ADB:Lossius, Lucas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lossius, Lucas“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 220–221, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lossius,_Lucas&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 10:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 19 (1884), S. 220–221 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Lucas Lossius in der Wikipedia
Lucas Lossius in Wikidata
GND-Nummer 117221406
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|220|221|Lossius, Lucas|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Lossius, Lucas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117221406}}    

Lossius: Lucas L., eigentlich Lotze, unter dem ersten Rector des Lüneburger Johannei, Hermann Tulichius, der fünfte, aber berühmteste „Collega“ dieser Anstalt, war am 18. October 1508 zu „Fack“ (Vacia Veckerhagen) an der Weser unterhalb Münden in der Landgrafschaft Hessen als Sohn eines kleinen Landbauern geboren. Dem Bruder seiner Mutter dankte der zu früh geborene, schwach gebliebene Knabe seine Erziehung zu den Wissenschaften, da jener den vorher in den Schulen zu Münden und Hessen-Oldendorf nothdürftig unterrichteten mit sich nach Göttingen nahm und ihn nach gutem Unterricht im Latein und geringem im Griechischen auf die ihm bekannte Stadtschule in Lüneburg brachte, wo er bis zum Ausbruch des „englischen Schweißes“, 1529, blieb. Er [221] ging von dort nach Herford, wo er von Rudolf Moller und Jacobs Montanus reines Latein lernte, dann ein Jahr nach Münster zu Johannes Aelius, Johannes Glandorp, Antonius Tunicius; von dort nach Leipzig, und da nach einem halben Jahre die Pest ausbrach, nach Wittenberg mit Empfehlungsbriefen seines Oheims an Melanchthon. Mit Empfehlungen Luther’s und Melanchthon’s kam er im Sommer 1532 wieder nach Lüneburg zu Urbanus Rhegius, dem er zuerst als Abschreiber diente. 1533 kam er an das Johanneum; als Tulich 1540 starb und Johannes Bathelius aus Koesfeld Rector wurde, ist er sofort in die zweite Stelle befördert, hier bildete er ausgezeichnete Lateiner in einer Art von katechetischem Unterricht in der Grammatik. Als Bathelius 1565 starb, blieb L. in seiner Stelle, das Rectorat erhielt Albert Lenicerus, wie es scheint nach dem Wunsche jenes; eine Berufung als Professor der Theologie durch Christian III. nach Kopenhagen hatte er schon vorher abgelehnt; in den letzten Jahren war er emeritirt und starb am 8. Juli 1582. Seinen Ruhm dankte er dem festen Eintreten für die Unterrichtsmethode seines Lehrers Melanchthon; Philippicae disciplinae γνήσιος wird er genannt; ebenso waren seine grammatischen, theologischen und musikalischen Werke berühmt, am meisten aber die lateinischen Poesien seines Alters. Er schrieb: „Erotemata Dialecticae et Rhetoricae Melanchthonis et praeceptionum Erasmi de utraque copia“; „Quaestiones adjectis argumentis, doctrinis et solutionibus objectionum“, die als Schulbuch gebraucht wurden; „Annotationes in Grammmaticam Philippi Melanchthonis“,; „Erothemata musicae practicae“, dazu eine „Psalmodiae, veteris Ecclesiae cantiones sacras et chorales comprehendens“, zu der Melanchthon ein lobendes Gedicht verfaßte; „Annotationes in Evangelia dominicalia et festorum“, ebenso zu den Episteln, speciell zum Römerbrief, und zu den Psalmen. Auch ein deutsches Trostbuch gegen die sieben Todfeinde wird erwähnt. Von seinen Gedichten erschienen die „Epithaphia principum, ducum etc.“ 1580 in Wittenberg; der „Index Lunaeburgensis“ ist sehr selten; am berühmtesten ist die 1566 in Frankfurt edirte Sammlung „Lunaeburga Saxoniae“, für die lüneburgische Special- und Personalgeschichte jener Zeit nicht zu entbehren. So konnte er mit Recht „sydus olim radiantissimum scholae Johanneae Luneburgensis“ (v. Westphalen, Mon. ined. III, 1099) heißen. 1581 dichtete er sich selbst ein Epitaph; aus diesem und der Rostocker Rectoratsrede des Lucas Bacmeister, De Luca Lossio (Rost. 1586, 4°) stammen alle Nachrichten über ihn. Er hinterließ drei Söhne, alle Lehrer: Johannes (1603 Subconrector am Hamburger Johanneum), Hieronymus und Lucas, der 1590 als Rector Scholae zu Bardewick vorkommt. Von seinen drei Töchtern war eine an Thomas Mauwer (s. d.) verheirathet. – Justus Lossius, 1563 zweiter Rector der Michaelisschule in Lüneburg und schon seit 1549 dort Lehrer der Poetik, wird von L. selbst sein naher Verwandter genannt. Sein Oheim und Gönner Johannes Heine war bis 1517 erster Lehrer der Johannesschule in Lüneburg und führte 1516 als Cantor zuerst die Figuralmusik dort in die Johanniskirche und in die Stadt ein; 1517 war er als Begleiter zweier Patrizier Töbing in Leipzig und in Wittenberg, als Luther die Thesen anschlug, hörte Luther und Melanchthon, zog sich aber, obwol ihrer Lehre zugeneigt, zu stillen Studien ins Franziskanerkloster zu Göttingen zurück. Nach 1583 starb er in Stadthagen. Lossius’ Psalmodie hat O. Kade dem mecklenburgischen Cantional zu Grunde gelegt.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 221. Z. 6 v. u.: Ueber Lossius’ Lehrmethode vgl. jetzt W. Görges, Lucas Lossius, ein Schulmann des 16. Jahrhunderts. Lüneb. 1884, 4° (Jubil.-Progr.). [Bd. 20, S. 748]