ADB:Köhler, Johann Bernhard
Reiske’s Schüler, seit 1766 außerordentlicher Professor der orientalischen Sprachen zu Kiel, seit 1770 ordentlicher Professor zu Göttingen, legte 1773 sein Amt nieder und lebte seinen Studien zu Lübeck bis 1781, zu welcher Zeit er Professor der griechischen und der morgenländischen Sprachen zu Königsberg ward. Von hier zog er sich 1786 wieder nach Lübeck zurück, wo er sich von juristischen Arbeiten kümmerlich nährte, bis er als orientalischer Korrektor in Basel ein Unterkommen fand, wo er 1802 gestorben ist. Von seinen Schriften verdienen Beachtung: Die mit Unterstützung von Reiske veranstaltete Ausgabe von „Abulfeda’s tabulae Syriae arabisch, lateinische Uebersetzung und erklärende Anmerkungen“, zuerst erschienen 1766, dann, mit Zusätzen von Reiske, wieder herausgegeben 1786. – Sodann die orientalistischen Abhandlungen in Eichhorn’s Repertorium für biblische und morgenl. Lit. und zwar „die Nachrichten von arabischen Geschichtschreibern“ (Bd. I. p. 60–82. II. p. 25–66. III. p. 261–284), und „observationes ad Elmacini historiam Saracenicam“ (Bd. VII, 133–164. VIII, 1–43. XI, 169–223. XIV, 59–127. XVII, 36–73), eine textkritische Arbeit, in der zugleich fehlerhafte Uebersetzungen des Erpenius verbessert werden. – Der biblischen Wissenschaft gehören an die „Kritischen Anmerkungen über die Psalmen“ (a. a. O. Bd. III, 1–84. IV, 96–128. V, 1–94. VI, 1–65. VII, 250–275. VIII, 227–268. IX, 47–99. X, 110–131. XIII, 95–158. XVIII, 117–149). Er prüft hier den massoretischen Text an den Abweichungen der Uebersetzungen und giebt bei dieser Gelegenheit eine fast vollständige Variantensammlung aus den alten Versionen. Aehnlicher Art ist die textkritische Arbeit in Bd. 2 p. 240–270. – Eine wichtige Abhandlung ist auch die „über die hebräischen Bibelhandschriften in Königsberg“ (a. a. O. XVI, 1–65). Es werden darin genau 2 Handschriften, die eine von der Rathsbibliothek, die andere von der kgl. Bibliothek [445] beschrieben, auch von beiden facsimilirte Schriftproben (zu p. 34) gegeben. Die erste hat spanischen, die andere deutschen Schriftcharakter. Auf p. 13–23 gibt K. eine Anzahl von Abweichungen an, welche die kleine Massora der ersten Handschrift von der der gedruckten Bibeln darbietet; auf p. 24–27 Varianten der Lesart und Vocalisation, auf p. 28–53 Varianten zum Onkelos. Die zweite Handschrift scheint weniger Werth zu haben, sie hat viel Auslassungen und Schreibfehler, einige ihrer Randbemerkungen werden auf p. 59–65 mitgetheilt. – Uebrigens sei darauf hingewiesen, daß K. in der Handschrift aus der Rathsbibliothek auch eine große Massora fand, die er aber ununtersucht gelassen hat (p. 12). Beiträge zur Exegese des A. T’s. lieferte K. in den Abhandlungen über das Siegeslied der Deborah (a. a. O. VI, 163–172. XII, 235–241), über Obadja (XV, 250–264) über Sprichwörter 7, 22–23 (XVI p. 117–120) und über das letzte Kapitel des Koheleth (XVI, 199–248).
Köhler: Johann Bernhard K., geb. zu Lübeck am 10. Febr. 1742, war im Arabischen