der Buchhändler und Verleger (sein Bildniß bei Roth-Schultz, Effigies, N. 50) besaß einfach neben seinem dortigen Geschäfte auch ein solches zu Leipzig.
Kritzinger: Christian Wilhelm K., Parömiolog. Sein Geburtsort ist unbekannt. Seit 1727 Actuar bei der Generalconsumtionsaccise zu Leipzig, ertheilte er nach 1747, wo er diese Stelle nicht mehr bekleidete, Unterricht in den neueren Sprachen. Er starb daselbst im Januar 1781, 92 Jahre alt. wonach er im J. 1661Friedrich Adolf Audemar K., der Sohn des vorigen, geb. zu Leipzig den 16. Nov. 1726. Derselbe, anfänglich gleichfalls Sprachlehrer, wurde später Buchhändler und Antiquar und starb den 13. Juli 1793. Er hat sich bei seinen Zeitgenossen als der Verfasser schmutziger Schriften, die er seit 1760 in eigenem Verlage erscheinen und meistens mit gefälschten Autornamen, wozu er die der geachtetesten Persönlichkeiten, wie u. a. des Consistorialraths J. Fr. [174] Danneil zu Quedlinburg, † 1772, und des Arztes Tissot, mißbrauchte, sowie mit fingirten Druckorten versehen (Scherzfeld, Amsterdam, An der Pleiße, Zürich, Straßburg, London etc.) erscheinen ließ, einen sehr berüchtigten Namen erworben und mit Recht haben die Litteraturzeitungen jener Zeit daran erinnert, daß ihm hierfür dieselbe Strafe gebührt, wie dem englischen Buchhändler Edmund Curl, † 1746, welcher wegen eines von ihm herausgegebenen Romans an den Pranger gestellt und zur Abschneidung der Ohren verurtheilt worden sei. Wir verzeichnen ohne weitere Bemerkungen die Titel einiger seiner Produkte, die unsaubersten verschweigend und auf die angegebenen Quellen, namentlich die N. Leipziger Litteratur-Zeitung; 1804, a. a. O. verweisend: „Leben der spanischen Gräfin von R. nebst zärtlichen Erzählungen“, London 1761, 1762; am Ende kündigt er als unter der Presse befindlich an: „Die scherzende Venus“, welches Buch auch in demselben Jahre als „Das Frauenzimmer oder die scherzende Venus in Begebenheiten nach der Mode“, Amsterdam, erschien; „Der Jüngling und die Schöne“, 1761; „Doris und Chloe, Zeitvertreib am Kaffeetisch von K.“, 1765; „Das Buch ohne Titel in Versen“, 1765; „Artige Modernitäten für Mannspersonen und Frauenzimmer curios zu lesen“, 1775; „Lustige Plaudereien Marots“, 1776.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ Kritzinger, Chrstn. Wilh. XVII 173 Z. 24 v. u. l.: im J. 1689 geboren (statt 1661). [Bd. 56, S. 397]