ADB:Roth-Scholtz, Friedrich
Dr. G. Beyer daselbst, an dessen Tisch er theilnahm, über Thomasens Vernunft- und Sittenlehre Vorlesungen zu hören. Im J. 1706 kam er nach Nürnberg, wo er zunächst in der Zieger’schen, später auch in der Rüdiger’schen und in der Endter’schen Buchhandlung thätig war, bis er 1716 nach dem Tode des Buchdruckers J. D. Tauber daselbst Geschäftsführer und später auch Besitzer der Tauber’schen Buchhandlung ward. Den eigenen umfangreichen Verlag vermehrte er 1718 durch Ankauf der Verlagswerke von C. C. Neuenhansen in Nordhausen, auch legte er in dem gleichen Jahre in Altdorf eine Filiale der Tauber’schen Buchhandlung an, wofür ihm die damalige Universität in einem besonders rühmlichen Attest ihren Dank ausdrückte. Ein außergewöhnliches Verdienst um die Hochschule in Altdorf erwarb sich R. ferner dadurch, daß er nicht nur seine sämmtlichen Verlagsartikel, sondern auch mehr als 400 gebundene noch nicht vorhandene Werke der Universitätsbibliothek zum Geschenk machte, sowie ein Capital von 100 Gulden stiftete, dessen Zinsen dazu dienen sollten, alle drei Jahre ein werthvolles Werk der Bibliothek einverleiben zu können. Zur Leitung der Altdorfer Zweigfirma hatte R. 1719 Benjamin Wedel in die Handlung aufgenommen, während er selbst das Nürnberger Geschäft führte. Ein Jahr später heirathete R. die jüngste Tochter seines Vorgängers Tauber, Anna Maria mit Namen, und Wedel ehelichte die ältere Maria Magdalena. Beide widmeten nun den gemeinsam betriebenen Buchhandlungen eine ersprießliche Thätigkeit, in der sich aber R. ganz besonders auszeichnete. Unter den vielen von ihm bis zu seinem Todesjahre verlegten Werken (nach Schwetschke’s Codex nundinarius ca. 230) nimmt das von ihm herausgegebene „Vitae Professorum Altorf.“ wohl den ersten Platz ein. Neben seiner geschäftlichen Wirksamkeit ist auch noch die große Anzahl von Arbeiten auf litterarischem Gebiet ein hervorragendes Verdienst Roth Scholtz’s. Nach Will, der R. als einen kenntnißreichen, strebsamen Mann schildert, ihn aber als ungemein eitel und eingebildet bezeichnet, „weil er sich stets für einen Gelehrten gehalten wissen wollte und sich nicht oft genug in Kupfer stechen lassen konnte“, hat R. nicht weniger als 70 Werke verfaßt und herausgegeben. Bedeutende Kosten und vielen Eifer verwandte er auf gemeinnützige Sammelwerke von Biographieen, Kupferstichen, Münzen und dergl. Nachdem im Jahre 1725 in Commission der Tauber’schen Buchhandlung J. L. Blanck’s „Bildnisse berühmter Künstler, Buchhändler, Buchdrucker und anderer Männer, welche sich sowohl in als außerhalb Deutschland verdient gemacht, I. Theil“ erschienen war, gab R. ein Werk „Icones bibliopolarum et typographorum de republica literaria bene meritorum“ in 3 Theilen (Nürnberg 1726–1742) heraus, das 131 gestochene Porträts mit kurzen [347] biographischen Notizen enthält. Ferner brachte er 1730 eine Sammlung „Thesaurus symbolorum ac emblematum, i. e. insignia bibliopolarum et typographorum ab incunabulis typographiae ad nostra usque tempora“. Dieses ungemein werthvolle Werk umfaßt 508 benannte Signete, als Einleitung lateinische Abhandlungen über Signete von J. C. Spörl, G. A. Weinhold und C. Mino, sowie eine lateinische Beschreibung der verschiedenen Tauber-Roth-Scholtz’schen Signete vom Herausgeber selbst. Durch ein 1765 in Altdorf erschienenes doppeltes Register hat das schöne Werk für die Geschichte der Typographie an Werth und Brauchbarkeit sehr gewonnen. Als Unterlage zu demselben hat R. vermuthlich „G. Draudii Discurs. typogr. cum praecip. typogr. insignibus“ (Francof 1625) benützt. Auf dem Gebiete der Biographie veröffentlichte R. außer den schon genannnten „Vitae Prof. Alt.“ im Jahre 1725 auch einen in 3 Theilen erschienenen „Beytrag zur Historie derer Gelehrten“, während auf dem Felde der Bibliographie seine „Bibliotheca chemica, oder Catalogus von Chymischen Büchern, darinnen man alle die jenigen Autores findet, die von dem Stein der Weisen, von Verwandlung der schlechten Metalle in bessere, von Berckwercken, von Mineralien … und was sonsten zu denen drey Reichen der Natur gehöret, geschrieben haben, und in der Roth-Scholtzischen Bibliotheque verhanden (so!) seyn. Samt einigen Lebens-Beschreibungen berühmter Philosophorum ans Licht gestellt“. Nürnberg und Altdorff 1727. (Mit Frontispice, darin Roth-Scholtz’s Portrait) hervorgehoben zu werden verdient. Als eine erwähnenswerthe Thatsache sei jetzt, wo nach dem Buche von Fr. Metz (Darmstadt 1835) das nur sehr dürftiger Natur ist, endlich eine „Geschichte des Buchhandels“ (Bd. I von Fr. Kapp, Leipzig 1886, Bd. II bearbeitet von A. Koch) erscheint, darauf hingewiesen, daß R. der erste war, der eine Geschichte der Buchhändler zu veröffentlichen beabsichtigte. Er hatte unterm 24. October 1718 ein Circular an die Buchhandlungen erlassen, worin er um Einsendung der Verlagskataloge, sowie um andere Notizen ersuchte, um ein Werk unter dem Titel „Kurtzer Versuch zur Alten und Neuen Historie der Buchhändler, worinnen nicht allein des Buchhandels Löbl. Anfang, glücklicher Fortgang und gegenwärtiger Zustand kürtzlich beschrieben wird; sondern auch die Herrn Buchhändler welche jetziger Zeit die Frankfurter und Leipziger Messen besuchen, nebst ihren dahin mitbringenden Verlagsbüchern, vorgestellet und angemercket werden“. Der erste Band sollte die Verlagskataloge sämtlicher deutschen, ein zweiter die der ausländischen Buchhändler bringen (ein Plan, der auch erst 1882 durch A. Russell in Münster zur Ausführung gebracht wurde); doch erweiterte R. seinen Plan später dahin, daß auch umfängliche Biographien Aufnahme finden, und Bildnisse in Folio beigefügt werden sollten. Es sind jedoch nur Fragmente erschienen, nämlich die als Anhang in Ch. Schöttgen’s „Historie derer Buchhändler, wie solche in Alten und Mittleren Zeiten gewesen“ (2. Auflage, Nürnberg und Altdorff 1722) mitgetheilte „Kurtze Nachricht von der Tauberischen Buchhandlung in Nürnberg und Altdorff, von A. 1639 bis A. 1722. Als eine Probe, aus dem kurtzen Versuch zur Alten und Neuen Historie derer Buchhändler, darinnen so wol der Nutzen, als auch die Fehler des Buchhandels, deutlich sollen gezeiget werden“; ferner als Anhang zu der von R. 1727 herausgegebenen Dissertation D. W. Moller’s de typographia eine „Kurtze Nachricht von dem Leben und Fatis Hans Lufft’s“. Roth-Scholtz’s Signet stellt ein Lamm dar, auf dessen Stirne ein Stern, eine Fahne tragend, darauf die Worte: „Fidelis Redemtor Salvabit“; sein Motto lautete: „Patitur et liberat“. R. stand mit den meisten Gelehrten seiner Zeit in Briefwechsel; er starb am 15. Januar 1736 im Alter von nicht ganz 49 Jahren. Noch sei erwähnt, daß in seiner Vaterstadt Herrnstadt ein Samuel R., vermuthlich ein [348] jüngerer Bruder des Nürnberger Buchhändlers, ungefähr 1719–1730 eine Buchdruckerei im Besitz hatte.
Roth-Scholtz: Friedrich R., Buchhändler zu Nürnberg und Altdorf, war am 17. September 1687 zu Herrnstadt in Niederschlesien geboren, wo sein Vater, Johann Roth, Gewehrhändler und Rathsverwandter war. Derselbe hatte die Tochter Anna Hedwig des berühmten Theologen Friedrich Scholtz, der Superintendent zu Wohlau war, geheirathet, weshalb sich der Sohn den Doppelnamen beilegte. R. besuchte der Reihe nach die Schulen seiner Vaterstadt, zu Steinau an der Oder, zu Stroppen und zu Breslau. Anfänglich wollte er sich gelehrten Studien hingeben, wurde aber durch mancherlei Hindernisse genöthigt, diesen Plan aufzugeben und widmete sich nun dem Buchhandel. Er kam im Jahre 1699 zu Ehrenfried Günther in Breslau in die Lehre, von wo aus er sich nach beendigter Lehrzeit 1704 nach Leipzig wandte, um hier eine Stelle in der Joh. Grossischen Buchhandlung einzunehmen und zugleich bei- Baader, Lexikon bair. Schriftsteller I, 2. S. 181–186. – Will, Nürnberger Gelehrten-Lexikon 1757 III, 402–410. – Heumann, Conspectus Reip. liter. – Bouginé, Handbuch 1789 IV, 648. – Fränckische Acta Erudita III, 517. – Sagius VI, 311. – Wetzel IV, 417. – Roth-Scholtz, Insigne N. 242, 248, 386. – Archiv für Geschichte d. dtsch. Buchhandels 1878, I, 2, 3 u. s. w.