Zum Inhalt springen

ADB:Löffler, Friedrich Gottfried Franz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Löffler, Friedrich Gottfried Franz“ von Hermann Frölich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 102–105, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%B6ffler,_Friedrich_Gottfried_Franz&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 18:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Löffler, August
Nächster>>>
Löffler, Jacob
Band 19 (1884), S. 102–105 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gottfried Friedrich Franz Loeffler in der Wikipedia
Gottfried Friedrich Franz Loeffler in Wikidata
GND-Nummer 120538067
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|102|105|Löffler, Friedrich Gottfried Franz|Hermann Frölich|ADB:Löffler, Friedrich Gottfried Franz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120538067}}    

Löffler: Friedrich Gottfried Franz L., berühmter preuß. Militärarzt, geb. am 1. November 1815 zu Stendal, † am 22. Februar 1874 zu Berlin. Seine Erziehung genoß er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt und seit 1833 auf dem medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut zu Berlin. Am 1. April 1837 trat er als Subchirurgus in das Charitékrankenhaus und damit in den Heeresdienst ein. Am 9. September 1837 zum Doctor der Medicin promovirt, wurde er am 7. September 1847 zum Stabsarzt, bereits am 12. Mai 1849 zum Oberstabsarzt und am 9. November 1860 zum Generalarzt ernannt. Zu der letzteren ehrenvollen Stellung hatten ihn neben seinen ausgezeichneten Geistesgaben und dem regsten Fleiße wissenschaftliche Reisen und amtliche Theilnahmen an zahlreichen medicinischen Congressen in hohem Grade befähigt – Umstände, welche zugleich den Anlaß dazu abgaben, daß er am 15. März 1867 zum Subdirector des genannten Friedrich-Wilhelms-Instituts und am 12. October 1867 zum Professor der Kriegsheilkunde in den militärärztlichen Bildungsanstalten zu Berlin berufen wurde. Was seine Kriegsthätigkeit anlangt, so wurde er im Sommer 1864 (allerdings nach Beendigung der eigentlichen Operationen) als Armeearzt des vereinigten preußisch-österreichischen Feldheeres nach Schleswig-Holstein gesendet. Das J. 1866 sah ihn als Armeearzt der ersten Armee in Oesterreich, woselbst er den Gefechten bei Münchengrätz und der Schlacht bei Königsgrätz im Stabe des Prinzen Friedrich Karl beiwohnte. Der Feldzug 1870 führte ihn als Armeearzt der zweiten Armee in [103] den Stab des Prinzen Friedrich Karl zurück, und wohnte er den Schlachten am 16. und 18. August, der Belagerung von Metz, den Gefechten von Orléans und dem Gefechte von Le Mans bei. Seine litterarischen Leistungen sind sehr bedeutsamen Inhalts und von bleibendem Werthe für die Militärmedicin. Die ersten beiden im Druck erschienenen Arbeiten waren die für das Physikat geschriebenen: „Der Tod durch Ertrinken“, in Henke’s Zeitschrift für die Staatsarzneikunde, 47. und 48. Bd., 1844, und „Die Zinkpräparate und deren Grundstoff, das Zinkmetall vom staatsärztlichen Gesichtspunkte aus betrachtet“, im Magazin für die Staatsarzneikunde von Siebenhaar und Martini, 1844, 3. Bd., fleißige, mit der ersten Censur ausgezeichnete Leistungen. Bald wendete sich indessen L. der Journalistik zu. Bei seiner Richtung, welche sich mit einer schnellen Auffassung alles Neuen und Vortheil verheißenden verband, sehen wir ihn schon im J. 1847 in der Redaction der Zeitschrift für Erfahrungsheilkunst mit Dr. A. Bernhardi, Arzt in Eilenburg, welche Zeitschrift von 1847 ab zuerst in Eilenburg, dann in vier Jahrgängen bei Hirschwald in Berlin erschien. Seine Arbeiten, welche sich nur in den ersten drei Bänden finden, sind wesentlich therapeutischer Natur und beziehen sich namentlich auf die damals viel discutirte Rademacher’sche Methode. Mit dem dritten Bande (1850) scheint L. überhaupt aus den Beziehungen zu dieser Zeitschrift geschieden zu sein, welche schon mit dem fünften Bande zu erscheinen aufhörte. Nach seiner ganzen Individualität war dies auch weniger Löffler’s Gebiet, da er bei weit umfassendem Blick sich mit Vorliebe größeren allgemeinen Fragen der Staatsarzneikunde zuwendete und gleichzeitig diejenigen Fächer mit Vorliebe förderte, welche dazu dienen, den Postulaten dieses Theiles der ärztlichen Wissenschaft ihre Verwirklichung im öffentlichen Leben zu sichern. Einen interessanten Ueberblick über die verschiedenen Richtungen in der Medicin gewährt der Vortrag über die deutsche Medicin, welchen L. am 2. August 1848 am 54. Stiftungsfeste des Friedrich-Wilhelms-Instituts hielt. In demselben betonte L. auf das wärmste die damaligen Errungenschaften deutscher Wissenschaft. Während er in Rokitansky und Virchow Namen aufstellt, deren Arbeiten den Rückfall der Medicin in die Mystik verhindern werden, fordert er dringend eine activere Thätigkeit der behandelnden Aerzte, damit die Arzneiprüfungen der Specifiker und die Experimentalpathologie der physiologischen Aerzte zusammenfallen möchten. Von 1850–59 veröffentlichte L. keine größeren Arbeiten, indem ihn eine ausgedehnte praktische Thätigkeit in Frankfurt a. d. O. mehr als vollständig beschäftigte und ihm als behandelnden Arzt weithin Ruf und Vertrauen verschaffte. Um so rühriger trat L. von der Mobilmachung des J. 1859 ab als Schriftsteller auf. Noch während derselben erschien von ihm: „Grundsätze und Regeln für die Behandlung der Schußwunden im Kriege“. Dieses Buch bespricht die Behandlung der Schußwunden auf dem Schlachtfelde und im Feldlazareth nach den Maximen von Langenbeck und Stromeyer, um, wie in der Vorrede gesagt wird, jeden Militärarzt mit den Kernfragen der Kriegschirurgie und den allgemeinen Grundsätzen derselben vertraut zu machen. Diesem Zwecke hat auch das Buch, welchem außerdem wichtige Beiträge für den ärztlichen Dienst auf dem Schlachtfelde nach der damaligen Organisation (drei leichte und ein Hauptfeldlazareth pro Armeecorps) beigefügt sind, vollständig entsprochen. An diese kleinere Arbeit schloß sich unmittelbar ein größeres Unternehmen. Der Wunsch, ein militärärztliches Fachorgan zu besitzen, war unter den Militärärzten außerordentlich lebhaft, da es an einem Blatte fehlte, welches die wissenschaftlichen wie Berufsinteressen des Sanitätsdienstes vertrat. Was bisher in dieser Richtung existirt hatte, z. B. die Allgemeine Zeitung für Militärärzte, welche zu Braunschweig in vier Jahrgängen von 1843–47 erschienen war, hatte dem Bedürfniß theils nicht genügt, [104] theils aus äußeren Gründen keinen Bestand gehabt. L. unternahm es, mit dem jetzigen Generalarzt des 15. Armeecorps Dr. Abel, damals Stabsarzt am Invalidenhause zu Berlin, diesem Mangel abzuhelfen und eine neue Zeitschrift unter dem Titel „Preußische Militärärztliche Zeitung“ bei August Hirschwald herauszugeben. Der Erfolg des ersten Jahrgangs derselben, 1860, zeigte sofort, wie richtig dieses Unternehmen war. Da die Zeitung officielles Material erhielt und das ganze Unternehmen ein lebendiges Interesse bei allen Militärärzten fand, so war es sehr wohl möglich, das versprochene Programm zu halten, nach welchem die Zeitung: „Originalabhandlungen aus dem wissenschaftlichen, technischen und organisatorischen Gebiete des Militair-Medicinalwesens, Mittheilungen über das Militär-Medicinalwesen anderer Staaten, Berichte über Epidemien und einzelne Krankheitsfälle, soweit sie besonderes Interesse für den Militairarzt gewähren, ferner historische Notizen, Tagesereignisse, Nekrologe, Biographien, Anzeigen und Recensionen von Büchern“ zu bringen versprach. Die Reformwünsche der Militärärzte vertrat dieselbe in einer Anzahl von Aufsätzen, die namentlich aus Löffler’s Feder stammten, trug auch durch eine maßvolle Besprechung der anzustrebenden Ziele wesentlich zur Klärung der Ansichten auf diesem Gebiete bei. Der Statistik öffnete sie ebenfalls ihre Spalten und lieferte auf diesem Gebiete so bedeutende Arbeiten, daß Engel in seiner großen Abhandlung über die Gesundheit und Sterblichkeit in der preußischen Armee von 1846–69 sich dahin aussprach, daß mit ihrem Entstehen für militärsanitätliche Mittheilungen über die Armee eine neue, man könnte sagen glänzende Periode aufgegangen sei. Es würde zu weit führen, den Inhalt der drei Jahrgänge 1860–62 eingehender zu besprechen; wir können nur constatiren, daß es nicht nur unter den Militärärzten der preußischen Armee, sondern auch denen des Auslandes, großes Bedauern erregte, als in der letzten Nummer des Jahrg. 1862 die Redacteure (von denen unterdessen L. Generalarzt und Corpsarzt des vierten Armeecorps in Magdeburg und Abel Oberstabs- und Regimentsarzt des zweiten brandenburg. Grenadierregiments Nr. 12 in Frankfurt a. d. O. geworden war) erklärten, wegen der mit den räumlichen Entfernungen verbundenen Schwierigkeiten die Redaction der Zeitung nicht weiter fortführen zu können. Beide haben seitdem die Genugthuung gehabt, das von ihnen vertretene Programm in der deutschen militärärztlichen Zeitschrift, welche seit 1872 erscheint, wieder verwirklicht zu sehen. Zu Anfang des J. 1864 hatte L. Gelegenheit, sein energisches Interesse für die Sache der freiwilligen Krankenpflege durch einen Vortrag: Zweck und Bedeutung dauernder Hülfsvereine für verwundete und erkrankte Krieger, Vortrag in der Sitzung des leitenden Comités in der Provinz Sachsen am 5. April 1864, aufs neue zu beweisen und namentlich ein energisches Zusammenwirken aller Kräfte hervorzuheben. Das J. 1864, welches L. als Armeearzt nach Schleswig-Holstein führte, gab Veranlassung zu einer wenigstens im Druck unvollendet gebliebenen und trotzdem classischen Arbeit: „General-Bericht über den Gesundheitsdienst im Feldzuge gegen Dänemark 1864“, 1867. Leider ist nur der erste Theil erschienen und doch genügt derselbe, diese Arbeit als eine der vorzüglichsten der Kriegschirurgie zu kennzeichnen. Auf allerhöchste Anregung veröffentlichte L. ein Werk: „Das Preußische Militär-Sanitätswesen und seine Reform nach der Kriegserfahrung 1866“, erster Theil 1868, zweiter Theil 1869, welches auf Grund der amtlichen Quellen die Reformarbeiten mit ihren inneren Gründen darlegt und ein höchst werthvolles Document für die Organisationsbestrebungen auf diesem Gebiete für immer bleiben wird. In diesem vortrefflichen Buche, welches, wie alle Arbeiten von L., durch eine höchst schwungvolle Diction sich auszeichnet, sind die Prinzipien der Reform, mit Rücksicht auf statistische Ergebnisse, die Personal- und Materialfragen auf Grund sowol der Kriegserfahrungen, [105] wie der Verhandlungen während der Pariser Ausstellung auf das erschöpfendste besprochen, zugleich auch manches hervorgehoben, was damals noch nicht erreicht wurde. L. hat noch vor seinem Tode die Freude gehabt, den wichtigsten, damals noch unverwirklicht gebliebenen Theil der angestrebten Reform als Thatsache zu sehen, nämlich die Schöpfung des Sanitätsofficiercorps mit vorangehender Waffendienstzeit, wie sie die Allerhöchste Verordnung vom 6. Febr. 1873 gewährt hat. In gleichem Sinne, wie dieses Werk, ist auch die letzte gedruckte Arbeit von ihm gehalten, „Ueber die heutige Aufgabe der militärärztlichen Bildungsanstalten“, eine Rede zur Feier des Stiftungstages der militärärztlichen Bildungsanstalten am 2. August 1869. Dieselbe weist auf die Nothwendigkeit besonderer militärärztlicher Fachbildung hin, welche außer der ärztlichen Berufsbildung nothwendig sei und erfolgen müsse; sie spricht die Ueberzeugung aus, daß eine besondere Anstalt zu diesem Zwecke gewiß errichtet werden würde, sobald das Bedürfniß klar gestellt sei. Hiermit schließen Löffler’s litterarische Arbeiten, soweit sie im Drucke erschienen sind. Ueber den Feldzug 1870–71, in welchem er, wie schon erwähnt, als Armee-Generalarzt der zweiten Armee wieder einen ausgedehnten Wirkungskreis zu erfüllen hatte, war noch Nichts von ihm erschienen, doch konnte er die organisatorischen Erfahrungen in den Verhandlungen der Reformconferenz 1872, deren Präsident er war, zum Besten des Ganzen verwerthen. Alle diese trefflichen Arbeiten sind eingegeben von gründlicher Wissenschaftlichkeit, edler Begeisterung für das Wohl der Kranken und zugleich von dem wärmsten Interesse für die Lage des militärärztlichen Standes. Diese Eigenschaften und Seelenrichtungen vereinigten sich zu einer durchweg harmonisch-vornehmen Natur, welcher mit Erfolg nachzueifern nur den Besten des Standes vorbehalten bleibt.

W. Roth, Löffler etc., eine biograph. Skizze, in Berl. klin. Wochenschrift 1874, Nr. 12 Beil.