Zum Inhalt springen

ADB:Lochner, Joachim

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lochner, Joachim“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 68–69, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lochner,_Joachim&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 02:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 19 (1884), S. 68–69 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand September 2013, suchen)
Joachim Lochner in Wikidata
GND-Nummer 119745879
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|68|69|Lochner, Joachim|Jakob Franck|ADB:Lochner, Joachim}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119745879}}    

Lochner: Joachim L., Stammvater einer Buchdruckerfamilie zu Nürnberg in den drei letzten Jahrhunderten, über dessen, sowie seiner Nachfolger und deren Theilhaber äußeres oder Familienleben jedoch nur sehr wenig bekannt ist. Als Gründer der Officin erscheint von 1570–82 Joachim L., welcher zugleich eine Verlagsbuchhandlung betrieb. Im letzteren Jahre folgte ihm bis 1610 Christoph L., der von 1588–1602 in Gemeinschaft mit Johann Hoffmann arbeitete und beide, die sich auf einigen Altorf’schen Disputationen auch als „Typographi Academici“ bezeichnen, veröffentlichten neben deutschen und lateinischen auch mehrere griechische Drucke. Des letzteren Verhältnisse sind ebenso unbekannt, wie die seines Gesellschafters, Christophs Symbolum aber war eine Säule, gegen welche einerseits der Wind bläst, andererseits Blitz und Hagel losstürmt, an der dritten die Wasserwogen anschlagen und an der vierten ein Mann mit Graben sich beschäftigt, mit der Schrift: Fulminis et venti vim spernit aquaeve colossus | aereus: ingenuus talis amicus erit. Von 1614–27 tritt Ludwig L. auf. Er ist um deswillen bemerkenswerth, weil er im J. 1618 auch zu Wertheim im Großherzogthum Baden beschäftigt war. Hier hatte sich nämlich zu Anfang des 17. Jahrhunderts zwischen dem Grafen Ludwig von Löwenstein und dem Bischofe Julius von Würzburg ein langwieriger Streit über die Wertheimischen Lehensverhältnisse erhoben und der Bischof unter anderen im J. 1607 einen „Bericht wegen der dem Grafen Ludwig neu angesetzten Lehen und deßwegen entstandener Irrungen“ ausgehen lassen. Zum Drucke eines Gegenberichts wurde nun Ludwig L. nach Wertheim berufen, wo er 1618 einen dicken Folianten herstellte unter dem Titel: „Wohlgegründeter Gegenbericht auf den von hochfürstl. wirzburgischen Räthen wider die Herren Graven zu Löwenstein und Wertheim ausgesprengten vermeinten Bericht“, welchem Buche man wegen seiner unrichtigen Angaben in Würzburg den Titel „Wertheimisches Lügenbuch“ beilegte. Mit ihm gemeinschaftlich arbeiteten von 1618 an Johann Friedrich Sartorius, der [69] dann noch bis 1646 für sich allein eine Officin besaß, sowie, wenn man dies aus dem gleichen Buchdruckerzeichen schließen darf, eine Zeit lang auch Simon Halbmaier, der zugleich Buchführer war. Dieses Zeichen aber war eine Weltkugel, auf dieser mit einem Fuße stehend ein Adler, der in seiner rechten Klaue ein offenes Buch und im Schnabel einen Lorbeerkranz trägt; die Umschrift lautet: Gloria virtute paratur. Halbmaier war geboren den 25. März 1587 und starb den 9. October 1632, sein Bildniß findet sich bei Ernesti a. a. O. Bl. 93b. Die Officin nebst Buchhandlung gelangte endlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an Johann Christoph L. (geb. am 23. Septbr. 1653) und hierauf an dessen Bruder Leonhard Christoph L., nachdem sie allmählig in Verfall gerathen war und zeitweise ihre Arbeiten ganz eingestellt hatte, bis sie in den J. 1689-1719 einen neuen Aufschwung nahm. Im ersteren Jahre hatte nämlich Melchior Gottfried Hain des Leonhard Christoph L. einzige Tochter zur Ehe bekommen und mit ihr auch des Vaters Druckerei. Ein Schlesier von Geburt, nach Geßner a. a. O. S. 102 aus Oberdamna, eine Oertlichkeit, vermuthlich allzu unbedeutend, als daß sie Ritter in sein „Geographisch-statistisches Lexikon“ aufnehmen wollte, war er ein sehr geschickter und fleißiger Mann, der, so lange er lebte, auf die ganze Officin und ganz besonders auf die Correctur eine gute Aufsicht hielt, bis er den 26. Mai 1719 starb und die Werkstätte seiner eigenen Tochter hinterließ, welche sie noch in demselben Jahre an Johann Andreas Lochmann verkaufte. Von den im Laufe von fast 150 Jahren aus dieser Druckerei hervorgegangenen oder verlegten Büchern heben wir die nachfolgenden als die bemerkenswerthesten hervor, wobei wir auch die gekürzten Titel einiger jener gerade zu Nürnberg auch in anderen Officinen so zahlreich erschienenen sogen. „Neuer Zeitungen“ anführen. Im Verlage von Joachim L. erschienen u. a. Hans Sachsens Gedichte, zweites Buch 1570, drittes Buch 1577, viertes Buch 1578, fünftes Buch 1579, sämmtlich in Folio. Die Werkstätte des Christoph L. erzeugte neben anderen: „Gemini Elementa Astronomiae, interprete Edone Hilderico“ 1590, 8°; „L’ABC avec plusieures prières“, 1591, 8°, und „Gründtliche vnd Warhafftige Newe Zeittung, von einer vnerhörten Mißgeburt …“, 1599, Großfolioblatt, und die des Ludwig L.: „Fünfferley warhafftige vnnd erschröckliche Newe Zeittungen …“, 1623, 4°; Marq. Freheri Verisimilium libri II“, 1628, 4, und „Persii Satyrae cum notis Bondii“, 1631, 8°. – Ein Buchdrucker Erhard L. (Weller, Ann., II., 480) erscheint zu Dillingen 1627. Daß schließlich mit diesen Druckern nicht, wie es von einigen älteren Bibliographen geschehen ist, verwechselt werden dürfen der Nürnbergische Drucker Leonhard Lechner um 1579 und noch viel weniger der Frankfurtische Drucker Martin Lechler 1563–85 (den Geßner a. a. O., II, 35, sogar Lochler nennt), sei hier nebenbei bemerkt.

Ernesti, Buchdruckerei, Bl. f 4a–f 4b, g 3a–g 3b, Geßner, Buchdruckerkunst, II, 90, 102. Clessius, Elenchus, I. 526. Goedeke, Gr., I. 343–345. Weller, Ann., I. 286, 287; II. 60, 367, 443, 444, 447, 451, 452, 480. Rothscholtz, Icones bibliopol., II. No. 27.