ADB:Laurent, Johann Theodor

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Artikel „Laurent, Johann Theodor“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 602–604, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Laurent,_Johann_Theodor&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:45 Uhr UTC)
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Laurent: Johannes Theodor L., Bischof, geboren am 6. Juli 1804 zu Aachen, † am 20. Februar 1884 zu Simpelveld (Holland) bei Aachen. Er machte seine Gymnasialstudien in Aachen und studirte dann von Herbst 1824 bis 1826 Theologie in Bonn. Von Haus aus streng kirchlich gesinnt und abgestoßen von dem an der Bonner theologischen Facultät und unter dem Erzbischof Grafen Spiegel in der ganzen Erzdiöcese herrschenden Hermesianismus, verließ er Bonn im Herbst 1826 und trat nach sechsmonatlichem Aufenthalte in Aachen, nach erlangtem Austritt aus der Kölner Erzdiöcese, Ostern 1827 in das Seminar von Lüttich ein, empfing wegen der dortigen Sedisvacanz die Subdiakonatsweihe und die Diakonatsweihe in Münster, die erstere am 22. März 1828 von dem damaligen Weihbischof Clemens August v. Droste, die letztere am 31. Mai 1828 von dem Bischof Caspar Max v. Droste, die Priesterweihe am 14. März 1829 in Namur von dem dortigen Bischof Oudenard. Als Priester der Diöcese Lüttich wirkte er hierauf während der nächsten zehn Jahre in ländlichen Orten dieser Diöcese in der Nähe von Aachen in der Seelsorge, 1829–1835 als Caplan in Heerlen (jetzt im holländischen Limburg), 1835–1839 als Pfarrer in Gemmenich (Belgien). Vom letzteren Orte aus nahm er lebhaften Antheil an den kirchenpolitischen Zeitereignissen und stand in der Zeit nach der Gefangennahme des Kölner Erzbischofs Clemens August v. Droste-Vischering mit Binterim in Bilk-Düsseldorf und Nellessen in Aachen in der ersten Reihe der Vertheidiger des Erzbischofs. Publicistisch betheiligte er sich an den Kämpfen insbesondere durch Artikel in dem Journal historique et littéraire de Liège, die große Beachtung fanden. Durch seinen Aufenthalt in dem belgischen Grenzorte in unmittelbarer Nähe Aachens war er in der Lage, einerseits beständig mit seinen Aachener Freunden zu verkehren, andererseits ungehindert die Berichte über die Kölner Angelegenheit und die Beschwerden über die angemaßte Verwaltung des hermesianischen Domcapitels und des Generalvicars Hüsgen an die Nuntiatur in Brüssel und durch diese nach Rom gelangen zu lassen. Von dem Brüsseler Nuntius Fornari für den zu gründenden Posten eines Apostolischen Vicars für Norddeutschland und die nordischen Missionen mit dem Sitz in Hamburg in Vorschlag [603] gebracht, wurde er am 17. September 1839 dazu ernannt mit dem Titel eines Bischofs von Chersones i. p. i. und am 27. December 1839 in der Cathedrale zu Lüttich von seinem bisherigen Diöcesanbischof Van Bommel zum Bischof consecrirt. Sein Amtsantritt wurde aber durch den Widerstand der betheiligten Regierungen verhindert. Im Mai 1840 kam er nach Rom, um dort das Weitere abzuwarten, und blieb daselbst bis December 1841. Am 1. December 1841 wurde er zum Apostolischen Vicar von Luxemburg ernannt, wo er am 30. Januar 1842 ankam. Von dem, was er zur Hebung des kirchlichen Lebens in den sechs Jahren seiner bischöflichen Amtsführung erreichen konnte, ist besonders die Gründung des Priesterseminars von Bedeutung, das Ostern 1845 eröffnet wurde. König Wilhelm II. von Holland als Großherzog von Luxemburg kam ihm mit Wohlwollen und Vertrauen entgegen; dagegen war das Verhältniß zu der luxemburgischen Regierung von Anfang an ein gespanntes; besonders kam es in der Schulfrage zu Conflicten. Endlich gelang es den Gegnern nach Ausbruch der Revolution vom Jahre 1848 in Luxemburg, deren Schuld ihm zugeschrieben wurde, ihn zu verdrängen; nachdem der holländische Gesandte in Rom seine Abberufung verlangt hatte, sprach der Papst diese am 8. April 1848 als eine vorläufige aus. L. verließ Luxemburg am 1. Mai; nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen, seine Rückkehr zu erreichen, legte er am 2. Juni 1856 sein Amt in die Hände des Papstes nieder. Seit 1848 lebte er in Aachen im Hause seines Bruders, des Stadtbibliothekars und Archivars Joseph Laurent. Regen Antheil nahm er hier an der Gründung klösterlicher Niederlassungen in Aachen, besonders an derjenigen des Klosters der Schwestern vom armen Kinde Jesu, deren geistlicher Director er wurde und in deren Kirche er an Sonn- und Feiertagen regelmäßig zu predigen pflegte. Nach der Vertreibung dieser Genossenschaft aus Aachen durch den Culturkampf zog er sich im September 1879 in das von derselben in dem benachbarten Simpelveld in Holland gegründete Kloster Loreto zurück, um hier seine letzten Lebensjahre zuzubringen.

Während seiner Amtsführung in Luxemburg verfaßte L. den „Größeren Katechismus der römisch-katholischen Religion für das apostolische Vikariat in Luxemburg“ (Luxemburg 1847; 2. Aufl. 1860; 3. Aufl., „… für das Bisthum Luxemburg“, 1879). Von seinen in Aachen seit 1849 gehaltenen Predigten veröffentlichte er eine Reihe von Bänden: „Jesus Christus, die „Wahrheit, der Weg und das Leben“ (Cöln und Neuß 1850); „Die zeitlichen Segnungen des Christenthums für die menschliche Gesellschaft“ (ebenda 1851); „Die heiligen Geheimnisse Mariä, der jungfräulichen Gottesmutter“ (Bd. I und II, Mainz 1856; Bd. III, 1870, auch unter dem Titel: „Mariologische Predigten oder die Geheimnisse, Gnaden und Tugenden Mariä der jungfräulichen Gottesmutter“); „Christologische Predigten“ (2 Bde., Mainz 1860); „Hagiologische Predigten oder Lobreden auf die lieben Heiligen Gottes“ (2 Bde., Mainz 1866–1871). Sein letztes und wohl sein bestes und vollendetstes Werk ist: „Das heilige Evangelium unseres Herrn Jesu Christi nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes übersetzt und erklärt. Ein Handbuch für katholische Laien“ (Freiburg i. Br. 1878).

Karl Möller, Leben und Briefe von Johannes Theodor Laurent, Titularbischof von Chersones, Apostolischer Vicar von Hamburg und Luxemburg (3 Theile, Trier 1887–1889, mit Porträt). – Histor.-polit. Blätter, 99. Bd. 1887, S. 546–560, 659–673, 754–766; 101. Bd. 1888, S. 422–434; 103. Bd. 1889, S. 442–454 (P. Majunke, nach dem Werke von Möller). – O. Foesser, Johannes Theodor Laurent, … und seine Verdienste um die katholische Kirche in Deutschland (Frankfurt a. M. [604] 1890; = Frankfurter zeitgemäße Broschüren, N. F. Bd. XI, Heft 5). – Zur Erinnerung an den Hochwürdigsten Herrn Johannes Theodor Laurent … (Aachen 1884). – W. Kreiten, Eine Episode aus Bischof Laurent’s Leben; Stimmen aus Maria-Laach, 29. Bd. 1885, S. 25–39. – Peters im Kirchen-Lexikon von Wetzer und Welten, 2. Aufl., Bd. VII (1891), Sp. 1518–1523. – J. J. Hansen, Lebensbilder hervorragender Katholiken des 19. Jahrh., 1. Bd. (Paderborn 1901), S. 89–102, mit Porträt.