ADB:Lange, Max
Otto Spamer’s Verlag in Leipzig war, als dessen Mitinhaber, dann Haupt L., des Namensträgers Schwiegersohn geworden, jahrelang eine ausgedehnte und erfolgreiche Wirksamkeit entfaltet hat. So hat er auch zwei weitverbreitete Verlagsartikel der Buchhandlung Spamer herausgegeben: „Rothschild’s Taschenbuch für Kaufleute“ (1864–82) und „Die Welt der Jugend“ (1865 ff.), betheiligte sich übrigens auch energisch an der Redaction von Spamer’s umfänglichsten und breitest angelegten Unternehmen, dem „Buch der Erfindungen“ und dem „Illustrirten Conversationslexikon“. Außerdem veröffentlichte er auf Grund eindringlicher Studien „Kritik des geistigen Eigenthums“ (1858) und eine „Neue Denklehre“ (1889), dagegen mehr populären Zwecken dienstbar die Lebensbilder „Abraham Lincoln“ (1866) und „Kaiser Wilhelm der Große“ (1888), mit letzterer Titular unmittelbar nach des Herrschergreises Tode das spätere officielle Prädicat vorwegnehmend. Dem großen, weit ausgreifenden „Kaufmännischen Verein zu Leipzig“, als dessen erster Vorsitzender er lange Jahre geschickt waltete, widmete er eine so betitelte Monographie zum Viertelsäculum (1888). Besonders aber erwarb er Namen und Ehre in der Schachwelt. Lange’s Thätigkeit als Spielpraktiker, als Analytiker und Historiker des Schachs reichte gleich ausgezeichnet gerade über die zweite Hälfte des Jahrhunderts. Schon 1849 gründete er die „Magdeburger Schachzeitung“, die er mehrere Jahre redigirte. Seine „Kritik der Eröffnungen“ (1855) war für die moderne Analyse bahnbrechend. Es folgten ein „Lehrbuch des Schachspiels“ (1856, 2. Aufl. 1865), in mehrere Sprachen übersetzt, „Sammlung neuer Schachpartien“ (1857), „Handbuch der Schachaufgaben“ (1862), „Feinheiten des Schachspiels auf dem Gebiete der Composition“ (1865), die ausgezeichnete Schrift „Paul Morphy. Skizze aus der Schachwelt“ (1859, 1881, 1894 aufgelegt), die in aller Freunde Händen ist, „Der Meister im Schachspiel“ (1881). 1858–68 redigirte L. hingebungsvoll das publicistische Hauptorgan, die „Deutsche Schachzeitung“. Er erntete mit dieser litterarischen Vertretung des Schachwesens ebenso allgemeine Anerkennung wie in der Funktion als „Verwalter“ des „Deutschen Schachbundes“, die er, wol mehr für bittere als für frohe Stunden, noch 1894 nach Zwanzig’s Tode selbstlos auf seine Schultern nahm. Ein Nervenleiden, das 1896 den sonst zähen und ausdauernden Mann ergriff, fand in südlichen Curorten keine Linderung, warf aber auf die Führung der Bundesgeschäfte seinen Schatten. Das Schachspiel verlor mit L. und dem kurz vorher geschiedenen v. Heydebrand und der Lasa mächtigste Stützen und begeistertste Förderer, die deutsche Schachlitteratur in L. einen ihrer Väter und berufensten Vertreter. Die „Illustrirte Zeitung“, deren Schachrubrik L. von K. J. S. Portius’ (1797–1862) Tode bis zu Rich. Mangelsdorf’s Redactionsübernahme, von Mai bis Ende 1862 geleitet hat, sagt, bei ihrem Rückblick gelegentlich ihrer 3000. Aufgabe, Nr. 3203 (17. November 1904), S. 739, daß dieser „große Schachtheoretiker, einer der geistreichsten und fruchtbarsten Schachschriftsteller“, auf allen Gebieten des Schachspiels eine unermüdliche Thätigkeit entwickelt habe, und hebt „von seinen zahlreichen Werken hier nur das ‚Handbuch der Schachaufgaben‘ und ‚Paul Morphy. Skizze aus der Schachwelt‘ als besonders werthvolle Arbeiten“ hervor.
Lange: Max L., Schachschriftsteller und vielseitiger Litterat, geboren am 7. August 1832 zu Magdeburg, † am 8. December 1899 zu Leipzig, studirte seit 1852 zu Berlin, Halle, Jena und Heidelberg Mathematik, Theologie, vornehmlich aber Jurisprudenz und Philosophie, und promovirte zum Doctor in beiden letzteren Fächern. Auf den verschiedensten Feldern der Gelehrsamkeit und des Allgemeinwissens zu Hause, paßte L. so recht zum Mitleiter eines Instituts, wie es- [578] Nachrufe in allen deutschen Schachjournalen und vielen Tagesblättern (z. B. „Leipziger Tageblatt“ v. 10. Decbr., „Münchn. Neust. Nachr.“ v. 17. Decbr. 1899). – Nekrolog mit Bild Nr. 2946 der „Illustrirt. Ztg.“, S. 835 u. 847. – Lebensskizze Meyer’s Conversationslex. X, 1055 (ausführlicher Spamer’s Illustrt. Convers.-Lex. s. v.), wo die Bibliographie nur die Schachschriften nennt; diese ist auch unvollständig in Kürschner’s Dtsch. Litteraturkaldr. s. v. (noch brauchbar in dess. Jhrgg. XII u. XIII), wo auch L.’s Pseudonyme Mac Gleans und Max Godeck stehen. Anonymer Auszug Bettelheim’s aus Gottschall’s ausführl. Artikel, Biogr. Jahrbuch u. Dtsch. Nekrolog IV, 189. – Leipziger Erinnerungen des Unterzeichneten.