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ADB:Lieberkühn, Philipp Julius

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Artikel „Lieberkühn, Philipp Julius“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 577–578, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lieberk%C3%BChn,_Philipp_Julius&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 06:56 Uhr UTC)
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Lieberkühn: Philipp Julius L., Schulmann, geb. im August 1754 in dem Städtchen Wusterhausen in der Mark, † zu Breslau am 1. April 1788. Vorgebildet auf der Schule zu Neu-Ruppin, bezog L. im J. 1771 die Universität zu Halle, um Philologie zu studiren. Außer den alten Sprachen betrieb er auch die neueren eifrig, besonders das Französische und Englische und benutzte auch jede Gelegenheit, um sich in der Musik weiter auszubilden. 1776 kam er nach Ruppin zurück, um die Erziehung der Kinder des Justizraths Nöldechen zu übernehmen. Wie im nächsten Jahre die Schule zu Ruppin neu eingerichtet wurde, erhielt er eine der ersten Lehrerstellen der Anstalt und erwarb sich bald den Ruf eines ausgezeichneten Schulmannes. Als die Akademie zu Padua aus der Stiftung des Grafen Carlo Bettoni einen Preis auf die beste Beantwortung der Frage: „Welches sind die besten Mittel, in den Herzen der jungen Leute, die zu hohen Würden oder zum Besitze großer Reichthümer bestimmt sind, Menschenliebe [578] zu erwerben und zu erhalten?“ ausschrieb, hatte L. das Glück, die von ihm eingesendete Abhandlung (gedruckt in dessen kleinen Schriften, S. 434–513) mit dem Preise gekrönt zu sehen. Durch diese Auszeichnung, noch mehr durch seine erfolgreiche Wirksamkeit als Lehrer und Pädagog erwarb er sich einen so geachteten Namen, daß er, nachdem er schon früher einen Ruf nach Halberstadt und einen zweiten nach Halle abgelehnt hatte, nach dem Tode des Rectors Arletius den Antrag erhielt, die Leitung des Elisabethen-Gymnasiums zu Breslau zu übernehmen. Er folgte dem Rufe im Juli 1784, aber seine energische Thätigkeit daselbst dauerte nicht volle vier Jahre, da er schon von Ruppin die Keime eines unheilbaren Brustleidens mitgebracht hatte. Daß er die Neuerung einführte, die nicht selten scharfen Censuren der abgehenden Schüler in den Jahresberichten der Schule bekannt zu machen, war ein Mißgriff, der ihm manche Feinde zugezogen hat; trotzdem wurde sein frühzeitiger Tod in Breslau allgemein bedauert. Außer der oben genannten Preisschrift verfaßte er einen „Versuch über die anschauende Erkenntniß, als ein Beitrag zur Theorie des Unterrichts“, Züllichau 1783, und lieferte verschiedene Beiträge zur „Allgemeinen Litteraturzeitung“ und zu den „Schlesischen Provinzialblättern“. Seine Schulreden, von denen die über die gute Laune des Schulmanns, über den Werth der öffentlichen Erziehung, über die Vortheile und Nachtheile der großstädtischen Schulen eine besondere Hervorhebung verdienen, sind in Lieberkühn’s „Kleinen Schriften“ gesammelt, die Gedike herausgegeben hat, Züllichau und Freystadt 1791. Eine mit vielem Geschick abgefaßte lateinische Uebersetzung von Campe’s Robinson erschien nach seinem Tode (Züllichau 1789) und erlebte vier Auflagen.

Lebensbeschreibung von Joh. Stuve und Fr. Gedike in Lieberkühn’s Kleinen Schriften, S. 514–55.