Zum Inhalt springen

ADB:Mülich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mülich“ von Rudolf Bergau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 490–491, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BClich&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:09 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Muelich von Prag
Nächster>>>
Mülich, Hektor
Band 22 (1885), S. 490–491 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
OFF in der Wikipedia
GND-Nummer 138958947
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|490|491|Mülich|Rudolf Bergau|ADB:Mülich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138958947}}    

Mülich oder Mühlich, Nürnberger Rothgießerfamilie.

Peter M. der Aeltere wurde gegen das Jahr 1460 zu Nürnberg geboren, arbeitete als Geselle in der Werkstatt des Rothgießers Hermann Vischer des Aelteren, heirathete um 1488 dessen Tochter Martha, erwarb das Meisterrecht und arbeitete dann selbständig. Von seinen Werken ist nichts bekannt.

Peter M. der Jüngere, ein Sohn des Vorigen, wurde gegen 1490 zu Nürnberg geboren und ging, nachdem er das Meisterrecht erlangt, ohne Zweifel mit besonderer Genehmigung des Raths seiner Vaterstadt, um 1523 nach Zwickau, wo er im Dienste des Kurfürsten Friedrich des Weisen und seiner Nachfolger als Stückgießer mit 50 fl. Gehalt und ein Winterhofkleid angestellt wurde. Das Metall für seine Güsse wurde ihm geliefert. Als Gießerlohn erhielt er 3½ fl. pro Centner. In den Jahren 1547–1554, während der Gefangenschaft seines Herrn, blieb er nicht nur ohne Gehalt, sondern verlor durch den Krieg auch sein Hab und Gut – sein verlorenes Gießzeug schätzte er 300 fl. werth – und wurde sogar aus der Stadt getrieben. Zur Entschädigung bekam er im J. 1554 die Verwaltung und freie Nutznießung des Gutes Tanneck, im Amte Eisenberg gelegen, welches dann ihm und seiner Frau auf Lebensdauer verschrieben wurde. Im J. 1557 wurde er wegen Leibesgebrechlichkeit seines Dienstes entlassen, erhielt neben dem Gute Tanneck noch 40 fl. Pension, Sommer- und Winterkleidung, 2 Malter Korn und 1 Malter Gerste. In welchem Jahre er gestorben, [491] ist nicht bekannt. Er goß für seinen Herrn Geschütze. Eins derselben, „Der Löwe“, mit der Inschrift „Peter Mülich hat mich gosen 1523“ versehen, befindet sich im Artilleriemuseum zu Paris. Dasselbe ist mit noch zwei anderen, ebenfalls inschriftlich als Werke Mülich’s bezeichnet, nach älteren Abbildungen im Zeugbuche Kaiser Karl V. in dem vom Germanischen Museum zu Nürnberg herausgegebenen Werke „Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen“, Tafel 13–15 dargestellt. Im J. 1533 goß er zu Torgau eine große Büchse, welche den Namen „Claus Narr“ erhielt, wofür er 3 fl. pro Centner Gießerlohn erhielt. Auch goß er Glocken und Epitaphien. Von letzteren sind zwei, welche inschriftlich als seine Werke bezeichnet sind, bekannt, nämlich: das Epitaph der im J. 1535 im 17. Lebensjahre gestorbenen Margarethe, Tochter des Kurfürsten Johann des Beständigen und des in demselben Jahre gestorbenen fünf Wochen alten Prinzen Johann Ernst, dritten Sohnes des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen. Beide bestehen aus einer zu 0,75 × 1,12 Meter großen Tafel mit Inschrift, Wappen und Ornament und befinden sich jetzt im Chor der Stadtkirche zu Weimar an der Wand befestigt. Sie tragen beide die Inschrift: „Dies Werk hat gemacht Peter Mülich zu Zwickau 1536“. Ohne Zweifel sind noch mehr von seinen Werken erhalten und werden auch gefunden werden, wenn man darnach sucht.

Kuntz M., wahrscheinlich ein Bruder des Vorigen, scheint in Nürnberg gearbeitet zu haben, denn es sind von ihm zwei Grabmäler in Bamberg erhalten: nämlich in der Sepultur des Toms die Grabplatte des im J. 1541 verstorbenen Domherrn Reymer v. Streitberg, auf welcher der Verstorbene ganz en face, den Kelch in der Hand, sein Wappen an den Füßen, unter einem Rundbogen stehend, dargestellt ist, rings umgeben mit einer umlaufenden Inschrift und vier Wappen in den Ecken und ein kleines Epitaph zum Andenken an Endres Fockler in der Michaeliskirche, bestehend in einer Inschrifttafel 0,55 Meter breit, 0,35 Meter hoch, welche von einem mit Ornamenten umgebenen Wappen bekrönt ist. Beide Werke sind ganz handwerksmäßig behandelt und ziemlich roh in ihrer Durchbildung.