ADB:Lützow, Therese Freifrau von

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Artikel „Lützow, Frau v.“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 723–724, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%BCtzow,_Therese_Freifrau_von&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 17:25 Uhr UTC)
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Band 19 (1884), S. 723–724 (Quelle).
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Lützow: Frau v. L. (früher vermählte von Bacheracht, geb. von Struve), als belletristische Schriftstellerin bekannt unter ihrem Taufnamen: Therese. Geboren den 4. Juli 1804 in Stuttgart, woselbst ihr Vater Heinrich von Struve damals als k. russischer Legationssecretär angestellt war, kam sie schon als Kind nach Hamburg, nachdem ihr Vater 1814 den russischen Gesandtschaftsposten hier erhalten hatte. Dieser, ein wissenschaftlich hochgebildeter Mann, und im Fache der Naturkunde auch schriftstellerisch bekannt geworden, ließ seiner talentvollen Tochter eine sorgfältige Erziehung und Ausbildung zu Theil werden. Sie war als junges Mädchen und in noch höherem Grade noch viele Jahre später als Frau, eine Schönheit ersten Ranges, die glänzendste Zierde der ersten Gesellschaftskreise Hamburgs, sowol wegen ihres bezaubernden Aeußeren als wegen des Reizes ihres ebenso ungekünstelten als ungewöhnlich anziehenden Conversationstalents. Im Jahre 1825 verheirathete sie sich mit dem Staatsrath Robert von Bacheracht, k. russischen Legationssecretär und Generalconsul in Hamburg, eine Ehe, welche im Frühjahr 1849 aufgehoben wurde, worauf sie sich im August desselben Jahres mit ihrem Vetter, dem holländischen Obersten Freiherrn H. von Lützow vermählte, welchem sie sodann in seine Garnison nach Sorabaja auf Java folgte. Nach mehrfachen Reisen ins Innere von Java, gerade im Begriff, mit ihrem Gatten nach Europa heimzukehren, erkrankte sie in Batavia und starb daselbst den 16. Sept. 1852. Als Schriftstellerin ist sie in wenigen Jahren sehr fleißig gewesen. Mannigfaltige, auf Reisen im Süden Europa’s und im Orient, wie bei gelegentlichem Aufenthalte in St. Petersburg empfangene Eindrücke wußte sie zu schriftstellerischer Verwerthung geschickt zu benutzen. Seit dem Erscheinen ihrer von dem bekannten F. K. von Strombeck herausgegebenen „Briefe aus dem Süden“ (1841) veröffentlichte sie bis 1849 alljährlich Novellen und kleine Romane oder Reise-Erinnerungen. Für Charakterzeichnungen und Naturschilderungen besaß sie eine vorzügliche Beobachtungs- und anschauliche Darstellungsgabe. Außer oben angeführter Schrift gehören zu dieser Gattung noch „Menschen und Gegenden“ (1845), „Paris und die Alpenwelt“ (1847)[WS 1], „Eine Reise nach Wien“ (1848). Ihr letztes Werk, das im Manuscript vollendete [724] Tagebuch ihrer Reisen im östlichen Java, scheint ungedruckt geblieben zu sein. Von ihren, zur Gattung der sog. Salonromane zu zählenden Werken, welche bei ihrem Erscheinen von den alten und jungen Verehrern der geistvollen schönen Frau wohl etwas überschätzt worden sind, werden hervorzuheben sein: „Falkenberg“ (1842), „Lydia“ (1844), „Weltglück“ (1845), „Heinrich Burkart“ (1846), „Alma“ sowie „Sigismund“ (1848). Daß ihre Themata an die der Gräfin Ida v. Hahn-Hahn erinnern, kann kein Tadel sein. – Ein besonderes Verdienst erwarb sie sich (nach Angabe des Hamburger Schriftsteller-Lexikons I, 116) durch die anonyme Herausgabe der zu hohem Ansehen gelangten geistreichen Briefe W. v. Humbold’s an eine Freundin (Charlotte Tiede). Gedichte von ihr scheinen ungedruckt geblieben zu sein, nur einige mehr witzige als poetische Verse cursirten früher unter ihrem Namen, z. B. das bekannte Distichon auf gewisse Distichen in den Münchener Arkaden. Uebrigens hat sie auch manche französische Feuilletons für Pariser Blätter geschrieben. Das Taschenbuch Penelope für 1847 enthält ihr Porträt. Der folgende Jahrgang enthält ihre letzte Novelle „Stillleben“. Der neue Nekrolog der Deutschen, 30. Jahrgang Bd. II, S. 937, 938 hat aus dem Privatbriefe eines Deutschen in Batavia einen eingehenden Bericht über ihre letzten Lebenstage und ihren Tod mitgetheilt.

Vgl. Hamb. Schriftstellerlexikon, Bd. I, S. 115 ff. – Brockhaus’ Conversationslexikon, 11. Aufl. Bd. 9. S. 668.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schließende Klammer fehlt.